Hallo,
Nehmen wir mal an, die gesamte Physik müsste sich am eigenen
Schopf aus dem Sumpf heben. Dann geht das natürlich nur (wie
eben auch in der Mathematik) axiomatisch. Es gibt gewisse
Begriffe, die nicht weiter erklärt werden können. Das trifft
übrigens nicht nur auf die Zeit zu. Für die Strecke gilt genau
das gleiche.
Und auch für Energie. Womit wir eigentlich alle Grundgrößen der Physik zusammenhaben. Ergo: NICHTS, auf dem Physik basiert, ist per se da oder be-greif-bar. Letzlich ist die Physik ein Werkzeug, das formal Beobachtungen in Modellgrößen faßt und über Beziehungen zwischen diesen Modellgrößen Vorhersagen über andere Modellgrößen erlaubt. Philosophisch ist dabei vollkommen unerheblich, was die Modellgrößen tatsächlich bedeuten. Das ist auch in der Physik kein Problem, es wird nur dann zu einem, wenn man - wie im Thread oben - anfängt, über die Bedeutung zu philosophieren 
Dass uns der Begriff der Länge aber viel leichter
fällt als der Begriff der Zeit, das liegt nur daran, dass in
unserem Gehirn ein räumliches Modell unserer Umwelt
gespeichert ist.
Ich denke, das gleiche gilt auch für die „Zeit“. „Abläufe“ sind vergleichbar landkartenartig im Gehirn repräsentiert wie Orte.
Wenn wir eine räumliche Beziehung darstellen
wollen, dann zeichnen wir mit Papier und Bleistift eine
Skizze. Für eine zeitliche Struktur haben wir kein
entprechendes Modell.
Das ist gewiss ein Punkt, welcher das vermeintliche Verständnis von Zeit erschwert. Was IMHO aber gut ist, denn es täuscht uns nicht so sehr wie der Raum über seine scheinbare Begreifbarkeit. Die Linie auf dem Blatt Papier ist ja auch nur eine Strecke, die eine Strecke symbolisiert. Damit ist über das Wesen von Strecken nichts klarer geworden.
Zwar können wir historische Ereignisse
auf einem Zeitrstrahl ordnen, aber auch das ist nur ein
räumliches Modell für den Verlauf der Zeit.
Hmmm… eher für die Reihenfolge von Ereignissen
(Nur am Rande sei erwähnt, dass man in der Neurobiologie
darüber nachdenkt, inwiefern das Denken und Erinnern mit der
Orientierung im Raum zusammenhängt.)
Wie gesagt, die neuronalen Repräsentationen sind wahrscheinlich sehr vergleichbar. Ich glaube sogar, dass im Grunde das „Prozess-Verständnis“ fundamentaler ist und sich unser „Raum-Verständnis“ davon ableitet. Zumindest ist aber beides gleichbereichtigt und verschränkt.
Letztendlich kann man sagen, dass die Zeit ein Parameter ist,
auf den wir keinen Einfluss haben, den wir aber in vielen
Modellen gebrauchen. Und dass in eine Richtung entlang dieses
Parameters die Gesamtentropie eines Systems nicht abnimmt, was
wir dann zur Definition der Richtung verwenden können.
Das ist doch eine schöne, nicht-zirkuläre Definition.
Ich weiß nicht, ob Zeit selbst eine Richtung hat (bzw. dass man ihr diese Eigenschaft zuordnen sollte). Ebensowenig hat der Raum eine Richtung. Anhand des Vergleichs von Orten im Raum kann man eine Richtung definieren. So ähnlich sehe ich das mit dem Vergleich von Ereignissen, die eine Richtung in der Zeit definieren lassen.
Ich glaube, Jo hat hier nicht über die Definition der Sekunde
gesprochen, sondern über die Unmöglichkeit die Zeit als eine
Veränderung zu definieren, (da „Veränderung“ ja immer eine
Abhängigkeit von der Zeit impliziert).
Jep.
VG
Jochen