Wie kommen Gefühle zurück, wenn man an Depressionen leidet?

Hi, ja ich weiß schon wieder eine Frage zu psychischen “Beschwerden“, falls es doof ist, frage ich woanders… :wink:

Es ist ja nun leider so, also zumindest bei mir, dass ich in den schlimmsten Phasen der Depression, keine Gefühle mehr spüre. Da ist einfach ein schwarzes Loch im Herzen und in dem man sitzt. Man schleppt einen “Bleimantel“mit sich herum, dieser umhüllt einen völlig und trennt mich von meinen Gefühlen, man i st völlig unruhig und angespannt und hat vor allem Angst (ist zwar ein Gefühl, aber es ist in dem Moment nicht greifbar)

Dieser Mantel oder Helm, trennt mich auch von der Umwelt. Ich registriere dann nicht mal mehr, das noch andere Menschen existieren. Für mein Kind schaffe ich den Alltag und spiele Gefühle vor. Es fällt bestimmt trotzdem auf, aber ich habe meiner Tochter die Krankheit erklärt, ich hoffe sie bezieht es niemals auf sich.

Ich bin erst am Ende der Ehe so geworden und durch die Trennung wurde es richtig schlimm.

Früher war ich ein sehr gefühlvoller Mensch, habe zwar oft geweint, aber auch oft gelacht.

Als die Depressionen anfingen, habe ich viel geweint und nun geht es gar nicht mehr.

Heute hatte ich aber ein Erlebnis, welches mich zum Nachdenken brachte.

Ich habe leider einen toten Vogel gefunden bei meinen Eltern und diesen dann begraben, als ich dann noch eine Blume auf das “Grab“ legte, habe ich einen Anflug von Trauer gespürt. Es ist aber anders als früher. Früher hätte ich einfach ein bisschen geweint oder es mir verkniffen und dann wäre auch wieder gut. Heute merkte ich so eine schreckliche Trauer in meinem Herzen, es ist als wenn es rausgerissen wird bzw. wurde. Ich muss mich dann schnell ablenken, weil ich so viel Leid nicht ertragen kann.

Auch wenn ich eine tote Katze sehe, kommt dieser Schmerz.

Was ist das?

Wie kommen denn endlich die normalen Gefühle zurück und dieses schlimme Gefühl soll verschwinden.

Nach der Trennung habe ich diesen schlimmen Schmerz extrem gefühlt. Aber es wird besser. Fast 2 Jahre quälte ich mich. Mit Antidepressiva konnte ich für mein Kind stark sein…

Meine Frage ist: wie kommen Gefühle wieder? Durch Aufarbeitung, durch Therapie?

Was kann ich selbst dazu beitragen um wieder fühlen zu können und die Krankheit abzuschütteln?

Ich bin froh, dass ich ab und zu etwas fühle aber es ist anders. Wenn ich mit meinem Kind lache, dann lache ich zwar, aber es kommt im Herzen nicht an, da ist eine Blockade…es ist schlimm.-_-

Vielleicht weiß ja jemand etwas darüber.

Schonmal danke.

Nj

Ähnliches empfinde ich bei mir über die ganze rechte Körperhälfte. Für mich das Signal, auf der Stelle zu verharren, anstatt mich zu ‚öffnen‘. Heißt, Neugier bzw. Interessen zu entwickeln. Den Balkon in einen Garten für Insekten freundliche Blumen zu verwandeln? Fremsprache? Sport? Obstsalat mit Müsli und Quark? Melonen nicht vergessen und in den Spiegel zu lächeln :grin:

Grüße mki

Danke, aber das kann ich mir nicht so wirklich vorstellen, dass dann Gefühle wiederkommen… und zum Lachen gehen die Mundwinkel gar nicht mehr nach oben. :grimacing:

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Der Weg ist Teil des Ziels… :lipstick:

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Viele wollen das nicht hören und wehren sich vehement dagegen: Medikamente können das leisten.

Bist du in ärztlicher Behandlung? Hast du einen einfühlsamen Therapeuten? Suche dir beides.

Und wenn dir die beiden zu Medikamenten raten, probiere es wenigstens (also richtig, in der richtigen Dosierung und mindestens 2-3 Monate).

Ich bin kein Arzt und rate nicht zu Medikamenten „auf jeden Fall und es gibt nix anderes für dich“, aber deine Schilderung kommt mir sehr bekannt vor und ich möchte dich davor bewahren, Psychopharmaka grundsätzlich zu verteufeln.

All die Tipps a la „sei fröhlich und du wirst fröhlich“ sind natürlich irgendwie nett gemeint und manchen mögen sie auch weiterhelfen. Aber bei vielen führen sie zu echten Versagensgefühlen, weil ein Depressiver eben so fühlt wie er fühlt, da hilft auch kein Lächeln.

Natürlich sind Antidepressiva keine Gummibärchen, sondern Medikamente mit Nebenwirkungen. Nutzen und Schaden muss man da abwägen, macht man bei anderen Krankheiten ja auch. Lies nicht nur die diesbezüglichen Schauergeschichten im Internet.

Alles Gute
Bufo

Achso. Es gibt da sehr verschiedene Medikamente mit unterschiedlicher Wirkung. Da braucht man gute Beratung.

Und: das alles geht nicht von heute auf morgen, egal mit welchen Mitteln. Gib dir Zeit

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Als selbst von Depressionen Betroffene möchte ich mich vollumfänglich anschließen.

Antidepressiva in der richtigen Dosierung und richtigen Wirkstoffkombination können nicht nur dafür sorgen, dass man wieder handlungsfähig wird, sondern bringen auch die Gefühle zurück. Leider ist es kein leichter Weg, bis die individuell passende Medikamentation gefunden ist, nicht zuletzt, weil es sehr lange dauern kann, bis die Nebenwirkungen abebben und die eigentliche Wirkung spürbar wird.

