Wie gut ist die Isolation einer 70cm starken Wand

Hallo,
ich habe ein altes Haus geerbt. Ich habe den gesamten Innenputz entfernt und bin jetzt am überlegen, wie`s weitergehen soll. Die Aussenmauern haben eine Stärke von ca. 70cm ! Der Aussenputz ist ok. Eine Mauer im Innenbereich ist etwas feucht. Die Fenster sind als Gewölbe gemauert.
Meine Fragen:

  1. Wie ist die Isolation einer 70 cm starken Aussenmauer aus zum teil Granitsteinen/Feldteinen/gebrannten Volltonziegeln zu bewerten?
  2. Ist eine Innenisolation sinnvoll und wenn ja, welche?
  3. Wenn ich nur innenverputze, mit welchen Putz? Isolierputz?
  4. Gibt es für sowas einen Zuschuss?

Lieber Humphrey,
[1] 70cm dicke Mauern
Wir haben hier 50…80cm dicke Mauern, aus Feldsteinen geschichtet (wie ein Trockenmauerwerk) und mit Lehm verfüllt. Ich habe einen Heizungsfachmann gefragt, ob ich isolieren soll, und er hat mir abgeraten. Wenn die Mauern trocken sind, haben sie einen k-Wert nahe einem Doppelschalen-Mauerwerk, was freilich nicht Minergie-Standard ist.
Wir leben jetzt seit zwanzig Jahren hier und sind mit der damaligen Entscheidung sehr zufrieden. Sie sollten sich aber bewusst sein, dass Sie die Räume dauernd beheizen müssen, die Wände also im Winter nicht auskühlen dürfen. Sie wirken dann wie ein Kachelofen und puffern Ihre Heizung; es entsteht ein eigenes Komfort-Gefühl. Wir mussten die Böden sanieren und haben Bodenheizung eingebaut - ein ganz heisser Tip!!!
[2] Feuchtigkeit
Erst in der Zwischenkriegszeit hat man angefangen, das aufsteigende Mauerwerk gegen das Fundament abzudichten. In alten Häusern haben Sie darum immer aufsteigende Feuchtigkeit, die in den Zimmern aus den Wänden austritt und zu Ablagerungen von Salpeter führt. Isolierende Anstriche oder Putze sind nur Symptombekämpfung, das Wasser steigt dann einfach höher. Eine Wurzelbehandlung zB durch Zementinjektionen ins Fundament ist unbezahlbar. Wir haben an den schlimmsten Orten eine hinterlüftete (!) Vormauerung (Ytong, Rigips) gemacht, im übrigen hilft natürlich Lüften und Heizen gegen den Feuchte-Geruch am besten.
Wenn Sie in moderne Wohnungen kommen, stehen jetzt überall diese Luftbefeuchter. So etwas brauchen wir nicht, unsere Mauern saugen das Wasser aus dem Boden und verbessern das Wohnklima. Sie sehen, man kann es auch von der anderen Seite sehen…
[3] Eine Innen-Isolierung (zer-)stört das Klima im Haus: Die Wände verlieren ihre Fähigkeit, Wasser und Wärme zu speichern, es findet kein Dampfausgleich mehr statt, das Haus wird steril.
Eine Aussen-Isolierung ist darum immer besser als eine Innen. Aber oft ist das nicht möglich (Denkmalschutz, Veränderungen an der Fassade), ausserdem sollten Sie das einem Spezialunternehmen überlassen (Kosten).
Ich würde wohl so vorgehen: Lassen Sie die Wände vorerst, wie die sind. Dämmen Sie zuerst das Dach und die Kellerdecke, das sind neben den Fenstern die grössten Wärmelöcher in der Aussenhaut.
[3] Verputzen
Sie schreiben nicht, warum Sie innen den Putz abgeschlagen haben, es ist also schwierig für mich, zu den Wänden etwas zu sagen. Wenn Sie neu verputzen, achten Sie auf rauhe und atmungsaktive Putze auf Kalkbasis und mikroporöse Farben (Acryl). Unsere Vorgänger haben zT Isolierputze und Vinyl-Tapeten (mit den Roller aufgetragen) hinterlassen - es war eine sehr mühsame Arbeit, das alles herunterzuholen…
[4] Zuschüsse
Im Moment reiten die Regierungen gern auf der Öko-Welle und bezuschussen energiesparende Massnahmen an Häusern. Die Verhältnisse in DE kenne ich nicht, hier in Frankreich gibts Steuergutschriften. Die sind allerdings verhängt mit der Arbeitsbeschaffung, werden also nur ausgerichtet, wenn Sie einen Handwerker beauftragen.

Das soll fürs Erste genügen. Wenn Sie weiter diskutieren wollen, mache ich gerne mit. Benutzen Sie die folgende Adresse:
[email protected]

Wenn Sie unser Haus sehen wollen, gehen Sie nach
http://Puydorat.fr
Wir vermieten über diese Seite unsere Ferienwohnung, es hat viele Bilder, auch vom Umbau.

Für Ihre weitere Arbeit bon courage und beste Grüsse:
Peter BICKEL Puydorat FR 24140 Campsegret

Hallo,
so pauschal und einfach ist das nicht zu beantworten. Da sollte doch schon mal ein Energieberater hinzugezogen werden.
Die jetzige Wand hat einen U-Wert von ca. 1,4 W/m²K.
Als innengedämmte Wand sollte sie nachher lt. Energieeinsparverordnung 0,35 W/m²K haben. Diesen Wert erreicht man theoretisch z.B. mit einer Perlite-Dämmplatte von Knauf (http://www.perlite.de/produkte/tectem.html) mit 10 cm Stärke. Allerdings müssten ja auch die Fensterleibungen usw. damit gedämmt werden, um keine Wärmebrücken zu erreichen. Hier müsste also ca 10 cm Mauerwerk entfernt und durch die Dämmplatte ersetzt werden, was nicht funktioniert. Außerdem müssten auch angrenzende Deckenbereiche sowie Bereiche der Inenwände, wo diese die Außenwände berühren, mitgedännt werden. Ich rate hier zum Aufbringen einer Außendämmung aus Styropor oder Mineralwolle. Dies ist viel effektiver. Staatliche Förderungen durch die KfW-Bank gibt es zur Zeit für Einzelmaßnahmen keine, nur für eine energetische Gesamtrenovierung. Auch hierfür brauchen Sie die Mithilfe eines Energieberaters.
MfG JM

Vielen Dank.
Wie haben Sie die Vormauerung gemacht? Ich denke da an 5cm dicke Porenbetonplatten. Aber ist den das auch stabil? Die wände sind sehr uneben. Soll ich vielleicht zwischen Vormauerplatte und Wand mit Kalkzement verfüllen? Den Putz hab ich abgeschlagen wegen eines Wasserschadens im Obergeschoss und auch weil er ziemlich unregelmäßig und schon locker war.
Viele Grüße nach France

Vielen Dank.
Ich denke jetzt an 5cm dicke Porenbetonplatten (innen). Aber ist den das auch stabil? Die Wände sind sehr uneben. Soll ich vielleicht zwischen Vormauerplatte und Wand mit Kalkzement verfüllen? Den Putz hab ich abgeschlagen wegen eines Wasserschadens im Obergeschoss und auch weil er ziemlich unregelmäßig und schon locker war.
Viele Grüße

Porenbeton-Platten gibts in verschiedenen Dicken genau für diese Anwendung. Platten vom Boden isolieren (Plasticstreifen oä). Zur bestehenden Wand wenigestens fünf Zentimeter Luft lassen. Zwischen Vormauerung und Wand regelmässig Porenbetonstücke einkleben. Es gibt auch spezielle Haken zu diesem Zweck. Zum Hinterlüften unten und oben einige Lüftungsschlitze heraussägen und mit Gittern abschliessen. Vormauerung spachteln und tapezieren (Rauhfaser), dann mikroporöse Acrylfarbe streichen.

Unsere Vormauerung besteht aus 5cm Ytong-Platten.Sie steht auf dem Versäuberungsbeton im Erdgeschoss und geht über zwei Stockwerke, ist also etwa sechs Meter hoch. Einziges Problem: ich habe die Tragbalken der Zwischendecke, welche durch die Vormauerung gehen, zu gut verspachtelt. Sie haben sich verzogen und die Vormauerung hat Risse bekommen. Also genug Raum lassen und dauerelastisch verschliessen.

