Wie motiviere ich meine Söhne zu mir zu kommen?

Hallo zusammen,

mir liegt da etwas sehr schweres auf dem Herzen:
ich bin Vater von zwei Söhnen, die ich sehr liebe. Sie sind 11 und 14 Jahre alt. Ich lebe von der Mutter schon ein paar Jahre getrennt und bin in einer neuen glücklichen und harmonischen Beziehung. Meine neue Lebensgefährtin und meine Jungz verstehen sich sehr gut. Meine Ex-Frau ist schon seit jeher froh, wenn die Beiden bei mir sind, damit sie „Ihre Ruhe hat“. Sie drängt die Jungz dazu zu mir zu gehen. Früher war das einfach: ich bin froh wenn sie jedes oder annähernd jedes Wochenende bei mir sind und sie war das ebenfalls. Nun sind die beiden schon größer und ich denke sie mussten die letzten 2 Jahre oft von ihr aus zu mir, obwohl sie es vlt. nicht wollten. Ich habe das nicht gemerkt, da die beiden nie gesagt haben, dass sie nicht möchten. Dadurch entsteht natürlich Frust. Als mir das bewusst geworden ist, weil die beiden endlich mal sagten, dass sie mal keine Lust hatten, habe ich ihnen gesagt sie müssen nicht zu mir, sondern nur wenn sie möchten. Sie bekamen dann weiterhin Druck zu mir zu gehen.

Mittlerweile frage ich den Großen jeden Mittwoch per WhatsApp ob sie kommen möchten. Allerdings nimmt das so stark ab, dass ich sehr unglücklich damit bin. Es ist auch nicht leicht: bei Ihrer Mama bekommen sie keine Aufmerksamkeit und niemand kümmert sich richtig um die beiden. Der Kleine sitzt meist vor einer Spielkonsole und mein Großer vor dem PC. Die Schulnoten etc kümmert niemand und auch nicht die Hausaufgaben. Wenn die Beiden dann am WE bei mir sind, motiviere ich sie ihre Schulsachen mitzubringen, damit wir lernen können. Auch versuche ich mit beiden mal etws zu unternehmen etc, aber sie haben nie Lust dazu. Eine Spielkonsole gibt es bei mir nicht … natürlich dürfen sie an den PC und ans Mobile … aber nicht den ganzen Tag. Hobbies haben sie keine etc. Ich denke obwohl ich es nur gut meine, baue ich mit den Schulsachen etc Druck auf … und das wirkt dem, dass sie zu mir kommen wollen entgegen. Aber ich will das ja nicht schleifen lassen. Ich liebe die beiden und möchte, dass sie nicht alles vernachlässigen. Ich möchte aber auch, dass sie gerne zu mir kommen. Ich erreiche nur mit meinen Bemühungen das Gegenteil und bin schon recht verzweifelt.

Wie handhabt ihr das denn? Ich kann die beiden doch nicht das ganze WE an den Rechner lassen etc nur damit sie zu mir kommen :frowning:

Ich würde mich freuen, wenn jemand einen Tipp für mich hat. Die psychologische Beratungsstelle wäre jetzt dann mein nächster Schritt.

Ich danke im Voraus!

André

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Unternimm was mit ihnen, was ihnen Spaß macht. Kino, Minigolf, Schwimmbad, Kartbahn. Kinder sind korrupt, mit solchen Anreizen lassen sie sich ködern.

Ich habe auch einen 14jährigen hier - das ist einfach das Alter, wo Unternehmungen mit den Eltern nicht wichtig sind, sondern Freunde und PC&Co im Mittelpunkt stehen.
Als getrennter Vater hast Du da natürlich nicht so gute Karten zur Beeinflussung.
Du kannst nur immer wieder anbieten, vielleicht können Deine Söhne auch Vorschläge machen, was sie außer PC&Co gerne machen würden.

Beatrix

Hallo. Vielen Dank für Deine Tipps. Das mache ich. Unternehmnungen schlagen wir an jedem WE vor. Leider kommt immer nur: keine Lust. Lediglich Star Wars im Kino war reizend genug. Früher haben wir immer was gefunden um gemeinsam durchzustarten.

Danke für die schnelle Antwort. Wir fragen an jedem WE was sie machen möchten und machen auch selbst Vorschläge. Sie wissen nie, was sie machen möchten, Das ist ja das Traurige. Ich mag sie nur nicht die ganze Zeit an den PC lassen … ich habe schon viele Bücher etc gekauft. Der Kleine spielt ganz gerne Monopoly etc. das machen wir. Aber der große sitzt nur gelangweilt auf dem Sofa.

Hallo,

erstmal finde ich klasse, was du bisher machst. Wirklich und ehrlich.

