Wie kommen Asylsuchende nach Deutschland?

Hallo zusammen.
Ich beschäftige mich momentan ein wenig mit der deutschen Asylpolitik und bin hier auf ein Problem gestoßen: So wie ich es verstehe können Migranten, die in Deutschland einen Asylantrag stellen, aber auf ihrem Weg hierhin durch sog. „sichere Drittstaaten“ gereist sind, in eben diese Staaten zurückgewiesen werden.

Demnach ist Deutschland für Asylsuchende doch über den Landweg garnicht erreichbar. Ich kann mir daher nicht erklären wie hier dann überhaupt Asylanträge gestellt werden können. Es kommen doch nicht alle mit dem Schiff über die Nordsee oder in Flugzeugen.

Mfg Lukas

Hallo,

das läuft über Illegale Einwanderung durch Schleuser.
Den Leuten wird vorher ein Wort gelernt: „Asyl“

nicki

Ist das wirklich ein derartiges Ausmaß? Den Zahlen des Bundesamtes für Migration nach wurde ca 20% aller ca 48000 Asylbewerber in 2011 in Deutschland entweder Asyl gewehrt(1,5%) oder sie wurden zumindest wegen des Flüchtlingsschutzes geduldet(15%) oder nicht unterlagen dem Abschiebeverbot(5%).

Es können doch nicht alle diese geduldeten Flüchtlinge in Flugzeugen oder den Seeweg nach Deutschland gekommen sein. Illegale Einwanderer werden ja, soweit ich das verstanden habe, ohnehin nicht registriert oder gleich wieder abgeschoben.

Moin,

Demnach ist Deutschland für Asylsuchende doch über den Landweg
garnicht erreichbar. Ich kann mir daher nicht erklären wie
hier dann überhaupt Asylanträge gestellt werden können. Es
kommen doch nicht alle mit dem Schiff über die Nordsee oder in
Flugzeugen.

Einen Asylantrag stellen kann erstmal jeder, auch wenn er vorher durch 20 andere Länder gereist ist, fragt sich nur, ob er damit erfolgreich ist.

Die Anerkennungsquote von Januar bis Juli 2011 lag bei 1,5%, das waren gerade mal 387 Personen.

Gruß
M.

Hallo,

Ist das wirklich ein derartiges Ausmaß? Den Zahlen des Bundesamtes für Migration nach wurde ca 20% aller ca 48000 Asylbewerber in 2011 in Deutschland entweder Asyl gewehrt(1,5%) oder sie wurden zumindest wegen des Flüchtlingsschutzes geduldet(15%) oder nicht unterlagen dem Abschiebeverbot(5%).

Schönes Beispiel wie man Statistiken je nach Intention für sich nutzen kann.

Es können doch nicht alle diese geduldeten Flüchtlinge in Flugzeugen oder den Seeweg nach Deutschland gekommen sein.
Illegale Einwanderer werden ja, soweit ich das verstanden habe, ohnehin nicht registriert oder gleich wieder abgeschoben.

Der Gesetzestext ist das eine, die Realität oft das andere. Diejenigen, die über Schleuser über sichere Drittstatten reingebracht werden, haben nicht nur gelernt Asyl, Asyl zu rufen, sondern auch, dass sie nicht angeben, wie sie hergekommen sind und je nach Land auch ihre Papiere „verlieren“ und ein anderes Heimatland angeben. Bei der deutschen Gründlichkeit dauert das dann mitunter Jahre bis das alles geklärt/ermittelt ist. Einfach so gleich wieder abschieben funktioniert also nicht, wenn man es „richtig“ anstellt.

Grüße

hergekommen sind und je nach Land auch ihre Papiere
„verlieren“ und ein anderes Heimatland angeben.

Dass dadurch ihre Chancen auf Anerkennung oder Duldung auf Null sinken ist dir aber auch klar, oder?

Gruß
M.

Demnach ist Deutschland für Asylsuchende doch über den Landweg
garnicht erreichbar.

Wieso? Dank dem Schengener Abkommen braucht man nur die Grenze eines Schengenlandes zu überschreiten und kann sich dann im gesamten Schengenraum (fast) völlig ungestört bewegen. Die Wahrscheinlichkeit bei den nur noch stichprobenartig auf Einfallsstrecken (Bahn/Straße) durchgeführten Kontrollen kontolliert zu werden ist annähernd bei null.

Eines der größten Einfallstore war bis vor kurzem die türkisch-griechische Grenze, die wird aber mittlerweile von Frontex mit „betreut“, da die Griechen nicht in der Lage waren hier effektiv die Grenze zu sichern und um EU-Hilfe gebeten haben.

Ein weiteres gutes Beispiel im letzten Jahr waren die inneren Konflikte in nordafrikanischen Staaten und die parallel einsetzende Flüchtlingswelle. Italien behauptete mit den zigtausend auf Lampedusa anlandenden und auf dem Meer aufgefischten Flüchtlingen selber nicht klar zu kommen und forderte Unterstützung durch Frontex, die nicht gewährt wurde. Daraufhin forderte Italien Geld von der EU für die Flüchtlingsbetreuung bzw. dass andere Staaten die Flüchtlinge aufnehmen. Als auch das nicht geschah (verstößt nämlich gegen EU-Recht und die Italiener sind eigentlich gar nicht so arm wie sie tun) ließen die Italiener die Masse der (hauptsachlich wirtschafts-)Flüchtlinge in andere EU-Staaten weiterreisen.

