Wie kann ich verhindern, dass sich meine 13-jährige Tochter durch zu viel Schminke, bunten Haare, Piercings etc. selbst schadet?!

Guten Tag allerseits!

Es geht um meine dreizehnjährige Tochter, die gerade eine rebellische Phase durchmacht und sich am liebsten die Haare grün färben, 5 Piercings und ein Tattoo stechen lassen lassen würde! Ausserdem schminkt sie sich extrem auffällig und trägt gerne aufreizende Kleidung. Nun bin ich wirklich kein spießiger Vater und lasse meinen Kindern viel Freiraum; in diesem Fall sehe ich mich aber gezwungen einzugreifen, da meine Tochter sich durch dieses Verhalten selbst Chancen verbaut und ein fragwürdiges Selbstbild vermittelt! Trotzdem will ich ihr aber auch nicht strikt vorschreibe, wie sie auszusehen hat, da dies wohl eher das Gegenteil bewirken und sie noch mehr anstacheln würde.

LG ein überforderter alleinerziehenden Vater

Ich bin mit folgender Strategie ganz gut gefahren:

Es gibt Dinge, die sind nicht verhandelbar. Dazu gehören Dinge wie Tattoos oder Piercings. Hier war die klare Ansage: Mein Einverständnis kriegst du dazu nicht. Tust du es trotzdem, wäre das für mich ein Vertrauensbruch, der auch einen entsprechenden Vertrauensverlust meinerseits zur Folge hätte. Wie die Konsequenzen aussähen, kann ich nicht sagen, wünsche mir aber, dass ich es nicht rausfinden muss.

Dann gibt es Dinge, über die man reden kann. Das sind die, die nicht irreversibel sind (und nein: die Entfernung von Tattoos durch Laser und die Herausnahmemöglichkeit von Piercings zählen nicht dazu, weil beides einen Eingriff in den Körper darstellt), wie z.B. Haarfarbe, Haarschnitt, Kleidung, Make-Up.

In diesem Alter ist das Bedürfnis, seine eigene Persönlichkeit zu finden, enorm groß. Und mangels Lebenserfahrung sind die Jugendlichen zunächst auf die Dinge angewiesen, mit denen sie sich sichtbar nach außen zeigen und abgrenzen können. Bunte Haare haben oder extrem geschminkt sein sind mögliche Ausdrucksformen.

Hier kann man dann verhandeln, etwa: Du kriegst meine Erlaubnis zum Haarefärben, aber im Gegenzug möchte ich, dass du in der Schule nur dezent geschminkt bist und dich nicht aufreizend kleidest. Wenn es sein muss, kannst du das außerhalb der Schule tun.

Ein guter Anlass übrigens, um über Absicht und Wirkungen zu sprechen. Den Jugendlichen fehlen Erfahrung und Gespür dafür, welchen Eindruck sie vermitteln. Kein weiblicher Teenager möchte wie eine Nutte aussehen, tut es aber ungewollt trotzdem manchmal, weil er im Bestreben, attraktiv zu erscheinen, übers Ziel hinaus schießt.

Hier brauchen die Mädchen immer wieder wohlwollendes(!) Feedback. Etwa die Rückmeldung, dass die Kleidung wirklich sexy ist - etwas, was eine Dreizehnjährige nicht von den Eltern - und schon gar nicht vom Vater - hören will. Den entsprechenden Protest hat mein Mann z.B. so kommentiert, dass es ganz offensichtlich Leute gibt, auf die sie nicht sexy wirken möchte. Und dass sie genau das nicht verhindern kann, wenn sie so außer Haus geht: Dass nicht nur die Jungs, denen sie gefallen möchte, sie sehen, sondern auch all die, die sie zum Erbrechen findet.

Ich selbst habe mal für ein Aha-Erlebnis beim rebellischen Tochterkind gesorgt, als ich mich zum Elternabend in der Schule in das gleiche heftige Make-up samt kurzem Stretchkleid und High-Heels geworfen habe. Für den Fall der Fälle hatte ich Ersatzkleidung und Abschminkzeug im Auto deponiert, aber soweit kam ich gar nicht. Mein Mädchen war derartig entsetzt, dass ich „so(!!)“ zu ihren Lehrern gehen wollte, dass sie regelrecht ausgeflippt ist.

Nach einigen Diskussionen - ich vertrat u.a. die Ansicht, dass mein Aussehen doch nichts mit meinem Charakter zu tun hätte - stimmte ich einem Umstylen unter der Bedingung zu, dass wir auch in Sachen Aussehen von Tochterkind ein paar Vereinbarungen treffen könnten.

Das einige Tage später folgende Gespräch nahm einen sehr positiven Verlauf, als ich sie danach fragte, was sie an meinem Aussehen so sehr gestört hatte, dass sie mich keinesfalls ihren Lehrern so präsentieren wollte. Sie konnte sehr klar benennen, dass sie sich für mich geschämt hat und dass sie nicht wollte, dass die Lehrer mich falsch einschätzen.

