Disko in der Kirche
Servus,
Du mischst da ein paar Dinge durcheinander.
Kirche, Kirchlein, Kapelle (ich nehm die verzwungene „Dialektschreibung“ mal weg) bezeichnen Gebäude. Du suchst aber offenbar eine Bezeichnung für eine Veranstaltung, da scheiden die Bezeichnungen für Gebäude aus, finde ich.
Wenn Du sicher bist, dass Dir dann nicht die Leute wegbleiben (im wilden Süden sind sich auch die wildesten Revoluzzer nicht so recht sicher, ob es nicht doch ein Fegefeuer gibt), könntest Du die Veranstaltung je nach Gegend Spatmess’(n) oder Spötmess’(n) - die verschiedenen Schreibweisen sind regional unterschiedlich - nennen. Probiers aber vorher mit Einheimischen aus, Blasphemie ist so eine Sache.
Der rk Volksseele käme vielleicht eher eine Bezeichnung entgegen, die zwar auf den „kirchlichen“ Wortschatz Bezug nimmt, aber eben nicht auf Kirchliches, sondern dessen Gegenteil aus der Gegend Sündenpfuhl, Hexensabbath, Gefallene Engel usw. (alle drei braucht man nicht mit Gewalt in Mundart übertragen, das sieht geschrieben eh schauderhauft aus) - ich denk da an das Dorf Lucklum bei Braunschweig, das aus irgendwelchen Feudalrechten heraus schon seit Jahrhunderten wegen seiner freien Tanzveranstaltungen bei den Leuten „das sündige Lucklum“ hieß, was in den 1980er Jahren dem Ruf der Musikkneipe und Disko „Schlucklum in Lucklum“ durchaus förderlich war.
Das gleiche gilt für einen Candy-Shop. Guatl-Lodn.
Bitte bitte nicht! „Guatl“ ist grausam! Lieber Standarddeutsch schreiben als Dialekt mit Fehlern - zumal Dialekte eh nicht zum Schreiben gemacht sind.
Gibts was, was schöner oder lustiger klingt?
Schöner ist Kramerladen („Laden“ darf man ruhig „Laden“ schreiben; das wird schon auch so „richtig“ ausgesprochen) - da gibts nämlich nicht bloß Süßigkeiten, sondern auch sonst noch alle möglichen guten Sachen. Wenns denn „lustig“ sein soll, ist auch hier von verzwungenem Dialekt abzuraten. Die Leute aus dem wilden Süden neigen da zur Überempfindlichkeit, weil sie überall argwöhnen müssen, dass sich Leute aus dem Niederdeutschen über sie als eine Art folkloristischer Staffage lustig machen.
In einer Umgebung, wo man das Wort Süßigkeiten schon gar nicht mehr kennt, weil alles irgendwie amerikanisch sein muss, wirkt schon eine Übertragung ins Deutsche exotisch: Zuckerbude, Zuckerhöhle, Zuckerschuppen, Zuckerladen, Damencoupé?
Schöne Grüße
Dä Blumepeder