Hallo holowachuk,
vorausgeschickt sei: Mir sind die genauen Texte nicht bekannt.
Es gibt aber einen vermittelbaren theoretischen Hintergrund.
Es stehen sich die beiden Strömungen Arianismus und Nestorianismus gegenüber. Beide haben Mühe mit dem Glauben, dass Christus 100% Mensch und zugleich 100% Gott ist, dass sich dies beides nicht sauber trennen lässt und dass doch beides je für sich betrachtet werden kann.
In etwa könnte man einen Kurzabriss wie folgt darstellen, wobei es an jeder argumentativen Stelle noch viele Nuancen und Verästelungen gäbe.
Der Arianismus neigt eher dazu, an der Gottheit Christi zu kratzen (im extremen Einzelfall wird Christus sogar als Geschöpf Gottes bezeichnet, und es werden Göttlichkeit und Menschlichkeit völlig vermischt). Jesus Christus erhält dann eine Bedeutung erst durch die relative Schlechtigkeit anderer Geschöpfe, welche auch dementsprechend betont wird bis hin zur Behauptung, der Mensch wäre von Natur aus schlecht (Monophysitismus als Radikalform), und Gott müsse ihn eigentlich immer gegen seinen Willen erlösen.
Der Nestorianismus demgegenüber neigt eher dazu, an der Menschheit Christi zu kratzen (im extremen Einzelfall wird Christus sogar als zweipersonig dargestellt, und es werden eine göttliche und eine menschliche Person völlig getrennt). Jesus Christus erhält dann eine Bedeutung erst als Vorbild für die ohnehin guten Menschen, die mit der Kraft ihres freien Willens allein schon alles vermögen (Pelagianismus als Radikalform), und der Mensch könne sich letzten Endes selber zu Gott hochringen.
Die beiden Lehren sind zwar von ihren Vertretern nicht so extrem formuliert worden, wie es die Konzilien behaupteten, laufen aber auf diesen Hingergrund hinaus; Konsequenz aus der Sicht der Kirche war es, beiden abzusprechen, dass sie eine Erlösungsbedürftigkeit des Menschen lehren, der sich durch seinen freien Willen für diese Erlösung öffnen kann. Beide Lehren wurden scharf verurteilt.
Theodor und Apollinaris lebten zu der Zeit, als zwar der Arianismus, noch nicht aber der Mono- bzw. Miaphysitismus und der Nestorianismus durch die Kirche benannt und verurteilt war. Theodor ist somit in der Lage, sich mit der Lehre Apollinaris’ dann als mit einer verurteilten Lehre auseinanderzusetzen, wenn er sie als arianisch bezeichnen kann. Allerdings mag er dabei Argumente präsentieren, welche das Menschsein ein wenig verklären und nicht sehr scharf die Zweinaturenlehre definieren, denn diese wurde in ganzer Schärfe erst in Chalcedon als verbindlich erklärt.
Sowohl der einen als auch der anderen Richtung geht das Problem des (damals schon längst verurteilten) Doketismus voraus, „Gott ist nur zum Schein Mensch geworden“. Dieser gälte, wenn einerseits der Mensch nichts Gutes von Geburt auf in sich hätte oder wenn andererseits Gott nicht leiden könnte - beides Irrtümer, welche durch diese Lehren zwar kaum je so genau ausgesprochen wurden, welche aber aus der Sicht der Kirche bei diesen Lehren überhand zu nehmen drohen.
Als sehr versierter und weitherum geachteter Theologielehrer dürfte Theodor diese Fragestellungen letzlich schon recht gut kennen, wenn er auch recht unbekümmert in die Richtung des „guten, freien, selbsterlösenden“ Menschen argumentiert. Aber wie gesagt, dies ist eher im allgemeinen seine Ansicht, den genauen Schriftwechsel zwischen den beiden kenne ich leider überhaupt nicht. Ich wäre froh, wenn Du evtl. einen Link auf die Texte hast, dann kann man Genaueres sagen.
Gruss,
Mike