Wie mit einer cholerischen Mutter umgehen?

Hallo,

ich weiß gar nicht so recht, wie ich eigentlich anfangen soll. Zu meiner Situation: Ich bin Einzelkind einer cholerischen Mutter, mein Vater hat sich aus manischer Depression heraus selbst getötet, als ich knapp zwei Jahre alt war. Ich selbst war circa zehn Jahre, bis 2003, selbst manisch-depressiv, seitdem aber ‚clean’.

Mir geht es um das Verhältnis zu meiner Mutter … seit ich denken kann, ist unser Verhältnis mal das Beste, das man sich nur vorstellen kann, es gibt niemanden, der mich mehr pushen kann … oder eben meinerseits von Angst vor ihren cholerischen Ausbrüchen geprägt, es gibt auch niemanden, der mich so fertig macht, wie sie. Vorab sei gesagt, körperliche Gewalt war glücklicherweise nie wirklich ein Thema, psychische dafür umso mehr. Die Auslöser dazu … mein Dasein … ganz einfach – für sie. Ein absolutes Wunschkind war ich wohl nicht. Ich war halt irgendwann einfach DA. Als Kind habe ich – im akuten Zustand – dann schon mal geweint/geschrien „Dann hättest du mich halt abgetrieben!“, das wollte sie dann doch nicht. Na immerhin.

Die üblichen Ratschläge sind in meiner Situation relativ schwer umzusetzen; klar würde ich gerne Kontaktpausen machen, aber zum Einen habe ich ein kleines Kind, das seine Oma über alles liebt, umgedreht kümmert sie sich um ihn ganz toll. Zum Anderen ist sie meine einzige ‚Blutsverwandte’ – da bricht man doch nicht einfach den Kontakt ab?! – Auch wenn mir das eine zeitlang sicherlich gut täte.

Des Öfteren habe ich mir schon überlegt, solche Ausbrüche mal aufzunehmen, und ihr mal vorzuspielen.

Traurig finde ich die Tatsache, dass ICH überlege, mir psychologische Hilfe zu holen, weil ich immer zweifle … vielleicht habe ich ja auch wirklich etwas Falsches gesagt? Mache ich wirklich alles falsch? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Wer weiß das schon. Eigentlich bräuchte SIE richtige Hilfe. Während meiner Depression hatte ich mal an eine Therapie gedacht, mit ihr – aber sie braucht sowas nicht. Ihre Eigenschaft als Cholerikerin hat sicherlich zu meiner Depression beigetragen – ohne sie als SCHULDIG bezeichnen zu wollen – neben der genetisch bedingten Neigung.
Und traurig finde ich auch, dass ICH nach ihren Ausbrüchen tagelang fix und fertig bin, teilweise unfähig, mich anständig um mein Kind zu kümmern oder zu arbeiten. Und in solch einer Stimmung ruft sie dann an und tut so, als wäre nix – ich bin mir auch sicher, sie nimmt ihre Ausbrüche selbst nicht so wirklich wahr, insofern ist für sie tatsächlich nix. Für mich aber schon! Woher soll ich denn wissen, wie sie drauf ist, wenn ich den Hörer abnehme? Wenn ich zu ihr fahre? Soll ich so tun, als wäre nix? Das KANN ich nicht. Dementsprechend bin ich vorsichtig-abwartend … was aber schon wieder zum nächsten Ausbruch führt … ‚Wie bist DU denn drauf? Muss ich dir alles aus der Nase ziehen?’ Also erzähle ich im nächsten Gespräch dann eben wieder ein bisschen mehr von mir, das ist dann aber auch falsch, weil ich dann ja kein Interesse an ihr zeige. Ich darf sie auch nicht fragen „Wie geht es dir?“ … ganz gefährlich. Ich muss mir ihren genauen Tagesablauf merken; habe mittlerweile auch die wichtigsten IHRER TERMINE in MEINEN Kalender eingetragen, um sie speziell danach fragen zu können – dann kommt aber „Ist das hier ein Interview?!“

Als krasses Beispiel … vor zwei Jahren hatte sie mal eine schwere Krankheit. Was GENAU kann ich nicht sagen, was mit der Lunge. Sie hat’s mir nicht gesagt, weil ich nicht ‚richtig’ gefragt habe – Ha! Ich musste bei meinem Onkel anrufen, um zu erfahren, was im Ansatz los ist. Im Krankenhaus besucht habe ich sie selbstverständlich, sie hält mir aber heute noch Desinteresse an ihrer Krankheit vor. Ich habe 1000 verschiedene Fragen gestellt … ich konnte nicht gewinnen … ich kann bei ihr NIE gewinnen.
Überhaupt sind die Inhalte – nein, wir streiten nicht, SIE hat Wutausbrüche – keine wirklichen INHALTE, einfach ALLES. Als kleines Kind hatte ich immer das Gefühl, sie macht mir auch zum Vorwurf, wenn in China ein Sack Reis umfällt. Sie ist mir mal – unabsichtlich – auf den Fuß getreten, weiß ich noch, ich habe einmal ‚au’ gesagt, aber selbst daran war ich schuld, weil mein Fuß schließlich da stand.

Klar, ich bin mir definitiv bewusst, dass sie keine leichte Zeit hatte … ihr Mann/mein Vater hat sie mit einem kleinen Kind allein gelassen, als sie so alt war wie ich, von heute auf morgen; meine Großmutter – ihre Mutter – ist gestorben, als meine Mutter 36 war, 7 Jahre nach meinem Vater. Alles nicht toll.
Ehrlich gesagt glaube ich auch nicht, dass sie mich verletzen und fertig machen WILL – es geschieht einfach mit ihr. Aber ganz ernsthaft ist mir das nein nicht EGAL, aber irgendwie doch, ob sie mich absichtlich verletzt und fertig macht oder unabsichtlich. Es tut einfach weh, richtig weh.
Bei einem anderen – nicht-cholerischen Menschen – würde ich als dreist bezeichnen: Ich habe auch schon versucht, jetzt nicht Gleiches mit Gleichem zu vergelten … aber nachdem sie sich so sehr bitten lässt, zu erzählen, wie es ihr geht (und darum dreht sich alles), auch einfach weniger/nix mehr von mir zu erzählen, aber da platzt ihr auch wieder der Kragen. Und ich bin überzeugt, ihr Interesse an mir ist echt. Meines an ihr auch, sonst würde es nicht so sehr weh tun. Ich bin ein Mensch, der exakt meint, was er sagt, weil ich einfach keine Worte verschwende. Und wenn ich sie frage „Wie geht es dir?“ „Was hast du heute gemacht?“ „Wie war’s bei blabla?“, dann frage ich das in 100% der Fälle, weil es mich interessiert, weil ich es wirklich wissen möchte.

