Wie kommt man möglichst einfach zur ISO 9001 Zertifizierung eines kleinen Unternehmens

Ich bin auf der Suche nach einem möglichst pragmatisch einfachen Weg zu einer ISO 9001 Zertifizierung eines 1-Mann Unternehmens. Sozusagen eine Anknüpfung an den Beitrag von 2002 hier, der nun allerdings wenig konkret ist.

Der normale Weg geht wohl so:

  1. Suchen eines Qualitätsmanagement (QM) Beraters

  2. Dieser analysiert das Unternehmen, die Produkte und nötigen Prozesse

  3. Er und ich erstellen gemeinsam ein QM-Handbuch

  4. Die Firma wird umgestellt, so dass sie nach dem QM Handbuch arbeitet

  5. Eine akkreditierte Zertifizierungsstelle macht ein Audit und prüft ob das Unternehmen wirklich nach dem Handbuch arbeitet

  6. -> Zertifikat für 1 Jahr Gültigkeit + jährliches Audit

-> Kosten minimal 2500,-€ der Berater + nochmal ca 2500,-€ die Zertifizierungsstelle für 3 Jahre
-> Dauer, ca 3…6 Monate mit hohem Personalaufwand
Gibt es denn da keinen einfacheren Weg zum Zertifikat?
Welche Möglichkeiten helfen das Zertifikat einfacher zu erhalten, z.B.:

  • Wenn alle Zulieferer ein ISO 9000ff Zertifikat haben?

  • Kann man günstigere Berater oder Zertifizierungsstellen in Osteuropa nutzen?

  • Wie machen das all die asiatischen mini Hinterhofwerkstädten die sich ISO 9000 zertifiziert schimpfen?

Vielen Dank
   Achim

Hallo Achim,

ehrlich gesagt macht ein Management-System in Kleinbetrieben unter 20-30 Mitarbeitern wenig Sinn. In einem Ein-Mann-Betrieb schon gar nicht. Was will man denn da zertifizieren? Es scheitert ja schon am Q-Beauftragten, der direkt der Unternehmensleitung unterstellt sein muß. Wie soll das in einem Ein-Mann-Betrieb aussehen?

Amüsante Vorstellung aber ich halte das für unrealistisch

Gruß, Steff

Hallo Achim,

  • Kann man günstigere Berater oder Zertifizierungsstellen in

Osteuropa nutzen?

ja. Das Audit macht mit ziemlich günstigen Tagessätzen auch in D z.B. die Niederlassung Ploiesti der Global Group.

  • Wie machen das all die asiatischen mini Hinterhofwerkstädten
    die sich ISO 9001 zertifiziert schimpfen?

Das wird Dir leicht klar, wenn Du das Audit hinter Dir hast und dringend gebeten wirst, das Zertifikat nur in einer Auflösung ins Internet zu stellen, die so mies ist, dass man mit Kopien nichts Rechtes anfangen kann.

  • Und wie machen das all die deutschen mini Hinterhofwerkstädten
    die sich ISO 9001 zertifiziert schimpfen?

Sie decken sich bei Beuth mit der notwendigen Literatur ein, besorgen das Training ihres QM-Beauftragten selber, machen ihre Prozessanalyse und das Quali-Handbuch selber und lassen sich dann von einer zertifizierten Stelle aus dem Südosten der EU auditieren. Das ist liquiditätsschonend, aber kostet bloß dann wirklich weniger, wenn man mit niedrigen Opportunitätskosten der für die Einarbeitung in das Thema aufgewendeten Zeit rechnen kann - z.B. während absehbar vorübergehender Auftragsflauten.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Der normale Weg geht wohl so:

  1. Suchen eines Qualitätsmanagement (QM) Beraters

  2. Dieser analysiert das Unternehmen, die Produkte und nötigen Prozesse

  3. Er und ich erstellen gemeinsam ein QM-Handbuch

… anhand der bestehenden Abläufe!

  1. Die Firma wird umgestellt, so dass sie nach dem QM Handbuch arbeitet

… nur umstellen, wenn sinnvoll!