Bitte für weitere Fragen per Mail stellen!! Gruss Bickel

Da ich bei meiner Anmeldung einen Fehler gemacht habe(suche selber Antworten zu Thema Altbausanierung),kann ich dir da nicht helfen,aber ich würde sagen Dämmung ist nie verkehrt.Bei 70cm Wänden ist die Frage wann du die kosten dafür,durch Heizersparniss wieder rein hast.

Die Vorgaben der EnEV 2009 müssen Sie schon einhalten.
Mit der von Ihnen genannten Maßnahme erreichen Sie diesen Wert nicht. Es darf kein Hohlraum zwischen Außenwand und Vorsatzschale sein. Ich rate nochmals dazu, einen Energieberater mit ins Boot zu nehmen, bei einer fehlerhaften Innendämmung haben Sie schnell ein Schimmelproblem.
Gruß JM

Danke für die Info.
Warum darf kein Hohlraum dazwischen sein?
Ich werde jetzt einen Energieberater kontaktieren, die Sache ist mir jetzt doch zu heikel.
Gruß
humphrey

Wenn durch offene Fugen feuchte Innenraumluft zur kalten Außenwand durchdringt, kann dort Tauwasser ausfallen und es kann sich Schimmelpilz bilden.
Gruß JM

Hallo,

ich habe vor 6 Jahren ein Bauernhaus gekauft und renoviert. Baujahr im ältesten Teil 1920 (Wandstärke 48 cm, Fachwerk, Gefachverfüllung mit Feldsteinen und Ziegelbruch ), im jüngsten Teil 1960 (Wandstärke 30 cm, doppelte Wandschale aus gebrannten Ziegeln ). Auf Rat meines Architekten habe ich auf jegliche zusätzliche Dämmung innen und außen verzichtet - und es noch keine Sekunde bereut. Wir brauchen im Winter sagenhaft wenig Heizung und im Sommer ist es innen immer sehr angenehm. Allerdings korrespondiert das Haus sehr mit seiner Umgebung, d.h. z.B. daß - wenn es außen lange Zeit naß ist - auch innen die Luftfeuchtigkeit merklich ansteigt.
Wir haben festgestellt, daß das unserer Haut sehr gut tut - mein Mann hatte früher immer Hautprobleme, doch die sind seit 5 Jahren wie weggeblasen. Zufall … ? Ich glaube nicht.
Wegen der nassen Wand ein Tipp : Dach kontrollieren ! In den alten Bauernhäusern wurde immer viel von Laien „repariert“, bei mir mit dem Ergebnis festgenagelter Ziegel, bei denen dann natürlich über Jahrzehnte Wassertropfen durch die Nagellöcher sickerten, und fehlender Abscheiderbleche an den Giebeln, denn deren Sinn erschließt sich dem Laien ja nicht sofort, und deshalb ist Wasser direkt in die Wand geleitet worden, das 2 Etagen tiefer (!) eine Wand einnässte. Das hätte ich ohne Fachmann nie entdeckt !
Ein fehlendes Blech ersetzt und 2 Wochen später war die Wand trocken ! ( Alternative : Gleich Ortgangziegel setzen )
Zuschüsse gibt es für alles mögliche, auch regional unterschiedliche. Da mußt Du Dich vor Ort erkundigen. Ich hab´ drauf verzichtet, weil es mit so hohen Auflagen verbunden war, daß mich alles trotz Zuschuß viel teurer gekommen wäre.

Gruß von
Moni

Hallo,
warum wurde der Innenputz denn überhaupt entfernt…?

