Wie habe ich das alles nur ertragen?

„Den Kampf gegen den Rotstift des Lehrers, diesen dauernden Kampf habe ich immer verloren“, erinnert sich ein Vater. Jetzt geht es seinem Sohn, ebenfalls Legastheniker, ähnlich. „Wie habe ich das damals bloß alles ertragen?!“
Ich glaube, dass allzuoft die Situation von Kindern, die nicht der Norm entsprechen, wie zum Beispiel Legastheniker, Kinder mit Lese-Rechtschreibschwäche, Rechenschwäche oder Aufmerksamkeitsproblemen, nicht gesehen wird. Mit dem Fokus auf der Schwäche, dem Fehler wird der Mensch nicht als Ganzes wahrgenommen. Die Folgen, die den Schüler/die Schülerin belasten,werden nicht in ihrer ganzen Tragweite erkannt. Manchmal ist die ganze Familie belastet durch die Schulprobleme eines Kindes.
Deshalb möchte ich gerne Betroffenen eine Stimme geben:
Ich sammle Leidensgeschichten und nächtliche Alpträume von Kindern, deren Eltern oder Erwachsenen. Es geht nicht um Schuldzuweisung, vielmehr darum, bestimmte Umstände oder Missstände sichtbar zu machen in dem Bemühen um Veränderung.
Danke!

Ina Barbara Hallermann.

Hallo Ina,

meine Frage ist überhaupt nicht bös gemeint oder so, mich würde einfach nur interessieren, was Du dann mit dieser Sammlung von „Schulalpträumen“ machen willst? Zudem kommt, dass Du nach Deiner ViKa eigentlich ausreichend Kontakte zu entsprechenden Schülern haben müsstest.

*wink*

Petzi

Hallo, Petzi!
Da ich direkt Einblick habe in das Schulsystem (stundenweise in einer Schule arbeite),erlebe ich gewisse Probleme hautnah, und zwar aus der Sicht von Lehrern, Eltern, Direktor. Und ich sehe das Kind.
Meine Arbeit mit dem Kind ist eine Sache, das System ist eine andere Sache. Ich meine, da müsste sich einiges ändern. Besonders schwierig finde ich die Situation von Legasthenikern…(siehe mein Artikel).
Um etwas zu verändern, muss ich zuerst hinschauen, wahrnehmen, was ist. Dazu ist doch ein Forum geeignet, da schauen doch viele Leute rein, oder? Da lassen sich doch Gedanken mitteilen, austauschen…
Ich kann Bekannte, Lehrer, Schüler, Eltern darauf aufmerksam machen.
Welche Schritte ich noch unternehmen werde (z.B. ein Buch schreiben) weiß ich noch nicht.
Nächtliche Träume oder Leidensgeschichten zeigen jedenfalls konkret einen Teil der Realität auf und sind nicht theoretische Gedankengebilde, „wissentschaftlich“ untermauert.

Gruß Ina Hallermann.

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Ich glaube, dass allzuoft die Situation von Kindern, die nicht
der Norm entsprechen, wie zum Beispiel Legastheniker, Kinder
mit Lese-Rechtschreibschwäche, Rechenschwäche oder
Aufmerksamkeitsproblemen, nicht gesehen wird.

Ich bin fast geneigt, dass es so etwas wie „Legasthenie“ im eigentlichen Sinne nicht gibt. Es ist unsere Zivilisaton, die sich erdreistet Menschen mit bestimmten Eigenschaften ein Etikett aufzukleben. So werden also Kinder, die bestimmte Anforderungen nicht zu dem Zeitpunkt gerecht werden, in denen die Zivilisation das von ihnen verlangt mit einem bestimmten Etikett - also hier dem Etikket der Legasthenie stigmatisiert, ohne dahinter zu Blicken, welche Hintergründe es gibt, die eben der Erreichung einer bestimmten Leistung oder eines bestimmten Ziels entgegenstehen.

Mit dem Fokus
auf der Schwäche, dem Fehler wird der Mensch nicht als Ganzes
wahrgenommen.

Zustimmung.

Manchmal ist die ganze Familie belastet durch die
Schulprobleme eines Kindes.

Manchmal ist es die Familie selbst, die für die Schulproble des Kindes verantwortlich ist. Nur ausgeglichene und glückliche Kinder sind in der Regel aufgeschlossen und bereit, bestimmte Leistungen zu erbringen. Und letztendlich ist es eine Frage der Motivation selbst, die ein Kind oder ein Mensch dazu bringt, etwas zu lernen oder lernen zu wollen. Und insgesamt gesehen würde ich sagen, das glückliche, ausgelichene und angstfreie Kinder eher bereit sind, sich für etwas wie „Schule“ Motivieren zu lassen, als Kinder, die aufgrund von ungünstigen Voraussetzungen, gestörten Eltern und ähnlichen negativen Umweltbedingungen, belastet sind.

Deshalb möchte ich gerne Betroffenen eine Stimme geben:
Ich sammle Leidensgeschichten und nächtliche Alpträume von
Kindern, deren Eltern oder Erwachsenen.

Ich glaube, was du willst ist sowas wie den Bock zum Gärtner zu machen und hat den Geschmack des Unterschichtenfernsehnes im PrivatTV.

Betroffene Eltern sind aufgrund ihrer eigenen Belastungsstörungen häufig nicht in der Lage, eine objektive Beurteilung oder Selbstreflektion vorzunehmen. In ihren Augen sind alle mögliche Gründe dafür verantwortlich und nicht zuletzt das Kind selbst, sie sind jedoch in den seltensten Fällen in der Lage, ihren eigenen Anteil an der belastenden Lebenssituation des Kindes zu erkennen.

Die möglchen Verhältnisse und Gründe, aus denen die Belastungsstörungen der Kinder hervorrühren sind so vielfältig, das es eben keine Patentrezepte gibt, außer dem, dass man versuchen sollte, über den Tellerrand zu Blicken.

