Wie kann man sein Ruf verbessern?

Hallo Experte, wie kann man es schaffen das die Menschen um einen herum ein neues Bild von einem bekommen? Es geht um folgende Sache: Wir sind ein Landwirtschaftlichens unternehmen das Bio Gemüse anbaut und das in einer Region, in der ein starker kampf um die Pachtflächen entstanden ist und der auch noch stärker wird. Wir sind also darauf angewiesen, dass besitzer von Ackerfläche an uns verpachten und nicht an andere. Es gibt gute Argumente, die wir einsetzen um dem Verpächter zu vermitteln, dass wir besser geeignet sind als der andere Landwirt.

  1. Wir können dauerhaft höhere Preise zahlen (auf grund der Produkitonsmittel und verfahren und der Produkte die wir anbauen. Gemüsebauern können immer die höchsten Preise zahlen)

  2. Wir Wirtschaften und Ackern nach den Richtlienien der Bio-Verbände und nutzen keine Spritzmittel oder andere Erzeugnisse aus der Massentierhaltung zur Düngung.

  3. Unser Bodenbearbeitungs verfahren sind Bodenschonend und werterhaltend für die Ackerflächen.

Das problem ist aber, wir sind hier in einer Ländlichen Region und da ist es auch wichtig welchen Ruf man hat. Z.B der Sohne von Bürgermeister muss nicht hinter Pachtflächen hersuchen, die Verpächter kommen zu ihm weil er der Sohn von Bürgermeister ist. Wir sind nur ein kleiner Betrieb der nicht so bekannt ist, aber wir wollen weiter auf den Markt. Was muss man anstellen damit man in das Kolektive Gedächtnissde als Positiv auf genommen wird?

z.B. regelmäßig einmal jährlich einen Tag der offenen Tür veranstalten. Dabei ist es besonders wichtig, dass die Kinder gerne kommen. D.h., über Kinder, die sehr gerne kommen und begeistert auch noch mindestens eine Woche später darüber sprechen, erreicht man in positiver Hinsicht die Eltern und Erwachsenen besser.

z.B. Aktionen und Besuche der örtlichen Schulen auf Ihrem Betrieb organisieren

z.B Kochkurse mit Ihren Biolebensmitteln

z.B. Expertenrunden zu aktuellen landwirtschaftlichen Fragestellungen auf Ihrem Betrieb (auch eventuell  in Zusammenarbeit mit dem zuständigen Landwirtschaftsamt) organisieren

etc. …

Schönen Gruß
Bernd

Hallo,

abgesehen davon, daß du m.E. verschedene Probleme und Begriffe vermischt (geht ja z.B. eher um die „kollektive Wahrnehmung“ denn um „das kollektive Gedächnis“ hängt dies natürlich stark von den Bedingungen vor Ort an.

Mögliche Maßnahmen reichen vom Besuch der örtlichen Kneipe über Mitarbeit in regionalen Organisation (Freiwillige Feuerwehr, Landfrauen usw.) bis zum Kirchenbesuch, eintritt in die maßgebliche Partei vor Ort usw. Dazu gezielte Spenden an/über relevante Multiplikatoren. GGf. Kontakte zur Regionalpresse (wenn denn noch vorhanden).

Deine Frage bezieht sich ja eher auf ein erfolgreiches „Lobbying“.

Grüße

fribbe

Uff, dazu könnte man ein Lehrbuch schreiben: „Marketing in der biologischen Landwirtschaft“.

Zunächst mal: Drei der wichtigsten Argumente liefern Sie selber schon, wovon die höhere Pacht der ausschlaggebende ist. Nach meiner Erfahrung ist jeder Verpächter (wie jeder Landwirt) an mehr Erlös interessiert. Da kann dann der Bürgermeistersohn mithalten oder auch nicht.

Ansonsten gibt es eine Menge an Maßnahmen, die man auch für wenig Geld machen kann. Ich sage nur Öffentlichkeitsarbeit. Einiges wurde schon genannt, wie Tag der offenen Tür etc.