  1. Eine akkreditierte Zertifizierungsstelle macht ein Audit und prüft ob das Unternehmen wirklich nach dem Handbuch arbeitet

  2. -> Zertifikat für 1 Jahr Gültigkeit + jährliches Audit

Zertifikat für 3 Jahre (Vertragszeitraum), aber tatsächlich jährliche Überprüpfung

-> Kosten minimal 2500,-€ der Berater + nochmal ca 2500,-€ die Zertifizierungsstelle für 3 Jahre

… kommt hin, Berater ca. 100,-€ / Stunde. Zeitaufwand 20 Stunden plus Auditbegleitung beim ersten Mal.

-> Dauer, ca 3…6 Monate mit hohem Personalaufwand

… länger als 30 Stunden Eigenarbeit sollten bei Ein-Mann-Firma nicht nötig sein.

Gibt es denn da keinen einfacheren Weg zum Zertifikat?

… nein.

Welche Möglichkeiten helfen das Zertifikat einfacher zu erhalten, z.B.:

  • Wenn alle Zulieferer ein ISO 9000ff Zertifikat haben?

… unwichtig

  • Kann man günstigere Berater oder Zertifizierungsstellen in Osteuropa nutzen?

… keine Ahnung, wahrscheinlich. Wer fordert die Zert? Erkennt der ein „Billig-Zert.“ an?

  • Wie machen das all die asiatischen mini Hinterhofwerkstädten die sich ISO 9000 zertifiziert schimpfen?

Hinterhofzertifizierer oder Farbdrucker :wink:

Grüße, MW

Rituale
Servus,

Was will man denn da zertifizieren?

irgendwelche Lieferanten, die nach irgendwelchen Kriterien ausgewählt werden, wird wahrscheinlich jede noch so kleine Bude haben - die Zertifizierung verkommt dann zwar zum bloßen Ritual und hilft den betrieblichen Abläufen überhaupt nicht weiter, aber wenn man anders bei niemandem mehr als Zulieferer oder Subunternehmer gelistet wird, muss mans halt durchziehen.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Servus dä Blumepeder,

… aber wenn man anders bei niemandem mehr als Zulieferer oder Subunternehmer gelistet
wird, muss mans halt durchziehen.

es gibt noch andere Kriterien, die zu einer Lieferanten-Freigabe führen, nicht bloß die Vorlage eines Zertifikats.
Die Eignung eines Zulieferanten kann genauso gut anhand von Erstmustern dargelegt werden, an Produktaudits, an Fähigkeitsuntersuchungen, an Beurteilungen der Investitionsgüter und ähnlichem. Sogar Erfahrungen anderer Unternehmen können heran gezogen werden.
Also falls der Einkauf als einziges Kriterium nur das Zertifikat kennt, dann würde ich mal ein paar Takte mit dem dortigen Qualitäter reden. Das wäre nämlich etwas zu billig.

Ich gehe mal davon aus, daß der Qualitäter sein Aufgabengebiet kennt.

Gruß, Steff

1 Like

Servus,

Ich gehe mal davon aus, daß der Qualitäter sein Aufgabengebiet kennt.

wenn hier ein regierender Controller mit ins Spiel kommt, der die Prüfung der verschiedenen Kriterien in Mannstunden umrechnet und monetär bewertet, kommt es halt leicht dazu, dass Zulieferer, die kein Zertifikat vorlegen können, nur herangezogen werden sollen, wenn kein anderer da ist, der eines vorlegen kann, oder wenn sie schon laufend dabei sind, so dass die ohnehin schon stattfindenden Prüfungen ihrer Leistungen oder Produkte „eh da“ sind und nichts extra kosten.

Der Mitbewerber, der das Zertifikat hat, erzeugt bei dem Auftraggeber weniger Kosten, bevor es überhaupt zum Auftrag kommt, und das kann im Zweifelsfall leicht die Nasenlänge ausmachen.