Lächerlich (eigentlich) finde ich an dieser Stelle auch, dass die Lage sich früher in 99% der Fälle erst wieder beruhigte, wenn ich mich bei ihr ENTSCHULDIGT habe. Mache ich heute nicht mehr. Als Kind habe ich nur unter den Ausbrüchen gelitten, da habe ich das gemacht. Seit ein paar Jahren hat ihr Kind aber einen Namen: ‚Cholerikertum’ und ich werde mich garantiert nicht mehr entschuldigen (selbstverständlich, wenn ich wirklich nicht nett war oder so, ich bin ja nicht die Unschuld vom Lande).

Ruhig bleiben in solchen Situationen ist leicht gesagt … neulich meinte sie mal „Wenn ich mal einen Herzinfarkt kriege, dann bist du schuld!“ Wortwörtlich.
Gespräch abbrechen … sie redet einfach weiter, tut dann einen Satz normal, dann geht’s wieder los. Soll ich einfach AUFLEGEN? Sie will dann immer drüber reden. Soll ich einer Cholerikerin vielleicht sagen, dass sie cholerisch ist?! Ha!Ha!Ha!
Seit ein paar Jahren höre ich eine zeitlang die „Radio Bemba Sound System“-CD von Manu Chao komplett durch, in meinem Kopf natürlich, während sie ihre Ausbrüche hat. Aber die läuft eben auch nicht endlos. Und was sie sagt, tut eben richtig weh. Vor ein paar Jahren lebte ich mal in einem Entwicklungsland, arbeitete aber in einer deutschen Einrichtung, wo ich massiv von meinen Kollegen gemobbt wurde, das Land hat mir nicht zugesagt und die Leute dort auch nicht … alle Kollegen bekamen irgendwann Besuch von ihren Eltern. Ich hätte mir das auch gewünscht, dass SIE mich besuchen kommt. Als ich das dann konkret äußerte, meinte sie nur, dass sie das Land aber sowas von überhaupt nicht interessiert … . Nun ja. Ich hätte sie gebraucht.

Wird das irgendwann besser?! Ich muss dazu sagen, in meiner Kindheit/Jugend war es richtig schlimm. Später wurden die Ausbrüche weniger. Zwar auch heftig, aber nicht so lange andauernd wie in den letzten beiden Jahren, und ganz besonders in den letzten drei (?) Monaten.

Um was es mir geht … einfach mal Gleichgesinnte finden zum Austausch vielleicht? Tipps vielleicht? Ich gehe an diesem Verhältnis kaputt; seit nunmehr neun Wochen bin ich richtig ernsthaft krank – klar trägt meine Mutter auch hieran keine SCHULD, aber dennoch ist das wohl psychosomatisch bedingt, einfach, weil mich dieses alles fertig macht. Und reden kann ich darüber mit niemandem so wirklich. Zum Einen möchte ich nicht, dass irgendjemand schlecht von ihr denkt, sie ist meine Mutter – after all; zum Anderen kann niemand so wirklich was damit anfangen. Eine ihrer Tanten/meine Patentante weiß um die Situation – im Ansatz; ansonsten ist sie zwar alleinstehend (auch ein Grund – aber dafür kann ich nix, das kann sie drehen und wenden wie sie will; und unabhängig davon habe ich auch kein Bedürfnis, mich ihr über die Maßen zuzuwenden, wenn sie mich fertig macht), aber sie hat eigentlich viele Freunde, ist beliebt bei Kollegen, im Freundeskreis, in ihrer Schule, im Verein etc. Ihr einziges Hassobjekt bin ich. Und bis auf besagte (Groß-)Tante und ihre Schwester hat auch keiner eine Ahnung, dass sie so ganz anders sein kann. Aber die beiden sind merklich froh, dass sie selbst die Ausbrüche nicht abkriegen.

Ganz ehrlich, meine Kraft ist nach 24 Jahren (ich bin 30) des Kämpfens ist meine Kraft einfach erschöpft.

Zu erzählen habe ich das (in gekürzter Version) schon öfter versucht, siehe oben. Wäre schön, jemanden zum Austausch zu finden.

Ach ja, eines fällt mir noch ein … beruflich habe ich mit Psychologie und Pädagogik zu tun, also bin ich gut im Ich-Botschaften senden, wenn ich doch mal schaffen sollte, ein Gespräch mit ihr zu führen DARÜBER.

Für Antworten bin ich sehr dankbar,
Paula

Hallo Bannamex,

obwohl ich dir nicht helfen kann, faellt mir beim Lesen deines Postings nur eine Wahrheit ein: „Wer sich nicht wehrt, den schlagt man vermehrt“. Ist uebrigens ein Buchtitel. Und sich wehren braucht sehr viel Mut. Bringt aber auch viel.

Gruss: Ge-es

Liebe Paula

Ich melde mich hier nicht als Expertin, denn das bin ich nicht. Aber ich möchte dir gerne meinen Eindruck als „aussenstehende Beobachterin“ schreiben.

Dein ganzes Posting schreit danach, dass du dir einen „normalen“, auf gegenseitigem Verständnis beruhenden Umgang mit deiner Mutter wünschst. Von der Illusion, dass dies möglich sein könnte, musst du dich verabschieden. Sie wird dich nie verstehen. Sie wird nie erkennen, wie sie sich dir gegenüber verhält und was dies bei die bewirkt. Nicht aus bösem Willen; sie kann es nicht und wird es in absehbarer Zeit („nie“ ist etwas gar absolut formuliert) nicht können.

