Hallo,
ich möchte gerne wissen, wie man grammatikalisch richtig das Verb „Verstreichenlassen“ einordnet. Ich meine das wäre eine nominalisierte Passivkonstruktion aus verstreichen+lassen. Kann man das noch irgendwie präziser einordnen?
Hallo,
ich möchte gerne wissen, wie man grammatikalisch richtig das Verb „Verstreichenlassen“ einordnet. Ich meine das wäre eine nominalisierte Passivkonstruktion aus verstreichen+lassen. Kann man das noch irgendwie präziser einordnen?
1.1 Verb + Verb
Frühere Unterscheidungen wie sitzen bleiben (= nicht aufstehen) und sitzenbleiben (= nicht versetzt werden) sind nach den neuen Regeln aufgehoben. Verbindungen aus Verb + Verb schreibt man jetzt immer getrennt: liegen bleiben, stehen bleiben, liegen lassen, stehen lassen; kennen lernen, spazieren gehen / fahren / reiten.
© Duden 9, Richtiges und gutes Deutsch. 5. Aufl. Mannheim 2001.
ungenutzt / ungenützt: Beide Formen des Wortes sind gebräuchlich, jedoch wird in der Standardsprache ungenutzt vorgezogen: eine gute Gelegenheit ungenutzt [verstreichen] lassen. Die Form mit Umlaut (ungenützt) ist landschaftlich. nutzen / nützen (1).
© Duden 9, Richtiges und gutes Deutsch. 5. Aufl. Mannheim 2001.
Bei weiteren Fragen zur Korrektur oder Rechtschreibung bitte unter Lektoratnachschauen…
Hallo,
Das sind zwei Wörter und die werden auseinander geschrieben: „verstreichen lassen“.
Daher ist die Analyse auch nicht schwer: es handelt sich um ein intransitives Verb im Infinitiv („verstreichen“) sowie ein Modalverb („lassen“), das hier auch im Infinitiv steht. Letzteres hat kausativischen Charakter, weswegen „verstreichen lassen“ zusammengenommen wie ein transitives Verb funktioniert.
Grüße,
Vielen Dank! Bei mir wird das Wort als Substantiv verwendet: Bei Verstreichenlassen […] wird das und dies versprochen…
Vielen Dank! Bei mir wird das Wort als Substantiv verwendet:
Bei Verstreichenlassen […] wird das und dies versprochen…
Ah. Gut, dass du das dazusagst. Dann wird es natürlich auch zusammengeschrieben.
Also werden die beiden Verben im Infinitiv als Kompositum wirklich kombiniert. Jetzt ist die Frage wie. Eine Kombination aus zwei substantivierten Verben (à la „das Lassen des Verstreichens“?) oder das substantivierte Modalverb mit einem verbalen Element (das Verb „verstreichen“) kombiniert?
Ehrlich gesagt, habe ich da keine Antwort drauf und ich bin mir auch unsicher, ob sich da eine Antwort finden ließe. Aber es ist zumindest ein Kompositum, in dem mindestens der 2. Teil ein substantiviertes Verb ist.
Grüße,
Substantiv Verstreichenlassen
Vielen Dank! Bei mir wird das Wort als Substantiv verwendet:
Bei Verstreichenlassen […] wird das und dies versprochen…
Du hast aber nach dem Verb gefragt, nicht nach dem Suibstantiv.
Das Substantiv ist mE ein Kompositum aus Verb (verstreichen) und Substantiv (Lassen), wobei „Lassen“ durch Konversion aus der Infinitivform des Verbs „lass(en)“ substantiviert wurde. Mglw. kann man es aber auch als Zusammenrückung der Verbphrase betrachten.
http://de.wikipedia.org/wiki/Zusammenr%C3%BCckung
Gruß,
Max
Vielen Dank, an alle! Kann man denn sagen, „Verstreichenlassen“ stehe im passiv oder drückt eine passive Handlung aus? Oder impliziert das Wort ein aktives Verhalten des „Verstreichenalssenden“?