Wie auch immer: Der Versuch, wertschätzend und wohlwollend zu bleiben, auch wenn man am liebsten aufs Taschentuch spucken und die schlimmste Farbe aus dem Gesicht der Tochter wischen möchte, lohnt sich immer.

Jule

Hi,

Piercings & Tattoo: in Deutschland hat sie unter 18 und ohne Elterneinwilliung keine Chance. Jedenfalls nicht bei einem Profi. Wenn sie sich ein Piercing selbst sticht, hast du keine Chance.

Haarfarbe: Grün ist idR eine Tönung, hält also nicht ewig. Wenn sie dunkelhaarig ist, muss sie vorher blondieren. War da nicht was, dass man erst ab 18 Haarfärbemittel kaufen darf? Ich bin aus dem Alter raus, kann dazu also nix genaues sagen. Recherchiere das bitte selbst.

Zum Thema fragwürdiges Selbstbild mal meine Einschätzung. Ich bin 37, die Haarfarbe ist seit über 20 Jahren bevorzugt „bunt“, momentan in Form eines blauen Iro. In den Ohren habe ich einige, über das normale Ohrloch hinausgehende, sichtbare Piercings. Tattoos ebenfalls vorhanden, allerdings nicht sichtbar. Mein Kleidungsstil ist bevorzugt angepunkt. Also eigentlich ein Aussehen, was, je nach Gusto, auch mal als „Assi“ bezeichnet wird und mir des häufigeren trotz Flüsterei zu Ohren kommt.

Aber: ich habe einen festen Bürojob in einer recht „spießigen“ Firma (ich gelte dort als Paradiesvogel), ich habe ein Auto, trinke keinen Alkohol, konsumiere keine Drogen, habe einen Bausparvertrag und gehe regelmäßig mit der Omi, die eine Etage über mir wohnt, einkaufen :wink: Adieu Vorurteil!

Deine Annahme, sich durch das Aussehen, Chancen zu verbauen, kann ich so demzufolge nicht bestätigen. Nicht allein die Optik zählt!

Gruss,
Little.

Servus,

atme tief durch und warte zwei Jahre.

Hast Du denn in diesem Alter gewusst, wann Du welche Deiner seither wahrgenommenen „Chancen“ abhandeln würdest? Wenn nein, warum nicht? Wenn ja, bist Du damit wirklich glücklich geworden?

Schöne Grüße

MM

Versuch so wenig wie möglich dagegen zu reden, aber zeig trotzdem mögliche Konsequenzen ihres Handeln auf. Kompromisse in Aussicht zu stellen (und auf Zeit zu spielen) ist besser, als von Anfang an Nein zu sagen. Gerade bezüglich was Piercings und Tattoos angeht - meine Eltern haben das damals bei mir so gehandhabt:
ich sollte mir das ganz genau überlegen und wenn ich Piercing xy (ging damals um die ach so angesagten Bauchnabelpiercings) bis zu meinem 18. Geburtstag immer noch unbedingt haben will, dann würde man gemeinsam einen professionellen Piercer aussuchen und sogar einen Anteil der Kosten übernehmen. So wären sie auf Nummer sicher gegangen, dass ich auch ja in guten Händen lande und nicht eine Spontanaktion aus Trotz übel bereuen würde.

Komischwerweise wollte ich nicht mal ein Jahr später das Piercing gar nicht mehr :wink:

Wünsch dir alles Gute und Nerven aus Drahtseil!

Hallo,

meine Tochter hatte das in dem Alter auch. Piercing und Tattoo brauchen Erlaubniss der Eltern, da kannst Du erklären, warum Du es ablehnst (rel. irreversibel und wenn, dann teuer). Du hast da die Verantwortung, ob Du willst oder nicht. Vielleicht kann sie das nachvollziehen, wenn Du es ihr an einem Beispiel nahe bringst, Z.B. wenn sie ähnliches für ein jüngeres Geschwister entscheiden sollte.

In Punkto Mode, Make-Up und Haartracht habe ich mich nicht eingemischt, dachte mir, je mehr ich mich aufrege, desto mehr wird es sie anstacheln und ihre Haltung festigen.

Nach ca. einem Jahr war die Phase vorbei ohne dass das Kind dadurch Schaden genommen hätte.

Im Gegenteil haben manche Lehrerinnen sie dadurch endlich wahrgenommen, was vorher nicht immer der Fall war: eine von mir verbummelte Krankheitsentschuldigung wurde z.B. nicht als Fehltag im Zeugniss erwähnt - das Fehlen offenbar gar nicht bemerkt.
Als das Kind bunt, punkig und im Mini rumlief, wurde ich zu einem Elterngespräch geladen.
Harmlos, die Lehrer machten sich mitmal völlig irrationale Sorgen, aber meine Tochter hatte ihr Ziel, bemerkt zu werden, erreicht.
Nach dem Lehrergespräch fand ich ihre Aufmachung sogar sehr verständlich und sinnig.

