Hallo,
ich hoffe, ihr könnt mir weiterhelfen.
Meine Freundin leidet seit ihrer Kindheit an zwanghaften Handlungen. Früher war das krankhafte Angst vor ansteckenden Keimen und Bakterien mit ständigem Händewaschen, heute ist es „nurmehr“ das wiederholte Kontrollieren von Wasserhähnen, Elektrogeräten beim Verlassen der Wohnung.
Noch vor zwei Jahren hat sie oft eine halbe Stunde gebraucht, um die Wohnung verlassen zu können, es wurde aber viel besser und eine Zeit lang waren die Zwänge sogar vollständig verschwunden.
Nun hat sie eine neue Arbeit und dort viel Stress, weshalb sich der Kontrollzwang jetzt wieder bemerkbar macht. Da sie aber keinesfalls zu spät in die Arbeit kommen möchte, ruft sie jetzt immer mich an. So paradox es auch ist - wenn sie mir am Telefon schrittweise erzählt, dass der Wasserhahn nicht rinnt, die Lichter aus sind und der Herd abgeschaltet, dann gibt ihr das die nötige Sicherheit, die Wohnung in 5 Minuten zu verlassen.
Das Problem ist, dass ich genau zu dem Zeitpunkt, wo sie die Wohnung verlässt, meistens in einer Besprechung sitze. Und genauso wie sie wegen den Zwängen nicht zu spät kommen will, möchte ich nicht wegen ihren Zwängen negativ auffallen, als jemand, der sich jeden zweiten Tag während der Besprechung für 5 Minuten verdrückt, um private Telefonate zu führen.
Wenn ich ihr das sage, versteht sie es zwar, kriegt aber gleichzeitig die Krise, weil sie nun tatsächlich schon zwei mal zu spät in ihre neue Arbeit gekommen ist, „weil ich ihr nicht 5 Minuten helfen konnte“.
Ich muss sagen, dass mich diese Situation etwas überfordert. Einerseits möchte ich ihr gerne helfen, andererseits ist es schlicht unmöglich, in der Arbeit jeden Tag zur selben Zeit privat zu telefonieren. In meinen Augen braucht sie professionelle Hilfe, doch eine Therapie in der Vergangenheit hat nicht viel gebracht und dafür ist uns das viele Geld dann doch zu schade (ich verdiene nicht viel und sie arbeitet nur 20 Stunden die Woche, weil sie nebenbei studiert).
Was tun?
Danke für eure Meinungen.