Wie kommt man möglichst einfach zur ISO 9001 Zertifizierung eines kleinen Unternehmens

Moin,

ich hatte mit dem Thema verschiedentlich zu tun und - beauftragt durch meine Kunden - bei der Ausschreibung gewisser Aufträge daran gebunden, dass der jeweilige Lieferant eine Zertifizierung hatte. Handbücher stehen nicht zur Diskussion, das hätte ohnehin niemand leisten können, sich das anzuschauen - genau darum gibt es ja eine Zertifizierung und entsprechende Zertifizierungsstelle. Das Handbuch alleine wird dir nichts nutzen. Denk mal: warum sollte jemand, der sich für deine Produkte interessiert, ein Handbuch prüfen, wenn die einfachste und schnellste Lösung für den Kunden die Zertifizierungsurkunde ist? Ich glaube, das machen wenige, eher keiner (Zeit ist Geld :wink:).

Ich hätte nie irgendwelche Handbücher angeguckt, das wäre zeitlich gar nicht machbar gewesen. Bei einigen Lieferanten waren das mehrbändige Ordnersammlungen.

Gruß
Ex.

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Hallo!

Der Fragesteller wollte Auskunft über einen einfachen Weg zur QM-Zertifizierung. Wie dabei zu beginnen und vorzugehen ist, habe ich beschrieben. Falls es nur um die preisgünstigste Zertifizierungsgesellschaft gehen sollte, empfahl ich, einen Zertifizirer in geographischer Nähe zu wählen, weil Reisekosten eine vermeintlich günstige Zertifizierung im Preis beträchtlich hochtreiben können.

Auf die Frage, wie chinesische Hinterhofbutzen zu ihrer Zertifizierung kommen, ging ich nicht ein. Das ahne ich zwar, weiß es aber nicht. Außerdem taugen chinesische Gepflogenheiten nicht für ein in Deutschland ansässiges Unternehmen. Und schließlich kann es nicht nur um geduldiges Papier gehen, weil tatsächlich gelebtes QM und damit Kundenorientierung etwas kaufmännisch sehr Kluges ist. Außerdem treiben die Kunden des Fragestellers systematische Lieferantenbewertung. Ohne ISO9000-Zettel kommt man gar nicht erst auf die Liste und ist es nur ein toter Zettel an der Wand, an dem das einzig Lebendige die Spinne dahinter ist, merken das die Kunden auch recht zügig und schmeißen solche Kandidaten wieder heraus. Das wieder in Ordnung zu bringen, ist schwer bis unmöglich.

Btw: Nach aller Erfahrung ist nicht die fehlende ISO 9000-Zertifizierung das hauptsächliche Problem von 1-Mann-Unternehmen. So gut wie immer ist neben klammer Kasse eine Vertriebsschwäche das größte Problem. Dann führt die Hoffnung zum Händler, damit sich das Vertriebsproblem auflöst. Das ist aber ein Irrtum. Das zu kleine Unternehmen kann den Händler gar nicht bedarfsgerecht mit ausreichender Zuverlässigkeit beliefern, kann keine Verkaufshilfen und keinen Support bieten. Das macht der Händler nicht selbst, weil er es vielleicht gar nicht kann, in jedem Fall aber weiß, daß Liebeskummer, eine Grippe oder ein kaputtes Auto reichen, daß vom Lieferanten gar nichts mehr kommt. Bevor der Händler das alles dem anfragenden Lieferanten auseinanderklamüsert, holt er die ISO9000-Keule und die Debatte hat ein Ende.

Eine One-man-show kann die ISO 9000-Zertifizierung begleitend mit dem Unternehmensaufbau vorbereiten, ohne an zeitnahe Zertifizierung zu denken. Man hat sich um dringlichere Probleme zu kümmern. Insbesondere müssen Absatzwege zur Leistungsfähigkeit des Unternehmens passen. Das Unternehmen muß absehbar wenigstens zeitweise unabhängig vom Inhaber funktionieren. Niemand kann alles gleichzeitig machen. Wenn der Inhaber beim Zahnarzt sitzt oder sein Auto betankt, findet das Gewerbe nicht statt - sowas geht gar nicht, ist weder mit Blick auf die Absicherung des Inhabers noch aus Kundensicht akzeptabel. So kann man vielleicht Fußpflege anbieten, aber nicht als zuverlässiger Lieferant von Teilen, Komponenten und Geräten gegenüber Händlern auftreten. Das Unternehmen muß auf anderen Wegen als über Händler erst einmal aus dem Knick kommen, muß betriebliche Strukturen und eigene Absatzwege aufbauen, muß also erst einmal etwas wachsen.

