Wie gut ist eigentlich Wachskleidung?

Wie gut ist eigentlich Wachskleidung?

Sehr geehrte Boardmembers,

in Läden wie Reitbedarf o. ä. gibt es so genannte Wachsbekleidung (das bekannteste Kleidungsstück dieser Art dürfte die typische Barbourjacke sein). Anstatt einer normalen wasserabweisenden Imprägnierung wird Wachs verwendet, anstatt eines normalen Imprägniersprays spezielles Wachsspray.

Frage: Ist solche Wachsbekleidung nur etwas für Traditionalisten oder Neureiche, oder hat diese Kleidung auch praktische Vorteile, die sie im Vergleich zu normalen Jacken, die man mit normalem Imprägnierspray wasserabweisend macht, empfehlenswert machen? Oder ist das nur ein unzeitgemäßer Modespleen und man ist mit einer normalen, modernen, gut imprägnierten Wind- und Regenjacke besser bedient?

Bereits jetzt vielen Dank für jede sachdienliche Antwort.

Grüße

Bradley01

Hallo Bradley,

ich bitte doch den unübersehbaren ökologischen Vorteil von einem Naturprodukt wie Wachs gegenüber einer übelriechenden, schwer gesundheitsgefährdenden, massiv (in der Produktion sowie in der Handhabung)die Umwelt schädigenden Chemiebombe als da wäre die landläufige wasserabweisende Imprägnierung in Betracht zu ziehen.

Mit herzlichstem Gruß

Annie

Sehr geehrte „Awful Annie“,

ist das ironisch oder ernsthaft gemeint?

Wie dem auch sei: Es muss, ich bitte um Verständnis, schon sehr darum ersucht werden, bei Reflexionen, die besagte Thematik betreffend, die Sachverhalte um die unangenehme Haptik der hier thematisierten, mittels dieses Naturprodukts behandelten Kleidungsstücke, sowie die stets öligen Finger, die deren Gebrauch nach sich zieht, des Weiteren den überaus muffig-miefigen Geruch, die mit Wachs versehene Textilien dieser Art nicht nur dauerhaft von sich geben, sondern der sich zudem sowohl auf die Person des Trägers als auch auf andere Kleidungsstücke, die gemeinsam mit einem Bekleidungstextil dieser Art aufbewahrt werden, überträgt und sich ebenda gleichermaßen manifestiert, zu inkludieren. Auch die Tatsache, dass diese Wachsjacken nicht gewaschen werden können, und diese daher wohl deshalb in der Hauptsache von Personen präferiert werden, die auf jahrelange irreversible Akkumulation übelriechenden Hautschweißes in den Textilfasern fixiert sind und daran absonderlichen Gefallen finden.

Allerdings ist Ihnen dahingehend Recht zu geben, als dass dieser blaue Planet, auf dem wir uns befinden, durch die fortgesetzte Anwendung moderner Imprägnierungsmittel für handelsübliche Wetterjacken an breiter Front dem sicheren Untergang geweiht ist und im Vorfeld dessen deshalb demnächst entvölkert sein wird.

4 Like

Hallo,

ich habe einen Mantel, wie hier zu finden: http://www.australien-lifestyle.de/page/shop/browse/…

Vorteil dieser Mäntel ist die Robustheit. Da es schwere Stoffe sind, gehen die nicht kaputt. Nachimprägnieren nicht nötig. Und sie sind wirklich wasserdicht. Deswegen werden sie auch gerne zum Motorradfahren angezogen (nicht die Joghurtbecherfahrer).
Und noch ein vorteil: man schwitzt da nicht so drunter.

Haelge

Hallo Bradley,

Frage: Ist solche Wachsbekleidung nur etwas für Traditionalisten oder Neureiche

Zum Teil durchaus. Ich kenne Leute, für die Wachsjacken ebenso stylish sind, wie Loden oder Trachten. Meist aus ähnlichen Kreisen.

oder hat diese Kleidung auch praktische Vorteile

Ich würde sagen, das hängt von der Art der outdoor-Aktivität ab. Ich habe einen Wachsmantel, der mir auf Wanderritten unglaublich gute Dienste getan hat: Er ist für den Sitz im Sattel passend geschnitten und behindert einen weder beim Auf- noch beim Absteigen. Man muss nicht dauernd an ihm rumzerren, damit er nicht im Weg ist. Durch seine Steifigkeit bleibt er auch im Galopp da liegen, wo man ihn braucht: Auf den Oberschenkeln. Und die bleiben dann trocken. Dies ist ein eindeutiger Vorteil gegenüber allen leichten Hightec-Materialien, die ich kenne.