Letztlich auch die Frage, ob ein jedes Kind zur gleichen Zeit zur Erbringung der gleichen Leistungen bereit ist. Weder das Leben selbst noch das Lernen ist ein linearer Vorgang, der sich planen läst und sich in Formen pressen läßt - Albert Einstein soll angebleich auch ein sehr schlechter Schüler gewesen sein. Damit will ich sagen, dass man die Noten und Leistungswertungen der Lehrer für den späteren Lebenserfolg eines Kindes in der Gesellschaft nicht überbewerten sollte. Letztendlich rühren viele Proble erst von dieser „Überbewertung“ her, in dem hierdurch die Kinder unter einen verstärkten Druck gesetzt werden, die sich dann mir Leistungsverweigerung wehren.

Es geht nicht um
Schuldzuweisung, vielmehr darum, bestimmte Umstände oder
Missstände sichtbar zu machen in dem Bemühen um Veränderung.
Danke!

Man sollte erst einmal damit anfangen, mit diesem schwachsinnigen Schulsystem anzufangen, in dem man Kinder nicht als mechanisierte Lernmachinen und spätere mechanisierte Arbeistkräfte des Wirtschaftssystems begreift, sondern als menschliche Individuen, von denen jedes seine eigenen Eigenschaften, Schwächen, Stärken und Bedürfnisse hat.

mfG Rabun.

Hallo Ina,

nochmal die Bitte, mich nicht falsch zu verstehen, aber ich kapiere den Sinn Deiner Frage immer noch nicht.

Einerseits schreibst Du in Deinem ersten Posting:

Ich sammle Leidensgeschichten und nächtliche Alpträume von Kindern,
deren Eltern oder Erwachsenen. Es geht nicht um Schuldzuweisung,

andererseits schreibst Du in Deiner Antwort:

Da ich direkt Einblick habe in das Schulsystem […]
und zwar aus der Sicht von Lehrern, Eltern, Direktor.

Der Klarheit halber: ich finde Deinen Einsatz und die Idee sehr gut, aber ich verstehe nicht, was genau Du Dir von den Antworten hier erwartest. Denn ich könnte Dir jetzt eine tränenrührige Geschichte von einem armen Legastheniker aufschreiben, die nur einen Fehler hätte: sie wäre von vorn bis hinten erfunden. Genauso könnte ich aus falscher Scheu vielleicht meine ehrliche Geschichte hier lieber verschweigen.

Du jedoch kennst die betroffenen Leute. Aug in Aug ist wohl die Wahrscheinlichkeit geringer, dass Dich jemand anflunkert. Genauso kannst Du das Vertrauen der Leute bekommen und die Geschichten, die man in einem Forum vielleicht nicht breit tritt (täte ich zumindest nicht, wenn mich das betröfe) unter vier Augen anhören und auch sinnvoll nachfragen.

Welche Schritte ich noch unternehmen werde (z.B. ein Buch
schreiben) weiß ich noch nicht.

Und spätestens hier würde ich als potentieller Antwortender nicht wollen, dass meine Geschichte darin auftaucht, ohne dass ich damit einverstanden bin. Menschen, die Du persönlich kennst, kannst Du fragen - bei Internetleuten kann sowas schwierig werden.

Nochmal - das soll keinesfalls eine Kritik an Deiner Arbeit und an Deinem Einsatz sein, sondern lediglich erklären, warum möglicherweise dieses Forum nicht die ganz richtige Plattform für Deine Recherchen ist. Es wäre aber eine Überlegung wert, das als „Mitgliederprojekt“ zu starten, mit einem Forum etwa auf Deiner HP oder so.

*wink*

Petzi

Hallo!

„Legasthenie“ als Etikett, wo man schubladisiert und dem Menschen in seiner Individualität nicht gerecht wird, ist sicher schlecht. Von Legasthenie spricht man, wenn es eine deutliche Diskrepanz gibt zwischen Intelligenz einerseits und Lese-/Rechtschreibleistung andererseits. Auch wenn man das Rechtschreiben nicht überbewertet, bleibt die Tatsache, dass es Leute mit so einer auffälligen Diskrepanz gibt.
Kein Legastheniker ist gleich wie der andere. Jeder hat eine andere Kombination von Symptomen. Zugrunde liegt eine besondere Art der Wahrnehmung, die auch mit bestimmten Talenten verbunden ist. Menschen mit einer anderen Art der Wahrnehmung sind nicht besser und nicht schlechter. Unsere Gesellschaft braucht beide „Typen“, damit wir uns mit unseren Fähigkeiten ergänzen können. Das Schulsystem ist aber einseitig und erkennt nicht, dass Legastheniker bzw. Schüler mit einer anderen Art der Wahrnehmung auf einem anderen Weg lernen müssen!

Zur Familie:
Wenn diese zu ihrem Kind steht, es auf eine gute Art unterstützt, kann die Schule nicht so großen Schaden anrichten. Es kommen aber auch ausgeglichene und glückliche Kinder in die Schule, hochmotiviert, lesen zu lernen. Aber langsam verlieren sie die Motivation, wenn alles Bemühen (z.B.im Fach Deutsch) ohne Erfolg bleibt, wenn das Kind nicht versteht, warum (und das ist ja in der Regel so) und sich selbst für dumm hält. Irgendwann gibt der Schüler die Verantwortung ab. Jedes Kind will aber gut sein , für seine Eltern, für die Lehrer. Nur, wer hört nicht irgendwann auf, sich zu bemühen, wenn es so anstrengend ist und doch nichts bringt als Fünfer?!

