Wie kann es sein, dass die AFD so viele Anhänger hat?

Wie kann es sein, dass es diese Partei locker flockig und mit Schwung über die 5% Hürde schafft? Hat Deutschland nichts gelernt??? Wie kann es sein, dass Deutschland in seinen Anschauungen und Einstellungen immer weiter auseinander driftet?
lg vik

Viele haben gar keine Ahnung, was im Parteiprogramm der AfD steht.http://www.n-tv.de/politik/Was-die-AfD-will-article17177991.html oder im Parteiprogramm.

Protest und Angst vor Überfremdung, das sind die Gründe für viele.

Die Begründung ist recht einfach. Ungebildeten Menschen kann man leicht Angst machen und sehr viele Menschen macht die Situation mit den Flüchtlingen Angst. Es ist nicht ganz zufällig, dass grade dort besonders hohe Ergebnisse erzielt werden, wo der soziale Druck innerhalb der Bevölkerung besonders hoch ist.

Die Arbeitslosigkeit in Sachsen-Anhalt ist eine der höchsten deutschlandweit und einmal mehr hat man erfolgreich die Armen gegen die noch Ärmeren ausgespielt. Ohne die Flüchtlingskrise wäre die AfD noch immer eine Randnotiz.

Hallo,

ich mutmaße mal, dass die 89 aus Deinem Usernamen das Geburtsjahr ist. Insoweit wundert es mich, dass Du von locker flockig sprichst.

Da lohnt es doch immer, einen Blick auf die Vergangenheit zu werfen. https://de.wikipedia.org/wiki/Alternative_für_Deutschland#Wahlergebnisse

In 04/13 gegründet, riß sie noch jeweils die 5%-Hürden bei zwei Wahlen und ist seitdem bei jeder Wahl am Ende ins jeweilige Parlament eingezogen. Aktuell hilft ihr natürlich die Flüchtlingskrise.

Es gibt bei diesem Thema bislang nur zwei Oppositionsparteien, die CSU und die AfD. Die CSU steht derzeit nicht zur Wahl und ihre oppositionelle Haltung erschöpft sich mehr oder weniger in der Forderung eine Obergrenze.

Man kann wohl kaum erwarten, dass der unbegrenzte Zuzug von Flüchtlingen bei allen wahlberechtigten Bürgern auf Zustimmung stösst. Also gibt es Bürger, die mit ihrer Wahlstimme ihre pol. Ansicht auch kundtun. Da bleiben aber nicht viele Parteien mit denen man das tun könnte.

Es wird gerne die Erwartungshaltung geäußert, dass die AfD wieder verschwinden würde, falls die Flüchtlingszahlen stark rückläufig sind. Das halte ich für möglich, aber keinesfalls für sicher. Man werfe einfach mal einen Blick auf unsere Nachbarstaaten. In jedem gibt es eine rechtspopulistische bis -radikale Partei, die normaler Bestandteil des Spektrums geworden ist. Was macht D so besonders, dass es da eine Ausnahmerolle spielen könnte?

Doch. Oder woran meinst Du festmachen zu können, dass es anders wäre? Btw hat D nicht gewählt, sondern es wurde lediglich in drei Bundesländern gewählt.

Bezogen auf was? Auslandspolitik? Wirtschaftspolitik? Sozialpolitik?

Du müsstest schon etwas spezifischer nachfragen.

Gruß
vdmaster

Damit befinden sie sich in bester Gesellschaft zu den Wählern anderer Parteien.

Wenn sie denn bereits ein sog. Grundsatzprogramm hätten.

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Da wirfste besser auch einen Blick auf die Ergebnisse vor 2015 wie unten verlinkt. Die war zuvor bereits keine Randnotiz mehr.

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Ich frage mich die ganze Zeit, wieso eine Partei links von der SPD offenbar erträglich ist, eine Partei rechts von der Union aber eine Katastrophe. Die AfD ist da, wo sie jetzt ist, weil die etablierten Parteien in den letzten 10-15 Jahren den Wählerwillen weitgehend ignoriert haben. Die ständig sinkende Wahlbeteiligung wurde zwar bejammert, aber es wurde nichts unternommen.

