Wie macht man eine Wochenendfreizeit?

Hallo!

Ich habe vor, eine Wochenendfreizeit mit ungefähr dreißig Kindern und Jugendlichen zu machen.

Wie macht man das?

Was sollte man beachten bei der Bildung eines Leitungsteams?
Was muss man wissen über Organisation, Rechtsfragen, Gesetze, Aufsichtspflicht usw.?
Wo bekommt man Tipps zum Programmablauf und zur Kalkulation?

Ich könnte mir auch vorstellen, ein Seminar zu besuchen, wo man das lernen kann, aber wesentlich lieber lerne aus Büchern.

Kennt jemand von euch ein Buch, das wirklich gut ist und knapp und umfassend?

Danke.

Grüße

Andreas

Hallo Andreas,

genau das lernt man unter anderem bei den Schulungen für die JuLeiCa
(Jugendleitercard).

Diese Schulungen sind meistens in Modulen aufgebaut.
Frage doch mal in Deiner Umgebung die Träger von Jugend- bzw. Jugendbildungsarbeit nach solchen Schulungen bzw. speziell dem Modul für Wochenend- und Ferienfreizeiten.

Du müßtest beispielsweise über den Kreisjugendring oder das Jugendamt Deines Wohnortes oder der nächstgrößeren Stadt weiterkommen.

Wenn Du einen kirchlichen Bezug hast, kannst Du auch dort nachfragen, ob sie Fortbildungen für Teamer in der Konfirmandenarbeit anbieten und Du am Modul „Wochenendfreizeiten“ teilnehmen kannst.

Viele Träger, die Fortbildungen im Rahmen der Jugendbildungsarbeit anbieten, haben Medienstellen. Dort kann man sich über Literatur informieren (auch zu Deiner Fragestellung), diese entleihen, aber auch Medien evtl. Spielgeräte etc. für eine Wochenendreizeit.

Viele Grüße

Iris

Hallo!

Vielen, vielen Dank für diese richtig gute Antwort!

Grüße

Andreas

Hallo,

ein paar Tipps in Kürze:

Leitungsteam:
Bei 30 Kindern ohne besondere Auffälligkeiten empfiehlt sich ein Schlüssel von 1 Betreuer auf 5 Kinder, also 6 Betreuer insgesamt. Erfahrene Teams können auch mit 1:8 oder 1:10 arbeiten, auch spielen die Altersmischung und das geplante Programm eine Rolle. Wenn ihr selber kocht, empfehlen sich neben mindestens einem fähigen Koch auch 1-2 Küchenhelfer. Die Kinder kann man zwar miteinbeziehen, aber eine echte Hilfe sind sie selten - vor allem bei Wochenendefreizeiten, wo es kaum Zeit zum Üben gibt.

Einer muss die Leitung übernehmen und damit die Gesamtverantwortung tragen. Er hat im Notfall auch das letzte Wort. Mindestens der Leiter muss volljährig sein. Hat er minderjährige Betreuer, so trägt er auch für diese die Verantwortung.

Mindestens einer im Team - idealerweise der Leiter - muss im Umgang mit Gruppen erfahren sein. Nehmen Mädchen und Jungs teil, sollten auch männliche und weibliche Betreuer dabei sein. Bei Kindern ab 12 halte ich das für unbedingt erforderlich.

Das Leitungsteam (bzw. deren volljährige Mitglieder) haben für die Dauer der Freizeit die Aufsichtspflicht über die Kinder. Ds bedeutet, dass ihr zu jedem Zeitpunkt wissen müsst, wo sich jedes eurer Kinder befindet, auch und vor allem nachts. Je nach Altersgruppe kann es ratsam sein, Nachtwachen zu haben, die das Geschehen im Lager im Blick behalten.

Ortswahl:
Die erste Frage ist, ob ihr zelten wollt oder in ein Freizeithaus geht. Im ersten Fall braucht ihr Zelte und natürlich einen Platz, auf dem ihr zelten dürft. Dieser sollte auch Toiletten haben. Für ein Wochenende kann man ohne Dusche aber mal leben. Bei einem Haus gibt es mehrere Fragen zu klären: Bucht ihr eines mit Vollverpflegung oder kocht ihr selbst? Eine Überlegung wert ist auch, ob ihr in ein Haus fahrt, in dem auch andere Gruppen sind oder eines, wo ihr unter euch seid. Ich empfehle Letzteres, es ist meist stressfreier.

Aktivitäten:
Ich empfehle das KISS-Prinzip: Keep it small and simple. Heißt: Plant Gruppenspiele, organisiert eine Rallye, macht ein Lagerfeuer, bietet Workshops an und macht eine Nachtwanderung (Letztere muss, so sie min Wald und Flur stattfindet, beim örtlichen Forstamt angemeldet werden). Baden gehen solltet ihr nur ins Schwimmbad, es sei denn, ihr verfügt über erfahrene Rettungsschwimmer. 30 Kinder an einem Badesee zu beaufsichtigen, halte ich für beinahe fahrlässig.

Aktionen wie Kanufahren solltet ihr nur machen, wenn ihr entweder erfahrene (auch im Umgang mit Kindergruppen!) Leute im Team habt oder einen Veranstalter findet, der die Betreuung übernimmt. Ansonsten kann das Ganze sehr risikobehaftet werden.

Kalkulation:
Folgende Posten sind zu berücksichtigen:

  • Haus-/Platzmiete
  • evtl. Zeltverleihkosten
  • Anfahrtskosten (Bus/Zug)
  • Verpflegung (bei Selbstverpflegung ca. 5€ pro Tag und TN)
  • Programmkosten (Materialbeschaffung, Eintrittsgelder…)
  • evtl. Betreuerhonorare
  • evtl. Versicherung, falls ihr keinen Träger habt, unter dessen Fahne das Ganze läuft
    auf der Ausgabenseite.
    An Einnahmen könnten evtl… Zuschüsse zu Buche schlagen.
    Daraus errechnen sich die TN-Gebühren.

Man sollte immer Bargeld in Reserve dabei haben, für den Fall der Fälle.

Bei Bedarf gerne noch weitere Infos,
schöne Grüße
Jule

Hallo!

Deine Beiträge gehören nach wie vor zu den besten in diesem Forum! Das hilft mir sehr weiter, und ich werde mich, falls ich Fragen habe, bei dir melden. Vielen, vielen Dank dafür!

Grüße

Andreas

Super Text!

Daraus errechnen sich die TN-Gebühren.

Ich würde auf der Ausgabenseite noch einen Punkt hinzufügen:

  • „+ 1/3 für die Scheiße“

Das stammt von einem Filmproduzenten, und ich bin damit immer sehr gut gefahren. Es müssen nicht 33 Prozent sein, aber ein gewisser Aufschlag für Unvorhergesehenes sollte drin sein. :smile:

Bei der Kalkulation Einnahmen abrunden und Ausgaben aufgrunden :smile:

Unbedingt: Endarbrechnung, ob alles gepasst hat.

Gruß,
Max

Man sollte immer Bargeld in Reserve dabei haben, für den Fall
der Fälle.

Bei Bedarf gerne noch weitere Infos,
schöne Grüße
Jule

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