Wie kann eine ungenutzte Steckdose zu einem Brand führen?

Hallo,

im Beitrag Wohnung abgebrannt durch unbemerkte, defekte Steckdose berichtet der Fragende:

Die Steckdose ist seit 16 Jahren in dieser Wohnung festverbaut. Es wurde nie irgend etwas überprüft von der Verwaltung und diese Steckdose wurde nie benutzt, da so gut wie unzugänglich.

Was ich mich frage: was kann ein Elektriker falsch machen, dass eine ungenutzte Steckdose in Brand gerät?

Mir fällt als erstes ein, dass die Dose auch eine Verzweigung zu einer anderen Dose beinhaltet. Wenn diese Verzweigung schlecht ausgeführt ist, scheint es mir möglich, dass sich durch den fließenden Strom der nächsten Steckdose die Verbindung erwärmt und schließlich zum Brand führt.

Der recht spärliche Bericht lässt den Schluss zu, dass das Haus mit der Verkabelung vor 16 Jahren gebaut wurde oder die Verkabelung vor 16 Jahren erneuert wurde. War zu diesem Zeitpunkt solch eine „Weitergabe“ von einer Dose zur nächsten erlaubt?

Vielen Dank
Pierre

Hallo.

Im Bekanntenkreis ist eine lose in der Ecke herumliegende Mehrfachsteckdose mal in Flammen aufgegangen. Die Vermutung war, dass Hausstaub die Kontakte geschlossen hat und in Brand geraten ist. Könnte das nicht auch bei einer fest installierten Steckdose passieren? Sie war ja unzugänglich, also vielleicht hinter dem Sofa oder unter dem Schreibtisch oder hinter dem Schlafzimmerschrank? Dann müsste natürlich noch eine Menge Pech dazukommen, wenn aus der kurzen Hitzeentwicklung ein Wohnungsbrand entsteht.

Was meint ihr?

Liebe Grüße
vom Namenlosen

Da die Anschlussklemmen von Steckdosen seit Ewigkeiten auch als Verbindungsklemmen zugelassen sind, ist das erlaubt und wird auch fast ausnahmslos so gemacht.
Du wirst in älteren Installationen noch Abzweigdosen finden, von denen man sternförmig zu den Steckdosen gegangen ist.
Da hast du aber dann auch oft noch Schraubklemmen drin, die viel anfälliger für schlechte Verbindungen sind als Steckklemmen.

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Das Haus steht seit 1976 und wurde 2002 komplett saniert. Die Doppelsteckdose war so installiert, dass sie hinter der Schrankwand „verschwand“, also nicht nutzbar war. Wie so etwas entstehen kann, müssen Sie bitte den Kripo-Sachverständigen fragen. Wir als Laie wissen es nicht. Der Bericht jedenfalls ergab dieses Urteil.

Es ist so und man muss ja dem Kripo-Sachverständigen Glauben schenken. Der Brand ist hinter der Schrankwand ausgebrochen, so unglaublich es klingt. Fotomaterial mit Ausmess-Gegenstand (Lineal oder ähnlichen) wurde von der Kripo in ausgiebigen Gutachten mitgeteilt. Diese Gutachten erhielten wir allerdings nur durch den Anwalt. Als Familie hat man nur das Recht, Einsicht zu nehmen.

Staub, Schmutz, Korrosion, etc. - mMn ist da eine ungenutzte Steckdose ev. sogar empfindlicher als eine regelmäßig genutzte (sofern sie nicht überlastet wird)

Korrosion
Die Oberflaeche „verdreckt“ oder „oxidiert“ und der Strom kommt schlechter durch, Uebergangswiderstand, Erhitzung.
Erhitzung
Es gibt Waemeausdehnung und in der Folge wird die Verbindung lockerer.
Feuchte
In Aussenwaenden kann es feucht werden bis zu Schimmelbildung. Feuchte kann „verdreckt“ oder „oxidiert“ bewirken
Es koennte an der Leitung gezogen werden. Fachwerkwaende bewegen sich, Steinwaende koennen einen Riss bekommen, wahrscheinlicher ist, an der Steckdose wird gezogen, etwas angelehnt.
Alle diese denkbaren Probleme duerften eine Steckdose am Ende einer Leitung nicht zum Erhitzen / Brennen bringen.
Nur wenn eine Leitung angeschlossen ist, zB Strom aus der Steckdose entnommen wird.
Oder wie erwaehnt wenn innen eine weitere Leitung angeschlossen ist und Strom durchfliesst. Ein Kontaktproblem verursacht Hitze erst bei Stromfluss.
Es muss auch ein geringer zulaessiger Stromfluss sein, bei viel Strom wuerde die Sicherung den Strom ausschalten.
Gruss Helmut

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Eine Steckdose kann durchaus zu einem Brand führen. Häufig ist dabei ein schlechter Kontakt die Ursache. Entweder ist die Leitung nicht richtig angeklemmt oder die Kraft mit denen die Steckerstifte gehalten werden ist zu gering. Dann können sich die Kontakte soweit erwärmen das das Metall schmilzt.