Hallo ich vermute es liegt an der „Entropie“ in der Gesellschaft - alles läuft von einer gewissen Ordnung hin zum Chaos! Ich kannte mal jemanden der sagte immer: „Bevor es besser werden wird - muss es erst schlimmer werde!“ Die AFD dürfte dafür ein Beweis sein - oder?!?

Ach, diese lästige Sortieranlage hier :unamused:.

Hat ja auch keine Posten gekostet, solange man auch mit 48% der 40% abgegebenen Stimmen alle Regierunsgämter besetzten konnte und auch keine Sitze in den Parlamenten leer bleiben mussten. Nun sitzen da ein paar Leute samt ihrem Hofstaat erstmal ohne da.
Vielleicht bewirkt es etwas in den Parteizentralen und in den Regierungen. Oder auch nicht.

Grüße

Ich glaube, da macht man es sich zu einfach mit der Begründung. Und mit der Parole Ihr seid zu doof wird man die auch nicht erreichen oder gar (zurück)gewinnen. Eher noch im Hegenteil.
Bei zweistelligen Ergebnissen sind längst nicht nur Hauptschüler dabei. Genausowenig wird es in Köln auch nicht nur Hauptschüler getroffen haben. Da werden auch Abiturienten oder Studierte Angst gehabt haben. Nehme ich jedenfalls mal an.
Aber Du hast natürlich recht, dass höher Gebildete weniger Angst haben. Allerdings nicht weil sie zu schlau für Angst sind, sondern weil mit der höheren Bildung höhere Einkommen und Vermögen verbunden sind. Und dann wohnt man auch nicht mehr in „Problemvierteln“, wo man etwas dichter an den Problemen dran ist.
Den „Ungebildeten“ muss keiner Angst machen, dass sie inzwischen bei den Tafeln wegeboxt werden, dass ihre Chancen auf eine Wohnung nicht größer werden, dass ihre Kinder noch mehr Migranten in den Klassen haben, was die Bildungschancen nicht erhöht usw. usf. Die sind mittendrin.
Im Osten ist in der Tat die Arbeitslosigkeit höher. Da sind aber auch ansonsten die Einkommen niedriger. Da hängen mehr am Sozialstaat und fühlen sich durch immer neue Anträge, Unterstellungen etc. gegängelt. Wenn da noch ein paar Hundert mehr bei den Ärzten einen Termin wollen, dann warten die eben noch länger selber auch einen. Die sehen dann, dass die Flüchtlinge im Taxi zu Ämtern oder zum Arzt gefahren werden, auf Staatskosten. Die sehen verfallene Spielplätze und hören seit Jahren, dass für dieses und jenes kein Geld da wäre. Und plötzlich werden zu Traummieten Immobilien angemietet und neue Spielplätze auf dem Gelände von Flüchtlingsunterkünften hingebaut. Das versteht nicht nur der Hartzi nicht, dass versteht auch der Akademiker nicht, der das mit seinen Steuern bezahlt.
Das ist also nicht nur Dummheit, das ist oft schlicht Unverständnis.

grüße

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Was ab auch nicht zusammenpasst. Die AfD ist ja keine Partei, die sich besonders um Einkommensschwache Bürger und Arbeitslose kümmert.

Besonders wundere ich mich über Sachsen Anhalt: gerade in Ostdeutschland wird häufig ein recht modernes Familien und Frauenbild gepflegt. Was ja der AfD eher ein Dorn im Auge ist, die wollen es doch eher traditionell…

Was meine Eingangsthese stützt, dass viele der Wähler(innen!) die Ziele gar nicht kennen.

Bufo

Ja, ich denke man darf das sowieso nicht auf ein Thema verengen. Die PDS bzw. Linke konnte mit diesem Thema Unzufriedene ansprechen und hat damit die letzten Jahre ein gutes Geschäft gemacht. Man war ja kaum an Regierungen beteiligt und niemand hat gemerkt, dass sie auch rein gar nichts bewirken. Die Flüchtlingskrise oder vielmehr der Umgang damit, bis hinunter auf Landes- und Komunalebene, hat jetzt bei vielen nur das Fass zum Überlaufen gebracht. Das hätte auch irgendetwas anderes sein können. Voll war es schon vorher bei vielen.
Vielleicht ist es auch ein Fehler, sich plakativ um Einkommensschwache und Arbeitslose kümmern zu wollen. Nicht nur mich beschleicht das Gefühl, dass unser Sozialstaat die Probleme schafft, die er eigentlich bekämpfen will. So ein bißchen wie der Feuerwehrmann der zündelt um sich als großen Helden darzustellen.
Ich denke da jetzt mal nur an die Rente mit 63. Da ist nichts mit Gerechtigkeit, es profitieren nur ein paar und der Rest zahlt wieder drauf. Der Rest ist eben die Mehrheit und wahlberechtigt.
Vielleicht geht es den Einkommensschwachen und Arbeitslosen auch gar nicht um noch mehr Almosen/Geschenke, sondern die wären schon froh, wenn sie nicht so gegängelt und ihnen nicht noch mehr genommen würde. Und die bekommen eben die Kürzungen, Schließungen der letzten jahre nicht mit dem in Übereinstimmung, was sie seit gut einem Jahr live und in Farbe sehen.

