Wie ist eine Unterzuckerung bei „gesunden Menschen“ möglich?

Guten Tag,

Zurzeit setze ich mich in meiner Freizeit verstärkt mit dem menschlichen Stoffwechsel auseinander und habe schon viel gelernt. Nun bin ich aber beim Kapitel Hormone auf einen Widerspruch gestoßen, den ich nicht verstehe. Es betrifft den Fall einer Unterzuckerung, der ein ganz großes Thema für Diabetiker ist, weswegen alle meine Recherchen fast ausschließlich zu Diabetiker-Seiten etc führen. Die helfen mir aber nicht weiter.

Mein Problem:
Insulin und Glucagon sind „Gegenspieler“, da sie jeweils gegensätzliche Aufgaben haben. Insulin (Bauchspeicheldrüse Beta-Zellen) sorgt dafür, dass Glucose aus dem Blut in die Zellen aufgenommen wird. Glucagon (Bauchspeicheldrüse, Alpha-Zellen) sorgt dafür, dass in den Zellen aus Glycogen Glucose „hergestellt“ und ins Blut abgegeben wird. Heißt:

  1. wenn zu viel Zucker im Blut: Insulin.
  2. Wenn zu wenig Zucker im Blut: Glucagon.
    So weit, so klar.
    Nun kenne ich von mir, einem Nicht-Diabetiker, das Phänomen, dass ich nach langen Phasen ohne Nahrungsaufnahme beginne, leicht zu zittern, und es fühlt sich auch so an, als sei ich wackelig auf den Beinen. Wobei das nie ernst wurde und ich stürzte oder ohnmächtig wurde. Jedenfalls sagt das Internet, das seien Anzeichen einer Unterzuckerung.

Aber wie kann das sein? Sind meine Glycogenspeicher (in der Leber und in den Zellen) denn schon leer? So schnell? Oder ist das ein Versuch meines Körpers mich zum Essen zu bewegen und wenn es halt nicht klappt, geht er eben doch an die Reserven!? Und ich bin zwar sehnig-schlank, aber ein paar Fettreserven hat doch jeder, oder? Was ist mit denen?
Ich interessiere mich für die bio-chemische Seite dieses Problems und weniger für die medizinische.

Herzlichen Dank
Alex

Hallo!
Du hast Dir die Antwort schon selbst gegeben, lange ausgesetzte Nahrungsaufnahme gepaart mit körperlicher Anstrengung führen leicht zu Unterzuckerung. Auch stark zuckerhaltige Getränke, wie Energie- Drinks, wo der Zucker rasch ins Blut gelangt, können Unterzuckerungen durch zu hohe Ausschüttung von Glucagon auslösen.
MfG
airblue21

Du hast absolut Recht, normalerweise reguliert Glukagon sehr gut dagegen! Jedoch dauert das auch ein wenig von der Zeit her und bei manchen Menschen ist die Regulation nicht so perfekt, sodass ihnen leichter schwindlig wird oder sie eher zittern als andere.
Es ist genau richtig, dass Glukagon ausgeschüttet wird bei Abnahme des Glukosespiegels im Blut. Glukagon wirkt vor allem in der Leber und stimuliert Glykogenabbau, also wird Glucose freigesetzt. Übrigens wird aber die Glykolyse gehemmt! So könnte man sich vielleicht andere Symptome erklären. Die Glykolyse wird gehemmt, da ja cAMP steigt (weil Glukagon die Adenylatcyclase erhöht) und durch cAMP wird Fructose-2,6-Bisphosphat, also der Aktivator eines Schlüsselenzyms der Glykolyse, abgebaut. Die Glucose kann also nicht verstoffwechselt werden.
Glukygmon spielt auch im Fettgewebe eine Rolle, aber die ist eher untergeordnet. Es kommt vermehrt zur Lipolyse, aber das ist eher zu vernachlässigen beim Menschen.

Hoffe ich konnte dir helfen!

Danke für die Antwort. Könntest du mir den einen Punkt mit den Energy-Drinks noch näher erklären? Er wirkt auf mich, Pardon, widersprüchlich. Denn wenn zuckerhaltige Getränke ins Blut kommen, müsste ja zum einen sehr viel Zucker vorhanden sein und zum anderen nicht Glucagon, sondern Insulin ausgeschüttet werden, oder?
Ah, ich glaub ich habs: Kann es sein, dass du dich verschrieben hast und zuletzt nicht Glucagon sondern Insulin meintest? Sehr hoher Zuckergehalt führt zu einer extremen Ausschüttung von Insulin, die dann den Zucker aus dem Blut fegt?

Genau kann ich es Dir auch nicht sagen, aber anscheinend wird als Reaktion zu viel Zucker abgebaut, was wieder zu einer Ausschüttung von Glucagon führt, Es dauert dann eine Weile, bis sich das wieder einpendelt.

Hi.
ja, Dein Körper geht an die Reserven.
Aber zuerst an das Eiweiß aus der Muskelmasse klick mich,
dann erst an das Fett klick mich.

Sooooo funktionieren Low-Carb-Diäten.

Gruß