Sobald man aber mit schweitreibenden und/oder bewegungsintensiven Aktivitäten beschäftigt ist, verliert in meinen Augen die Wachskleidung gegenüber Goretex und ähnlichem Material deutlich. Man schwitzt schnell unter dem nicht atmungsaktiven Stoff und ist durch dessen Steifigkeit in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt.

Die mangelnde Reinigungsfreundlichkeit ist ein zusätzliches Negativkriterium. Für Schicki-Micki-Gelegenheits-Regenspaziergänger ohne hohe körperliche oder verunreinigende Aktivität ist das aber wohl eher unerheblich. Zudem kauft man sich da halt bei Bedarf einfach eine Neue.

Schöne Grüße,
Jule

kann man eine Barbourjacke heiraten?
Hallo,

ich dachte früher auch, Barbour-Jacken sind was für Leute mit zuviel Geld.

Als wir aber 2 Hunde anschafften und ich bei jedem Wetter raus musste - ohne Schirm - stellte ich schnell fest, dass ich eine Jacke brauchte, die mehrere Dinge vereint: wasserdicht, atmungsaktiv, strapazierfähig, flexibel bei verschiedenen Außentemperaturen, robust und schmutzunempfindlich. Ich probierte einiges durch und landete schließlich bei der Barbour-Wachsjacke.

Meine Barbourjacke ist das beste seit der Erfindung von geschnittenem Brot! Niemand wird sie mir abnehmen, Ihr könnt sie irgendwann von meiner kalten Leiche schneiden.

Keine andere Jacke, die ich bisher probiert habe, schützt mich ausreichend vor Regen und ist doch atmungsaktiv. In Jacken aus Kunstfasern schwitze ich mich trotz Gore-Tex, Sympatex und Wasauchimmertex tot. In meiner Barbourjacke fühle ich mich immer wohl, so lange die Außentemperatur nicht über 15°C ist. bei höheren Temperaturen bleibt sie im Schrank.

Jacken mit glatten Oberflächen lassen den Regen in Strömen nach unten abfließen, so dass man dann schnell eine nasse Hose hat. Bei der Barbour-Jacke perlt das Wasser irgendwie eher verteilt ab, so dass dieser Effekt deutlich verringert ist. Bei großer Kälte (wie im letzten Winter) packe ich das warme Futter rein. In die Wildtasche auf dem Rücken passt alles mögliche (Hundeleinen, Apport-Spielzeug, Handschuhe…) ohne dass man in seiner Bewegung eingeengt wird, wie es leicht der Fall ist, wenn man größere Sachen in Seitentaschen verstaut.

Alle 2 Jahre schicke ich die Jacke zur Wartung ein und ich liebe sie. Ich will meine Barbour-Jacke heiraten!

Gruß

Myriam

Moin,

Frage: Ist solche Wachsbekleidung nur etwas für
Traditionalisten oder Neureiche,

bin weder das eine, noch das andere.

oder hat diese Kleidung auch
praktische Vorteile,

Eine Jacke habe ich in langen Jahren und nach vielem Tragen leider verschlissen (bei anderen Jacken wäre es wohl weit schneller gegangen).
Jetzt hab ich mir einen australischen Waxcottonmantel gegönnt und gebe den auch nicht mehr her.
Der ist zwar schwer, aber guuuuuuuuut.
Fast knöchellang und in Kombination mit einem Hut ist man gegen jedes(!) Wetter gefeit.

Nein, das ist kein Luxusgut, sondern etwsa sehr praktisches.

Loden übrigens auch, auch wenn es durch diesen Schickimicki-Hype leider arg in Verruf geraten ist.
Nicht umsonst tragen viele Jäger Klamotten daraus.