Gruß, Paran

Ganz einfach: Ignoriere es und lass deine Tochter sich so verunstalten, wie sie möchte. Rebellieren lohnt sich nur, wenn man mit heftigen Reaktionen dafür belohnt wird.

:paw_prints:

na ja, man kann so schlecht die eigenen Kinder „in die Pflicht nehmen“. :wink:
Das Lippenpiercing unseres 17jährig. Praktikanten hat er selbst gemacht.

Haarfarbe = tönen - wäscht sich wieder raus (vielleicht online einfach mal Farbe und Frisur ausprobieren)
Schminke = einfach mal professionell beraten lassen (das machen auch gute Friseurstudios) den Unterschied erkennen auch 13jährige
Piercing = gibt’s erst ab 18 - Ende der Diskussion
Tattoos = gibt es sehr gute zum aufkleben, die halten bis zu 6 Wochen und man kann sie jederzeit abrubbeln
Klamotten = gibt es eine weibliche Person auf deren Meinung sie Wert legt und die mit ihr einkaufen gehen würde?
Mal mit Töchterchen in der Einkaufszone ein Eis essen und kräftig ablästern über das was da vorbei läuft.
„die fällt ja gleich in den Gulli so dünn sieht die aus“
„boah, hängt da der weiße Wabbelbauch raus“
„die erschlägt sich gleich mit der eigenen Oberweite - hat die keinen gescheiten BH?“

Kleine Hexe

You made my day!
Ich hatte erst gelesen, und als ich dann so herzlich lachen musste, las ich erst, wer diesen Post verfasst hat! Härrlisch, dat!

Immer wieder: Du hast soviel Ahnung von Psychologie und Erziehung, es ist immer wieder toll, deine Beiträge zu lesen!

Liebe Grüße, F0

Hallo,
für Piercings,Tatoos und Haarfarbe bedarf es deiner Einwilligung. Strenggenommen kannst du Piercer, Tatoowierer und Friesöre in die Pflicht nehmen , wenn sie dies gegen deine Einwilligung bei deiner Tochter vornehmen.
Man kann Haare auch mit HAARKREIDE färben (ist auswaschbar).
Oder man kann künstliche Strähnen machen lassen.
Schulen geben ebenfalls eine gewisse Kleiderordnung vor. Die sollte man meiner Meinung nach gerade in dem Alter unterstützen.
Auch wenn du kein spießiger Vater sein magst; dennoch ist es deine Pflicht, dem Sproß Grenzen zu setzen und ihm die Umstände zu erklären!!! :))
Bleib cool mit deiner kleiner Rebellin, das schont die eigenen Nerven…

Lass sie einach machen. Bei Tattoos würde ich aufpassen, die könnte sie schnell bereuen. Aber schminken und Haare färben ist ihre freie Entscheidung und da kann man nichts dran ändern. Genau wie die farbe in den Haaren geht auch die Phase irgendwann vorbei.

Danke liebe Wer-Weiß-Was-Community - für eure liebe Anteilnahme und guten Ratschläge! Ich werd mein bestes geben diese zu befolgen! Falls ich nochmal spezifische Probleme haben sollte melde ich mich wieder :wink:

Hallo

Was für Chancen verbaut man sich denn, wenn man mit 13 verboten aussieht?
Gut, was nicht mehr rückgängig zu machen geht, das ist was anderes, aber ansonsten lass sie doch ihre Erfahrungen darüber machen, wie die Leute reagieren auf ihr Outfit. Je eher sie eigene Erfahrungen machen kann, desto eher kann sie manche weniger zuträgliche Dinge auch wieder bleiben lassen. Die Pubertät ist nur eine Phase, die auch wieder vorbeigeht.

Viele Grüße

Besser nicht alle auf einmal :smile: Eine Auswahl treffen wäre vermutlich der erfolgreichere Weg.

Jule

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Abgesehen von den Piercings finde ich nicht, dass man da irgendetwas tun muss. Haarfarben sind doch egal. Schminke ebenso. Man findet schon seinen Stil. So ist das eben in dem Alter. Und Piercing und Tattoo geht eh nicht, ohne dein Einverständnis.

Hallo

?? Wofür soll es gut sein, mit der Tochter Eis zu essen und frauenfeindliche, regelrecht menschenverachtende Sprüche zu klopfen? Oder ist das irgendwie ironisch gemeint?

Viele Grüße

3 Like

Hallo,

zu dem ganzen vorher geposteten:

Eine Freundin von mir war auch immer sehr aufreizend gekleidet und geschminkt. Ein Bekannter , der sehr für derbe Witze bekannt war, fragte sie irgendwann mal ( sie wollte grade mit ihren Freundinnen los und stand vor der tür, er kam in dem moment an), olala, sag, was nimmste ?
Als sie dann auf den Hinweis einer nachbarin ( hat er dich für eine Nutte gehalten ? ) verstanden hat, das sie eben sehr freizügig wird, wurde das besser.

lg
brenna