Hi
Es kann natürlich sein, dass ich da voreingenommen bin, aber ich halte den Weg, Schülern erstmal die Popkultur einzutrichtern und dann, weil die Unterrichtszeit zu knapp wird, darauf zu beten, dass sie irgendwann herausfinden mögen, worauf sich „Mythos“ wirklich bezieht, für nicht gerade den geeignetsten.
Ich stehe den „modernen Mythen“, wenn es sich nicht um Wandersagen/Urban Legends handelt, sondern um Personenkult, eher skeptisch gegenüber.
Das ist jetzt meine persönliche Meinung: Ich halte den Beweis dafür, dass es sich bei Personen wie Marilyn Monroe u.ä. um Mythen handelt für nicht erbracht. Ich habe dazu schon etwas Literatur gelesen, für mich mangelt es dort jedoch der Begriffssicherheit.
Wir reden ja nicht umsonst von „Filmlegenden“ und „Sportlegenden“, warum? Weil Legenden nunmal der Gattung entsprechen, die für historische Personen zuständig sind. Diese können stark ausgeschmückt und mystifiziert werden, aber die Personen gab es, darum sind Geschichten um sie eher Legenden.
Die Personen in einem Mythos sind für gewöhnlich eben nicht historisch, da sie u.a. auch viel zuweit in vorhistorische Zeit zurückdatieren.
Mir geht der Hype um moderne Mythen darum etwas auf den Geist, weil er in die selbe Inflationsmaschine wie „Kult“ fällt. Alles ist irgendwie Kult, und ein Sänger, der grade seit 3 Monaten 8 jährige Mädchen begeistert, ist plötzlich „Kult“. Während vor 20 Jahren noch sehr viel Arbeit in eine Band, einen Film, ein Image gesteckt werden musste um „Kult“ zu sein, ist heutzutage alles „Kult“, die Werbung lebt es uns vor, der Begriff ist verwässert.
Also bedient man sich des nächst größeren Begriffes „Mythos“ weil es sich noch toller, noch klassischer, noch epischer anhört.
Und dann kaufe ich mir Lexika der Mythologie und finde dort Personen wie Audrey Hepburn oder Figuren wie Batman.
Der einzige, meiner bescheidenen Meinung nach, der dem Stempel Mythos noch irgendwie gerecht werden könnte, ist Elvis.
Ich persönlich mag ihn nicht, aber sein Einfluss ist unausweichlich. Prinzipiell hat er eine starke Legendenbildung angeregt, doch der Grad der Mystifizierung seines Lebens, Ablebens, und untoten Fortlebens (Aliens?) sprengt die übliche Skala. Er ist Kulturgut geworden, hat sich in die Kultur ausgeweitet und lebt seit Jahrzehnten stetig fort, zudem steht er nicht nur an der Spitze einer neuen Bewegung, sondern auch einer neuen Kultur, die sich ebenfalls bis in die Gegenwart fortentwickelt.
Die Erzählungen haben sich hauptsächlich mündlich entwickelt und bei ihm könnte ich noch irgendwie verstehen, wenn man ihn als einen modernen Mythos bezeichnet.
Nimmt man sich das also zum Vorbild, ist es trotz alledem nicht einfach möglich selbst ein Mythos zu werden, weil es nur zu einem sehr geringen Teil von einem selbst abhängt, bzw. von Dingen, die man an sich selbst ändern könnte:
Charisma, besondere Fähigkeiten, eine besonders gute Werbemaschinerie, aber noch viel wichtiger: Das Publikum.
Das „Volk“ ist es schließlich, dass über Mythos und nicht Mythos bestimmt, und dieses Volk braucht Geschichtenerzähler.
Wenn also eine besonders herausstechende Person Stoff für genug Geschichtenerzähler gibt, die ihre Geschichte weit genug im aufnahmewilligen „Volk“ verbreitet, und das ganz sich über Generationen hinweg hält, dann könnte man von einem modernen Mythos sprechen.
Ob es dann tatsächlich je ein Mythos wird, das können wir überhaupt nicht beurteilen, höchstens unsere Nachfahren.
lg
Kate