Gruß
Wolfgang .

  • Suchen eines Qualitätsmanagement (QM) Beraters

Brauchst du nicht.

  • Dieser analysiert das Unternehmen, die Produkte und nötigen
    Prozesse

Das kannst du in deinem Unternehmen selbst am Besten.

  • Er und ich erstellen gemeinsam ein QM-Handbuch

Davon gibt es tausende Vorlagen im Netz an denen man sich entlang hangeln kann.

  • Die Firma wird umgestellt, so dass sie nach dem QM Handbuch
    arbeitet

Im Idealfall wird das QMH nach dem Bedürfnissen der Firma ausgerichtet.

  • Eine akkreditierte Zertifizierungsstelle macht ein Audit und
    prüft ob das Unternehmen wirklich nach dem Handbuch arbeitet

Ja, das muss wohl sein.

  • -> Zertifikat für 1 Jahr Gültigkeit + jährliches Audit

Die Zertifikate haben 3 Jahre gültig und werden aber jährlich überwacht.

  • Wenn alle Zulieferer ein ISO 9000ff Zertifikat haben?

Das verringert höchstens den Aufwand der Lieferantenbewertung

  • Kann man günstigere Berater oder Zertifizierungsstellen in
    Osteuropa nutzen?

Kann man, allerdings sind fremdsprachensichere Berater inklusive Reisekosten nicht günstiger. Gleiches gilt für Zertifizierstellen.

  • Wie machen das all die asiatischen mini Hinterhofwerkstädten
    die sich ISO 9000 zertifiziert schimpfen?

In vielen Fällen wird hier natürlich eine kleine Spende an die Zertifizierstelle geflossen sein.

Mein Vorschlag wäre:

  • Kauf dir die Norm bei Beuth und besuch eine 1tägige Schulung dazu
  • Kauf dir ein schlaues Büchlein bei Amazon über die Anwendung in der Praxis
  • Lade dir ein paar Beispiele für QMHs bei Kleinunternehmen runter
  • Schreib die Dokumention selbst und überprüfe selbst ob irgendwas geändert werden muss im Unternehmen (mit einem Berater wird das auch nicht weniger Aufwand)
  • Lass dir Angebote von Zertifizierstellen aus der Umgebung kommen
  • Lass das Audit über dich ergehen
  • Liefere die Korrekturmaßnahmen
  • Und fertig - du bekommst das Zertifikat.

Haben sie Geld zu viel?? Was wollen sie damit erreichen
Ich habe diese Ausbildung und Qualifikation seit 1992. erworben bei Siemens.
ISO9001 bedeutet nur das es vorgegebene und Dokumentierte Prozessabläufe gibt.
Diese Zertifizierung sagt nichts über die Qualität eines Produktes oder einer Dienstleistung aus.
Sie ist also aus Sicht ihrer Kunden überhaupt nichts wert.
Mit dieser Norm haben sich ein paar Leute eine Gelddruckmaschine erschaffen…
Wenn ihre Arbeitsabläufe nicht effizient wären dann würde ihre Firma nicht lange existieren.
Sparen sie sich das Geld was die Zertifizierung kostet.
Benutzen sie es für Investitionen in ihre Firma…
Mit ISO 9001 haben sie nur viel unnötigen Papierkram, der ihnen Zeit kostet die sie sinnvoller einsetzen können.
Diesen Tipp gebe ich ihnen als Metall Facharbeiter der Deutschland- und Europaweit tätig war.

Guten Abend!

ISO9001 bedeutet nur das es vorgegebene und Dokumentierte
Prozessabläufe gibt.

So ist’s, wenn auch etwas verkürzt. Das bedeutet aber auch, daß Abläufe nicht dem Zufall überlassen werden, nicht nach Lust und Laune des Bearbeitenden geschehen und es bedeutet, daß es Kontrollmechanismen gibt.

Sie ist also aus Sicht ihrer Kunden überhaupt nichts wert.

Wenn es sich nur um einen gerahmten Zettel an der Wand handelt, tatsächlich aber die Mitarbeiter nach Tagesform vorgehen, ist die Zertifizierung nichts wert.