Woran machst Du das moderne Familien- und Frauenbild fest? Doch nicht etwa, dass die Frauen und Mütter auch arbeiten gehen? Ich glaube, das hat weniger etwas mit modern, sodnern etwas mit Notwendigkeiten zu tun. Die Einkommen sind schlicht zu niedrig, als das die zu Hause bleiben könnten. Nicht zuletzt aus diesem Grund zieht es da auch gerade Frauen weg.

Ja, klar Protestwahl. Hätte wie gesagt auch irgendws anderes sein können. Nun war es eben der Umgang mit den Flüchtlingen. Alles in allem recht dilletantisch. Man könnte glatt sagen, dass da der Bevölkerung noch mal so richtig und im Zeitraffer, die Probleme des Landes vor Augen geführt worden sind, die ja alle auch schon vorher bestanden, inklusive der Unfähigkeit der Behörden vor Ort. Die Probleme im Osten sind eben größer.
Zum Glück möchte man fast meinen, dass es die AfD in S-A auf 24,2% geschafft hat. Darauf kann man jetzt herumreiten und muss sich nicht so sehr die Frage stellen, warum z.B. in B-W 45,4% der Wähler Parteien gewählt haben (in Freiburg II sogar 51,2%!), wo der Einsatz von Waffengewalt an der Grenze gegen Flüchtlinge befürwortet wird. Oder eben überhaupt, dass auch dort die AfD auf 15,1% gekommen ist. Es haben sogar zwei AfD-Kandidaten ein Direktmandat gewonnen. Möchte nicht wissen, wie das dort ausgegangen wäre, wenn die Grünen dort nicht so anders wären als in der Bundespartei/-politik oder an der Bundesregierung beteiligt gewesen wären.

Grüße

Vielleicht hat Deutschland (bzw. die Wähler, welche am 13.03. abstimmen durften) ja gerade endlich mal etwas gelernt!?
Und man hat ganz bewusst gegen einen Deal mit der Türkei entschieden und auch gegen eine Zuwanderung ohne Obergrenze!?
Wenn eine Situation, wie sie vorher noch nie da war, sich nicht auf ein Wahlergebnis auswirken würde, müsste man sich doch erst Recht Sorgen machen!
Mich überrascht nur, dass es „die Mächtigen“ so überrascht.

Es ging im Wahlkampf überwiegend nicht um Landes- sondern um Bundespolitik.
Bei den beiden klassischen Volksparteien sind Spitze und Basis unterschiedlicher Meinung. Bei der CDU noch mehr als bei der SPD. Dazu kam noch der Streit mit der Schwesterpartei CSU. Innere Kämpfe kommen beim Wähler nie gut an. Verluste waren da von vornherein klar. Ein inszenierter Parteitag mit bestellten Claqueuren wie beim obersten Sowjet setzte dem noch ein Sahnehäubchen auf.
Viele sagten sich, vorher gab es für nichts irgendwo mehr Geld. Plötzlich stehen enorme Gelder für zahllose Projekte zur Verfügung, sogar ohne das weitere Schulden aufgenommen werden müssen???
Keiner behauptet, dass die Integration billig wird. Aber keiner kann einen plausiblen Betrag oder einen Zeitraum schätzen, wie lange das dauern könnte.
Konkret ist die Regierung nur darin geworden, dass „deutlich weniger Flüchtlinge“ kommen sollen. Unklar ist aber weiterhin, wie zahllose Personen ohne Aufenthaltstitel zur Ausreise bewegt werden können und wie das mit der Zusammenführung noch nachzureisender Familienangehöriger gehandhabt werden soll.
Die Ereignisse von Köln, die Schweigekultur von Presse und Polizeipräsidenten und die Facharbeiterlüge waren weitere Zutaten.
Die Jüngeren stehen bald in Konkurrenz mit den zu integrierenden Neubürgern, wo es um preiswerten Wohnraum, Schul- und Studienplätze geht. Da der Aufschwung nicht ewig weiter gehen wird, stehen bald gering qualifizierte Arbeitskräfte und Ausbildungsplatzbewerber in direkter Konkurrenz mit mit den Zugezogenen.