  1. Eine Natursteinmauer hat keine besonders gute Isolierwirkung. Das Gegenteil ist der Fall. Als Faustregel gilt je schwerer und dichter ein Material um so schlechter der Isolierwert. Allerdings ist ein Tonziegel z. B. ein gutes Wärmespeichermedium. Wenn er die Wärme erst einmal gespeichert hat hält er sie auch lange. Die Speicherung gelingt aber nur mit Strahlungwärme. Also nicht durch übliche Konvektionheizkörper sondern wenn konventionelle Heizungssysteme verwendet werden dann mindestens Heizkörper mit HOHEM Strahlungsanteil (besser wäre ein gemauerter Grundofen nach dem Hypokaustersystem).
  2. Eine Innenisolierung wird kaum nennenswerten Erfolg bringen bei der Stärke der Wand. Abgesehen davon ist dies eine diffiziele Angelegenheit und bringt bei falschem Aufbau (insbesonder Dampfsperre etc.) Probleme mit sich die zu Schäden am Gebäude führen. Das sollte nur von ausgewiesenen Fachleuten (mit kompetenten Referenzen) im Bereich der Altbausanier/restaurierung ausgeführt werden.
  3. Erste Wahl des Innenputzes wäre auf Lehmbasis (z.B. Stroh-, bzw. Leichtlehm). Dabei ließe sich auch eine Wandheizung berücksichtigen die hier zu empfehlen ist. Dabei werden mehrere Dinge mit einer Maßnahme erreicht. Die gewünschte Strahlungswärme, die *)Austrocknung der Wand außerdem keine vorstehenden Heizkörper. Der Wandaufbau läßt sich mit max. 6 cm Stärke dabei erledigen. Logischerweise dürfen diese Außenwände nicht zugestellt werden. Ist das aber bei Außnahmen (kleine Möbel, etc.) unumgänglich, muß eine Luftzirkulation gewährleistet sein. D.h. min. 5 - 6 cm Wandabstand müssen vorhanden sein um von allen Seiten (oben, unten, rechts u. links) zu gewährleisten das Luft hinter dem Gegenstand vorbeiströmen kann!
    *)auf eine trockene Außenwand ist das größte Augenmerk zu lenken weil bei Durchfeuchtung dem Verfall eines Gebäudes extrem Vorschub geleistet wird und die produzierte Wärme enorm schnell nach außen geleitet wird. Unabdingbar ist vor jeder Maßnahme die weitere Durchfeuchtung abzustellen und zu verhindern. D.h. erst lokalisieren woher die Durchfeuchtung stammt und entsprechende Gegenmaßnahmen ergreifen!
  4. Zuschüsse wird es wohl nicht geben (bin aber nicht so auf dem Laufenden) allerdings gibt es nach meiner Kenntnis die Möglichkeit von steuerlicher Absetzbarkeit in gewissem Umfang. Details bitte an entsprechend kompetenter Stelle erfragen.
    Viel Erfolg, aber die Sache mit Ruhe angehen und nichts überstürzen, Fehler schleichen sich ohnehin genug ein.

Hallo,

leider ist es immer sehr schwierig über die Ferne ohne Ortsbesichtigung eine Aussage zu solchen Themen zu machen. Daher kann ich nur einige grundsätzliche Hinweise geben.

  1. eine 70 cm starke Aussenmauer kann eine gute Isolierung darstellen. Inwieweit allerdings das Mauerwerk ohne größere Fugen oder Hohlräume hergestellt wurde lässt sich ohne weitere Untersuchungen nicht beurteilen
    Hier kann eine Thermographie weitere Aufschlüsse bringen.

  2. Eine Innenisolierung ist nur mit professioneller Sanierungsplanung durch einen Sachverständigen zu empfehlen. Da der Taupunkt nach innen verschoben wird sind hierbei sehr viele Rahmenbedingungen zu beachten. Weiterhin gibt es jede Menge Details in der Ausführung, die auch vorab zu planen sind. Hierbei gibt es verschiedene Systeme, deren Einsatz von den individuellen Begebenheiten abhängen. Die Industrie vernachlässigt hier sehr gerne eine detaillierte Planung, was immer wieder in der Praxis zu späteren Problemen (Feuchtigkeit, Schimmelbildung etc.) führt.

  3. auch dies ist abhängig vom Gesamtpaket

  4. wenn hier nachweislich eine energetische Sanierung erfolgt und bestätigt werden kann, wird auch gefördert.

Mein Ratschlag ist an dieser Stelle, etwas Geld für eine vernünftige Planung in die Hand nehmen, die alle Aspekte der energetischen Gebäudesanierung berücksichtigt.
Was ist mit dem Dach, wie sieht es mit den Fenstern aus. Welche Heizungsanlage ist vorhanden etc…

Viel Erfolg
Behri