Wie kann man Taktgefühl trainieren/üben?

Hallo Forum,

ich habe einen Neffen, der unheimlich viel Spaß an Musik hat, sowohl hören als auch selbst machen. Er spielt Gitarre, Drums und Klavier, alles so ein bißchen und am Klavier merkt man auch, daß er wirklich Potential hat. Allerdings hat er so gut wie kein Taktgefühl. Damit meine ich nicht, daß er Rhythmen nicht versteht: Er kriegt am Schlagzeug relativ fortgeschrittene Patterns hin und alles, aber der „innere Metronom“ der ist bei ihm irgendwie nicht so gleichmäßig, er kann ein Tempo nicht besonders gut und lange halten. Wenn er z.B. zu einem Lied im Radio auf dem Tisch mittrommelt, muß er nach einer Weile absetzen und hören, ob er noch im Takt ist (ist er dann meistens nicht…).
Mir fällt als Musiker nicht besonders viel ein, wie man Taktgefühl (im Sinne von Tempo halten können) trainieren kann, weil ich damit nie Probleme hatte. Wißt Ihr irgendwelche Tricks? Wäre für Eure Hilfe dankbar, wär schade, wenn ihm daran der Spaß am Musizieren vergeht.

Vielen Dank im voraus!
Gruß,
Chris

Hallo Chris,

ich hab ein paar Freunde, die mögen ausgezeichnete
Anwälte oder Ärzte sein, aber als Jazzpianisten sind
sie aus den genannten Gründen nicht zu gebrauchen.
Ein anderer, altgedienter Barpianist, ist ein
begnadeter Ensemble-Spieler, läßt sich aber, wenn er
allein werkt, vom eigenen Rhythmusgerät überholen.
Als Metronom kann ja alles verwendet werden - vom
Kinder-Keyboard bis zum Musikprogramm mit Rhythmus im
Ohrhöhrer.
Vielleicht sollte er einmal Aufnahmen machen. Muß ja
kein teures Multitracking sein: Mit dem
Cassettenrecorder das Klavier aufnehmen, dann
Schlagzeug dazu u.s.w. Bis er´s selber merkt.
Den Bossa Nova hab ich immer beim Autofahrten geübt.
Stetes Klopfen auf dem Lenkrad.
Fortgeschrittene machen`s mit Gas und Bremse:wink:

Wenn er
z.B. zu einem Lied im Radio auf dem Tisch mittrommelt, muß er
nach einer Weile absetzen und hören, ob er noch im Takt ist
(ist er dann meistens nicht…).

für mich klingt das eher danach, daß er hauptsächlich auf sich selbst und nicht auf das radio (oder die mitmusiker) hört. und das kann man ja trainieren…
radio hören und leise mitklopfen ist sicherlich ein anfang. wichtig ist eben: leise, also nicht er im vordergrund, sondern alles andere. vielleicht mit einer kleinen aufgabe verbunden (er soll auf der text hören oder sonst was), damit sein fokus nicht auf seinem eigenen rhythmus klebt.

Vielen Dank für Eure Antworten! Also learning by doing. Gottseidank ist es nicht so, daß es ihn nicht selber stört oder er das nicht mitkriegt. Vielleicht ist die Motivation dann ja auch höher…
Mein Gitarrenleher hat ja früher immer gesagt, daß man jede Gelegenheit zum Üben nutzen soll, auch wenn man die Gitte gar nicht dabei hat. Sprich: Anschlagpatterns oder Riffs im Kopf durchgehen, z.B. beim Gehen mit den Schritten als „Metronom“. Vielleicht hilft das bei ihm ja auch.

Danke noch mal und schöne Ostertage!
Gruß,
Chris

Hallo Chris,

von Wollie Kaiser (dem Saxofonisten der Kölner Saxophon Mafia) habe ich mal eine Übung dazu gelernt, die aber etwas Wissen in Grooveprogramming vorraussetzt.

Man programmiert z.b. eine 8 taktige Schlagzeugloop. Allerdings ist der 8.Takt leer.
Man spielt dann dazu, im 8ten Takt setzt das Playback aus, man selbst spielt weiter und versucht genau die nächste 1 zu erwischen.
Der Schwierigkeitsgrad lässt sich varieren
a) je nach Komplexität des eigenen Spiels
b) Tempo verlangsamen
c) nicht nur 1 Takt sondern 2 (oder 3) Takte Generalpause.

Gruss Mark

Tanzen !

Hallo Forum,

Hallo, Chris

Er spielt Gitarre, Drums …

So einen Drummer hatte ich damals in der Schülerband.
Er hat’s einfach nicht gemerkt … es war grauslich !

Tip für Deinen Neffen (wie alt isser denn?): Tanzen!
Mit 13 ab in den Tanzkurs, so richtig schön konservativ. Er wird es sich von einem Mädel nicht zweimal sagen lassen, keine „Taktgefühl“ *g* zu haben.
Auf jeden Fall wird er lernen, genau (!) im Tempo / Rhythmus zu bleiben, weil er auf eine(n) Partner(in) angewiesen ist und Rücksicht nehmen muß. Unentbehrliche Voraussetzung für späteres Ensemble-Spiel.

Gruß
Herm

PS. Dass Schlagzeuger schneller werden, ist durch unendlich Drummer-Witze ausreichend „belegt“.

Hallo Herm,

die Tanzkurszeit liegt schon hinter ihm (er ist jetzt fast 17), aber scheint diesbezüglich nicht so viel gebracht zu haben…
Die Schlagzeugerwitze sind übrigens eine gar nicht so schlechte Idee (auch wenn das von Dir gar nicht so gemeint war), dann fühlt er sich vielleicht ein bißchen ans Bein gepinkelt und er will nicht unbedingt dazu gehören. Mal sehen…

Vielen Dank und Gruß,
Chris

Hallo Mark,

das ist eine gute Idee zum Üben! Da ich selbst ziemlich viel mit Nuendo arbeite, werde ich ihm mal eine CD machen mit verschiedenen Grooves (und Pausen). Gibt’s dann zum nächsten Geburtstag. Danke für den Tip!

Gruß,
Chris

Die Schlagzeugerwitze sind übrigens eine gar nicht so
schlechte Idee

z.B.

woran merkt man, daß ein Schlagzeuger an die Tür klopft
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Genau: er wird schneller :wink:)

Gruß,
Stefan.