Weiters:

  • CI entwickeln inkl. Logo, Slogan etc
  • eine gute, informative Website mit Mehrwert, also aktuelle News bzw. Newsletter, Rezepte, Sonderangebote frisch vom Hof etc.
  • Pressearbeit: lokale Journalisten einladen, Presseinfos verschicken („Beginn der Kartoffelernte“, „Neuer Außenstall für Puten gebaut“, „Erstes Kalb des Jahres geboren“ etcusw. (man glaubt manchmal gar nicht, auf was die Presse so anspringt. Natur, Öko und Bio sind durchaus beliebt)
  • Tag der offenen Tür, Schulen einladen, Kinderfest, Hofführungen etc.
  • Beteiligung an Wettbewerben der Branche
  • „Miethühner“ anbieten
  • Auf Märkten aktiv sein
  • Aktionen sponsern, z.B. „Ein Apfel für jedes Schulkind täglich“ oder „Frische Milch statt Zuckerwasser“
  • sich vernetzen (Schützenverein, Feuerwehr, Partei…)
  • zu ökologischen/landwirtschaftlichen Themen Stellung beziehen („Die EU-Subventionen werden falsch verteilt…“)
  • selber ökologiche Projekte anleiern (z.B. „Knicks und Hecken als Biotopverbundlinien pflegen“ - Sie werden sich über das öffentliche Lob wundern, außer von den wütenden Kollegen:wink:
  • etcusw

Hier ein herausragendes positives Beispiel, das ich persönlich kenne:
http://www.stautenhof.de/

Sowie dieser Hof, den ich auch kenne:
http://www.gefluegelvombrunnenhof.de

Professionelle Hilfe gerne bei Bedarf!
mfg
Luigi

Hallo,

wie kann man es schaffen das die Menschen um
einen herum ein neues Bild von einem bekommen?

Muss das Bild „neu“ sein? Mir scheint, es muss überhaupt erstmal ein Bild her.

Wir sind ein Landwirtschaftlichens unternehmen
das Bio Gemüse anbaut und das in einer Region, in der ein
starker kampf um die Pachtflächen entstanden ist und der auch
noch stärker wird.

Schlechte Ausgangssituation. Nebenbei: Wer seid „Ihr“ und wie kommt Ihr in diese Region? Und auch warum gerade diese Region?

Wir sind also darauf angewiesen, dass
besitzer von Ackerfläche an uns verpachten und nicht an
andere.

Noch schlechtere Ausgangssituation.

Es gibt gute Argumente, die wir einsetzen um dem
Verpächter zu vermitteln, dass wir besser geeignet sind als
der andere Landwirt.

Sind das die „richtigen“ Argumente für die Verpächter? Fragt Euch mal was die Pächter erwarten, nicht was Ihr geben wollt.

  1. Wir können dauerhaft höhere Preise zahlen

Wissen das die Verpächter? Sind die höheren Preise es wert, jemanden aus dem „eigenen Netzwerk“ vor den Kopf zu stossen? Oder ist Euer Angebot noch nicht hoch genug?

  1. Wir Wirtschaften und Ackern nach den Richtlienien der
    Bio-Verbände und nutzen keine Spritzmittel oder andere
    Erzeugnisse aus der Massentierhaltung zur Düngung.

Interessiert das „die Verpächter“?

  1. Unser Bodenbearbeitungs verfahren sind Bodenschonend und
    werterhaltend für die Ackerflächen.

Ist das für einen Verpächter ein Grund?

Das problem ist aber, wir sind hier in einer Ländlichen Region
und da ist es auch wichtig welchen Ruf man hat. Z.B der Sohne
von Bürgermeister muss nicht hinter Pachtflächen hersuchen,
die Verpächter kommen zu ihm weil er der Sohn von
Bürgermeister ist.

Sowas nennt man Netzwerk. Das ist im ländlichen Raum sehr vielfältig, man hat seine Bindungen und Verbindungen möglicherweise schon seit Generationen. Und natürlich ist man auch gegenseitig aufeinander angewiesen. Der „Sohn des Bürgermeisters“ wird für seinen Nachbarn wohl auch am Wochenende den Schlepper anspannen und eine Fuhre für „gute Freunde/Verwande“ machen, würde das ein anonymer Pächter tun?

Wir sind nur ein kleiner Betrieb der nicht
so bekannt ist, aber wir wollen weiter auf den Markt. Was muss
man anstellen damit man in das Kolektive Gedächtnissde als
Positiv auf genommen wird?

Dazugehören. Wie das geht, haben Andere schon beantwortet.
Und Vertrauen gewinnen. Das geht nicht von heute auf morgen, ich persönlich habe dazu über 10 Jahre gebraucht um eine gewisse Anerkennung zu bekommen. Und trotzdem kann ich mich nicht immer darauf verlassen. Vieles ist subjektiv, von beiden Seiten, Pächter und Verpächter.