Jetzt mal unterstellend, dass auch „nebenher“ bestellte QM-Beauftragte in der Regel auch noch nach der Zertifizierung wissen, was sie tun, und nicht selber in der Bedienung von Ritualen erstarren - aber von solchen unerfreulichen Ausnahmen braucht man hier nicht auszugehen.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

1 Like

Servus dä Blumepeder,

Deine fundierten Kenntisse gefallen mir, das mit der Regentschaft des Controllings ist nicht von der Hand zu weisen. Sie kommt jedoch erst zu einem späteren Zeitpunkt zum Tragen. Die Phase der Lieferanten-Suche betrifft meist die Phase der Projekt-Ausschreibung und da sind noch die Entwickler / Planer federführend, auch wenn das Budget natürlich begrenzt ist und das Controlling ein strenges Auge auf die Einhaltung des Budgets wirft. Kein Entwickler / Planer wird einen potentiellen Zulieferanten erstmal nach seinem Zertifikat fragen, den interessieren vorrangig ganz andere Dinge. Die Lieferanten-Freigabe spielt erst eine Rolle, wenn die Serienreife erreicht ist und der Lieferant den Zuschlag erhalten soll. Da spielen dann auch Spezifikationen, Vertragsprüfung, Kunden-Lieferanten-Vereinbarungen, Logistik, WE-Prüfungen usw eine Rolle. Ein nicht vorhandenes Zertifikat ist unwichtig, wenn sich beide Seiten einig sind. Zumindest habe ich in 18 Jahren noch nicht erlebt, daß ein Zulieferant bloß wegen eines nicht vorhandenen Zertifikats keine Freigabe bekommen hätte. Andere Kriterien waren wichtiger und vor allem aussagekräftiger.

Gruß, Steff

1 Like

ehrlich gesagt macht ein Management-System in Kleinbetrieben
unter 20-30 Mitarbeitern wenig Sinn. In einem Ein-Mann-Betrieb
schon gar nicht.

Ooooh doch, wenn man Händler beliefern will die das fordern, sonst kommt man schlicht schwer in’s Geschäft mit denen.

Was will man denn da zertifizieren?

Na die Produktions und Dienstleistungsprozesse genau wie bei einer großen Firma

Es scheitert ja schon am Q-Beauftragten, der direkt der
Unternehmensleitung unterstellt sein muß. Wie soll das in
einem Ein-Mann-Betrieb aussehen?

Der Q-Beauftragte ist die Unternehmensleitung :smile:

Amüsante Vorstellung aber ich halte das für unrealistisch

Täusche dich nicht, das gibt’s reichlich und ist in meinen Augen auch sinnvoll. OK, ob es gleich eine echte ISO Zertifizierung sein muss sei dahin gestellt, evtl tut’s auch ein einfacheres unzertifiziertes Qualitätsmanagement, aber das muss ich mit den Händlern klären.

Wenn einmal ein ISO9000f Zertifikat da wäre, hätte man dieses Problem zumindest für die Zeitdauer der Zertifikat Gültigkeit gelöst. Mit so einem Zertifikat überzeugt man halt all die Einkäufer von ausreichender Qualität und Professionalität.

Achim

Hallo Achim,

mir stellt sich ebenfalls die Frage warum Du die ISO-Zertifizierung benötigst? Es wird schwer sein, das als 1-Mann Betrieb darzustellen. Der administrative Aufwand wird nicht wenig sein und ob das überhaupt durchführbar ist… Wenn Du sie nicht wirklich benötigst, lass die Finger weg.

Der externe Berater wird deine Prozesse aufzuschreiben und hier und da Anpassungen vornehmen, so dass dies in die Norm passt. Mit etwas Geschick und einer Weiterbildung in dem Segment könstest Du das ggf. alleine durchführen. Es kann jedoch auch sein, dass du viele Prozesse gar nicht in deinem Unternehmen hast. Wie damit umzugehen ist, wäre zu hinterfragen.

Ich würde dir ein Beratungsgespräch bei einem Zertifizierer oder ggf. bei der IHK empfehlen um mehr Informationen zu bekommen.

Letztlich wird es aber so ähnlich sein, wie Du beschrieben hast, sofern Du zertifzierbar bist.

Gruß
Dieter

Hallo Achim,

lachend gestehe ich, daß ich in gewisser Weise über die Realisierbarkeit solch kleiner QM-Systeme nachdenke. Es muß ja alles sinnvoll sein, show-Programm braucht niemand. Aufgebaut wird nach 9004 und nur für die relevanten Elemente kommen dann die Nachweisforderungen der 9001 in Betracht, wobei es 6 beschriebene Verfahren geben muss :

  1. Lenkung der Dokumente
  2. Lenkung von Aufzeichnungen
    (incl. Archivierung)
  3. interne Audits
  4. Lenkung fehlerhafte Produkte
  5. Korrekturmaßnahmen
  6. Vorbeugemaßnahmen

also es ist schon eine geistige Herausforderung, da was Sinnvolles auf die Beine zu stellen und damit überaus reizvoll wie ich unumwunden zugebe.