Ich sehe das nicht so, wie Sie schreiben: den Bock zum Gärtner machen.
Warum soll nicht ein Elternteil erzählen, wie es dem Kind geht? Oder ein Erwachsener von eigenen früheren Schulerfahrungen?
Ein Junge hatte z.B. geträumt, er müsse mittags in der Schule bleiben. Dort gab es nichts zu essen. Da fing man an, einzelnen Kindern die Arme abzuhacken.
Dies war tatsächlich ein Alptraum eines Legasthenikers, 4. Klasse Grundschule, überdurchschnittlich intelligent, Kind einer absolut intakten gebildeten Familie. Der Traum hatte dem Jungen so große Angst gemacht, dass er lange nicht darüber sprach. Also nicht, wie Sie glauben, „Unterschichtenfernsehen im Privat-TV“. Dass Sie das so sehen, ist typisch für das Nicht-Erkennen der Situation Betroffener. Die Arme, die im Traum in der Schule abgehackt wurden, symbolisieren die Handlungsfähigkeit.

Da Kinder noch nicht selbst in der Lage sind zu einer „objektiven Beurteilung oder Selbstreflexion“, wie Sie schreiben, sollten wir die Kinder nicht alleine lassen mit Gedanken wie „Da ist im Gehirn etwas kaputt“, oder „Ich bin zu blöd!“…

Die Schule darf die Schuld bei irgenwelchen „Störungen“ nicht einfach auf Eltern und Kinder schieben und diese damit alleine lassen. Eben weil es keine Patentrezepte gibt, sollte sie über „den Tellerrand“ schauen und viel mehr zusammenarbeiten mit den Eltern, Schülern und Fachleuten.

Was Sie in den letzten beiden Absätzen Ihres Artikels schreiben: Ich stimme weitgehend zu. Ich habe allerdings eine Vision von Schule ohne Noten. Ich baue auf eine Motivation, die durch Notengebung nicht zu erreichen ist. Ohnehin werden im Zeugnis das soziale und emotionale Lernen, was übrigens im Lehrplan (für Volksschulen in Österreich) gefordert ist, nicht benotet.

Grüße! Ina Hallermann.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo, Petzi,

danke für den gut gemeinten Rat. Auch eine gute Idee. Aber du kannst nicht unbedingt von dir auf andere schließen. Lass mich doch meine Erfahrungen selbst machen. Ich bin ganz zufrieden bis jetzt mit meinen Recherchen.
Es muss ja niemand antworten, der nicht will. Ich verstehe überhaupt nicht, warum mich jemand „anflunkern“ und eine Geschichte erfinden sollte, das macht überhaupt keinen Sinn. Wer nicht über sich erzählen will, kann es lassen. Die Vorteile vom Internet: Ich erreiche viel mehr Leute als die in meinem Umfeld, mit denen ich arbeite; jeder kann , wenn er will, anonym bleiben.
Wenn ich je ein Buch schreiben würde, versteht es sich ja wohl von selbst, dass ich nicht gegen den Willen eines Betroffenen dessen Geschichte veröffentlichen würde!
Ich verstehe nicht, was du von mir willst. Hast du eine ehrliche Geschichte, die du aus „falscher Scheu“ lieber verschweigst? Das wäre ja in Ordnung. Stört es dich, wenn andere antworten? Oder hast du keine Geschichte? Dann brauchst du auch nichts dazu zu sagen. Oder glaubst du, du musst andere schützen, denen ich deiner Meinung nach vielleicht zu nahe trete?
Das sind einfach Fragen, auch nicht böse gemeint; es steht dir frei, ob du antworten willst oder nicht.

Grüße! Ina Hallermann.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Solche Probleme gehen letztlich darauf zurück, dass am falschen Ende gespart wird. Ich bin der festen Überzeugung, dass sowas seltener vorkäme, wenn es kleinere Klassen und mehr Lehrer gäbe. Wobei unser wunderbar bis ins kleinste Detail durchgeplanter Bürokraten-Bildungsapparat auch daran schuld ist.

Ich gebe zwei Legasthenikern Nachhilfe. Beide gelten als „geheilt“ und erfahren deshalb keine Sonderbehandlung. De facto kämpfen sie immer noch mit den selben Problemen wie vorher, wenn sie Texte verfassen.

Ich bin sogar schon am überlegen, ob ich gar nicht anstreben soll irgendwann in einer staatlichen Schule zu unterrichten. Die ganzen Reglementierungen dort machen einem das leben als Lehrer sehr schwer. Man ist als Lehrer zeitweise gezwungen sich solchen Problemen zu entziehen, weil man gar nicht die Zeit dazu hat mit einzelnen Kindern etwas zu erarbeiten. Das kann frusten, wenn man bemerkt, wie da etwas schief läuft, aber man eigentlich nichts dagegen tun kann.

Viele Grüße,

Hilmar

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

(Überflüssiges Quoting (Vorposting gelöscht!)

Hallo Ina,

ähm erst wollte ich dir etwas wichtiges „technisches“ erklären…
…und zwar, hast du deinen Artikel genau unter meinen Artikel geschrieben, so daß der Artikel, den du abgeschickt hast riesengroß ist und zunächst aus meinem Artikel und deinem daranangehängten Artikel besteht. Das ist schlecht! Kein Mensch möchte einen Artikel 2 mal lesen, und wenn du dich in deinem Artikel auf meinen Artikel beziehst, dass weiss auch kein Mensch genau, auf was du dich beziehts, wann, das, worauf du dich beziehst wo gaaanz anders steht. Ständig in einem Artikel hin und herzuspringen, damit man weiss worauf sie der Schreiber bzieht ist für den Leser eine Zumutung.

Viel besser ist es da, wenn du zu irgend einer Sache, die ich geschrieben hatte, Stellung beziehen willst, genau darunter schreibst, weil der Leser dann genau auf einen Blick sieht, was ich geschrieben haben und was du dazu meinst - genau wie ich das jetzt machen werde, ich lese jetzt deinen Artikel, die Dinge aus deinem Artikel, die wichtig sind lasse ich stehen und schreibe meinen „Senf“ darunter, der Rest, auf den ich keine Stellung beziehen will, den Lösche ich mit Rücksicht auf den Leser weg.

