Hallo!
Ich gehöre zu den Leuten, die Trainingsmaßnahmen als lebenslange Daueraufgaben begreifen und im Do-it-yourself-Verfahren ganz ordentlich zustande bringen, jedenfalls besser, als der gemeine Trainer. Ich muss Zugang zu Chinesisch und/oder Polnisch finden, mich als E-Ing mit belastbaren Ofenbaukenntnissen ausstatten, etwas über Bauphysik, Vorwärmung für Luft-Wärmepumpen, Arbeitsrecht, Anlage eines Komposthaufens oder Verrieselung vorgeklärten Abwassers auf Kiesbettkläranlagen so kundig machen, dass ich einschlägigen Fachleuten etwas erzählen kann. Oder darf es vielleicht die Planung einer Straßenbeleuchtung einschließlich der Gründung von Lichtmasten und Sicherung der Baustelle sein? Oder welche Art Zahnersatz für das eigene Gebiss sinnvoll ist? Oder vielleicht eine Anlage zur Abfüllung sexueller Stimulanzien in Aufgussbeuteln und eine funktionierende Strategie zur Vermarktung derselben? Oder Gesprächs- und Verhandlungsstrategien? Oder betriebliche Organisation? Das schafft der Wissbegierige Mensch selbst und ohne Trainer oder gar nicht.
Aber irgendwie schaffen es die Vertreter dieser überflüssigen Branche immer noch, Menschen die Zeit zu stehlen. Ich bin dabei keine Ausnahme, als ich mich vor gut 2 Jahren breitschlagen ließ, an einer mehrtägigen Schulung zur Bedienung einer automatischen Bestückungsanlage teilzunehmen. Während vieler ermüdender Stunden parlierte der Trainer in gebrochenem Englisch über unzählige Details. Hätte man auch einfacher haben können: Definiere einen Referenzpunkt, gebe x- und y-Koordinate sowie den Drehwinkel des zu positionierenden Bauelements ein - fertig in einer Minute. Vor allen Dingen effizienter als mehrere Tage irrwitzig teuren Trainings. Natürlich gibt es noch ein paar Details, etwa wie man den Deckel der Maschine aufmacht, wo der Einschalter sitzt und was genau die Not-Aus-Taste bewirkt, aber das weiß man nach einem Blick in die Betriebsanleitung ganz ohne Trainer. Auf die Frage „Do you have the manual as a PDF file?“ reagierte der „Trainer“ entsprechend angefressen-zögerlich, ahnte er wohl, dass die Neigung zu Selbst-Querlesen geht, statt weitere Zeit mit ihm zu verschwenden.
Dann gibt es noch Trainer, die für teuer Geld alle erdenklichen psychologischen Halbgarheiten vorzugsweise für Führungskräfte verbreiten. Das entspricht ungefähr dem Versuch, auf nacktem Felsen Kartoffeln ernten zu wollen. Leute, die nicht selbst merken, wo in ihrem Verantwortungsbereich etwas schief läuft, sind regelmäßig derart beratungsresistent, dass ihnen antrainierte Weisheiten nicht helfen. Heißt unter dem Strich: Die von Dir gemeinte Trainerbranche ist weitgehend entbehrlich.
Um Missverständnissen vorzubeugen: Es gibt durchaus sinnvolle, sogar unverzichtbare Maßnahmen, die man unter dem Begriff Schulungen subsumieren könnte und die mit der Trainerbranche nichts zu tun haben.
Gruß
Wolfgang