Hallo!
Vielen Dank, an alle! Kann man denn sagen,
„Verstreichenlassen“ stehe im passiv oder drückt eine passive
Handlung aus?
Reden wir von dem Verb oder dem Substantiv?
Das Verb kann sowohl im (grammatikalischen) Aktiv als auch im Passiv stehen:
Aktiv: Ich lasse die Frist verstreichen.
Passiv: Die Frist wird von mir verstreichen gelassen.
Für das Substantiv sind Aktiv und Passiv im grammatiklischen Sinne keine geeigneten Beschreibungsmerkmale. Allenfalls kann man in einem semantischen oder umgangssprachlichen Sinne sagen, ein Verb drücke eine passive oder aktive Handlung aus. In dem sinne ist Joggen aktiv und Faulenzen passiv.
Bei „Verstreichenlassen“ kann man drüber streiten - das ist mehr eine philosophische Frage, ob hier nun im (umgangsprachlichen) Sinne eine aktive Handlung vorliegt oder das Verstreichen einfach so mit einem geschieht. Ich tendiere dazu, aufgrund des „lassens“, das ja eine bewusste Handlung impliziert, das „Verstreichenlassen“ eher als eine aktive Handlung anzusehen. Aber, wie gesagt, das ist keine grammtikalische Aussage.
Gruß,
M.
Oder impliziert das Wort ein aktives Verhalten
des „Verstreichenalssenden“?
1.1 Verb + Verb
Verbindungen aus Verb + Verb
schreibt man jetzt immer getrennt: liegen bleiben, stehen
bleiben, liegen lassen, stehen lassen; kennen lernen,© Duden 9, Richtiges und gutes Deutsch. 5. Aufl. Mannheim 2001.
Amtliche Regelung - § 34 4. E7:
Bei Verbindungen mit bleiben und lassen als zweitem Bestandteil ist bei übertragener Bedeutung auch Zusammenschreibung möglich.
Dasselbe gilt für kennen lernen:
sitzen bleiben/sitzenbleiben (= nicht versetzt werden), stehen lassen/stehenlassen (= nicht länger beachten, sich abwenden), liegen bleiben/liegenbleiben (= unerledigt bleiben); kennen lernen/kennenlernen (= Erfahrung mit etwas oder jmdm. haben).
Gruß
Kreszenz
…möglich ja…
Ja, „verstreichen lassen“ ist der Kausativ von „verstreichen“. Der Kausativ drückt aus´, dass das, was mit dem Grundverb (hier „verstreichen“) gemeint ist, veranlasst oder verursacht wird. Im Deutschen wird der Kausativ meist durch das Hilfsverb „lassen“ gebildet: „wissen“, Kausativ: „jemanden wissen lassen“; „warten“, Kausativ: „jemanden warten lassen“; „kommen“, Kausativ: „jemanden kommen lassen“. Kausative Konstruktionen sind also immer transitiv. Im Akkusativ steht die Person oder die Sache, die veranlasst wird, das zu tun, was mit dem Hauptverb gemeint ist.
Im Deutschen gibt es allerdings auch eine Reihe von Kausativen, die durch eine Umwandlung des Grundverbs gebildet werden, also nicht durch eine Hilfsverbkonstrution mit „lassen“, sondern durch eine morphologische Umbildung des Verbes, oft durch Umlaut: zu „fallen“ gibt es das kausative Verb „fällen“: Die Bäume fallen. Die Holzfäller fällen die Bäume (verursachen, dass die Bäume fallen; lassen die Bäume fallen). Das Kind saugt an der Mutterbrust. Die Mutter säugt das Kind (lässt das Kind saugen). Das Kind schläft ein. Die Mutter schläfert das Kind mit einem Gutenachtlied ein (veranlasst, dass es einschläft). Der Schüler lernt das Alphabet. Der Lehrer lehrt den Schüler das Alphabet. Weiteres bei Wikipedia „Kausativ“.
Gruß,
Acro