Wenn du das in Zukunft auch so machst, so sind deine Artikel viel besser zu lesen und es können sich richtiggehend längerdauernde Unterhaltungen ergeben, ohne daß die Artikellänge ins uferlose wächst.

Hallo!

Auch Hallo.

„Legasthenie“ als Etikett, wo man schubladisiert und dem
Menschen in seiner Individualität nicht gerecht wird, ist
sicher schlecht. Von Legasthenie spricht man, wenn es eine
deutliche Diskrepanz gibt zwischen Intelligenz einerseits und
Lese-/Rechtschreibleistung andererseits. Auch wenn man das
Rechtschreiben nicht überbewertet, bleibt die Tatsache, dass
es Leute mit so einer auffälligen Diskrepanz gibt.

Mag sein. Ändert nichts daran, dass die Bezeichnung „Legatheniker“ stikmatisierend ist.

Kein Legastheniker ist gleich wie der andere.

Jeder Mensch ist anders.

Jeder hat eine
andere Kombination von Symptomen. Zugrunde liegt eine
besondere Art der Wahrnehmung, die auch mit bestimmten
Talenten verbunden ist. Menschen mit einer anderen Art der
Wahrnehmung sind nicht besser und nicht schlechter. Unsere
Gesellschaft braucht beide „Typen“, damit wir uns mit unseren
Fähigkeiten ergänzen können. Das Schulsystem ist aber
einseitig und erkennt nicht, dass Legastheniker bzw. Schüler
mit einer anderen Art der Wahrnehmung auf einem anderen Weg
lernen müssen!

Die Sache geht meiner Meinung nach noch viel weiter. Unser Schulsystem ist garnicht darauf eingerichtet, auf die Individualität der Kinder einzugehen.

Zur Familie:
Wenn diese zu ihrem Kind steht, es auf eine gute Art
unterstützt, kann die Schule nicht so großen Schaden
anrichten.

Diese These entlockt mir ein Grinsen. Es gibt wohl kaum Eltern, die nicht von sich behaupten, nicht hinter ihrem Kind zu stehen, - dieses ist jedoch nur die subjektive Sicht der Eltern, die aufgrund ihrer mangelhaften Vorerfahrungen und ihrer eigenen erlittenen Traumen den „Dreck“ den sich bei ihrer eigenen Sozialisation schlucken mussten, in vielfältiger und vielfach subtiler Art und Weise an ihre Kinder weitergeben.

So soll es immer noch Eltern geben, die auf dem Standpunkt stehen, dass ab und zu mal „eine Tracht Prügel“ schon nicht würde - ihnen habe die Trackt Prügel ja auch nicht geschadet…(und ähnliches).

Ich denke, das mit der körperlichen Gewalt ist nur ein Extrembeispiel, zum teil viel zerstörerischer wirken sich subtile psychische (Ver)Gewaltigungen aus, so dass vielfach die Eltern-Kindbeziehung gestört ist. Aber das ist ein ganz weites Feld, und kaum jemand im westlichen Kulturkreis, der nicht irgendwo seine eigenen Meise unterm Pony (Knacks weghaben) hat.

Es kommen aber auch ausgeglichene und glückliche
Kinder in die Schule, hochmotiviert, lesen zu lernen. Aber
langsam verlieren sie die Motivation, wenn alles Bemühen
(z.B.im Fach Deutsch) ohne Erfolg bleibt, wenn das Kind nicht
versteht, warum (und das ist ja in der Regel so) und sich
selbst für dumm hält.

Ich bin anderer Meinung (ohne das ich sie mit einem Beweis unterlegen kann). Wenn ein Kind (aus eigenem Antrieb) etwas lernen _will_ und es erfährt die nötige Unterstützung, so wird es das in aller Regel lernen.

Jedoch funktioniert das nicht, wenn von außen Druck ausgeübt wird, so nach dem Motto: „Du hast jetzt zu lernen…“.

Die Frage ist ganz einfach, wie man ein Kind davon „überzeugen“ kann, das lesen uns schreiben etwas erstrebenswertes ist. Das funktioniert ganz sicher nicht in der Form, dass ein Erwachsener dieses Festlegt, sondern der Wunsch eine bestimmte Fertigkeit muß von innen heraus, also aus dem Kind selbst heraus kommen.

Irgendwann gibt der Schüler die
Verantwortung ab. Jedes Kind will aber gut sein , für seine
Eltern, für die Lehrer. Nur, wer hört nicht irgendwann auf,
sich zu bemühen, wenn es so anstrengend ist und doch nichts
bringt als Fünfer?!

Richtig - wenn die Anforderung zu groß ist, keine wirkliche echte Bestätigung vorhanden ist, so wird das mit den Lernfortschritten nix werden.

Ich sehe das nicht so, wie Sie schreiben: den Bock zum Gärtner
machen.

Nun - ich spreche vielen Eltern keine sonderlichen pädagogischen Fähigkeiten zu. In diesem Zusammenhang fällt mir ein, dass man immer so viel von Elternrechten und Erziehungsrechten geredet wird…

… Eltern sollten keine dieser Rechte haben, sondern sich sollten lediglich die Erlaubnis haben, sich um das Kind zu kümmern, wenn das Kind ihnen das erlaubt

Warum soll nicht ein Elternteil erzählen, wie es dem Kind
geht? Oder ein Erwachsener von eigenen früheren
Schulerfahrungen?