Mit dieser Norm haben sich ein paar Leute eine Gelddruckmaschine erschaffen…

Das ist ein vielerorts gebrachtes Vorurteil, geäußert von Leuten, die den Sinn der Sache nicht begriffen haben. Richtig ist aber, daß allein die Zertifizierung nichts bringt. Es muß schon der betriebliche Alltag daran ausgerichtet sein.

Wenn ihre Arbeitsabläufe nicht effizient wären dann würde ihre
Firma nicht lange existieren.

Das würde ich so nicht unterschreiben. Es gibt zahllose über ein ganzes Menschenleben oder zumindest viele Jahre vor sich hin wurstelnde Unternehmen aller Größen, die suboptimal laufen, sich aber irgendwie über Wasser halten. :

Sparen sie sich das Geld was die Zertifizierung kostet.

Die Zertifizierung ist die Maßnahme mit Außenwirkung. Das Entscheidende für den betrieblichen Alltag ist das gelebte Qualitätsmanagement.

Benutzen sie es für Investitionen in ihre Firma…

Man kann das Eine tun, ohne das Andere zu lassen.

Mit ISO 9001 haben sie nur viel unnötigen Papierkram…

Das interessiert mich. Wo gibt’s denn unnötigen Papierkram im Zusammenhang mit konsequentem QM? Wie kann man überhaupt ein bestimmtes Ergebnis mit Gewißheit und innerhalb vorgegeber Zeit erzielen, wenn die Arbeitsschritte nirgends aufgeschrieben sind? Das funktioniert nicht oder nur zufällig.

Als es den Begriff Qualitätsmanagement noch nicht gab, auch ISO900 nicht, arbeitete ich bei der Lufthansa in der Fluggerätewartung. Das ist jetzt 44 Jahre her. Was glaubst du wohl, wie damals gearbeitet wurde? Per Mund-zu-Mund-Übermittlung wie man es gerade für richtig hielt? Nix da! Es gab stringente schriftliche Vorgaben restlos aller Abläufe. Später lernte ich jahrelang die AEG von innen kennen. Immer noch gab es ISO9000 nicht, aber dennoch wurde mit kalibrierten Meßinstrumenten gearbeitet und systematisch Qalitätssicherung betrieben.

Soll heißen: Bei vielen großen Unternehmen hat sich mit ISO9000 und Zertifizierungszetteln an der Wand gar nicht viel geändert. Auch in etlichen kleineren Unternehmen gibt es Qualitätssicherung sämtlicher betrieblicher Abläufe von der Telefonzentrale, über die Fertigung bis zum Versand schon seit Generationen, mancherorts seit Jahrhunderten. Die Begrifflichkeiten waren andere, man parlierte nicht denglisch, aber Hintergründe und Ziele waren die gleichen wie heute.

Was vielerorts schon immer selbstverständlich war, gilt leider nicht für Hunderttausende anderer Unternehmen. Erst vor wenigen Stunden schrieb ich im BWL-Brett eine Antwort an einen Fragesteller, der seit 2 Jahren selbständig ist, aber bisher keine Buchhaltung betreibt, nun vermutlich Ärger mit dem Finanzamt hat. Auch dieser Teil des betrieblichen Geschehens, nämlich die Aufzeichnung der Geschäftsvorfälle, gehört ins Kapitel QM. Rufe bei so manchem Unternehmen an und höre dir an, wie man sich dort am Telefon benimmt, wie man mit Reklamationen umgeht. Ist alles Teil von QM. Erlebe, wie bei manchen Handwerkern vom Schlüsseldienst bis zur Autowerkstatt vorgegangen wird. Dann merkst du, wie dringend nötig QM ist.

Eine Dünnbrett-Zertifizierung nur mit dem Ziel des Zettels unter Glas ist natürlich nichts wert. Wertlose Zettel gibt es bei allen Zertifizierungen, ob QM oder Doktorgrad. Daraus aber zu schließen, daß Zertifizierungen bloß was zum Gelddrucken sind, ist ein Trugschluß.

Gruß
Wolfgang

Haben sie Geld zu viel?? Was wollen sie damit erreichen
Ich habe diese Ausbildung und Qualifikation seit 1992.
erworben bei Siemens.

Wenn ihre Arbeitsabläufe nicht effizient wären dann würde ihre
Firma nicht lange existieren.

Siemens gibt es heute noch - ist aber ein Musterbeispiel an extremer Ineffizienz.