Du kannst sie und ihr Verhalten nicht ändern. Da hilft dir all dein Verständnis für ihre Situation, all dein Wissen über Ich-Botschaften etc. nicht weiter. Das klärende Gespräch, das du dir wünschst, wird es nicht geben, bzw. falls es ansatzweise mal möglich ist, wird es keine dauerhafte Wirkung zeigen. Gegen derart massive Probleme in der Persönlichkeit und im Verhalten deiner Mutter kommst du nicht an. Nur sie selber kann etwas an sich ändern, was mangels Krankheitseinsicht in absehbarer Zeit nicht geschehen wird.

Verabschiede dich vom Gedanken, dass sie je verstehen wird, wie sie dich behandelt, und wende dich DIR zu. Du kannst sie nicht ändern, du kannst die Situation an sich nicht ändern, aber du kannst dafür sorgen, dass DU besser damit zurecht kommst. Momentan versuchst du offenbar immer noch mit allen Mitteln, die Erwartungen deiner Mutter zu erfüllen (vgl. Terminkalender etc.). Du wirst sie aber nie erfüllen können, und machst dich kaputt im Versuch darum.

Suche dir professionelle Hilfe, denn ohne wird es wohl kaum gehen, arbeite an DIR und kümmere dich um DICH. Und wer weiss, wenn du emotional nicht mehr so sehr von deiner Mutter und ihrem Wohlwollen abhängig bist, kann sich plötzlich auch deren Verhalten und eure Beziehung ändern. Das sollte aber nicht das Ziel sein, sondern kann einfach einen Nebeneffekt darstellen.

Ich wünsche dir viel Mut und alles Gute.

Liebe Grüsse
Ursula

Wehren
Hallo Ge-Es!
Das mit dem Wehren ist so eine Sache … meine Mutter nimmt ihre Angriffe ganz generell ja nicht als solche wahr. Wenn ich mich dann WEHRE, ist das für sie so, als hätte ich angefangen (sie hat ja vorher ihrer eigenen Einschätzung nach nix gemacht). Ich habe ihr auch schon mal zu erklären versucht, dass ich auf Distanz gehe zu ihr wegen dem Ganzen, aber das leuchtet ihr ja nicht ein. Mir bringt das Wehren an sich insofern auch nicht wirklich viel, geschweige denn, dass es HILFT. Ich will ja nicht GEGEN sie arbeiten oder so.
Mittlerweile bin ich mir unschlüssig, was ICH eigentlich will. Früher hätte ich noch gesagt, einfach ein gutes Verhältnis zu ihr. Mittlerweile will ich einfach nur meinen Seelenfrieden. Ruhe. Ich bin grade mal 30 und habe keine Lust mehr, mir mein Leben von dem Schrott kaputt machen zu lassen!
Grüße,
Paula

Liebe Paula,

ich kann mich nur Alusru anschließen:

Du kannst Deine Mutter nicht ändern, und anstatt Dich selbst zugrunde zu richten, denk an DICH!
Nachdem, was Du alles schon im Leben durchgemacht hast und zusätzlich noch unter Deiner cholerischen Mutter leidest, ist es schwer, da allein rauszukommen. Deshalb rate ich Dir, Hilfe bei einem Therapeuten zu suchen. Dieser kann Dir Wege aufzeigen, wie Du Dich innerlich von Deiner Mutter lösen kannst und erfahren kannst, wer Du eigentlich selbst bist.
Den Kontakt zu Deiner Mum brauchst Du ja nicht abzubrechen, aber vllt. würde es Dir guttun, da einfach mal ne Pause einzulegen, bis Du selbst wieder stark bist.
Das alles dauert natürlich seine Zeit. Aber den 1. Schritt hast Du schon mal gemacht, indem du erkannt hast, in was für einer Sitation Du bist.

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Mittlerweile bin ich mir unschlüssig, was ICH eigentlich will.
Früher hätte ich noch gesagt, einfach ein gutes Verhältnis zu
ihr. Mittlerweile will ich einfach nur meinen Seelenfrieden.
Ruhe. Ich bin grade mal 30 und habe keine Lust mehr, mir mein
Leben von dem Schrott kaputt machen zu lassen!

–> genau das ist der Anfang, diese Einsicht, dass Du Dich in Deinen jungen Jahren nicht kaputt machen lassen kannst.
Und Deine Mutter wirds verkraften, wenn Du nicht gleich springst, wenn sie pfeift! Am Anfang mag es schwerfallen, aber mit der Zeit wird es immer leichter werden und vielleicht kannst Du eines Tages ja mit ihr kommunizieren, ohne Dich danach gleich mit Selbstvorwürfen und Selbstzweifeln zu zerfleischen.
Deine Mutter ist eine erwachsene Frau und für sich selbst verantwortlich. Mach nicht den Fehler und suche die Schuld bei Dir!

Ich wünsche Dir alles erdenklich Gute und viel Kraft.
Du wirst es schaffen!

LG
Nasenbaer

Hallo Ursula,

Dankeschön für deine Eindrücke, die sich auch mit meinem Gefühl decken.

Welches Verhältnis ich mir wünsche - siehe „Wehren“ - weiß ich nicht mehr, nachdem sie mich wahlweise als ‚abgebrüht‘, ‚gefühlskalt‘, ‚emotionslos‘ oder ‚weinerlich‘ etc beschimpft. Mein Kopf ist leer, ich habe permanent Magen-Probleme und Übelkeit wegen dem Psycho-Terror. Früher hätte ich noch gesagt ‚ja, ein normales Verhältnis‘ bzw eines wie wir es haben, wenn sie NICHT cholerisch ist (kommt ab und an auch mal vor, zur Zeit aber eher weniger). Mittlerweile wünsche ich mir einfach nur Seelenfrieden für MICH!

Von der Illusion, dass dies möglich sein könnte, musst du dich :verabschieden. Sie wird dich nie verstehen. Sie wird nie erkennen, :wie sie sich dir gegenüber verhält und was dies bei die bewirkt. :Nicht aus bösem Willen; sie kann es nicht und wird es in absehbarer :Zeit („nie“ ist etwas gar absolut formuliert) nicht können.

