Hallo!
Es geht nicht nur um Geld.
Griechenland braucht zunächst einen ausgeglichenen Primärhaushalt und schon hat das Fass einen Boden. Will man das Ziel aber nur durch Sparen bei Leuten erreichen, deren gesamtes Einkommen in die Sicherung des Lebensunterhalts geht, wird die Binnennachfrage geschwächt - kann das Land überhaupt nicht gebrauchen. Bei hoher Arbeitslosigkeit insbesondere junger Leute bringt es übrigens auch nichts, das Renteneintrittsalter anzuheben. Es besteht nämlich die Gefahr, dass viele junge Leute das Land verlassen, was Gr. seiner Zukunft beraubte.
Das Land braucht neben einer funktionierenden Verwaltung mehr wirtschaftliche Aktivitäten. Soll heißen: Ein Investitionsprogramm. Dabei sollten Politiker fern bleiben, die im Februar ein Hilfsprogramm beschließen und sich wundern, dass im April noch nicht alles rund läuft. Kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass zu viele Leute (politische Ämter und/oder Professuren in Wirtschaftswissenschaften machen noch keine bedarfsgerecht handelnden Menschen mit wenigstens entfernt brauchbaren Vorstellungen von der Praxis) zugange sind, die von Wirtschaft und dem anzulegenden Zeitmaßstab wenig verstehen. Man darf nicht in Wochen oder Monaten denken, sondern in Dekaden. Dem Land ist auch nicht mit Hilfsprogrammen geholfen, die darin bestehen, vermeintlich Geld locker zu machen, das einzig dem Zweck dient, fällige Kreditraten durch neue Kredite zu ersetzen. Die Kredite müssen samt Zinsen für viele Jahre gestundet werden.
Ein Investitionsprogramm braucht Sicherheit. Deshalb sollten all die Grexit-Parlierer einfach mal die Klappe halten. Investitionen können z. B. bei einer auf Wind und Sonne basierenden Energiewirtschaft ansetzen. Auf dem Gebiet ist Gr. ein Entwicklungsland, obwohl es beste Voraussetzungen bietet, einen beträchtlichen Teil seiner el. Energie ohne Importe fossiler Energieträger zu bestreiten. Das umzusetzen braucht nur (neben funktionierender Verwaltung) Unternehmer mit Gewinnstreben und Geld. Die gibt’s in Gr., können aber auch aus Takatukaland kommen. Mit dem Umbau der Energiewirtschaft verbessert das Land seine Außenhandelsbilanz. Man müsste rechnen, ob jährliche Wind- und Sonnenstunden womöglich reichen, wettbewerbsfähig eine Wasserstoff-basierte Energiewirtschaft aufzuziehen.
Das Land braucht mehr qualifizierte Arbeitsplätze. Nix gegen Kellner und Zimmermädchen, aber das ist Saisongeschäft für Niedriglöhner. Gr. braucht produzierende Industrie. Im Land gibt es bedeutende Bauxit-Vorkommen und deshalb wird Aluminium erzeugt. Das ist deutlich ausbaufähig, nicht nur in Richtung Rohstoff und Halbzeuge, sondern darüber hinaus ausbaubar zu anspruchsvoller Weiterverarbeitung. Geht, aber nicht mit Kaspern, die sich im Juli zu Hilfe herablassen und im September den Erfolg sehen wollen.
Für Teile meiner Wortwahl entschuldige ich mich, aber mit stetig dicker werdendem Hals beobachte ich die Vorgänge, besonders seit Amtsantritt der neuen Regierung, die fraglos Schwächen in der Außendarstellung zeigte, der aber u. a. die C-Fraktionen aus D nicht das Schwarze unter dem Fingernagel gönnen, nach meinem Eindruck lieber heute als morgen das Scheitern der Regierung und Rückkehr zu den alten Seilschaften sehen möchten.
Gruß
Wolfgang