Der Begriff „Hierarchie“ ist griechischen Ursprungs und bedeutet „heilige Ordnung“. Das trifft auf die Ev. Kirche schon mal nicht zu, da die Organisation der „sichtbaren“ Kirche eine weltliche Angelegenheit ist und bleibt, also nichts Heiliges sein kann.
Die Evangelischen Kirchen (Plural!) legen die Ordnungen ihrer Organisation also jeweils eigenständig fest.
Während die lutherischen Kirchen, die meist auch das „Ev.-luth.“ im Titel führen, eher eine zentrale Leitung einrichten (Bischöfe, Kirchenämter, …), legen die reformierten Kirchen (meist einfach als „Ev.“ bezeichnet) Wert auf ein „von unten“ organisiertes Modell, das den Gemeinden größere Eigenständigkeit gewährt. (Beide Richtungen haben schon seit der Reformationszeit unterschiedliche Haltungen zu einzelnen Fragen).
Anders als in der katholischen Kirche geht bei den evangelischen Kirchen der Kirchenbegriff von der einzelnen Gemeinde aus: wo sich Christen versammeln, da ist Kirche. (Bei der Katholischen Kirche bestimmt der Bischof, wer wo Gottesdienste hält). Die Gemeinde wählt sich eine(n) Pastor(in), der/die in der Regel sehr große Freiheit hat, also z.B. nur auf die „rechte Lehre“ verpflichtet wird, wie sie in den Bekenntnisschriften festgelegt ist, und nicht auf den Gehorsam zu bestimmten Personen oder Ämtern. Der Superintendent oder Dekan und der Bischof kommen alle paar Jahre zu „Visitationen“ vorbei, haben aber keine Macht und wenig Möglichkeiten, Anweisungen an einzelne Gemeinden oder Pastor(inn)en durchzusetzen. Die Kirchenvorstände / Presbyterien / Gemeindeversammlungen der einzelnen Gemeinden können erheblich mehr entscheiden als in den katholischen Gemeinden. Z.B. ist das Kirchengebäude bei evangelischen Gemeinden grundsätzlich Eigentum der Gemeinde - bei katholischen ist der Bischof Eigentümer!
Also: keine Hierarchie, sondern ganz unterschiedliche Organisationsformen. Manche ein wenig mehr „top-down“ (lutherisch), manche mehr „bottom-up“ (reformiert, noch mehr bei den ev. Freikirchen).
Schöne Grüße
Kernel