Doch, „nie“ trifft es wahrscheinlich am ehesten.

Du kannst sie und ihr Verhalten nicht ändern. Da hilft dir all
dein Verständnis für ihre Situation, all dein Wissen über
Ich-Botschaften etc. nicht weiter.

Was heißt das für mich? Sie akzeptieren, wie sie ist, mich freuen, wenn sie gut drauf ist, leiden, wenn sie wieder ihre Ausbrüche hat? Tue ich bereits zur Genüge. Wie geschrieben … ich habe mit dem Gedanken gespielt, mich in psychotherapeutische Behandlung zu begeben - wegen ihren Ausbrüchen, weil mich das fertig macht und und und. Aber ganz ehrlich scheue ich mich ein wenig davor, weil ich EIGENTLICH nicht (mehr) krank bin. Vielleicht verstehst du den Vergleich … das wäre in etwa so, wie wenn mir in der U-Bahn meine Handtasche geklaut wird und ich bei der Polizei eine Anzeige gegen Unbekannt aufgebe. Der Täter entkommt, eine Anzeige kann ich machen, aber der Täter entkommt ungestraft … und den mir entstandenen Schaden darf ich selbst bezahlen. Guter Vergleich, eigentlich. Und ja, ich sehe mich als ihr Opfer. Mangels Geschwister oder Vater alleinige.

Das klärende Gespräch, das du dir wünschst, wird es nicht geben, bzw. :falls es ansatzweise mal möglich ist, wird es keine dauerhafte
Wirkung zeigen. Gegen derart massive Probleme in der Persönlichkeit
und im Verhalten deiner Mutter kommst du nicht an. Nur sie
selber kann etwas an sich ändern, was mangels
Krankheitseinsicht in absehbarer Zeit nicht geschehen wird.

Exakt mein Gefühl, meine Befürchtung. Umgedreht … ich weiß nicht, ob ich so ein Gespräch überhaupt will. Dabei würde es doch wieder zu Anschuldigungen kommen. Vielleicht wäre die Situation eine andere, wenn ich mich um sie kümmern würde. Aber mal ganz im Ernst … wie soll das gehen? Sich um jemanden kümmern, der einen wieder und wieder verletzt? Ich glaube, in den Augenblicken ihrer Ausbrüche tut sie das ganz bewusst, und sie weiß DANN auch sehr genau, was sie sagt. Sie ist sehr berechnend, und (auch) Pädagogin und hat mit Psychologie zu tun. Aber die Ausbrüche selbst … nimmt sie ja nicht als solche wahr.
Bevor ich meine Frage geschrieben hatte gestern Abend, kam es erst wieder zu einem solchen … in meiner Verzweiflung habe ich ihr auch gesagt, dass ich mit ihren ‚Sprüngen‘ (mal gute Stimmung, mal Ausbruch und und und) nicht zurecht komme, dass ich nicht weiß, wie ich mich verhalten soll. Aber das nimmt sie nicht wahr. Also … keine Chance.

Verabschiede dich vom Gedanken, dass sie je verstehen wird,
wie sie dich behandelt, und wende dich DIR zu. Du kannst sie
nicht ändern, du kannst die Situation an sich nicht ändern,
aber du kannst dafür sorgen, dass DU besser damit zurecht
kommst. Momentan versuchst du offenbar immer noch mit allen
Mitteln, die Erwartungen deiner Mutter zu erfüllen (vgl.
Terminkalender etc.). Du wirst sie aber nie erfüllen können,
und machst dich kaputt im Versuch darum.

Das ist genau der Punkt. Die Zeit der Selbstzweifel sind vorbei. Ich bin nicht schuld! Wichtige Erkenntnis. Bis das Kind einen Namen hatte - Cholerik - habe ich mich auch immer schön entschuldigt, dann war alles wieder gut. Und ja, ich sehe mich als Opfer, und als vierjähriger Knirps KANN man doch nicht schuld an psycho-Störungen eines anderen Menschen sein … also ich war nie ein Problemkind, schulisch oder sonstwie.

Suche dir professionelle Hilfe, denn ohne wird es wohl kaum
gehen, arbeite an DIR und kümmere dich um DICH.

Aber an wen wende ich mich denn bitte? An meinen Hausarzt? Wohl kaum. Unabhängig davon: welche Auswirkungen hat es eigentlich, wenn der Haus- oder irgendein anderer Arzt Psycho-Probleme welcher Art auch immer in meine Akte aufnimmt? Ich denke an Krankenkassen etc … Siehe Handtaschen-Opfer: Ich fände es gefühlsmäßig schon krass, wenn bei mir sowas drin stehen würde, nur weil meine Mutter ein Problem hat.

Und wer weiss, wenn du emotional nicht mehr so sehr von deiner Mutter :und ihrem Wohlwollen abhängig bist, kann sich plötzlich auch deren
Verhalten und eure Beziehung ändern.

EIGENTLICH habe ich das mittlerweile auch begriffen. Aber:
a) sobald ich nicht herzlich bin zu ihr (und selbst das ist keine Garantie), sondern eben einfach nur neutral-freundlich-nett, geht der Terz wieder los

b) habe ich ein kleines Kind, das sie über alles liebt, und umgekehrt … die beiden haben ein richtig gutes Verhältnis (ok, neulich am Telefon - schlechte Qualität über Lautsprecher - hat das Kind sie für die andere Oma gehalten und sie versehentlich OmA genannt statt OmI, da kam auch gleich „das Kind kennt mich ja gar nicht mehr, sie es seine OmA wohl viel öfter als mich, dabei mache ich doch alles für es blabla“), und diesbezüglich nimmt sie mir auch einiges ab - es ist schon ganz nett, wenn mein Kind mal ein Wochenende lang zu ihr kann. Und meinem Kind möchte ich nicht die einzige Oma vorenthalten, die sich anständig (wenigstens) um ihn kümmert (vielleicht weiß sie ja doch um ihr Verhalten, im Ansatz, und will so kompensieren?!).

c) Punkt ist aber auch, dass wenn die beiden weiterhin Kontakt haben, ich dann weiterhin mit ihr zu tun haben werde, und dann wird es zwangsläufig immer wieder zum Knall kommen. Beispiel nach so einem Wochenende: Entweder ich frage, was die beiden gemacht haben, dann kommt „Das Gleiche wie immer.“ oder ich frage nicht, dann kommt „Interessiert dich denn nicht blabla?“ - Ich hasse kämpfen ganz generell (Pazifistin!), aber Kämpfe, die ich nicht gewinnen kann, um so mehr!! Das Bringen und Abholen über jemand anderen abzuwickeln fände ich auch doof - ratlos?!