Amüsante Vorstellung aber ich halte das für unrealistisch

Täusche dich nicht, das gibt’s reichlich und ist in meinen Augen auch sinnvoll. OK, ob es
gleich eine echte ISO Zertifizierung sein muss sei dahin gestellt, evtl tut’s auch ein
einfacheres unzertifiziertes Qualitätsmanagement, aber das muss ich mit den Händlern
klären.

ok, eine kleine Darlegung analog eines Handbuches, so als Referenz nach außen könnte schon Eindruck machen, keine Frage. Z.B. eine Q-Politik (früher Unternehmensphilosophie), Zielsetzungen zur Realisierung der Q-Poitik, Unternehmensstrategie, finanzielle Überlegungen und eine gewisse strukturierte Arbeitsweise bei Entwicklung/Planung, Beschaffung, Prozessen plus Lenkung, Prüfungen, Prüfmittel, Fehlermanagement und statistische Methoden. Das alles geht auch im kleineren Maßstab.

Wenn einmal ein ISO9000f Zertifikat da wäre, hätte man dieses Problem zumindest für die
Zeitdauer der Zertifikat Gültigkeit gelöst. Mit so einem Zertifikat überzeugt man halt all die
Einkäufer von ausreichender Qualität und Professionalität.

na ja, mit Zertifikaten wird auch viel Schindluder getrieben. Mit fallen genügend „Unternehmen“ ein, wo ein mords Zertifikat an der Wand hängt, aber in der Praxis spürt man sofort, daß alles nur show-Programm ist. Von Kunden-Orientierung weit und breit keine Spur. Es wäre kein Problem sowohl Unternehmen wie auch Zertifizierer in ernsthafte Bredouille zu bringen.

Wie auch immer, ich finde Dein Thema durchaus spannend

Gruß, Steff

2 Like

Hallo Dieter,
ich sehe schon, ich werde mir einfach ein Handbuch schreiben das im Inhalt an eines der ISO9001 angelehnt ist, also mit Prozessbeschreibungen darin, aber die Zertifizierung selbst dann eben nicht machen.
Ein Händler oder Hersteller der meine Produkte einkaufen möchte kann dann das Handbuch prüfen und (wenn unbedingt nötig) selbst ein Audit machen.

So bin ich auch auf eine evtl. spätere Expansion vorbereitet, sollte die Firma irgendwann viele-viele Mitarbeiter haben…

Vielen Dank
Achim

hallo,

normalerweise bin ich ein verfechter der iso 9001.
aber für einen 1-mann-betrieb ist das rausgeschmissenes geld.
zum einen wegen formaler probleme (unabhängigkeit), und zum anderen deshalb, weil zumindest die seriösen zertifizierer kein finanziell und zeitlich angemessenes verfahren anbieten.
angemessen wäre hier alle 3-5 jahre ein überwachungsaudit, das höchstens eine stunde dauert und möglichst online/am telefon usw. gemacht wird.
sowas bietet aber niemand an.
was will man denn da bitte auditieren? so ein 1-mann qm system besteht aus einer exceldatei mit ein paar kennzahlen und einer worddatei mit einer möglichst allgemein gehaltenen verfahrensanweisung und fertig ist die laube.
ach ja, q-politik, die kann ins worddokument mit rein.

ich würde an deiner stelle die weniger bekannten zertifizierungsgesellschaften abklappern und ganz klar sagen, dass du ein zertifikat brauchst und es möglichst wenig kosten soll.

kopfschüttel

Hallo Achim,

auf den ersten Blick würde ich auch sagen, eine Zertifizierung lohnt sich nicht für 1- Mann-Unternehmen. Doch kann es notwenig sein, wenn man z.B. als Dienstleister in der Automobilbranche tätig ist und es der Kunde von einem fordert.

Somit gilt es das Ganze geschickt umzusetzen. Wenn Du Zeit hast Dein QM-System in Ruhe aufzubauen, dann würde ich es selber machen. Das geht.
Lies Dich als erstes in die Norm ISO 9001 ein. Die Norm gibt es beim Beuth Verlag zu kaufen.