Gruß
Jörg Zabel

PS: Schon mal über eine Kooperation statt einer Konkurrenz zu den „Herren Ökonomen“ oder einzelnen von ihnen nachgedacht?

Die gemachten Vorschläge sind schon sehr gut. Was m.E. noch fehlt sind die sozialen Medien, wobei zu prüfen ist, inwiefern die Zielgruppe diese nutzt. „Zielgruppe“ ist auch schon ein Stichwort, das darauf hinweist, dass man systematisch rangehen sollte, denn am Ende kann man nicht alles machen. Also: Erstmal ein Kommunikationskonzept erstellen: Informationen recherchieren und Ziele und Zielgruppe festlegen. Was das „Bild“ betrifft, das der Zielgruppee (Menschen in der Region? Entscheider in der Region? usw.) vermittelt werden soll, so ist eine Positionierung wichtig. Das heißt, wie bei einer Marke sollte man sich mit einem Alleinstellungsmerkmal klar und eindeutig positionieren und diese Positionierung konsequent in der Kommunikation verfolgen. Nochmal: Ein Konzept ist wichtig, damit man sich nicht verzettelt.

Bei wem?
Hallo,

die Ratschläge unten sind alle gut und richtig, um einen positiven Ruf als Gemüse- und Biobauer aufzubauen. Für die Produkte! Zwei Höfe im Umkreis von 1km sind sogar bei Land- und Lecker im WDR (und einigen Folgesendungen) gewesen. Tolle Publicity!

Wenn ich Dich richtig verstanden habe, gehts Dir aber um Pachtflächen. Da zählt es nicht, wie toll Dein Betrieb oder Dein Blumenkohl ist. Da zählt

  • kein Neid (wir verdienen soviel Geld, dass wir die höchsten Preise zahlen!)
  • was passiert mit dem Land (Nur Mais und gülle ist schlecht, sind Möhren noch schlechter?)
  • Gemeinsamkeiten
  • Langfristig
    Ich weiss nicht, ob ein feinst zermalener Möhrenboden auf die Dauer gut ist. Ich weiss nicht, ob Bio Quecken verbreitet oder Humus aufbaut. Zudem könnt Ihr als Bio vermutlich noch wenig tauschen. Also Beiträge im Bauern-Fachblatt. Auch das Verbuddeln von Füllhörner schafft nicht immer Gemeinsamkeit (als Beispiel), das Dabeisein beim Erntedank schon.

Und natürlich die ganz normale PR, d.h die nicht verkaufsfähigen Möhren umsonst (und nicht nach Futterwert) an gute oder künftige Verpächter, einen Gefallen hier und einen da, nicht alles in Geld umrechnen, und ja, auch jammern!

Die Preise ziehen wohl überall an. Wer noch irgendwie in seiner Gesellschaft verwurzelt ist, verpachtet nicht an den Höchstbietenden (so ein Halsabschneider will niemand sein).

Gruß
achim

Hallo,

ihr habt ja schon viele Tipps bekommen, die gut und richtig sind. Aber Vorsicht vor einer Falle: So sehr ich Tage der offenen Tür mag – wenn ich eine bewegungsfaule, öffentlichkeitsscheue Klientel habe, die lieber am PC sitzt, hilft keine Einladung zum Straßenfest.

Erst einmal fässt man sich bei der PR an die eigene Nase, sonst kann es böse Überraschungen geben. :wink: Wenn ich mein regionales Image als innovativer Chemiekonzern aufbaue, meine Nachbarn sich aber am Ruß auf ihrer Wäsche stören, dann ist das am Interessenbedarf der Nachbarn vorbei. Fragt euch also erst einmal, wieso euch bisher niemand wahrgenommen hat. Vielleicht gab es bisher keinen Anlass? Verabscheut ihr vielleicht das örtliche Parteigeklüngel? Liegt euer Hof vielleicht nicht direkt an der Straße, sondern versteckt? Bei der Selbstanalyse solltet ihr schonungslos und ehrlich mit euch sein. Ich hatte schon Unternehmen, die höchst arrogant auftraten und sich wunderten, warum einfach niemand zu ihnen kam, wo sie doch so moderne Produkte anboten. :wink:

Überlegt, wer Fürsprecher bzw. Empfehlungsgeber für euch sein könnten (Marketing-Deutsch: Multiplikatoren). Erst wenn ihr die identifiziert habt, könnt ihr Maßnahmen entwickeln!

Konzeptionelle Hilfe gern auf Nachfrage. :wink:

Viele Grüße und viel Erfolg
sgw