Ja, ich arbeite an mir … deshalb auch beispielsweise dieses „Outing“. Wie gesagt, ich habe nicht wirklich eine Idee, wohin ich mich wenden kann. Selbsthilfegruppen für Choleriker scheint es ja zu geben … aber für Angehörige?

Ich wünsche dir viel Mut und alles Gute.

Liebe Grüsse
Ursula

Danke für deine Antwort.

Liebe Grüße,
Paula

Hallo Paula,

die Quintessenz all dessen, was du im Zusammenhang mit deiner Mutter schreibst ist für mich:

Es geht nicht gut, wenn ihr Kontakt habt. Und da ist es bei euch beiden durchaus ein wenig wie bei einem Suchtkranken und seinem Partner, der ungewollt dessen Verhalten unterstützt. Ihr schaukelt euch gegenseitig hoch, verletzt euch, aber gleichzeitig schafft ihr immer wieder neue Gelegenheiten der Konfrontation.

Der einzige Ausweg aus dieser Situation, der mir sinnvoll erscheint ist, keinen Kontakt mehr zu haben. KEINEN. Auch nicht telefonisch, denn auch da kann man sich prima beschimpfen und Vorwürfe machen.

Dass dein Kind die Omi braucht, ist in diesem Fall kein Argument. Was lebt ihr dem Kind denn vor? Streit, Hass, Wut, Unbeherrschtheit. Selbst wenn es euch gelingen sollte (was ich mir nicht vorstellen kann), vor dem Kind den Schein zu wahren, weiß dein Kind genau, was zwischen euch läuft. Letzten Endes wird das Kind zwischen der Zuneigung zu dir und zu seiner Großmutter zerrieben.

Die Bürde, die du deinem Kind damit auflädst, ist nach meiner Überzeugung viel größer als der Nutzen, der den Kontakt zur Omi bringt. Lass die beiden ruhig weiterhin Kontakt haben - aber halte du dich von deiner Mutter fern. Zur Not mache deiner Mutter vorher klar, dass sie in dem Moment, an dem sie das Kind benutzt, um dich zu treffen, die längste Zeit Omi war.

Du bist nicht mehr nur Kind, das vergeblich hinter der Liebe seiner Mutter herrennt. Du bist selbst Mutter und du musst Verantwortung übernehmen für das Wohlergehen deines Kindes. Und dieses hängt ganz entscheidend von deinem eigenen Befinden ab. Einen Großteil von dem, was du deinem Kind vorlebst, wird es als Modell für eigenes Verhalten übernehmen. Denk’ mal darüber nach, was es seit geraumer Zeit dabei lernt.

Schöne Grüße,
Jule

Hallo Bannamex,

mit „wehren“ meine ich eigentlich nicht kaempfen. Ich haette mich da etwas praeziser ausdruecken sollen. Sondern, dass du deine Mutter klipp und klar sagst: „ich will deine negative Art nicht mehr hoeren.Auf Wiedersehen!“ Und dann entweder der Besuch bei ihr durch weggehen abbrichst, oder das Telefon afhaengst.Ohne Erklaerungen!! Glaub mir, dass ich sehr wohl weiss, WIE schwierig dies sein wird. Aber deine Mutter ist so verwoehnt durch die Jahrelange Aufmerksamkeit die du ihr gegeben hast, dass sie sich selber keine Grenzen mehr setzt.Die Tatsache, dass diese Frau Mutter (deine Mutter) ist, heisst noch lange nicht, dass sie dadurch ein besserer Mensch geworden ist, oder mehr Rechten hat als du. Wenn du bewerkstelligst, dass du dein eigenes Leben auf Platz Nr. 1 setzt wirst du ein schoenes Gefuehl der Befreiung haben. Ich denke, dass bist du dir selber schuldig. Manchmal muss man selber die Nabelschnur durchschneiden.

Hoffentlich klappt es. Wuerde mich interessieren.

Gruss: Ge-es

Hallo Bannamex,

mir fällt folgendes auf:

Du gibst dem, was Deine Mutter Dir sagt, viel Gewicht, glaube ich. Da bräuchtest Du mehr Distanz (was schwer ist, ich weiß).

nachdem sie mich wahlweise als ‚abgebrüht‘,
‚gefühlskalt‘, ‚emotionslos‘ oder ‚weinerlich‘ etc beschimpft.

Ja, das sagt sie. Das sagt aber nichts über Dich, sondern über sie und ihren Ausbruch.

Was heißt das für mich? Sie akzeptieren, wie sie ist, mich
freuen, wenn sie gut drauf ist, leiden, wenn sie wieder ihre
Ausbrüche hat?

Nein, vor allem: weniger darunter leiden lernen. Und dabei kann eine Therapie gut helfen. Das ist keine Zumutung für Dich, sondern eine Stärkung.

Bevor ich meine Frage geschrieben hatte gestern Abend, kam es
erst wieder zu einem solchen … in meiner Verzweiflung habe
ich ihr auch gesagt, dass ich mit ihren ‚Sprüngen‘ (mal gute
Stimmung, mal Ausbruch und und und) nicht zurecht komme, dass
ich nicht weiß, wie ich mich verhalten soll. Aber das nimmt
sie nicht wahr. Also … keine Chance.

