Die leistungsfähigen Windkraftwerke in der Nordsee geben nur
Strom, wenn Wind weht. Also muss der erzeugte Strom effektiv
gespeichert werden. Wie könnte das geschehen?
Wären leistungsfähige Pumpspeicherwerke eine Lösung? Begrenzt: Es gibt sie nicht überall, und auch Stauseeen gehen mit merklichen ökologischen Beeinträchtigungen der gestauten Gewässer und des überfluteten Gebietes einher.
Wäre die Speicherung von durch Elektrolyse erzeugtem
Wasserstoff, der dann bei Bedarf in Brennstoffzellen wieder zu
Strom verwandelt wird eine gangbare Lösung? Meines Wissen ist der Wirkungsgrad bei dieser zweimaligen Energieumwandlung noch ziemlich lausig. M.E. eine nachrangige Lösung.
So man hat, sind m.E. Pumpspeicherwerke eine gute Lösung.
Auch die engere Verknüpfung der Netze verschiedener Länder trägt dazu bei, dass ein Zuvielangebot nicht verloren geht. Wenn es in den Niederlanden mal grade nicht bläst, aber an der deutschen Ostseeküste „der Regen waagerecht fällt“, fließt der Windstrom dorthin ab, wo er gebraucht wird und wird auch über die Landesgrenzen hinweg gehandelt.
Aktuell im Fokus sind Elektroautos. Ich persönlich finde das zweischneidig. Wenn man Energie übrig hat, sollte man sie dorthin pumpen, wo sie wirklich benötigt wird, und nicht dort, wo sie einen relativen Luxus stillt. Perspektivisch mag es dann so kommen, dass die regenerativen einen geförderten Markt für eben diese Verbraucher liefern, der dann durch weiteres Wachstum wieder eine steigenden Bedarf generiert, der durch weitere Energiegewinnung (im schlimmsten Fall durch Wiederhinzunahme fossiler Brennstoffe) befriedigt werden muss. Vor aller Erzeugung ist im Sinne der Ökologie danach zu trachten, den Energieverbrauch möglichst zu reduzieren.
Ebenfalls im Gespräch ist, große Verbraucher, die selbst Speicher darstellen, abhängig vom Windstromangebot zu steuern. Ich habe hier insbesondere von Kühl- und Gewächshäusern gehört. Jegliche große Wärme- oder Kälteanwendung sollte aber tendenziell geeignet sein.
Außerdem wird diskutiert, solcherart Lastmanagement auch bei Kleinverbrauchern flächig und dezentral zu implementieren. Dabei würden speichernde Verbraucher wie etwa Kühlschränke, Waschmaschinen, Trockner in Überangebotszeiten eingeschaltet und in Mangelzeiten abgeschaltet werden. Dies erfordert aber, in den Haushalten und/oder an den Geräten eine gewisse Intelligenz vorzusehehen, die Informationen zur Netzsituation erhält und die Geräte geeignet und innerhalb der Einschränkung, die der Verbraucher vorgibt, steuern. Wahrscheinlicher als „Zwangsabschaltungen“ sehe ich dabei, wie ebenfalls diskutiert, eine Lenkung des Verbrauchs über kurzfristig variable Strompreise. Ein Haushalt würde seine Geräte, um Stromkosten zu sparen, aus Eigennutz dann so programmieren, dass sie möglichst bei günstigen Strompreisen laufen, die wiederum bei Stromüberangebot zu erwarten sind. Als Wege der Datenübertragung für diese Tarifinformation kenne ich sowohl parallele Informationskanäle wie etwa das Internet, als auch Signalübertragung mittels Powerlinetechnologien. Dabei werden Steuersignale zusammen mit dem für den Verbrauch bestimmten Strom über ein und dasselbe Kabel übertragen (aufmoduliert). Dieses Signal muss und kann durch geeignete Filter aus dem Netz ausgekoppelt werden.
Wie kann der Strom in großen Mengen zu den Speichern und den
Verbrauchern geführt werden?
Letztendlich durch ausreichend Leitungen.
Generell sollten die regenerativen Energien nicht isoliert betrachtet werden. Wo man Biomasse hat, aber keinen Wind, sollte man eben Biomasse nutzen. Durch die kombinierte Nutzung verschiedener regenerativer Energien sollte es sich vermeiden lassen, zentral erzeugten Strom quer durch die Republik leiten zu müssen.
Früher hat man zudem damit nicht so viele Bedenken gehabt. Recht selbstverständlich wurden die Netze um großindustrielle Gebiete herumgestrickt, ohne dass das hinterfragt worden wäre. Schau Dir mal auf einer geeigneten Kraftwerkskarte die Kraftwerksballung etwa im Ruhrpott an! Die Zeiten ändern sich, der Strom kommt vermehrt etwa aus Offshore-Windmühlen, die Netze müssen angepasst werden, aber was vorher selbstverständlich war, ist auf einmal ein Problem.
Durch was können aufwendige Genehmigungen für
Überlandleitungen vermieden werden?
In der Regel sind alternativ auch Erdkabel möglich. Die Frage ist m.E. vorwiegend eine wirtschaftliche: Erdkabel sind viel teurer als Freileitungen. Die Netzbetreiber wollen natürlich ihr Netz günstgig bauen. Auch bei Erdkabel wird man jedoch um Genehmigungsverfahren nicht herum kommen - dann eben wenn auch in absehbar geringerem Umfang (insbesondere bei horizontal gebohrten Trassen)nur für die Kabelverlegung.
Wie auch in anderen Bereichen, wo für das Wohl der Allgemeinheit eine lokale Benachteiligung in Kauf genommen werden muss (Müllkippen, Kernkraftwerke, Klärwerke, Anstalten für Triebtäter…), bekommt man es auch hier mit dem NIMBY-Syndrom zu tun. Das steht für „not-in-my back yard“: Nicht in meine Hinterhof. Es bezeichnet genau, dass zwar allgemein z.B. eine Bereitschaft und Wille da ist, etwa die regenerative Stromerzeugung zu unterstützen, aber trotzdem gegen den Bau einer Hochspannungstrase gestimmt wird, die diese Energiegewinnung unterstützen soll, sobald sie unweit des eigenen Hauses verlaufen soll.
Eine Gesellschaft muss sich am Ende einig werden, wass ihr (in welchem Umfang) mehr Wert ist: ökologischer Strom oder etwa ein unverbauter Horizont, wobei auch hier zu wiederholen ist: Die großte und vorrangigste Energiequelle ist immer noch Energie sparen.
Der für diese Genehmigungen geforderte Umfang mag sich auch durch einen sich allmählich verändernden gesellschaftlichen Konsens ändern. Über Politik und Gesetzgebungsverfahren ließen sich dann bestimmte Verfahren in der Zukunft vielleicht verkürzen.
Gruß
Frank