Dazu kommt die Geldpolitik, für die die Bundesregierung nur bedingt verantwortlich gemacht werden kann. Man kann nichts mehr sparen, da es keine Zinsen mehr gibt (Aktien sind nicht jedermanns Ding). Trotzdem wird unentwegt gemahnt, dass für die Rentenlücke Eigenvorsorge zutreffen ist. Eine starke Zunahme der Altersarmut ist daher absehbar.
Gruß
raketenbasis

Das die Frau in der DDR arbeiten musste hatte weniger was mit den Einkommen zu tun, als damit, dass die Arbeitskräfte dringend benötigt wurden und der Staat alle Vorraussetzungen schuf um die Arbeitskraft der Frau auch nutzen zu können. Das man sich die Gleichberechtigung der Frau ins Parteiprogramm geschrieben hatte passte dann auch ganz gut dazu. Der Osten pflegte also tatsächlich ein modernen Frauenbild - aber nur aus der Notwendigkeit heraus und auch nur da wo es ihm passte. Die „frauentypischen“ Berufe waren auch im Osten vorrangig von Frauen besetzt.

Das heisst im Osten waren seit Jahrzehnten die Mehrzahl der Frauen berufstätig, ein Trend der sich auch nach der Wende in etwa erhalten hat. Das Selbstverständnis war eben ein anderes, denn das Bild der Frau, die Vorrangig Muttrer und Hausfrau ist, existierte im Osten real kaum. Es liegt also nicht daran, dass die Einkommen so niedrig sind und dass Frauen in großem Stil in den Westen ziehen um nicht arbeiten zu müssen, halte ich nun wirklich für ein Gerücht. Ich kenne eine ganze Reihe von Frauen und Männern die in den Westen gezogen sind und alle von denen zogen in den Westen um dort zu arbeiten.

Der Grund warum die AfD mit diesem Frauenbild punkten kann liegt daran, dass sich viele von dieser Art von völkischer Rhetorik abgesprochen fühlen. Das Frauenbild des dritten Reiches mit dem edlen Arbeiter und der Frau als Hausfrau und Mutter, der „Keimzelle des Deutschen Volkes“, das alles sind Bilder mit denen sich viele identifizieren können, die unter einer gewissen Perspektivlosigkeit leiden.

Daran, dass sie es als Selbstverständlich ansehen, einen Beruf zu haben und auch auszuüben. Ich habe einige Jahre in Ostdeutschland gelebt und denke deshalb, das durchaus einschätzen zu können. Da liegt eine ganz andere Grundeinstellung vor, finde ich.

Was für einen Staat mit totalitärer Komponente auch dringend nötig ist. Denn so konnten die Kinder frühzeitig auf politischen Kurs gebracht, also indoktriniert werden. Sowohl die faschistischen, als auch sozialistischen (kommu.) Staaten legen immer großen Wert darauf, dass die Jugend zu weiten Teilen vom Staat zum „neuen Menschen“ erzogen wird.

Diese Denke findet man abgemildert auch in der Linkspartei, den Grünen und dem linken Flügel der SPD in unterschiedlicher Ausprägung.

Gruß
vdmaster

Hast du Belege für diese These? Ich frage mich doch sehr stark, wo genau sich die von dir genannten Parteien für eine frühe Indoktrination einsetzen. Wobei es da ohnehin schon interessant ist, wo genau eigentlich die Grenze von normalem Wissen und Indoktrination verläuft. Katholischer Religions-Unterricht ist beispielsweise Indoktrination im Sinne der Definition, wird aber vor allem von CDU/CSU befürwortet. So richtig im Parteiprogramm hat es aber vor allem die AfD.