Wieso sollte sie auch, sie kommt ja durch damit. Ich habe eine ziemlich durchgeknallte Schwester, die auch gerne ihre Wut (wahlweise Ärger, Verzweiflung, Hasstiraden) ablässt. Das geht dann besser, wenn ich ihr - wenn ich es gerade hinkriege - einigermaßen ruhig sage „so nicht“ und ggf. dann eine von uns den Telefonhörer auflegt. Dann sitze ich da, sage mir „Die spinnt doch!“, und wenn’s gut geht, kann ich lachend über sie den Kopf schütteln. Und irgendwann hat sie sich dann wieder eingekriegt. (Nein, ich schaff das nicht immer so!)

Aber an wen wende ich mich denn bitte? An meinen Hausarzt?

Ja, das ist eine Möglichkeit. Er kann Dich überweisen. Warum denn nicht?
Eine andere ist es, Dir bei einem Psychotherapeuten einen Termin geben zu lassen (je nachdem, wo Du wohnst, kann es unterscheidlich leicht oder schwer sein, einen Termin zu bekommen) und mit Deiner Versichertenkarte bewaffnet hinzugehen. Ich glaube, ohne Überweisung musst Du die Praxisgebühr zahlen. Es gibt dann ein paar Probetermine, bei denen Ihr Euch beschnuppern könnt und schauen, ob Ihr miteinander arbeiten könnt, dann beantragt er die Therapie bei der Krankenkasse. Genaueres hier: [FAQ:237]

Unabhängig davon: welche Auswirkungen hat es
eigentlich, wenn der Haus- oder irgendein anderer Arzt
Psycho-Probleme welcher Art auch immer in meine Akte aufnimmt?
Ich denke an Krankenkassen etc.

Das hat vor allem die Auswirkung, dass die Krankenkasse die Therapie bezahlt. Sehr wünschenswert. Was befürchtest Du denn? Eine Therapie zu machen ist oft eher ein Zeichen von Weisheit als ein Makel.

Mittlerweile wünsche ich mir einfach nur Seelenfrieden für MICH!

Eben. Deshalb tu Deiner Seele was Gutes und such Dir Stärkung.

Viele Grüße,

Jule

Hallo Paula,
das Schlimmste ist, Du bist einer Willkür ausgeliefert. Somit verlierst Du Deine Handlungsfähigkeit. Du grübelst und bist down, während Deine Mama schon wieder durch die Gegend trällert. Eine Menge dieser Postings fand ich toll, weil sie Tipps gaben, wie Du Eigenständigkeit erlangst.
Ich dachte sofort an ein Buch, was ich vor vielen Jahren las. Fühlte mich damals ausgeliefert der Familie meines Freundes (alle Alkoholiker). Es heißt: Wohin mit meiner Wut von Harriet Lerner. Mir hat es geholfen und wirkte auch nach einer Trennung noch Jahre nach. Lies es mal, beschäftige Dich mit Dir. Es kommt nicht auf einen Monat an. Du hast Dich schon vor einiger Zeit auf den Weg gemacht, was machen da ein paar Wochen aus? Du hast soviel schon erkannt, Du kannst gar nicht anders. Bald wird Dein Denken sich in Handlungen äußern.
Viele Grüße Widerborst

Hi Bannamex,

ich bin auch kein Experte. Als Kind hat mein keine Wahl und ist den Emotionen der Eltern ausgeliefert, weil man ihre Liebe und Anerkennung nicht verlieren möchte. Wenn die Beziehung zum Kind durch solche extremen Schwankungen von Seiten der Mutter bedroht ist, dann wird es dem Kind natürlich nicht gut gehen. Du bist jetzt an dem Punkt angekommen, dass du dir darüber Gedanken machst und dadurch das Verhalten deiner Mutter dir gegenüber in Frage stellen kannst. Das ist einerseits schmerzlich, andererseits sehr befreiend. Bei so einem Verhalten würde ich auch depressiv werden. Ich glaube auch sehr, dass deine manische Depression auf ihr Verhalten zurückzuführen ist. Zwar bin ich kein Psychologe, aber das sagt mir mein gesunder Menschenverstand. Vielleicht hat dein Vater, den du nur kurz erleben durftest, ebenfalls eine cholerische Mutter gehabt? Er kannte es also nicht anders und ist mit einer Partnerin zusammengekommen, die ebenfalls cholerisch ist. Dadurch hat sich sein Problem eventuell noch verstärkt. Ist nur eine mögliche Überlegung.
Also, ich habe auch Probleme mit meinen Eltern und Gott sei Dank ist mir die emotionale Ablösung inzwischen ganz gut gelungen (finde ich jedenfalls). D.h. für mich, dass ich auf ihr Urteil keinen Wert mehr lege und mich nicht mehr sehr verletzt. Freunde können mir da entsprechenden Halt geben.
So einen Wutausbruch aufzunehmen finde ich eine gute Idee. Ein digitales Diktiergerät von Olympus eignet sich gut! *g* Das hältst du ihr nicht vor die Nase sondern versteckst es in deiner Tasche (so dass es etwas rausguckt). Qualität dürfte ausreichend sein. Das könnte dir helfen, dir ihre irrationale Reaktion noch mehr vor Augen zu halten und dich inenrlich von ihr zu distanzieren.
Vielleicht kannst du ihr Verhalten sogar spiegeln? Habe ich mal gemacht!
Du machst das gleiche wie sie. Behandelst sie genauso und sagst es ihr hinterher. Frag sie wie es sich angefühlt hat?
Auch kannst du ihr sagen, dass es verletztend ist und niemand so eine Behandlung verdient.
Könnte sein, dass sie über sich anfängt nachzudenken, wenn sie keinen mehr hat!

Aber eine innerliche Distanz ist zunächst einmal der erste Schritt aus meiner Sicht!

Liebe Grüße und alles Gute!

Jenna

Hallo Jenna

Ich glaube auch sehr, dass deine manische Depression auf ihr
Verhalten zurückzuführen ist. Zwar bin ich kein Psychologe, aber das
sagt mir mein gesunder Menschenverstand. Vielleicht hat dein
Vater, den du nur kurz erleben durftest, ebenfalls eine
cholerische Mutter gehabt? Er kannte es also nicht anders und
ist mit einer Partnerin zusammengekommen, die ebenfalls
cholerisch ist. Dadurch hat sich sein Problem eventuell noch
verstärkt. Ist nur eine mögliche Überlegung.