Jetzt ist es aber so, dass man die Norm nicht auf Anhieb versteht, man braucht also irgendwie eine Übersetzung für seinen  eigenen praktischen Anwendungsfall.

Einen günstigen Leitfaden gibt es z.B. bei EQZert in Ulm für €6,50, das Starter-Paket kostet allerdings mehr. Doch fange klein an und mache Dich nach und nach schlau.
Parllel kannst Du einfach mal listen, welche Prozesse es bei Dir im Unternehmen gibt: Vertrieb, Einkauf, Konstruktion, Fertigung, Versand, etc. und beschreiben.
Wenn Du dann ISO-techisch mehr weisst, wirst Du das eine oder andere ergänzen müssen.

Das coole an der ISO 9001 ist, sie schreibt nur vor Was zu machen ist, doch beim Wie besteht völlig Freiheit.

Beim Zertifzieren würde ich einen deutschen und bekannten nehmen. Da gibt es auch ziemliche Preisunterschiede, lass Dir einfach Angebote von verschiedenen geben. Das kannst Du im Grunde auch jetzt schon machen, dann hast Du schon mal die externen Kosten klar.

Ich hoffe meine Informatioen sind nützlich für Dich.
Wünsche Dir gutes Gelingen.

Grüße, Petra

Jep, jetzt kommen wir der Sache schon näher, das sind einige gute praktische Tips drin, die mir echt helfen.
Unter anderem hast du mich auf die Idee gebracht das ich jetzt bereits ein eigenes QM-System einführen könnte, das identisch zu ISO9000 ist - nur eben erstmal komplett ohne Zertifizierung. Wenn ich das mit einem echten Berater mache, dann könnte der deutlich günstiger sein als die oben genannten 2500,-€ weil ja die Zertifizierung selbst und das Audit fehlt. Und die Kosten an die Zertifizierungsstelle fallen auch erstmal weg. Trotzdem kann ich behaupten einen QM-Prozess nach ISO9000 am Laufen zu haben - und falls später mal mehr Mitarbeiter da sind und ein echtes Zertifikat nötig ist sollte schon alles vorbereitet sein.

…gefällt mir der Ansatz…
Vielen Dank für deine Inspiration und Tips

Hallo Petra,
vielen Dank auch für deine Tips. Das QM-System selbst aufzubauen ist ja mal eine coole Idee, darauf bin ich nicht gekommen. OK, es ist halt wieder der berühmte trade-off zwischen selbst machen mit hohem Zeit-Aufwand vs. über Berater teuer einkaufen.
Aber meine ursprüngliche Frage oben war ja nach einem günstigen Weg, insofern ist dein Vorschlag wirklich sinnvoll. Und man kann das Wissen ja schrittweise langsam aufbauen, ich gehe mal davon aus das einem die Zertifizierungsstelle da auch etwas hilft.
Ich will ja nicht das komplexe Know-How eines Beraters für alle Varianten haben, es geht ja nur speziell um meinen Bedarf.

Ja, wir kommen der Sache langsam näher… vielen Dank
Achim

Prüfen, ob aktuell
Hallo
vor ca. einem halben Jahr gab es hier im Brett mal einen Hinweis mit Link, dass die ganze 9xxx -Zertifizierung ein totgerittenes Pferd ist und es in absehbarer Zeit durch Neuregulierung ersetzt wird

Leider finde ich den Artikel nicht mehr - wäre schön, wenn mir da Jemand auf die Sprünge helfen kann

Gruß

Hummel

Hallo Hummel,
ich stimme dir uneingeschränkt zu, das ganze sollte ersetzt werden.

Allerdings ist es aktuell noch internationaler Standard und zwar nicht nur innerhalb der EU sondern auch global.
Selbst wenn da nun ein neues System eingeführt werden soll, dann dauert es Jahre bis dieses überhaupt einmal (international!!!) definiert ist und dann dauert es nochmal viele Jahre bis ein eingeführt ist - also das ISO9000 auch wirklich komplett abgelöst hat.
Dazu kommt das die Ersten die auf so ein System setzen vermutlich deutlich erhöte Kosten zu zahlen haben, einfach weil Anfängerfehler gemacht werden, in der Ausbildung, in der Zertifizierung, in der Einführung - überall muß das Know-How erst verteilt werden.