Zweitens: hat das ganze wahrscheinlich weniger damit zu tun, dass sie bei dir manches nicht dürfen.
Den Druck wegen der Schule kannst du rausnehmen. (nicht das Interesse aufgeben, aber da du selbst schon von Druck redest, da dich zurücknehmen).
Aber das Ganze hat sicher auch mit ihrem Alter zu tun (generelle Unlust an allem mit zunehmendem Alter) .
Und sicher spielt mit, dass sie bei dir aus ihrer normalen Umgebung, ihrer „comfort zone“ heraus sind. Zum einen überhaupt - ihre Sachen, ihr Zimmer, etc. Es kann sehr unangenehm sein, jedes 2. Wochenende alles zuhause stehen und liegen lassen zu müssen und woanders zu sein. Auch wenn es für die anderen nicht ersichtlich ist, was da fehlen sollte - gerade, wenn keine Hobbies oder längere Projekte anstehen. Die Freunde fehlen. Einladungen verpassen sie vielleicht (wie weit wohnst du den von den Söhnen weg?). Das „jetzt bin ich beim Papa und MUSS zwei Tage was mit ihm machen“ - das ist Stress. In ihrer gewohnten Umgebung haben sie Rückzugsräume (ihre Rückzugsräume), bei dir vielleicht Dauer-Programm, Dauer-Verplanung (auch wenn du es nicht so siehst, empfinden sie es vielleicht dennoch so).

Ich würde versuchen, sie in die Planung des WE miteinzubeziehen (ohne dass das dann wieder in Stress ausartet). Aber vielleicht weniger Stunden, die dann aber intensiver? Oder doch ein gemeinsames Hobby finden?

Die Idee sich an eine Familienhilfe oder -beratung zu wenden, finde ich toll. Unsere Kinder hassten Familiengespräche („Familienkonferenz“), das „Labern“ war ihnen schon immer zu wider, wenn es denn sein musste: je kürzer, desto besser. Aber Gespräche bei der Familienberatung haben sie „über sich ergehen lassen“, bzw. sich beteiligt, um sie schneller rumzukriegen. Und man kann diese Gespräche dazu nutzen, Regeln aufzustellen, Rahmenbedingungen abzustecken. Die Berater sind ja dazu da, zu vermitteln und sicher zu machen, dass allen Beteiligten Gehör geschenkt wird und ihre Bedürfnisse erläutern können. Du magst zwar denken, dass du das sowieso machst (und objektiv machst du es vielleicht auch), aber deine Kinder sehen es subjektiv vielleicht nicht so und da hilft es, einen Schiedsrichter dabei zu haben, sofern sie der Person vertrauen.

Unsere Jungs waren zu viel größeren Kompromissen von sich aus bereit im Gespräch mit der Erziehungshilfe, vielleicht weil sie sich durch die Situation von vorneherein ernstgenommen fühlten oder einfach „gleichwertig“ (inzwischen sind sie erwachsen und haben mir mal gesagt, dass sie sich in Gesprächen uns (mir!) gegenüber aus Prinzip schon unterlegen gefühlt hätten).

Also - mach einen Termin. Und alles Gute!

Grüße
Siboniwe

Viel habe ich jetzt gelesen, aber ich glaube da fehlt die Wärme. Vorschriften, Erwachsener oder Lehrer zu sein
hilft wenig? Sich gleichstellen und Freund sein, herauszufinden was Sie gerne mögen? Gemeinsame Ausflüge mit
Fahrrad oder Fahrzeug zu unternehmen? Aber vor Allem lockere Wertvorstellungen vom Leben, die Freude, oder
Glück ist manchmal ein Schlüssel um Verklemmungen zu lösen. Heiterkeit und Verständnis kann auch dazu
beitragen eine gute Atmosphäre zu schaffen. Sie auch einmal machen lassen was Sie selbst gerne möchten!
Also Gruß Horst

Wo fehlt denn da seitens des Vaters die Wärme?

Macht er ja, die Buben wollen aber lieber daddeln und vor dem PC rum hocken!

Genau, daddeln und vor dem PC sitzen!
Haste eigentlich richtig gelesen was der Vater da schreibt, fragt sich ramses90

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Jedes Wochenende fragen — vielleicht liegt es daran? Deshalb finde ich die Idee mit der Beratung gut. Da kann man ganz offen reden, ohne den Druck. Da kannst du deine Bedenken vorbringen (dass du gern mit ihnen zusammen bist, dass du gern was mit ihnen machen möchtest, usw.). Und dann könnt ihr vielleicht planen. Das macht das Leben manchmal leichter, als die Offenheit. Dieses: „Was machen wir heute?“ kann auch Druck aufbauen. Wenn es eine Regelmäßigkeit gibt, kann das eine Struktur schaffen, die hilfreich ist (muss nicht, kann - deshalb: reden!)

Grüße
Siboniwe

Gerade das kann bei Scheidungskindern ganz falsch sein. Vielleicht suchen sie den Vater.
Das heißt nicht, dass man auf Interessen nicht eingehen soll, im Gegenteil, aber „gleichstellen“ und „Freund sein“ ist nicht immer angebracht und wird erstaunlicherweise von Jugendlichen gar nicht erwünscht.