Gandalf

Ich reihe mich in den Wachsjackenfanclub mit ein.

Ich protestiere beim Thema Mode. Als ich meine Jacke gekauft habe, da hatte sie auch bei manchen Leuten den Nimbus der Schickimicki-Modejacke. Das war vor 20 Jahren! Seit dem ist meine Jacken in allen Lebens- und Höhenlagen von 0 bis auf 3000 m Höhe gewesen und mit Ziegen, Kühen, Hunden und Pferden in Kontakt gewesen. Sie hat ihren Dienst als atmungsaktive Jacke beim Wandern, Radfahren, Bergsteigen und Arbeiten erfüllt, bei klirrender Kälte mit Fleecejacke drunter, sonst ohne. Auch nach 20 Jahren sieht die Jacke noch gut aus und kann auch als Stadtjacke herhalten. Worauf man nur achten muss, ist, dass man sie alle 2-3 Jahre je nach Beanspruchung mal wäscht und nachwachsen lässt.

Meine Jacke gebe ich auch nicht her. Ich trage übrigens den Downunder-Typ.

PS
Auch ich bin weder Traditionalistin noch Neu- oder Altreich, sondern sogar eher sparsam. Eine Jacke, die mehr als 20 Jahre hält, darf auch ein paar Euro mehr kosten.

Keine andere Jacke, die ich bisher probiert habe, schützt mich
ausreichend vor Regen und ist doch atmungsaktiv. In Jacken aus
Kunstfasern schwitze ich mich trotz Gore-Tex, Sympatex und
Wasauchimmertex tot.

Was mich etwas irritiert: Die auf der Barbour-Webseite als ‚Waterproof Breathable Jackets‘ angepriesenen Jacken bestehen zu 100% oder zu grossen Anteilen aus Polyamid/Polyester - also genau den gleichen Materialien wie GoreTex, Sympatex und Wasauchimmertex. Hast du gezielt eine Wax Cotton Jacket gekauft?

Gruß

Hallo,

ich hatte früher auch diese Babour-Wachsjacke (Bedale oder so ähnlich) und war damit während meiner Hundespaziergänge bei Sch…wetter ganz zufrieden.

Da ich sie in unserer REgion allerdings recht häufig getragen habe und dann auch gleich 3 oder 4 mal täglich :wink: , war sie nicht sehr lange ansehnlich, sondern hatte vor allem an den Ärmeln und Taschenaufsätzen derbe Verschleißkanten, was jedenfalls bei dunkelblau unschön ins auge stach.

Ich habe sie dann irgendwann entsorgt und keine Minute über einen Nachkauf nachgedacht.

LG
sine

Fast immer unpraktisch…

Wie gut ist eigentlich Wachskleidung?

Hi, ich habe auch so einen Wachsmantel.

Beim Wandern ist er mir gemessen an der Wetterfestigkeit und Isolierung viel zu schwer, beim Motorradfahren bläst überall der Wind rein und insgesamt gibts eigentlich bei jeder Aktivität etwas anderes, was besser ist, … aber …

Ich hab ihn immer, wenn ich nicht gerade zu Fuß unterwegs bin unten im Rucksack drin, weil da kann ich sicher sein, dass wenn ich unerwartet von schlechtem Wetter überrascht werde, ich garantiert einen *zuverlässigen* Schutz dabei habe. Auch als Arbeitsmantel, wenn man mal unters Motorrad liegen muss, oder ähnliches, ist er geeignet.

Kurz gesagt: Er ist in fast keiner Beziehung perfekt, aber es ist der beste Allrounder, den ich kenne.

Gruss, Marco

Hast du gezielt eine Wax Cotton Jacket
gekauft?

Ich habe eine Classic Moorland und meine Frau eine Classic Beaufort. Keine Kunstfaser weit und breit.

Einige Kunden empfinden die Wax Cotton Jackets wohl als zu schwer und/oder warm, daher gibt es jetzt auch Kunstfaserjacken von Barbour. Damit hätte ich vermutlich die gleichen Probleme wie mit anderen Tex-Varianten auch.

