Wie heißen diese Akkorde?

Hallo!

Ich wollte mir diese Seite eines Rezitativs von Mozart durchnehmen, und möchte mir zunächst einmal alle Akkorde, die darin enthalten sind, notieren.

Die meisten davon habe ich (hoffentlich richtig) erkannt, nur an zwei Stellen (Takt 34 u. 39) konnte ich den Akkord nicht bestimmen.

T. 30-32: F-Dur

T. 33: D-Dur

T. 34: ?

T. 35-36: g-moll

T. 37: G7

T. 38-39: c-moll

T. 39-41: ?

T. 41-42: f-moll

T. 42-43: Es-Dur

T. 43: Es7

Vielleicht kann mir jemand sagen, ob meine Akkorde richtig sind, und wie die zwei fehlenden heißen? Idealerweise auch mit einer Erklärung, damit ich diese Akkorde in Zukunft selbst bestimmen kann :smile:

LG,
Stefan

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Hallo

Ja, die Akkorde sind alle richtig.

Das bekannte Problem: Verkürzte Dominant-Sept-Nonen-Akkorde mit kleiner None.

T. 34: Verkürzter D-Dur Sept-Nonen-Akkord mit kleiner None (D)-Fis-A-C-Es

T. 39-41: Verkürzter C-Dur Sept-Nonen-Akkord mit kleiner None ©-E-G-B-Des

Wenn irgendein unbestimmbarer schräger Akkord auftaucht, könnte man erstmal nach dem folgenden Akkord gucken, oft ist es irgendeine Form der Dominante zu dem folgenden Akkord.

Viele Grüße

Hallo Simsy_Mone, schön, wieder von dir zu lesen :smile:

Wie würde man z.B. den verkürzten D-Dur Sept-Nonen-Akkord kurz notieren? Bei d-moll kann man ja z.B. Dm schreiben, bei G7 eben G7. usw.

Noch eine kleine Frage: gehört der verkürzte D-Dur Sept-Nonen-Akkord zu D-Dur, oder zu G-Dur (als Dominante von G-Dur? Müsste ich unter T. 34 G-Dur schreiben?

LG,
Stefan

Hallo

Um verkürzte Sept-Non-Akkorde zu bestimmen, kannst du ihre Töne einfach so umschichten, dass der Akkord nur aus übereinanderliegenden Terzen besteht. Dann unter dem untersten Ton eine große Terz anfügen und du hast den Grundton. Das setzt allerdings voraus, dass der Akkord korrekt notiert war…

Zu deiner Nachfrage: In dem Beispiel hier müsstest du z.B. in T. 34 D-Dur schreiben, denn du schreibst ja nicht die Funktionen auf. Der G7 in T. 37 ist ja auch die Zwischendominante zu c-moll.

Zur Notation: Ich schreibe seit meiner Studienzeit bei Prof. Manicke in Detmold für die verkürzten Sept-Non-Akkorde Dv, Gv, Cv, Fv, Bv, Esv etc. (der Grossbuchstabe steht für den weggelassenen Grundton) und als Funktionsbezeichnung Dv - hier steht das D dann für Dominante. Im Alltag haben wir (Studenten wie Profs) diese Akkorde generell als „De-Vau“ bezeichnet. Zum Beispiel folgende Kadenz: „Tonika, Tonikaparallele, Doppel-De-Vau, Dominante, Tonika“.

-panoramix-

Lieber panoramix,

danke auch dir erstmal für deine Antwort!

Was den Akkord in T. 37 angeht, da habe ich in einem Akkorderkennungsprogramm (das allerdings natürlich nicht perfekt ist und meist auch nicht weiterhilft, wie in diesem Fall) die Töne eingegeben, und es meinte, E-G-B-Des sei ein E dim7. Wäre das in diesem Fall (bei Mozart in einem Rezitativ) nicht auch eine Möglichkeit? Ein verminderter Septakkord?

Ich frage das nicht, weil ich eure Antworten anzweifle, sondern nur, weil ich sichergehen und es selbst besser verstehen möchte, indem ich andere Möglichkeiten ausschließe.

LG,
Stefan

Das ist im Prinzip völlig korrekt, passt aber, wie du schon richtig ahnst, nicht ganz zur funktionsharmonischen „Denke“.

Wenn man den Akkord auf e als Grundton bezieht, kann man ihn nicht mehr als Dominante bezeichnen. Es ist dann ein Akkord der 7. Stufe (gern auch mit römischen Zahlen als VII. Stufe bezeichnet), vollständig also der verminderte Septakkord der siebten Stufe.

Dann muss man einfach konsequent sein: statt („normaler“) „Dominante“ heisst es in dem Zusammenhang V. Stufe, statt Subdominante IV. Stufe etc.