Nun, vielleicht sehe ich das zu eindimensional, wenn ich Dinge aus meinen persölichen Erfahrungen beurteile und sicherlich ist jeder „Fall“ unterschiedlich gelagert,…

…kann ich doch nur aus meinen Erinnerungen und persönlichen Erfahrungen sprechen. So kann ich doch von mir behaupten, dass in den ersten Schuljahren es bei mir wie eine inner Motivation, das zu lernen, was der $Lehrer da machte aus was für Gründen auch immer nicht vorhanden war. Also was war für mich Schule? Schule war für mich eine Institution, wo ich hingeschickt wurde, ohne dass ich das wollte, wo es zu Haus Schimpf, Schande und Liebesentzug gab wenn ich ein schlechtes Zeugnis nach Hause brachte, letztendlich war die Sache für mich recht angstbesetzt. Meiner über alles unverständige Mutter, der nichts wichtiger in der Welt war, als das, was andere Leute denken mögen, hatte weder die pädagogischen Fähigkeiten noch hatte sie eine Empathie in Bezug auf meine Person und war somit auch keine Vertrauensperson für mich. Ihr größter Albtraum wäre wohl gewesen, wäre ich „Sitzengeblieben“. So bestand dann ihre Form der „Hausaufgabenbetreuung“ darin, dass in unsäglich ätzender „Kooperation“, die darin bestand, dass sie mir vorgab, was ich zu Papier zu bringen hatte, teilweise in der Form dass sie mir richtiggehend diktierte…gelernt hab ich dabei nix, es war nur unendlich ätzend, weil ich nur total mechanisch unter Zwang das zu Papier brachte, was sie mir vorbetete. An eine Sache erinner ich mich immer noch…das muss so im 2. oder 3. Schuljahr gewsen sein. Meine Mutter zwang mich, die von ihr diktierten Zahlen (die Hausaufgaben) zu Papier zu bringen. Sie hat eine Zahl vorgelesen - vielleicht war es die Zahl 36 - ich kann das heute nicht mehr so sagen. Da ich das ganze Zeug, was man mir vordiktierte ohne inneren Bezug aus Zwang heraus zu Papier brachte schrub ich 63, weil wenn man die Zahl sechsunddreisig ausspricht, so hört man zuerst die Zahl sechs und dann erst die dreißig - in der Reihenfolge bracht ich das zu Papier. Naturlich mit dem Ergebnis, daß meine Mutter mal erneut voller Verzweiflung total ausrastete…

…nun, nicht alle Kinder haben so beknakte oder in dieser Weise bekankte Eltern, aber die Anzahl der Kinder, die „richtig tolle“ Eltern haben dürften nach meiner Einschätzung in der Minderheit sein.

Da Kinder noch nicht selbst in der Lage sind zu einer
„objektiven Beurteilung oder Selbstreflexion“, wie Sie
schreiben, sollten wir die Kinder nicht alleine lassen mit
Gedanken wie „Da ist im Gehirn etwas kaputt“, oder „Ich bin zu
blöd!“…

Ich denke, es ist immer noch die Frage, wie etwas an ein Kind herangetragen wird. Ein Kind, dem aus einem Kinderbuch vorgelesen wird, wird irgend wann wissen wollen, wie denn der Erwachsene aus diesen kommischen Buchstaben auf die Wörter kommt und wird wissen wollen, wie „Lesen“ funktioniert und wird es, geeignete Unterstützun vorausgesetzt auch irgendwann lernen. Der Fehler unseres Schulsystem ist, das alle Schüler quasi auf Kommando das gleiche lernen sollen, obwohl ein bestimmter Teil der Schüler aufgrund des soziokulturellen Hintergrundes noch garnicht bereit ist, sich für eine bestimmte Sache zu begeistern. In diesesm Zusammenhang erinnere ich an die Summerhill Schule in England. Hiervon sollte sich unser starres und intolerantes Schulsystem eine Scheibe abschneiden. Wäre denn die Vorstellung so abwegig, das man Schule so gestaltet, das Schüler Schule als eine persönliche Bereicherung, deren Besuch freiwillig ist, erfahren, anstatt Schule zu einer Pflicht und Zwangsveranstaltung zu organisieren?

Die Schule darf die Schuld bei irgenwelchen „Störungen“ nicht
einfach auf Eltern und Kinder schieben und diese damit alleine
lassen. Eben weil es keine Patentrezepte gibt, sollte sie über
„den Tellerrand“ schauen und viel mehr zusammenarbeiten mit
den Eltern, Schülern und Fachleuten.

Die Schule sollte vor allem mal davon abgehen, bestimmte Lehrinhalte zu einer bestimmten Zeit vermitteln zu wollen, da dieses einer Aufoktruierung gleich kommt.

Was Sie in den letzten beiden Absätzen Ihres Artikels
schreiben: Ich stimme weitgehend zu. Ich habe allerdings eine
Vision von Schule ohne Noten. Ich baue auf eine Motivation,
die durch Notengebung nicht zu erreichen ist.

Die Motivation, die durch Notengebung erreicht wird halte ich auch für zweifelhaft, zumindest dem Menschen nicht angemessen.

Ohnehin werden
im Zeugnis das soziale und emotionale Lernen, was übrigens im
Lehrplan (für Volksschulen in Österreich) gefordert ist, nicht
benotet.

Nun - meine Phantasien gehen noch ein Stück weiter - Schule als eine offene Einrichtung für jeden, der sich berufen fühlt etwas gelehrt zu bekommen oder andere etwas zu lehren.

