Wie lange und oft bekam ein deutscher Soldat im 2. Weltkrieg Fronturlaub und warum?

Hallo,

ich bin 1943 geboren, mein Vater befand sich in der Zeit davor im Raum Stalingrad, aber nicht im Kessel. Einmal, als er nicht ganz nüchtern war, hat er mir in seinem Soldbuch gezeigt, dass er 8,5 Monate vor meiner Geburt Fronturlaub hatte.

Leider habe ich ihn nicht gefragt, wie oft im Jahr und wie lange Frontsoldaten Urlaub bekamen, deshalb habe ich in der Wikipedia unter dem Begriff nachgeguckt. Dort steht „Gründe für Fronturlaub sind Krankheiten, Familienfeste, Verletzungen, Heirat und spezielle Gründe wie Sonderaufträge.“

Bekamen Frontsoldaten nicht auch ohne einen solchen Grund Urlaub? Obwohl Kinder zu bekommen im Dritten Reich erwünscht war und gefördert wurde, hat man ihn doch sicher nicht mit dem „Sonderauftrag“ losgeschickt, gefälligst ein Kind zu zeugen. Dass das klappt, ist ja ohnehin nicht gewährleistet. Da meine Eltern 1939 am Tag des Kriegsbeginns geheiratet haben, und mein Vater noch am selben Tag einrücken musste, muss er ja in den Jahren danach mehrfach Fronturlaub gehabt haben, ohne dass dieser mit Führernachwuchs belohnt wurde.

Grüße
Carsten

Der eigentliche Krieg begann quasi erst Juni-41 mit dem Überfall auf die Sowjetunion. Davor war mehr als einmal Urlaub pro Jahr die Regel, und auch danach, selbst nach Stalingrad (Ende 42) war Urlaub normal. Nur halt nicht irgendwie X-Tage pro Jahr, sondern halt eher wenn es passte und was anlag. Wirklich jeder gebraucht wurde erst ab D-Day (Juni 1944) bis zu Kapitulation 45.

Es gab Züge bis an alle Fronten, man war in 24h dort. Bei 2 Wochen Urlaub pro Jahr hat, fehlten grad mal 5 Leute von 100.

Man kann die Zeit zwar als gesetzlos bezeichnen, aber nicht als chaotisch oder regellos. Auch konnten die Nazis es sich nicht mit dem (deutschen) Volk verscherzen.

Das der Krieg von da an eine neue Qualität bekam, ist zweifelsfrei. Zu sagen, er hätte dann quasi erst begonnen, ist meines Erachtens falsch.

Du hast natürlich Recht. Mit dem Überfall auf Polen begannen entsetzliche Kriegsverbrechen und unbeschreibliches Leid dort. Was ich meinte: Vor Barbarossa gab es weit mehr Soldaten als benötigt, die Kampfhandlungen waren kürzer als erwartet, die Invasion Englands letztendlich abgebrochen.

Ohne zu verharmlosen, aber in Relation war der Krieg für Deutschland weit weg, so wie heute am Hindukusch. Und genau wie heutige Bundeswehrsoldaten dort, bekamen sie damals ganz selbstverständlich Urlaub (nur halt der Zeit gemäß wesentlich weniger und mehr Urlaubssperren).