Ich will allerdings auch nicht einige Eigenschaften verschweigen, die man als Nachteil der Wax Cotton Jackets ansehen könnte:

Die Jacken sind recht schwer und steif. Sehr zierliche Menschen könnte das stören. Ich finde es angenehm, dass die Jacke nicht flattert.

Die Jacken sind relativ warm, für mich ist die Barbour daher eine reine Winterjacke.

Wenn sie frisch gewachst ist, gibt es den entsprechenden Geruch und auch ein leicht öliges Gefühl an den Fingern. Es ist eben eine echte Outdoorjacke, nix fürs chice Restaurant.

Gruß

Myriam

Hi,

meine Belstaff-Motorradjacke hat mich über 15 Jahre lang begleitet.

Vor allem an heißen Sommertagen, an denen man sonst lieber kurzärmlig gefahren wäre, war Sie trotz Ihrer schwarzen Farbe luftiger als sämtliche Leder- oder Textil-Jacken. Vom Design sowieso unschlagbar.

Gruß Motorradmieze

Servus,

bei den bisherigen Beiträgen wurde, soweit ich es sehe, noch nicht erwähnt, dass es drei verschiedene Typen von Wachskleidung gibt:

  • Im Garn gewachste, z.B. Barbour. Ziemlich langlebig, halten lange dicht, lassen sich relativ leicht nachwachsen, weil auch dann Wachs im Gewebe bleibt, wenn die Außenseite abgetragen ist.
  • Trocken gewobene und nachträglich oberflächlich gewachste. Kosten sehr viel weniger, halten sehr viel kürzer und sind problematisch nachzuwachsen.
  • Gewachstes Segeltuch, z.B. Wallaby. Recht schwer, aber unverwüstlich. Sind auch dann noch dicht, wenn vom Wachs nicht mehr so viel übrig ist, weil das Segeltuch sofort satt zuschwillt, sowie es feucht wird. Mit einem Reitermantel von Wallaby bin ich ein paar Jahre lang täglich von Mainz nach Wiesbaden ins Büro geradelt, bei jedem Wetter. Nungut, sportlich kann man damit nicht fahren, er wiegt halt sein Teil, besonders bei Regen. Aber einmal aus der groben Hülle herausgeschält, stand ich bei jedem Sauwetter „bürofein“ da, bin darin auch nie groß ins Schwitzen geraten.

Meine nächste wird eine trocken gewobene und oberflächlich gewachste Jacke sein, weil ich mir die andren derzeit schlicht nicht leisten kann. Ist aber sicher die ungünstigste Wahl: The poor pay more!

Schöne Grüße

MM

Erwartungshaltung?
Hi,

Wie gut ist eigentlich Wachskleidung?

Das hängt vorrangig davon ab, was Du von der Wachskleidung erwartest.

Ich habe auch eine Wachsjacke von Barbour. Bei Schmuddelwetter und mit dem Hund im Wald gibt es wohl kaum etwas Zweckdienlicheres. Ab und zu wachse ich nach. Dazu gibt es Wachs von Barbour selbst. Das funktioniert auch gut, ist aber gelegentlich etwas mühsam. Alle paar Jahre sende ich die Jacke bei Barbour ein und die arbeiten die Jacke wieder auf, dass sie fast wie neu aussieht. Preislich ist das nicht dramatisch. Ich bin mit dieser Wachsjacke zufrieden, aber man muss sich darüber im Klaren sein, dass es eben doch keine wirklich dichte Regenbekleidung ist. Für Schmuddelwetter ja - für richtiges Regenwetter gibt es richtige Regenbekleidung oder einen Schirm.

Wenn richtig schwerer Regen angesagt ist, dann bevorzuge ich eine Seglerjacke von Gill. Die ist so ein High-Tech-Zeugs und wirklich dicht.

Wenn es richtig kalt wird, bevorzuge ich meinen uralten Hirschlederparka mit einem Norweger drunter oder, wenn es mal nicht ganz so robust aussehen soll, einen langen klassischen Mantel aus edlem Zwirn (Kashmir-Wolle-Mischung) :wink:

Freundliche Grüsse
(…)