Fakt ist: Ein großer Händler mit dem ich zusammenarbeiten will verlangt ISO9000

(Aber ich habe nächste Woche wieder ein Gespräch mit ihm und versuche auch ihn umzustimmen :wink:

Vielen Dank trotzdem
Achim

Guten Abend, Achim!

Weil ich wenig zielführende Vorstellungen in deiner Frage erkenne, hole ich etwas weiter aus. Das erscheint schon deshalb nötig, weil in manchen Antworten ziemlich Abwegiges zum Vorschein kam. Es reichte von im Kleinunternehmen nicht machbar oder unnötig bis ISO9000 sei totgeritten.

Das Bestreben, vereinbarte Qualität zu erhalten bzw. zu liefern, ist so alt wie die arbeitsteilige Wirtschaft. ISO 900x systematisiert dieses Bestreben. Es geht darum, betriebliche Abläufe so zu organisieren, daß am Ende zwangsläufig die gewünschte Qualität steht und qualitätsrelevante Abweichungen rechtzeitig für korrigierende Eingriffe erkannt werden. Am Ende sollen zufriedene Kunden stehen. Ob Kunden wirklich zufrieden sind, ist gezielt zu hinterfragen.

Niemand wird sich im Wirtschaftsgeschehen dauerhaft halten, wenn die dem Kunden versprochene Qualität nicht geliefert wird. Qualitätssichernde Organisation umfaßt deshalb das gesamte betriebliche Geschehen von der Auftragsannahme bis zur Fakturierung. Beginnt die Auftragsannahme am Telefon mit „Wer stört?“, wird das Material bei Ebay mit der Einstellung „preisgünstigste Angebote zuerst“ eingekauft und im Lager mit zum Verwechseln ähnlichen Sachen vermengt, wird bestenfalls zufällig das vom Kunden erwartete und zugesicherte Ergebnis erzielt.

Wer eine Sache produziert und die Daten der Prototypen für die Serie zusichert, sollte sich hüten, zum Lieferanten zu wechseln, der zwar billiger liefert, aber über Herkunft, Zusammensetzung und sachgemäße Lagerung seiner Ware nicht aussagefähig ist. Der hochfeste Stahl sieht genau so aus wie gewöhnlicher Baustahl, Brustimplantate mit Industriesilikon unterscheiden sich äußerlich nicht von medizinisch geeigneten Implantaten und das temperaturbeständige Kabel unterscheidet sich auf den ersten Blick nicht von irgendwelchem Billigzeug. Die nur nach einem beherzten Schlag irgendwas anzeigende Waage darf nicht im geschäftlichen Verkehr oder in der Produktion eingesetzt werden. Dafür taugen nur regelmäßig auf Funktion und Meßfehler überprüfte Exemplare. Man kann Kabelschuhe mit einem Werkzeug für 1,95 € anpressen - bis man eine Reklamation am Hals oder Auszugskräfte gemessen hat. Dann begreift man, daß ein brauchbares Werkzeug je nach Anforderung etliche Hunderter kosten kann. Mancher Reklamationsfall kostet aber ein Vielfaches davon. Weil das alles Selbstläufer sind, wird es nicht gelingen, Argumente gegen eine die Qualität erzwingende Betriebsorganisation zu finden. Aus dem gleichen Grund wird niemand, der für seine Produkte haftet, anders handelnde Zulieferer akzeptieren. Im Ausnahmefall wird man den Aufwand treiben und die Produktion eines nicht entsprechend organisierten Zulieferers in den relevanten Teilen selbst überwachen.

Vielerorts ist vom Qualitätsmanagement-Handbuch die Rede. Als Ansammlung von Gemeinplätzen findet man sowas auf der Homepage vieler Unternehmen. Der entscheidende Aufwand liegt an anderer Stelle: Alle Abläufe und Zuständigkeiten sind in einem Plan darzustellen und zu beschreiben. Und dann geht es ins Detail. Jeder einzelne Arbeitsschritt ist zu beschreiben. Diese Beschreibung muß der betrieblichen Wirklichkeit mit seinen Eigenheiten entsprechen. Jedes Blatt findet sich in einem Ordnungssystem wieder, das parallel mit jeder Änderung der betrieblichen Vorgänge zu aktualisieren ist. Bei erstmaliger Erstellung, die sich lange hinziehen kann, ist das alles furchtbar viel Arbeit – aber wertvoll. Aus der Bastelbude ist nämlich ein professionell arbeitendes Unternehmen mit transparenter, schriftlich fixierter Arbeitsweise geworden. Nichts geschieht nach Lust, Laune, Gefühl, Tagesform oder Vorliebe des jeweiligen Mitarbeiters. Nichts ist dem Zufall überlassen.