Klingt zwar momentan alles noch etwas Utopisch und das ganze wird auch nicht ohne ein Minimum an Organisation und professionelles Lehr+ und Betreuungspersonal funktionieren, und wird mit Sicherheit wesentlich mehr kosten als die derzeitigen „Einwegschulen nach dem McDonaldsPrinzip(Ex-Hopp-UndWeg)“, jedoch im Zeitaler der Hochtechnisierung, in dem einstmals sinnvolle und produktive Arbeitsplätze mehr und mehr wegrationalsiert werden, was ich durchaus nicht negativ sehe, werden so viele Resourcen für soziale Projekte frei, dass eine solche Schule durchaus machbar und denkbar ist - es lieg lediglich an den politisch Verantwortlichen, dass sie die Geldströme, die zur Zeit noch die Reichen ständig reicher und die anderen ständig ärmer machen, neu verteilen.

mfG Mike

Solche Probleme gehen letztlich darauf zurück, dass am
falschen Ende gespart wird. Ich bin der festen Überzeugung,
dass sowas seltener vorkäme, wenn es kleinere Klassen und mehr
Lehrer gäbe. Wobei unser wunderbar bis ins kleinste Detail
durchgeplanter Bürokraten-Bildungsapparat auch daran schuld
ist.
Ich stimme zu.
Ich gebe zwei Legasthenikern Nachhilfe. Beide gelten als
„geheilt“ und erfahren deshalb keine Sonderbehandlung. De
facto kämpfen sie immer noch mit den selben Problemen wie
vorher, wenn sie Texte verfassen.
Wir (Davis- Legasthenie-Berater) gehen davon aus, dass Legasthenie keine Krankheit ist. Also kann Legasthenie auch nicht geheilt werden. Da Legasthenie mit Talenten verbunden ist (bildhaftes Denken, die Fähigkeit, sich absichtlich zu desorientieren…,also eine andere Art der Wahrnehmung, die nicht krankhaft ist), soll die Legasthenie an sich nicht korrigiert werden, sondern ihre lernbehindernden Folgen. Das ist durchaus sehr gut möglich! Wenn die Schüler aber " de facto immer noch mit denselben Problemen wie vorher kämpfen", ist das tragisch! Ich weiß nicht, was sie gemacht haben, um „geheilt“ zu sein, wieviel Zeit, Geld, Hoffnung und Energie sie bzw. ihre Eltern eingesetzt haben!

Auch an dieser Stelle möchte ich auf das Buch von Robin Temple hinweisen „Legasthenie und Begabung“. Es schildert verschiedene Methoden der Legasthenie-Beratung bzw. -Korrektur, und Eltern mögen sich ein Bild machen, was auf sie und ihr Kind zukommt, wofür sie ihr Geld ausgeben, ob eine Methode symptomorientiert oder lösungsorientiert ist…

Ich bin sogar schon am überlegen, ob ich gar nicht anstreben
soll irgendwann in einer staatlichen Schule zu unterrichten.
Die ganzen Reglementierungen dort machen einem das leben als
Lehrer sehr schwer. Man ist als Lehrer zeitweise gezwungen
sich solchen Problemen zu entziehen, weil man gar nicht die
Zeit dazu hat mit einzelnen Kindern etwas zu erarbeiten. Das
kann frusten, wenn man bemerkt, wie da etwas schief läuft,
aber man eigentlich nichts dagegen tun kann.
Ja, das sehe ich auch so, ich verstehe Sie gut.

Als ich noch im Schuldienst war, hatte ich verschiedene alternative Methoden in den Unterricht eingebaut, wie offenes Lernen, Arbeit mit der Freinet-Druckerei(Druckerei auf eigene Kosten DM 1000.-). Das hatte massiven Widerstand durch den Direktor bewirkt. Ich hatte mich eingesetzt für Supervision für Lehrer. Nachdem sie uns über 3 Jahre gewährt worden war (das Pädagogishe Institut bezahlte einen Teil der Kosten)-6 Doppelstunden im Jahr waren viel zu wenig, aber besser als nichts-hieß es, dass wir jetzt keine Supervision mehr bekommen. Was können jüngere Kollegen dafür, dass wir schon hatten, und sie kriegen nicht mehr?! Als Sonderschullehrerin mit verhaltensgestörten Kindern, angeschlossen an einer Hauptschule, gab es massive Konflikte unter den Schülern, auch tätlich. Das Ende vom Lied war, dass ich aus Verzweiflung auf eigene Kosten, versteht sich, eine Ausbildung in gemeinschaftsbasierender Konfliktlösung gemacht habe. Das hat mein Leben verändert, ich bin auch heute Mediatorin, den Schulalltag hatte es kaum verändert. Die anderen im System Schule wollten davon nicht viel wissen, besonders wenig der Direktor.
Ich habe die Konsequenz gezogen und bin aus dem staatlichen Schuldienst ausgeschieden. Das habe ich nie bereut! Was ich in den vielen Jahre gelernt hatte, kommt mir jetzt zugute.
Das ist aber vielleicht nicht die einzig richtige Lösung, jedenfalls nicht für jeden.

Viele Grüße,

Hilmar

Viele Grüße!
Ina Barbara

Hallo Ina,

Hallo, Mike!

ähm erst wollte ich dir etwas wichtiges „technisches“
erklären…

Danke!

Mag sein. Ändert nichts daran, dass die Bezeichnung
„Legatheniker“ stikmatisierend ist.

Kein Legastheniker ist gleich wie der andere.

Jeder Mensch ist anders.