Gruß Andreas

hergekommen sind und je nach Land auch ihre Papiere „verlieren“ und ein anderes Heimatland angeben.

Dass dadurch ihre Chancen auf Anerkennung oder Duldung auf Null sinken ist dir aber auch klar, oder?

Das wäre denen wohl ziemlich Bockwurst, wenn sie stattdessen sofort wieder abgeschoben würden. Anders kann ich mir dieses Vorgehen rational auch nicht erklären.

Das wäre denen wohl ziemlich Bockwurst, wenn sie stattdessen
sofort wieder abgeschoben würden. Anders kann ich mir dieses
Vorgehen rational auch nicht erklären.

Vermutlich haben die einfach keine Ahnung vom deutschen Asylrecht (woher auch) und verlassen sich auf die Schleuser. Die versprechen ihnen nur gerne das Blaue vom Himmer herunter und werden nach geschleuster Person bezahlt und nicht nach anerkanntem Asylsuchenden.

Gruß,
M.

Hallo,

Vermutlich haben die einfach keine Ahnung vom deutschen Asylrecht (woher auch) und verlassen sich auf die Schleuser. Die versprechen ihnen nur gerne das Blaue vom Himmer herunter und werden nach geschleuster Person bezahlt und nicht nach anerkanntem Asylsuchenden.

Dass da vorher keine einwandfreie Rechtsberatung stattfindet, ist klar. Wenn jedoch der Pass und/oder eine Einreise über ein sicheres Drittland, mit Sicherheit zu keiner Form der Aufenthalsterlaubnis in Deutschland führt, dann weicht man sicher gerne auf andere Optionen aus, die ja zumindest zu keinem schlechterem Ergebnis führen können.
Wohin würde denn eine Person ohne geklärte Herkunft und Reiseroute abgeschoben? Die würde doch erstmal hierbleiben, bis das (auf)geklärt ist? Und das ist erstmal das Ziel.

Grüße

Hallo,

Das wäre denen wohl ziemlich Bockwurst, wenn sie stattdessen sofort wieder abgeschoben würden.

zum Abschieben gehören immer zwei, einer der den Ausländer abschiebt, ein anderer, der ihn annimmt. Und an dem Zweiten hapert es sehr oft.

Gruss

Iru

Hallo,

sehr gute Antwort. Ich kann sie bestätigen. Die Route ist oft Türkei - Griechenland - Süditalien - Nordeuropa. Durch die Frontexinitiativen aber auch die deutschen Polizeibeamten in bilateralen Missionen im Ausland werden viele der illegalen Einreisen abgeblockt. Sind sie ersteinmal in Griechenland, so steht ihnen der gesamte Schengenraum zur Verfügung. Griechenland ist so etwas wie der Brückenkopf.
Viele werden von professionellen Schleppern von Griechenland aus weiter in die anderen Schengenstaaten transportiert. Kosten pro Person 3000 bis 5000 €. Teils in umgebauten Fahrzeugen versteckt (oft mit Todesgefahr verbunden), teils aber auch offen zu Fuss oder in Fahrzeugen.
Ein Problem ist, dass in Griechenland abertausende von Aufenthaltserlaubnisetiketten entwendet wurden, Griechenland aber nur einen Bruchteil davon in das Fahndungssystem einstellt, so dass die „Inhaber“ dieser Dokumente quasi legal reisen. Nebenher ist der griechische Personalausweis ein Witz, Fälschungssicher ist was anderes. Weiterhin werden die Schleusungsorganisationen durch die häufig anzutreffende mediterrande Mentalität des Wegguckens der Behörden unterstützt (zumal die Ausländer ja nur auf der Durchreise sind).

Nicht besonders hilfreich sind die von den Politikern angepriesenen elektronischen Ausweise. Denn wenn der Transponder kaputt ist, was will der Grenzbeamte machen? Gar nichts, denn der Reisende hat ja einen Ausweis und warum der nicht maschinenelesebar ist - das kann viele Gründe haben und kann nicht so ohne Weiteres dem Passinhaber zur Last gelegt werden. Ein Missbrauch des Passes kann durch den Chip nicht verhindert werden.

Eine sehr gute Möglichkeit war die bis vor einigen Jahren geübte Praxis deutscher Botschaften, an jedermann ein Visum auszustellen, auch wenn die Verpflichtungserklärung oder Einladung noch so erkennbar falsch oder durchsichtig waren.

Auch war es bis vor einigen Jahren leicht möglich, von Albanien aus mit den „gommoni“ (Gummischnellboote mit 750 PS) nach Italien gebracht zu werden. Ein blutiges Geschäft mit vielen Toten. Das ist allerdings nicht mehr möglich, da die albanische Regierung auf Druck der EU das „Antischnellbootgesetz“ erlassen hat und der Besitz solcher Boote verboten wurde.

Das alles nur ein kleiner Abriss der Möglichkeiten, als Asylbewerber nach Nordeuropa zu kommen. Es gibt aber noch genügend andere.

Gruss

Iru