Und so weit weg ist das hier überhaupt nicht: Beim Secco-Rezitativ stehst du über den Generalbass in der Tradition der Stufen-Bezeichnungen. Die Ziffern fehlen hier, du findest sie aber z.B. bei Bach. Bei dem von dir erwähnten Akkord würde über dem Basston gerade die 7 stehen, wenn es vollständig notiert wäre!

Du musst dich also nur für eins der beiden Systeme entscheiden.

-panoramix-

Lieber panoramix,

noch einmal Danke für deine neue Antwort; leider werde ich daraus aber gerade nicht schlau. Meinst du, dass hier beides richtig ist, nämlich ein verminderter Septakkord auf E (E dim7), und ein verkürzter C-Dur Sept-Nonen-Akkord, je nachdem, wie man es sehen möchte?

LG,
Stefan

Es käme darauf an, nach welchem System du es notieren willst.
Wenn man d-moll mit Dm abkürzt, so ist das wohl die Abkürzung für Gitarrenakkorde. Diese Abkürzungen kümmern sich aber nicht im geringsten um die Harmonielehre, d. h. die Funktion, die die einzelnen Akkorde im ganzen Zusammenhang haben. Nach diesem System funktioniert wohl auch dein Akkorderkennungsprogramm, das E dim7 ausgegeben hat für E-G-B-Des. Das ist ein System für Menschen, die eben keine Ahnung von Harmonielehre haben und auch keine Noten lesen können.

Ich kenne hauptsächlich zwei Abkürzungsarten: Erstens den Generalbass, der in der Barockzeit anzusiedeln ist und eigentlich auch so etwas ähnliches war, nur dass er nicht für Gitarrenspieler, sondern für Cembalisten gedacht war; - zweitens die Abkürzungen für die Durmolltonalen Harmonielehre. Sie wurde zu Mozarts Zeiten noch nicht benutzt, aber diese Harmonielehre erklärt hauptsächlich die Musik aus der klassischen und romantischen Zeit, also aus dem 18. und 19. Jahrhundert. - Auf Barockmusik trifft sie eigentlich auch zu, bei der älteren Musik aus der Renaissance aber nur im Großen und Ganzen, da man damals nicht nur Dur und Moll verwendete, sondern sehr viel mehr Tonarten.

In den Abkürzungen für diese Harmonielehre bedeutet D7 eben nicht D-Dur Septakkord, sondern Dominantseptakkord, unabhängig davon ob es sich um ein Stück in G-Dur, Fis-Dur oder Es-Moll handelt. Da dreht es sich eigentlich immer um Tonika, Subdominante und Dominante, mit den Abkürzungen T, S und D. Mollakkorde werden durch kleine Buchstaben symbolisiert.

Nach dem System müsste ich die Tonart des ganzen Rezitativs wissen. Aufgrund der fehlenden Vorzeichen nehme ich an, dass es in C-Dur (oder a-moll?) steht.
Dann fängt es also an mit der Subdominante

Takt 30-32: S
Takt 33: Hm, das wäre die Doppeldominante, das sind zwei ineinandergeschriebene D. Ich schreibe es jetzt einfach so: DD. Es müsste aber unten drunter eine 3 stehen, weil die Terz im Bass steht.
Takt 34: Da müsste immer noch DD79>, die beiden Zahlen müssten kleiner sein und weiter oben stehen (wie Exponenten), außerdem müsste unten drunter eine 3 stehen, und das DD müsste durchgestrichen sein.
Takt 35-36: Jetzt ist man in der Dominante, jedoch als Mollakkord, deswegen ein kleines d.
Talt 37: Da steht der Dominantseptakkord mit der Septime im Bass, deswegen D und die 7 unten drunter.
Takt 38-39: Hier ein kleines t, da hier die Tonika in Moll steht. Da die Terz im Bass steht, eine 3 unten drunter.
Takt 39-40-41: Da bin ich mir nicht ganz einig. Entweder schreiben man T7>9> mit einer 3 unten drunter, oder in Klammern (D7>9>) auch mit einer 3 drunter.
Takt 31: Subdominante in Moll: kleines s.

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Genau das. Aber es ist nicht beliebig, wie man es bezeichnet, sondern davon abhängig, mit welchem theoretischen Ansatz man die Musik analysiert.

Kennst du die Harmonielehre von Diether de la Motte? Für mich der beste Ansatz, den ich kenne. De la Motte baut die ganze Sache konsequent nach der musikgeschichtlichen Entwicklung auf und legt Wert darauf, keine anachronistischen Theorien zu bilden. [Lies mal.] 2 Ist genau das Thema hier!

-panoramix-