Richtig. Das heißt dann also folgerichtig, dass der Lehrer im Unterricht grundsätzlich sehr stark differenzieren müsste, um den verschiedenen Individuen vor sich besser gerecht zu werden (was in der Realität aus verschiedenen Gründen nicht so klappt und nicht nur Schuld des Lehrers ist).
Stigmatisierend ist der Begriff „Legastheniker“ deshalb, weil der Blick immer nur auf das Defizit, auf das Problem gelenkt wird, und weil zu wenig Wissen darüber da ist. Ich rede mit meinen Schülern/Klienten von „Bilddenkern“. Dann, mit dem Verstehen, was das bedeutet (was für Talente da sind und warum (!) die Schwierigkeiten auftreten,) mit dem Lernen auf andere Art und den Erfolgserlebnissen steigt das Selbstwertgefühl deutlich! Eine Schülerin hatte geantwortet auf die Frage was sie glaube, warum sie die Schulprobleme habe, da sei wohl etwas im Kopf kaputt. Später sagte sie: „Ich bin priviligiert, dass ich Legasthenikerin bin.“

Jeder hat eine andere Kombination von Symptomen. Zugrunde liegt eine
besondere Art der Wahrnehmung, die auch mit bestimmten
Talenten verbunden ist. Menschen mit einer anderen Art der
Wahrnehmung sind nicht besser und nicht schlechter. Unsere
Gesellschaft braucht beide „Typen“, damit wir uns mit unseren
Fähigkeiten ergänzen können. Das Schulsystem ist aber
einseitig und erkennt nicht, dass Legastheniker bzw. Schüler
mit einer anderen Art der Wahrnehmung auf einem anderen Weg
lernen müssen!

Die Sache geht meiner Meinung nach noch viel weiter. Unser
Schulsystem ist garnicht darauf eingerichtet, auf die
Individualität der Kinder einzugehen.

Sehe ich auch so. Es fehlt von Grund auf.

Zur Familie:
Wenn diese zu ihrem Kind steht, es auf eine gute Art
unterstützt, kann die Schule nicht so großen Schaden
anrichten.

Diese These entlockt mir ein Grinsen. Es gibt wohl kaum
Eltern, die nicht von sich behaupten, nicht hinter ihrem Kind
zu stehen, - dieses ist jedoch nur die subjektive Sicht der
Eltern, die aufgrund ihrer mangelhaften Vorerfahrungen und
ihrer eigenen erlittenen Traumen den „Dreck“ den sich bei
ihrer eigenen Sozialisation schlucken mussten, in vielfältiger
und vielfach subtiler Art und Weise an ihre Kinder
weitergeben.
Ich denke, das mit der körperlichen Gewalt ist nur ein
Extrembeispiel, zum teil viel zerstörerischer wirken sich
subtile psychische (Ver)Gewaltigungen aus, so dass vielfach
die Eltern-Kindbeziehung gestört ist. Aber das ist ein ganz
weites Feld, und kaum jemand im westlichen Kulturkreis, der
nicht irgendwo seine eigenen Meise unterm Pony (Knacks
weghaben) hat.

Ja. Also müssten die Eltern, die meinen, ihr bestes zu tun und sich der (subtilen) psychischen Gewalt nicht bewusst sind, Hilfe bekommen. Ebenso solche Lehrer (die gibt es auch).
Da, wo es ansatzweise gelingt, solche Verhaltensänderungen zu bewirken, gibt es Zusammenarbeit zwischen Schule, Eltern, Psychotherapeut, Sozialarbeiter, Lernberater (Logopäde…).
Wo das Schulsystem bessere Ergebnisse aufweist, besser funktioniert, wie z.B. in Finnland, gibt es wesentlich mehr Kooperation!
Aber meistens ist die Angst, etwas verändern zu müssen, so groß, dass immer noch weiter weggeschaut wird, der Leidensdruck noch weiter zunehmen muss. Und warum ist dieses Hinschauen so schmerzhaft? Weil die Unsicherheit so bodenlos ist, ein vertrauensvolles Sich-getragenfühlen fehlt… Ein weites Feld.

Es kommen aber auch ausgeglichene und glückliche
Kinder in die Schule, hochmotiviert, lesen zu lernen. Aber
langsam verlieren sie die Motivation, wenn alles Bemühen
(z.B.im Fach Deutsch) ohne Erfolg bleibt, wenn das Kind nicht
versteht, warum (und das ist ja in der Regel so) und sich
selbst für dumm hält.

Ich bin anderer Meinung (ohne das ich sie mit einem Beweis
unterlegen kann). Wenn ein Kind (aus eigenem Antrieb) etwas
lernen _will_ und es erfährt die nötige Unterstützung, so wird
es das in aller Regel lernen.

Jedoch funktioniert das nicht, wenn von außen Druck ausgeübt
wird, so nach dem Motto: „Du hast jetzt zu lernen…“.

Ich stimme zu. Das widerspricht dem vorher von mir Gesagtem nicht. Es gibt auch die motivierten Kinder, die scheitern, weil der Unterricht ihrer Art der Wahrnehmung nicht gerecht wird (z.B.Legastheniker). Deshalb müssten Lehrer ein Grundwissen haben im Erkennen dieser Art und im Umgang damit; dann müssten sie trotzdem noch individuell auf jeden einzelnen eingehen.

Die Frage ist ganz einfach, wie man ein Kind davon
„überzeugen“ kann, das lesen uns schreiben etwas
erstrebenswertes ist. Das funktioniert ganz sicher nicht in
der Form, dass ein Erwachsener dieses Festlegt, sondern der
Wunsch eine bestimmte Fertigkeit muß von innen heraus, also
aus dem Kind selbst heraus kommen.

Richtig! Da kommen wir zum Thema Motivation! :

Ich sehe das nicht so, wie Sie schreiben: den Bock zum Gärtner
machen.

Nun - ich spreche vielen Eltern keine sonderlichen
pädagogischen Fähigkeiten zu.

Eben da bräuchte es Hilfe, wie schon vorher gesagt. Aber Lehrer haben für eine solche Hilfe und Zusammenarbeit nicht die entsprechende Ausbildung, zu wenig Zeit…

… Eltern sollten keine dieser Rechte
haben, sondern sich sollten lediglich die Erlaubnis haben,
sich um das Kind zu kümmern, wenn das Kind ihnen das erlaubt

Erziehung sollte ein Angebot sein, keine Zwangsjacke. Trotzdem braucht es Grenzen. Das ist keine einfache Gratwanderung, Patentrezepte gibt es nicht.