Das war zu allen Zeiten erlaubt. Die Steckdosen sind auch konstruktiv für das sogenannte „Durchschleifen“ gebaut und ausgelegt.
Es gibt 2 Kontaktplätze je Pol, eine Zuleitung und bei Bedarf eine Weiterleitung zu weiteren Dosen.

Und je nach Lage der Dose in der Leitung kann auch eine unbenutzte, also nicht eingesteckt, Dose einen Brand auslösen. Wenn Strom über die Kontakte fließt und es dort einen Fehler gab, tritt Erwärmung ein, Funkenbildung und letztlich ist auch ein Brand möglich, wenn leicht entzündliche Baustoffe oder Einrichtungsgegenstände in der Nähe sind.

MfG
duck313

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Vielen Dank für die Erklärung @duck313 und @Helmut_Taunus.

Und ich hätte gedacht, dass das „State of the art“ wäre.

Hallo,
Bilder dazu
eine aeltere Steckdose, an jedem Pol koennen 2 Draehte angeschlossen werden. Beide einlegen, von der Gegenseite Platte mit Schraube anziehen, beide kontaktieren. klick
.
Heute wird nur gesteckt, jedoch normal auch 2 Draehte pro Pol an Steckdosen. klick
.
Diese „Steckanschluesse“ sind innen federnd, lockern sich also nicht bei Temperaturschwankungen.
Stichwort Federklemmtechnik upload://kLbbsQXI5Tznin0iDMWxOUxlivh.png]klick
.
Gruss Helmut

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klick

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Die Frage bezog sich aber auf was ganz anderes, nämlich:

und hier wäre es ganz spannend, wie genau der Sachverständige die mutmaßliche Ursache beschrieben hat.

Ganz egal wie ausgiebig: Glauben braucht man da nichts, wenn etwas ordentlich begründet wird.

Schöne Grüße

MM

Hallo,
wir haben hier mehrere Moeglichkeiten zusammengetragen.
Selbst wenn in diesem Brandfall eine davon zutrifft, und der Sachverstaendige dies bestaetigt, muessen wir weiterhin glauben oder annehmen, dass die anderen Moeglichkeiten auch geschehen koennen. Der Sachverstaendige wird bei seiner Untersuchung des Einzelfalles keine umfassende Ausarbeitung der weiteren denkbaren Moeglichkeiten abgeben.
Gruss Helmut

Er hat bereits ein Gutachten vorgelegt, und es wäre nett von der Dame gewesen, uns daran teilhaben zu lassen, statt etwas von „man muss Glauben schenken“ zu erzählen.

Nun ja - mal wieder ‚wer-fühlt-was‘ at it’s best…

Schöne Grüße

MM

Ja, das allerdings, das koennte mich auch interessieren.

Zur Erklärung: im Thread, aus dem das Zitat stammt, ging es um rechtliche Fragen rund um den Vorfall. Mich interessierte die technische Seite. Aufgrund der Folgen des Vorfalls und des Brettes hielt ich es für angemessen, die technische Seite nicht dort zu erläutern.

Natürlich wäre es gut zu wissen, wie die Ursache ermittelt wurde und was genau der Auslöser war. Da ich davon ausging, dass der ursprünglich fragende ganz andere Sorgen hat als meine neugierigen Fragen zu beantworten, stellte ich die Frage hier und rief bewusst zu professionellen Spekulation auf.

Ich habe einige hilfreiche Antworten bekommen und halte anhand dessen einen Materialfehler oder Pfusch bei der Verarbeitung oder eine Überlastung der weitergeschleiften Steckdose für mögliche, naheliegende Ursachen. Ja, auch die möglichen Veränderungen am Bau, die @Helmut_Taunus ausgeführt hat habe ich bewusst gelesen.

Hallo,

auch an der Innenseite von Außenwänden kann es feucht werden, besonders hinter Schrankwänden ohne gute Hinterlüftung. Staub sammelt sich dort auch gern und schon hat man einen rel. guten Leiter, der aber nicht ausreicht, die Sicherung auszulösen. Lässt sich nach einem Brand wohl kaum mehr nachweisen.

Gruß,
Paran