Grüße
Siboniwe

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Hallo Siboniwe.
Danke für Deine ausführliche Antwort. Die von Dir beschriebenen Punkte warum sie sich in Ihrer gewohnten Umgebung wohlen fühlen kann ich nachempfinden und auch damit umgehen. Aus diesem Grund möchte ich den beiden ja auch selbst die Entscheidung überlassen, ob ihnen danach ist zu kommen oder nicht. Wie meinst Du könnte ich den Druck bezüglich der Schule reduzieren? Es ist wirklich nicht so, dass ich möchte, dass sie am WE büffeln … ich möchte sie lediglich anregen etwas initiative zu zeigen und ein Gefühl zu entwickeln, dass es dazugehört. Leider sieht meine Ex-Frau das anders (oder garnicht) und wir können keinen gemeinsamen Nenner finden damit diese Regelmäßigkeit auch unter der Woche stattfinden kann. Es ist sehr schwer einen Mittelweg zu finden keinen Druck zu erzeugen aber dennoch mit den Beiden etwas an der Schulsachen zu arbeiten. Ist ja auch nicht so, dass ich beim Ankommen gleich damit auf sie zugehe. Aber 1-2 Stunden am WE etwas zu lernen dachte ich wäre ein gesundes Maß?

Dein Vorschlag mit der Familienhilfe ist sehr gut. Ich habe das bereits in Betracht gezogen und auch versucht meine ExFrau dazu zu animieren. Leider ohne Erfolg. Die Wirkung wäre jedoch dann größer?

Sei gegrüsst Horst. Ich bin Deiner Meinung das viele Vorschriften und Lehrersein etc sehr viel Stress erzeugen kann. Ich bin bestrebt dies zu vermeiden. Deinem Beitrag entnehme ich jedoch die Empfehlung die Leistungen der Jungs zu vernachlässigen und ihren Willen freien Lauf zu lassen. Ich gebe zu ich habe das an zwei Wochenenden auch schon getan um zu schauen um dann die Spannung nachlässt - leider ohne Erfolg. Aber ist es nicht das, was wir an Verantwortung gegenüber unseren Kindern haben, für Ihre Erziehung zu sorgen und sie dazu anzuregen etwas aus Ihrem Leben zu machen? Natürlich sollte das ein gesundes Maß sein.

Gemeinsame Ausflüge haben wir schon sehr viele gemacht und das war immer für alle ein Genuß :smile: . Ich habe letztes Jahr für meinen Großen ein neues Bike gekauft … leider findet er keine Lust mehr daran. Natürlich unternehmen wir etwas … nur in den letzten Monaten konnte ich gerade den Großen für garnichts mehr außer Kino begeistern.

Heiterkeit haben wir viel. Ich habe sehr viel Fantasie und „Dummheiten“ im Kopf … wir lachen viel :slight_smile: ich glaube, dass komtm nicht zu kurz, ändert jedoch nichts an der Lage.

ja … vielleicht habe ich das eine oder andere Mal zuviel gefragt, was sie machen möchten. Das liegt wohl daran das mir daran gelegen ist, dass sie sich eben nicht langweilen. grübel Dann versuche ich da auf jeden Fall mal einen Gang herauszunehmen. Im Normalfall frage ich irgendwann am ersten Tag, ob jemand von beiden zu etwas Lust hat. Meist kommt dann nur „keine Idee“. Wenn die beiden ankommen und ich sie mit Umarmung und einem Kopfstreicheln o.ä. begrüßt habe, versuche ich ein bissl Smalltalk zu treiben, damit sie sich nicht gleich so „ausgefragt/verhört“ fühlen. Irgendwann dann mache ich Vorschläge, was wir machen könnten oder frage ob sie einen besonderen Wunsch haben.

Hallo Razoas,

klar, wenn ihr beide mitgehen würdet, wäre es gut, aber wenn sie nicht will, dann besser du und die Jungs statt gar keiner.
Normalerweise bekommt man eine Reihe von Gesprächsterminen (meist wird das beim ersten Treffen verhandelt) und vielleicht kommt sie später mit, wenn sie sieht, dass es etwas bringt oder zumindest nicht darauf rausläuft, dass sie Vorwürfe zu hören kriegt (diese Bedenken könnten ja der Grund für ihre ablehnende Haltung sein).

Nein, 2 Stunden am WE sind wirklich nicht viel, aber vielleicht sollte man wenigstens eine Zeitlang darauf verzichten, bis sich die Rahmenbedingungen geändert haben. Es nützt ja nichts, wenn du auf 2 Stunden bestehst und das Ergebnisn ist, dass sie gar nicht oder nur noch selten zu dir kommen. Auch hier hilft sicher ein Gespräch mit einem neutralen Dritten - vielleicht (bitte beachten: ich sage wirklich „vielleicht“, ich kann hier ja nur spekulieren) empfinden sie deine Hilfe als Kritik, vielleicht liegt es nur an einer Kleinigkeit, deiner Art zu loben (oder nicht oder zuviel) und so etwas überhaupt auszusprechen bzw. zu formulieren geht besser, wenn ein Dritter zuhört).

Grüße
Siboniwe

Die Idee mit der psychologischen Beratung ist eine richtige Entscheidung. Dort wird der Berater dir einige hilfreiche Vorschläge zur Hand geben.