Nein, kann ich ausschließen. Meine Mutter hat auch keine ‚Schuld‘ an seinen Depressionen.
MEINE Depressionen sind zum Einen vererbt (mein Vater), zum Anderen erworben (durch den Psycho-Stress).

auf ihr Urteil keinen Wert mehr lege

Ihre Urteile sind EIGENTLICH - wenn sie mal NICHT cholerisch ist - diejenigen, die mich vorwärts bringen. Konstruktiv.

Freunde können mir da entsprechenden Halt geben.

Habe ich nicht mehr WIRKLICH - gestorben an Krankheiten, Unfall, Selbstmord, Mord bzw diejenigen, die ich habe, wohnen am anderen Ende der Welt.

So einen Wutausbruch aufzunehmen finde ich eine gute Idee.

Jein! Aufnehmen ja, als Bestätigung für MICH, als ‚Beweis meiner Unschuld‘, dass ich sie nicht wirklich proviziere, reize sonstwas.
Ihr vorspielen … vielleicht in meinem nächsten Leben. Ich würde das nicht machen, um sie zu reizen, zu provozieren, von einer LÖSUNG meines - unseres - ihres Problems versuche ich mich mental zu distanzieren, ich möchte einfach nur meinen Seelenfrieden und KEINE neue Depression (die bekomme ich aber, wenn das hier so weitergeht mit Psycho-Terror).

Vielleicht kannst du ihr Verhalten sogar spiegeln? Habe ich
mal gemacht! Du machst das gleiche wie sie. Behandelst sie genauso :und sagst es ihr hinterher.

siehe oben

Auch kannst du ihr sagen, dass es verletztend ist und niemand
so eine Behandlung verdient. Könnte sein, dass sie über sich anfängt :nachzudenken, wenn sie keinen mehr hat!

Ich glaube, sie denkt sehr viel über SICH nach und über unser Verhältnis. Was dabei rauskommt, steht auf einem anderen Blatt. Ihr zu sagen, dass ihr Verhalten mich verletzt, hat keinen SINN. KEINEN Sinn.

Danke für deine Antwort,
Paula

Hallo Jule,

Der einzige Ausweg aus dieser Situation, der mir sinnvoll
erscheint ist, keinen Kontakt mehr zu haben. KEINEN.

Das hoffentlich vorläufige Mittel meiner Wahl.

Dass dein Kind die Omi braucht, ist in diesem Fall kein
Argument. Was lebt ihr dem Kind denn vor? Streit, Hass, Wut,
Unbeherrschtheit. Selbst wenn es euch gelingen sollte (was ich
mir nicht vorstellen kann), vor dem Kind den Schein zu wahren,
weiß dein Kind genau, was zwischen euch läuft. Letzten Endes
wird das Kind zwischen der Zuneigung zu dir und zu seiner
Großmutter zerrieben.

Diese Ansicht kann ich nicht teilen; das hat in diesem Fall für mich was von ‚Scheidungskind‘. Wenn sich Ehepartner mit Kind trennen, sollen nach wie vor ja auch beide Elternteile für das Kind da sein. Meine Mutter IST nun mal Bezugsperson Nr. 3 für mein Kind (nach meinem Mann und mir), die beiden HABEN ein gutes Verhältnis, und ich möchte nicht, dass sich daran IRGENDETWAS ändert. ‚Nur‘ weil ICH ein Problem mit meiner Mutter habe, werde ich IHM nicht seine Oma wegnehmen. Gewiss nicht.

Du bist nicht mehr nur Kind, das vergeblich hinter der Liebe
seiner Mutter herrennt.

Ja, war ich lange Zeit. Wobei ich schreiben würde „phasenweise vergeblich“, sie ist - das muss ich sagen - nicht IMMER cholerisch (wenn auch die letzten Monate meistens).

Du bist selbst Mutter und du musst Verantwortung übernehmen für das
Wohlergehen deines Kindes. Und dieses hängt ganz entscheidend von
deinem eigenen Befinden ab.

Ja, das steht außer Frage. Ich muss selbst ‚genesen‘ von dem allen.

Danke auch für deine Antwort,
Paula

Hallo nochmal,

Nein, vor allem: weniger darunter leiden lernen. Und dabei
kann eine Therapie gut helfen. Das ist keine Zumutung für
Dich, sondern eine Stärkung.

Das WEIß ich … EIGENTLICH, es kostet aber doch einiges an Überwindung. Zugeben muss ich … ich bin vor ein paar Jahren schon mal probeweise bei verschiedenen Psychotherapeuten gewesen (auf eigenen Wunsch), habe das dann aber selbst bleiben lassen, weil absehbar war, dass jeder einzelne von denen (drei Stück) sich voll versteift hat auf die Probleme meiner Mutter. Alles in allem muss ich rückblickend wirklich sagen, ich hatte eine SCHÖNE Kindheit, liebevoll, normal, bis auf die Tatsache, dass mein Vater eben gefehlt hat. Ich habe aber keinen Psychotherapeuten gesucht, der meine Mutter zum SÜNDENBOCK macht, denn das ist sie nicht. Wie gesagt, mein Vater war vorher schon manisch-depressiv. Dass das Verhalten meiner Mutter allerdings einen nicht UNERHEBLICHEN Einfluss auf mein Leben hat, steht außer Frage. In welche Richtung auch immer.

Genau genommen habe ich mir schon eine Überweisung zur Psychotherapie geholt, bevor ich das allererste Posting hier geschrieben habe, aber sie lag nur hier rum. Ja, sollte ich vielleicht machen. Fakt ist aber, dass hier in der Gegend die Psychotherapeuten dermaßen ausgelastet sind, dass es zu sehr langen Wartezeiten kommt.
Unabhängig davon möchte ich erst mal die nächsten Wochen abwarten, denn es stehen einige große Veränderungen in meinem Leben an (großer Urlaub, neue Arbeit).

„Die spinnt doch!“, und wenn’s gut geht, kann ich lachend über sie
den Kopf schütteln. Und irgendwann hat sie sich dann wieder
eingekriegt.