Nun das Beste: Das Ganze rechnet sich, ist kaufmännisch zutiefst vernünftig. Ob One-man-show oder Riesenunternehmen ist dabei egal. Es rechnet sich über Planmäßigkeit der betrieblichen Vorgänge, minimiertem Ausschuß, Wettbewerbsvorteile und Kundenzufriedenheit mit gegen Null gehender Reklamationsquote. Durchgängig realisiert ist die Vorgehensweise im Haftungsfall sogar gerichtsfest. Das mit der Beschreibung der Vorgänge einher gehende Durchdenken führt zur Optimierung, auch an Stellen, die bis dahin irgendwie, wie es gerade kam, erledigt wurden.

Wie kommt man zur Zertifizierung:

Man braucht eine klare Vorstellung von Sinn und Ziel. Wenn man diese klare Vorstellung hat, braucht man keinen QM-Berater. Wenn man diese klare Vorstellung nicht hat, ist ein QM-Berater nutzlos. Nicht irgendwelche Berater, sondern der Inhaber/die Geschäftsführung muß wissen, worum es geht, sodann auch die Mitarbeiter in ihrem jeweiligen Zuständigkeitsbereich. Einen Berater zu beschäftigen, in der Hoffnung, der wird`s schon richten, läuft vorhersehbar auf eine kostspielige Fehlinvestition hinaus.

Zunächst beschaffe Literatur. Meine Exemplare sind durchweg schon etwas älter und ich hab entgegen eigenem Qualitätsanspruch nicht geprüft, ob sie noch erhältlich sind. Zum Einstieg eignet sich z. B. von Winfried Glaap „ISO 9000 leichtgemacht“ ISBN 3-446-18457-0 Buch anschauen . Hinterher geht es an Details der Qualitätssicherung. Dafür halte ich Hering/Triemel/Blank „Qualitätssicherung für Ingenieure“ ISBN 3-18-401100-3 Buch anschauen für empfehlenswert. Du wirst nur eine kleine Teilmenge dieses umfangreichen Werks brauchen…

So informiert, machst du dich an die Arbeit, Stück für Stück. Das dauert, weil so gut wie nichts im Unternehmen unberührt bleibt und nur wenig ganz und gar unverändert. Schließlich, zu einem jetzt noch nicht absehbaren Zeitpunkt, wendest du dich an eine Zertifizierungsgesellschaft, nach Möglichkeit in geographischer Nähe. Wer zertifiziert, ist nicht wichtig. Entscheidend ist einzig, daß QM nicht nur hinter Glas hängt, sondern im Unternehmen gelebt wird.

Einen Zahn muß ich allerdings ziehen: Auf die Schnelle wird es nicht funktionieren, QM in einem Unternehmen zu verankern. Es ist viel Detailarbeit. Wenn also jetzt Händler die Geschäftsbeziehung aufgrund fehlender QM-Zertifizierung ablehnen, läßt sich ohne überhaupt begonnen zu haben, kein Termin für eine Zertifizierung nennen. Wer in solcher Situation die Entbehrlichkeit einer Zertifizierung zu verhandeln versucht, läuft Gefahr, sich zu disqualifizieren und sich nachhaltig zu schaden. Mir ist bewußt, daß insbesondere Kosten zunächst schrecken, egal wie wirtschaftlich vernünftig die Maßnahme zukünftig auch sein mag. Nennenswert sparen läßt sich bei Beratern, vorausgesetzt man traut sich zu, sich mit Hilfe von Literatur ins Thema einzuarbeiten und den Sinn von QM zu verinnerlichen. Daran führt ohnehin kein Weg vorbei.

Gruß
Wolfgang

und wo ist jetzt der bezug zur ausgangsfrage?
.