:paw

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Ich danke euch. Ich nehme ja gerade Medikamente, (wieder einmal) bin aber noch in der schlimmen Einschleichphase.

Ich bin auch kein Pharmalobbyist, aber merke, dass ich ohne Medikamente nicht leben kann. Oder noch nicht?

Es stimmt, ich merke wie ich langsam wieder fühlen kann und auch mal wieder einen Film schauen kann, vorher ging es nicht, wegen dem Gedankenkarussell.

Aber gibt es da nicht irgendwie einen anderen Weg?

Ich denke oft an frühere Zeiten oder Länder in dem es die Medikamente nicht gibt…das ist wirklich schlimm. -_-

Mir wurde von einer Psychiaterin gesagt, dass ich diese Medikamente ein Leben lang nehmen muss… eine Therapeutin meinte es geht auch ohne.

Ich denke ich muss wirklich für mich schauen.

Aber es muss doch noch einen anderen Weg geben? Oder hat sich mein Gehirn und der Stoffwechsel so “verformt“ durch die Erkrankungen und den jahrelangen psychischen Stress, dass alles schon zu krass ist?

Aber früher war ich auch gesünder, ohne Medis…

Auf Psychotherapeutensuche bin ich momentan.

Mhhh.

Lg norma

Das ist an sich gar kein so schlechter Rat - für bestimmte Depressive, denen die Möglichkeit zur Ich-Spaltung noch zur Verfügung steht. Der eine Teil des Ichs ist depressiv, ein anderer Teil des Ichs kann Strategien entwickeln und in den Spiegel lächeln.

Hier bei Norma steht diese Ich-Spaltung offenkundig nicht oder nur gering zur Verfügung. Das ganze Ich ist depressiv (und sehnt sich deshalb logischerweise nach Außenpersonen, die das für einen richten können).

Das ist ein dermaßen grundlegender Unterschied. Darum „missioniere“ ich hier im Forum so stark, dass man sich am Begriff „Depression“ nicht zu stark hängen soll. Der sagt allein so gut wie gar nichts.

Gruß
F.

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Ich-Spaltung, habe ich nur im Zusammenhang mit Dissoziation, Borderline, Trauma gehört…

Aber wenn es danach geht, stimmt es nicht.

Wenn ich mit meiner Tochter etwas spiele ist es okay. Ein Beispiel oder was auch immer. Ich verhalte mich dann zwar wie ein Kind, aber dann geht es mir gut. :wink: naja jetzt nicht wie ein Kleinkind, aber ich spiele auch noch sehr gerne mit Lego usw… hi hi…

Ich würde auch gerne wieder kochen, hab ich früher leidenschaftlich gerne gemacht, aber es fehlt die Konzentration und Kraft. Also wird nur Fertigzeug gemacht…es hängt mir zum Halse raus.

Wie funktioniert das denn mit der Ich Spaltung?

Lg norma

Ja, du hast recht, in dem Zusammenhang wird dieser Begriff auch gebraucht.
Ich hab einfach nur, wie ausgeführt, gemeint, dass Teile des Ichs betroffen sind, während andere unbetroffen bleiben und zum Selbst-Trösten, Selbst-Beruhigen, Selbst-„Heilen“ usw. zur Verfügung stehen können. Auch das nennt man im Jargon „Ich-Spaltung“.

Das ist gut, dass dir dieser „Rückzugsraum“ geblieben ist.

„Funktionieren“ ist vielleicht nicht der richtige Begriff (es geht ja weniger um etwas, das man kann, sondern um etwas, das man ist), aber die Verbesserung dieser Fähigkeit dazu ist jedenfalls ein Hauptaspekt in der Psychotherapie.

Gruß
F.

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Okay, das ist interessant. Und ich dachte schon, dass ich wirklich verrückt bin, weil ich un der Vergangenheit oft mit meiner Tochter getobt habe, gelacht ohne ende usw… und dann wenn es an der, Tür klingelte und ein Erwachsener dort war, wurde ich auf einmal total depressiv…

Muss man nicht verstehen. Da frage ich dann mal in der baldigen Therapie nach.

Danke für deine Erklärungen.

Lg

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Doch, das kann man , wie gesagt, vor dem Hintergrund „Ich-Spaltung“ wunderbar verstehen … vor allem ist es nicht „verrückt“, sondern ganz im Gegenteil gut und gesund, wenn man sich „Inseln“ der Lebensfreude auch in der Depression bewahren kann.
Daran kann eine Therapie auch ansetzen und diese „Inseln“ größer machen.

Gruß
F.

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Cool, danke.

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Niemand nimmt gern Medikamente.
Aber du schreibst, du leidest schon sehr lange an Depressionen, fast lebenslang.
Ein Diabetiker muss auch immer Medikamente nehmen, versuche es damit zu vergleichen.

Es spricht ja nichts dagegen, in einer guten Phase in ein paar Jahren mal abzusetzen und zu schauen, wie es ohne ist. Und zu wissen: wenn es nicht funktioniert, gibt es ein Mittel, dass dir hilft.

Die Leute sagen so viel (ja, ich bin auch „die Leute“), es ist schwer herauszufinden, wer wieviel Ahnung hat und welche Motive er verfolgt. Meine Erfahrung: sehr viele schließen von sich auf andere, egal, ob es passt oder nicht (ich nehme mich da nicht aus!) Und es gibt so verschiedene Ursachen und Behandlungsmethoden für Depressionen, da hilft kein Universalschlüssel.

Ich halte die Daumen, dass die Medikamente bald gut wirken und du hoffentlich etwas klarer siehst und irgendwie weiter kommst. Halte durch! Stur lächeln und winken :wink:

Bufo