Ja, spinnen tut sie irgendwie … kann man nicht anders sagen … lachen kann ich darüber schon lange nicht mehr. Eigentlich bräuchte sie Hilfe, denn eigentlich ist sie ein armes Würmchen, ganz im Ernst! Aber ein armes Würmchen, das MICH kaputt macht.

Viele Grüße,
Paula

Hallo Ge-Es

Die Tatsache, dass diese Frau Mutter (deine Mutter) ist,
heisst noch lange nicht, dass sie dadurch ein besserer Mensch
geworden ist

Ja. Nein. Hm. Naja, ich denke, als Eltern hat man seinem Kind gegenüber schon andere „Rechte“, auch wenn man sein Kind natürlich NIE missbrauchen darf, und es in erster Linie beschützen muss (was hier nicht durchgängig der Fall ist).

Wenn du bewerkstelligst, dass du dein eigenes Leben auf Platz Nr. 1
setzt wirst du ein schoenes Gefuehl der Befreiung haben. Ich
denke, dass bist du dir selber schuldig.

Ja! Ich bin gerade dabei … was eben auch zu Konflikten mit meiner Mutter führt. Ich habe trotz allem ein schlechtes Gewissen ihr gegenüber und auch Angst davor, das jetzt so mit der Brechstange durchzusetzen, denn ihr geht es gerade nicht gut. Das wiederum ist für MICH eine Gratwanderung. SIE ist cholerisch, dadurch leide ich wie ein ARSCH, ICH versuche mich zu lösen, zu befreien, meinen Seelenfrieden zu bekommen, dadurch geht es ihr nicht gut, und sie kommt gar nicht mehr raus aus ihrem ‚Cholerik-Loch‘.

Manchmal muss man selber die Nabelschnur durchschneiden.

Hoffentlich klappt es.

Ja, das hoffe ich auch - inständigst - denn wenn es nicht klappt, gehe ich kaputt.

Grüße,
Paula

Hallo Nasenbär,

danke auch für Deine Mut-Mach-Mail! Das ist alles so schwer. Eigentlich bin ich eine geborene Kämpferin (habe ich wohl von meiner Mutter geerbt, denn bis auf ihre Cholerik ist sie ein prima Mensch). Aber ich habe keine Kraft mehr zum Kämpfen. Die Mutter-Front ist nicht die einzige, an der ich kämpfe, ich habe dazu einen extrem lethargischen Ehemann … :-//

Deine Mutter ist eine erwachsene Frau und für sich selbst
verantwortlich. Mach nicht den Fehler und suche die Schuld bei
Dir!

Ja, DAS muss ich mir wohl immer wieder vor Augen halten!

Liebe Grüße,
Paula

Hallo Jenna

Ich glaube auch sehr, dass deine manische Depression auf ihr
Verhalten zurückzuführen ist. Zwar bin ich kein Psychologe, aber das
sagt mir mein gesunder Menschenverstand. Vielleicht hat dein
Vater, den du nur kurz erleben durftest, ebenfalls eine
cholerische Mutter gehabt? Er kannte es also nicht anders und
ist mit einer Partnerin zusammengekommen, die ebenfalls
cholerisch ist. Dadurch hat sich sein Problem eventuell noch
verstärkt. Ist nur eine mögliche Überlegung.

Wenn sich dein eigener Psychostress durch das Verhalten deiner Mutter verstärkt, dann kann ich mir vorstellen, dass das gleiche für deinen Vater gegolten hat. Warum er es überhaupt erst mit einer cholerischen Partnerin ausgehalten hat, steht auf einem anderen Blatt (z.B. Verhalten seiner eigenen Eltern)

Nein, kann ich ausschließen. Meine Mutter hat auch keine
‚Schuld‘ an seinen Depressionen.

Wie meinst du das? Meinst du damit sie ist nicht die Ursache?

MEINE Depressionen sind zum Einen vererbt (mein Vater)

Woher weißt du denn, dass du so etwas geerbt hast? Das ist höchst umstritten.

Anderen erworben (durch den Psycho-Stress).

wodurch?

auf ihr Urteil keinen Wert mehr lege
Ihre Urteile sind EIGENTLICH - wenn sie mal NICHT cholerisch
ist - diejenigen, die mich vorwärts bringen. Konstruktiv.

Ich hatte ich mich auf meine eignen Eltern bezogen und die sind nicht cholerisch. Das sollte ein Beispiel sein, wie ich mich innerlich von vernichtenden Werturteilen zu meiner Person distanzieren kann. Es kratzt mich nicht mehr, was sie für eine Meinung zu mir oder meinem Verhalten haben. Ich wollte dir damit raten, dich zunächst einmal etwas emotional zu distanzieren. Dann würde dich so ein cholerischer Anfall nicht mehr so „mitnehmen“.

Gute Urteile hin oder her: cholerisches Benehmen kann man nicht dulden. Ist meine Meinung. Da hört es dann irgendwo auf!

So einen Wutausbruch aufzunehmen finde ich eine gute Idee.

Jein! Aufnehmen ja, als Bestätigung für MICH, als ‚Beweis
meiner Unschuld‘, dass ich sie nicht wirklich proviziere,
reize sonstwas.

Genau!

Ihr vorspielen … vielleicht in meinem nächsten Leben. Ich
würde das nicht machen, um sie zu reizen, zu provozieren, von
einer LÖSUNG meines - unseres - ihres Problems versuche ich
mich mental zu distanzieren, ich möchte einfach nur meinen
Seelenfrieden und KEINE neue Depression (die bekomme ich aber,
wenn das hier so weitergeht mit Psycho-Terror).

okay, wie sieht dann deine „Lösung“ aus? Du möchtest ja Seelenfrieden, den Psycho-terror erduldest du aber weiterhin. Warum?

Ich glaube, sie denkt sehr viel über SICH nach und über unser
Verhältnis. Was dabei rauskommt, steht auf einem anderen
Blatt. Ihr zu sagen, dass ihr Verhalten mich verletzt, hat
keinen SINN.

Was sagt sie denn, wenn du sie auf ihren „Psychoterror“ hinweist?