Lieber Humphrey,
[1] 70cm dicke Mauern
Wir haben hier 50…80cm dicke Mauern, aus Feldsteinen geschichtet (wie ein Trockenmauerwerk) und mit Lehm verfüllt. Ich habe einen Heizungsfachmann gefragt, ob ich isolieren soll, und er hat mir abgeraten. Wenn die Mauern trocken sind, haben sie einen k-Wert nahe einem Doppelschalen-Mauerwerk, was freilich nicht Minergie-Standard ist.
Wir leben jetzt seit zwanzig Jahren hier und sind mit der damaligen Entscheidung sehr zufrieden. Sie sollten sich aber bewusst sein, dass Sie die Räume dauernd beheizen müssen, die Wände also im Winter nicht auskühlen dürfen. Sie wirken dann wie ein Kachelofen und puffern Ihre Heizung; es entsteht ein eigenes Komfort-Gefühl. Wir mussten die Böden sanieren und haben Bodenheizung eingebaut - ein ganz heisser Tip!!!
[2] Feuchtigkeit
Erst in der Zwischenkriegszeit hat man angefangen, das aufsteigende Mauerwerk gegen das Fundament abzudichten. In alten Häusern haben Sie darum immer aufsteigende Feuchtigkeit, die in den Zimmern aus den Wänden austritt und zu Ablagerungen von Salpeter führt. Isolierende Anstriche oder Putze sind nur Symptombekämpfung, das Wasser steigt dann einfach höher. Eine Wurzelbehandlung zB durch Zementinjektionen ins Fundament ist unbezahlbar. Wir haben an den schlimmsten Orten eine hinterlüftete (!) Vormauerung (Ytong, Rigips) gemacht, im übrigen hilft natürlich Lüften und Heizen gegen den Feuchte-Geruch am besten.
Wenn Sie in moderne Wohnungen kommen, stehen jetzt überall diese Luftbefeuchter. So etwas brauchen wir nicht, unsere Mauern saugen das Wasser aus dem Boden und verbessern das Wohnklima. Sie sehen, man kann es auch von der anderen Seite sehen…
[3] Eine Innen-Isolierung (zer-)stört das Klima im Haus: Die Wände verlieren ihre Fähigkeit, Wasser und Wärme zu speichern, es findet kein Dampfausgleich mehr statt, das Haus wird steril.
Eine Aussen-Isolierung ist darum immer besser als eine Innen. Aber oft ist das nicht möglich (Denkmalschutz, Veränderungen an der Fassade), ausserdem sollten Sie das einem Spezialunternehmen überlassen (Kosten).
Ich würde wohl so vorgehen: Lassen Sie die Wände vorerst, wie die sind. Dämmen Sie zuerst das Dach und die Kellerdecke, das sind neben den Fenstern die grössten Wärmelöcher in der Aussenhaut.
[3] Verputzen
Sie schreiben nicht, warum Sie innen den Putz abgeschlagen haben, es ist also schwierig für mich, zu den Wänden etwas zu sagen. Wenn Sie neu verputzen, achten Sie auf rauhe und atmungsaktive Putze auf Kalkbasis und mikroporöse Farben (Acryl). Unsere Vorgänger haben zT Isolierputze und Vinyl-Tapeten (mit den Roller aufgetragen) hinterlassen - es war eine sehr mühsame Arbeit, das alles herunterzuholen…
[4] Zuschüsse
Im Moment reiten die Regierungen gern auf der Öko-Welle und bezuschussen energiesparende Massnahmen an Häusern. Die Verhältnisse in DE kenne ich nicht, hier in Frankreich gibts Steuergutschriften. Die sind allerdings verhängt mit der Arbeitsbeschaffung, werden also nur ausgerichtet, wenn Sie einen Handwerker beauftragen.
Das soll fürs Erste genügen. Wenn Sie weiter diskutieren wollen, mache ich gerne mit. Benutzen Sie die folgende Adresse:
[email protected]
Wenn Sie unser Haus sehen wollen, gehen Sie nach
http://Puydorat.fr
Wir vermieten über diese Seite unsere Ferienwohnung, es hat viele Bilder, auch vom Umbau.
Für Ihre weitere Arbeit bon courage und beste Grüsse:
Peter BICKEL Puydorat FR 24140 Campsegret