Wie logisch ist Hegels Weltgeist-Logik?

Ich möchte WiSons ungeschickt exponierte, aber keineswegs absurde Frage auf eine solidere Basis stellen und sie unter dem Aspekt von Hegels Prozessphilosophie zur Diskussion stellen.

Hegel setzt in seiner idealistischen Theorie das Absolute aka Weltgeist an diversen Stellen mit „Gott“ gleich. Es handelt sich dabei nicht um den naiv-anthropomorphen Gott des Christentums, sondern um dessen philosophisch weitergedachte und logisch ausgereifte Variante. Das Absolute ist der Weltgeist, der sich in die materielle Vielheit des Weltlichen „entäußert“, um - und das ist laut Hegel der Sinn des Evolutionsprozesses - sich selbst zu „erkennen“. Das Medium dieser Erkenntnis ist das „Bewusstsein“ und ihr Verfahren die Dialektik, die darin besteht, aufzuzeigen, dass nicht das Bewusstseinssubjekt und auch nicht das Bewusstseinsobjekt das wahre Wirkliche sind (wie diverse Theorien behaupten). Das Wirkliche ist vielmehr der „Geist“, der Subjekt und Objekt als Pole des Erkenntnisprozesses in sich schließt. Außerhalb dieses Prozesses gibt es keine vom Geist unabhängige Wirklichkeit.

„Gott“, der absolute Geist, steht also nicht außerhalb des Evolutionsprozesses, sondern er ist mit diesem identisch, gespalten in subjektive Wahrnehmung und objektives Wahrgenommenwerden. Die ultimative Erkenntnis besteht darin, das Wesen dieses Prozesses logisch zu durchschauen. Auf diese Weise erkennt der Geist sich selbst - er ist zu sich zurückgekehrt, aber auf einer höheren Stufe als beim Ausgangspunkt, als er - in Unwissenheit um sein wahres Wesen - sich aus sich selbst heraus in die weltliche Vielheit entäußerte.

´Jesus Christus´ hat in diesem System folgende Funktion: In ihm hat sich der Weltgeist inkarniert, um die Menschen zur Erkenntnis ihrer Identität mit dem Weltgeist zu führen, sie also von ihrer Unwissenheit über ihr wahres Wesen zu erlösen:

(Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte - Kap: 36)

…denn in ihm (= Christus, Anm. Chan) ist der Begriff der ewigen Wahrheit (= Weltgeist, Anm. Chan) erkannt, dass das Wesen des Menschen der Geist ist, und dass er nur, indem er sich seiner Endlichkeit entäußert und sich dem reinen Selbstbewußtsein hingibt, die Wahrheit erreicht…

Da Jesus als individuelles (d.h. auch fleischliches) Wesen aber im Widerspruch zum allumfassenden Wesen des Weltgeistes steht, muss er sterben, d.h. sein Sein als Individuum wird dialektisch negiert. „Erlösung“ hat demzufolge für Hegel nichts mit einem Blutopfer zu tun, durch welches das Sündenregister der Menschheit auf Null gestellt wird, sondern - philosophisch verfeinert - mit der Überwindung eines verblendeten Bewusstseinsniveaus (Subjekt-Objekt-Spaltung) zugunsten der Erkenntnis der Einheit von Mensch und Weltgeist.

Weitere Hegel-Zitate zum Thema:

Gott ist nur Gott, insofern er sich selber weiß; sein Sich-wissen ist ferner sein Selbstbewußtsein im Menschen, und das Wissen des Menschen von Gott, das fortgeht zum Sich-wissen des Menschen in Gott (Enz. § 564).

Daß der Mensch von Gott weiß, ist nach der wesentlichen Gemeinschaft ein gemeinschaftliches Wissen, d. i. der Mensch weiß nur von Gott, insofern Gott im Menschen von sich selbst weiß (WW. XII, 496)

Über das göttliche Wesen:

a) als in seiner Manifestation, bei sich selbst bleibender, ewiger Inhalt; ß) als Unterscheidung des ewigen Wesens von seiner Manifestation, welche durch diesen Unterschied die Erscheinungswelt wird, in die der Inhalt tritt; c) als unendliche Rückkehr und Versöhnung der entäußerten Welt mit dem ewigen Wesen, das Zurückgehen desselben aus der Erscheinung in die Einheit seiner Fülle (Enz. § 566).

Chan

Unser Weltall ist ein in sich geschlossenes System. In diesem System sind fast alle physikalischen Daten bekannt. Eine Überlegung, ob hier wohl ein Weltgeist am Werk ist, klingt sehr unlogisch.
Der Anfangspunkt des Weltalls vor etwa 13 Milliarden Jahren ist der einzige Anhaltspunkt, dass hier eine höhere Macht am Werk war. Weil aber diese Macht sich außerhalb des Weltalls befinden muss, ist eine philosophische Betrachtung über sie nur sehr eingeschränkt möglich.

Ich würde alle Hegelschen Überlegungen verwerfen und die wenigen Nachrichten aus den Heiligen Schriften mit dem Gesichtspunkt des Glaubens sehen, im Einklang mit der Wissenschaft.

Wenn ich das lese, wird mir bewusst, dass ich wohl eher ein Marxist mit Gottesglauben bin :blush:

Du hast veräumt, die Frage zu wiederholen, somit hast Du sie in den Brunnen fallen lassen,
also garnicht exponiert.
Frage öffentlich, war Hegel ein Buddhist, dann weckst Du Interesse.
War Hegel Buddhist ohne es zu wissen?

Logik? Ich denke Hegels Idee eines Weltgeistes war konsistent, doch es ist in der Praemisse, eine
Unterstellung, eine IDEALISTische. Im Prinzip ersetzt er „Gott“ durch den „Weltgeist“. Teilhard de Chardin hat das ja weiter getrieben - https://de.wikipedia.org/wiki/Omegapunkt.

Aber ich habe noch ein anderes „Problem“ mit Hegel: