Wie gut spricht man in Indien englisch?

Hallo,

mir ist bewusst, dass der durchschnittliche Inder einen schrecklichen Akzent hat.
Wie gut ist es allerdings um die englische Grammathik, Vokabular und allgemeines Sprachverständnis der Inder bestellt?
Bzw. kann ein Deutscher mit einer 4 im Abi in Indien sein Englisch merklich verbessern oder ist das eher kontraproduktiv?

Vielen Dank für eure Hilfe
Johannes

Lieber Johannes,

ich würde mal sagen der Durchschnitt der indischen Bevölkerung spricht um einiges besser Englisch als der Durchschnitt der Deutschen. Und akzentfrei findet man fast nirgendwo Englisch, vielleicht in Oxford…

Es kommt total darauf an, wo Du Dich in Indien aufhalten wirst, mit wem Du in Kontakt kommen wirst/willst…

Die Oberschicht und Mittelschicht ist in der Regel sehr gebildet, und in Gesprächen auch sehr aufgeschlossen und neugierig gegenüber Europäern, also kann ich Dir das wärmestens empfehlen!

Allerdings nicht, wenn es Deine erste Reise außerhalb Europas sein sollte, Indien kann sehr anstrengend, verwirrend und teils auch gefährlich sein, aber natürlich auch wunderschön.

Gute Reise wünscht
Rupert

Moin auch,

der durchschnittliche Inder spricht, ausgehend von annähernd einer Milliarde Inder, überhaupt kein Englisch. Die Inder, die Englisch sprechen, haben keinen schrecklichen Akzent, sie haben einen Akzent der für uns z.T. einigermaßen schwer zu verstehen ist. In indisches Englisch muss man sich reinhören, dann geht es ganz gut.

Ich habe beruflich viel mit Indern zu tun, ich verstehe sie inzwischen ziemlich gut. Aber selbst wenn man akzeptiert, dass es ein akzentfreies Englisch nirgends gibt, würde ich Indien nicht auswählen, um dort Englisch zu lernen.

Ralph

Moin,

Bzw. kann ein Deutscher mit einer 4 im Abi in Indien sein
Englisch merklich verbessern oder ist das eher
kontraproduktiv?

Wie Ralph schon schrieb spricht nur eine Minderheit de Inder Englisch.
Selber war ich noch nie in Indien, hab aber immer wieder telefonisch Kontakt dorthin.
Wenn man sich darauf einläßt, kann man es verstehen, aber ‚richtiges‘ Englisch geht anders.

Vielleicht kann man das vergleichen mit einem harten Dialektsprecher in Bayern, oder Sachsen oder dem Rheinlnd oder Norddeutschland.

Gandalf

Hallo Johannes,

die Inder aus vermögenden, gebildeten Familien (fast alle, die man in Europa treffen kann, zählen dazu), mit denen ich beruflich in Kontakt war, sprachen ausnahmslos ein hervorragend gutes Englisch - das britische Bildungssystem wurde nach der Unabhängigkeit ziemlich nahtlos weitergeführt.

Trotzdem würde ich zum Lernen keinesfalls nach Indien fahren. Besonders im Süden (Bangalore) kann man ein Englisch hören, das eines T.S. Eliot würdig wäre, aber den klitzekleinen Schönheitsfehler hat, dass es fast ohne Konsonanten gesprochen wird - und dafür ist Englisch halt nicht gemacht; nicht ganz leicht zu verstehen und vor allem nicht zur Nachahmung empfohlen.

Außerdem ist zu einem wirksamen „Sprachbad“ immer auch notwendig, dass man im Kontext verstehen kann. Dafür ist zwar die klassische englische Gestik (Oberkörper stocksteif ausgerichtet, Arme am Oberkörper anliegend, beide Hände ruhen auf den Knien, Gesicht ohne erkennbare Mimik) auch nicht so sehr gut geeignet, aber in einem Land, in dem man zuerst eine extra Lerneinheit benötigt, um die Gestik des Gegenübers zu entschlüsseln, ist es auch keine große Hilfe, wenn man leibhaftige Gesprächspartner hat - ich hab z.B. eine Weile gebraucht, bis ich verstanden habe, dass die typische schlängelnde Bewegung mit dem Kopf sowohl „ja“ als auch „nein“ bedeuten kann - deswegen, weil ein wohlerzogener Inder so höflich ist, dass er niemals „nein“ sagen wird.

Also zum Englisch lernen eher nicht - aber allemal zum Kennenlernen eines spannenden Subkontinentes, der alle hundert Kilometer und selbst am gleichen Ort alle zwei Stunden anders ist, der ungeheuer facettenreich ist und jeden Tag viele Überraschungen bietet.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Vielen Dank für deine umfangreiche Antwort!

Vielen Dank, deine Antwort hat mir persönlich geholfen!

Danke dir für deine Antwort!

Danke auch dir für deine Antwort! :smile:

Hallo,

mal abgesehen vom Dialekt/Aussprache ist die Sprachverwendung in Indien natürlich extrem indisch geprägt, was gelegentlich recht frustrierend sein kann. Da wird dann ewig und drei Tage aus Höflichkeit und Angst um den heißen Brei herum geredet, statt endlich mal zum Punkt zu kommen. Das ergibt dann eine gelegentlich sehr schwülstige Sprache, die nichts mit dem mehr zu tun hat, was man im Rest der Welt so brauchen kann.

Wenn ich da nur an die Compliance-Abteilung einer deutschen Bank denke, die ich mal nutzen wollte, indem sie einfach nur ihren Job aufgrund eines Verstoßes machen sollte, damit ich einen Grund hatte, intern bestimmte Dinge „machen zu müssen“. Grauslich! Das hat Wochen mit seitenlangen, vollkommen unsinnig „höflichen“ Mail und Telefonaten gedauert, und wurde dann schließlich von einer Kollegin aus den UK mit einem Telefonat wunschgemäß auf die Spur gebracht.

Gruß vom Wiz