Nun, vielleicht sehe ich das zu eindimensional, wenn ich Dinge
aus meinen persölichen Erfahrungen beurteile und sicherlich
ist jeder „Fall“ unterschiedlich gelagert,…

Jeder sieht nur einen Teil, nur aus einer gewissen Perspektive. Deshalb finde ich es ja wichtig, Erfahrungen auszutauschen! Unsere Eltern konnten manche Dinge nicht so wahrnehmen, wie wir heute. Als Kind konnten wir natürlich auch nicht so reflektieren, da hatte mancher genug zu tun, zu überleben. Aber jetzt, nach Jahren der Bewusstwerdung ist es doch gut, einmal zu reflektieren und nicht nur für sich allein.

…kann ich doch nur aus meinen Erinnerungen und persönlichen
Erfahrungen sprechen. So kann ich doch von mir behaupten, dass
in den ersten Schuljahren es bei mir wie eine inner
Motivation, das zu lernen, was der $Lehrer da machte aus was
für Gründen auch immer nicht vorhanden war.

Da gehen z.B. Waldorf- oder Montessori-Schulen auf die sensiblen Entwicklungsphasen des Kindes ein und lassen in Freiheit viel mehr Zeit! Außerdem wäre es schon Aufgabe der Lehrer nach allen Regeln der Kunst zu motivieren, zu motivieren, anstatt mit Druck zu arbeiten!
Aber da gäbe es viel zu sagen zum Thema „Motivation“, das eng zusammenhängt mit Verantwortung.

Also was war für

mich Schule? Schule war für mich eine Institution, wo ich
hingeschickt wurde, ohne dass ich das wollte, wo es zu Haus
Schimpf, Schande und Liebesentzug gab wenn ich ein schlechtes
Zeugnis nach Hause brachte, letztendlich war die Sache für
mich recht angstbesetzt. Meiner über alles unverständige
Mutter, der nichts wichtiger in der Welt war, als das, was
andere Leute denken mögen, hatte weder die pädagogischen
Fähigkeiten noch hatte sie eine Empathie in Bezug auf meine
Person und war somit auch keine Vertrauensperson für mich. Ihr
größter Albtraum wäre wohl gewesen, wäre ich
„Sitzengeblieben“. So bestand dann ihre Form der
„Hausaufgabenbetreuung“ darin, dass in unsäglich ätzender
„Kooperation“, die darin bestand, dass sie mir vorgab, was ich
zu Papier zu bringen hatte, teilweise in der Form dass sie mir
richtiggehend diktierte…gelernt hab ich dabei nix, es war
nur unendlich ätzend, weil ich nur total mechanisch unter
Zwang das zu Papier brachte, was sie mir vorbetete. An eine
Sache erinner ich mich immer noch…das muss so im 2. oder 3.
Schuljahr gewsen sein. Meine Mutter zwang mich, die von ihr
diktierten Zahlen (die Hausaufgaben) zu Papier zu bringen. Sie
hat eine Zahl vorgelesen - vielleicht war es die Zahl 36 - ich
kann das heute nicht mehr so sagen. Da ich das ganze Zeug, was
man mir vordiktierte ohne inneren Bezug aus Zwang heraus zu
Papier brachte schrub ich 63, weil wenn man die Zahl
sechsunddreisig ausspricht, so hört man zuerst die Zahl sechs
und dann erst die dreißig - in der Reihenfolge bracht ich das
zu Papier. Naturlich mit dem Ergebnis, daß meine Mutter mal
erneut voller Verzweiflung total ausrastete…

Da sieht man doch Verzweiflung auf beiden Seiten! Und totale Hilflosigkeit, Kampf! Dabei hängt Lernen so sehr ab von Entspannung und guter unbelasteter Beziehung.
Ich kann die Welt nicht retten. Aber ich kann doch in meinem Umfeld, und sei es erweitert durch die Möglichkeit des Schreibens, mein Bestes tun. Meine Vision von Schule, von Lernen, ist eine ganz andere, als oben geschilderte traurige Erfahrungen. Und ohne Visionen verändert sich auch nichts. Nur im Miteinander schaffen wir größere Veränderungen. Dazu gehört auch das Aussprechen von schmerzhaften Erinnerungen. Mit dem Wahrnehmen, was ist oder war, beginnt es.

Die Schule sollte vor allem mal davon abgehen, bestimmte
Lehrinhalte zu einer bestimmten Zeit vermitteln zu wollen, da
dieses einer Aufoktruierung gleich kommt.

Ja.
Ich möchte noch das Buch empfehlen, das mir sehr gut gefällt, weil es nicht einfach anklagt, aber vieles aufdeckt, anspricht, bewusst macht, Mut macht! Kurt Singer „Die Würde des Schülers ist antastbar.“
Auch für uns selber ist es gut zu lesen, auch wenn die eigene Schulzeit gelaufen ist. Auch jetzt noch ist es hilfreich, Zusammenhänge zu sehen…

mfG Mike

Auch freundliche Grüße un danke
Ina B. Hallermann.

Hallo Ina,

es steht dir
frei, ob du antworten willst oder nicht.

danke, das ist fürchterbar nett von Dir - allerdings hätte ich mir diese Freiheit ehrlich gesagt auch ohne Deine Erlaubnis genommen.

Was ich mit meinem Posting zart andeuten wollte: solltest Du Dich wundern, warum Du vergleichsweise wenige (hilfreiche*) Antworten bekommst, könnte es daran liegen, dass dieses Wissens forum eventuell nicht der ganz richtige Ort für diese Art von Fragestellung ist. Insbesondere nicht für jemanden wie Dich, der ja „an der Quelle“ der benötigten Informationen sitzt.

*wink*

Petzi

*Hier schliesse ich mich ja gar nicht aus, darum höre ich auch jetzt auf, kostbaren Datenträgerplatz zu vermüllen *fg*