Wie regulieren Notenbanken die Geldmenge?

Hallo,

die Kurzfassung meiner Frage steht schon im Thema.

Wie geht das nun technisch/praktisch vor sich, wenn die Notenbank „Geld aus dem Kreislauf nimmt“ oder „die Notenpresse anwirft“? Da wandern ja schließlich keine Notenbündel und Münzrollen durch die Landschaft.

Gruß
Cassius

Hallo,

Wie geht das nun technisch/praktisch vor sich, wenn die
Notenbank „Geld aus dem Kreislauf nimmt“ oder „die Notenpresse
anwirft“? Da wandern ja schließlich keine Notenbündel und
Münzrollen durch die Landschaft.

in der Kurzfassung: die EZB kauft Wertpapiere von den Kreditinstituten und schreibt ihnen den Gegenwert auf ihren Konten bei der EZB gut. Über diese Guthaben können die KI in Form von Überweisungen an andere KI oder durch Abhebung in bar verfügen. Wird das Volumen der Ankäufe ausgeweitet, spricht man von expansiver Geldpolitik. Reduziert sie das Volumen, spricht man kontraktiver oder restriktiver Geldpolitik.

Ausführliche Informationen findest Du u.a. hier:
„The monetary policy of the ECB“ Auch auf Deutsch verfügbar.

Gruß
C.

Danke, das war wie immer klar zu verstehen.

Kleine Nachfrage:
Kauft die Notenbank die Papiere? Wenn ja, könnte sie die ja auch wieder verkaufen, an wen auch immer und zweckmäßigerweise mit Gewinn?
Oder nimmt sie die Papiere „in Verwahrung“, gibt sie bei Bedarf an das selbe KI zurück, verwaltet sie also nur wie eine Bank ein Aktiendepot?

Gruß
Cassius

Hallo,

Kleine Nachfrage:
Kauft die Notenbank die Papiere?

„Kauf“ war etwas vereinfachend formuliert. Es handelt sich tatsächlich um sog. Wertpapierpensionsgeschäfte also Käufe mit Rückkaufsvereinbarung. Die Notenbank kann also nicht frei über die Papiere verfügen; lediglich wenn das Kreditinstitut die Rückkaufsvereinbarung nicht erfüllt, können die Papiere wie Sicherheiten verwertet (also verkauft) werden.

Dort liegt übrigens auch die Crux bei der Veranstaltung, weil die EZB die Ansprüche an die Papiere, die angekauft werden, deutlich herabgesetzt hat. Hinzu kommt, daß die Kreditinstitute teilweise Wertpapiere aus Plunder eigens mit dem Zweck zusammengeschraubt haben, um diese bei der EZB zu plazieren. Da ließen sich noch viele Geschichten erzählen… Jedenfalls ist der Grundgedanke eigentlich, daß die EZB kein Verwertungsrisiko trägt; davon kann inzwischen keine Rede mehr sein.

Gruß
C.

Danke owT
.

Wenn ich mich anhängen darf:

Die Geschäftsbanken zahlen Zinsen für das Zentralbankgeld. Woher kommen dieses Zinsen? Denn da alle Banken sich ständig und immer Geld bei der EZB leihen, fließt ja ständig Geld von den GB zur ZB. Dann müssten die GB irgendwann ja kein Geld mehr übrig haben, oder?

lg hahu

Hallo,

Die Geschäftsbanken zahlen Zinsen für das Zentralbankgeld.
Woher kommen dieses Zinsen? Denn da alle Banken sich ständig
und immer Geld bei der EZB leihen, fließt ja ständig Geld von
den GB zur ZB. Dann müssten die GB irgendwann ja kein Geld
mehr übrig haben, oder?

die leihen sich das Geld ja nicht zum Selbstzweck, sondern sie legen es wieder an. Idealerweise ist der Zinssatz dann größer als das, was sie der EZB zahlen müssen. Wenn nicht, wäre das auf Dauer in der Tat schlecht. Daran ist ja auch die Noabank zugrunde gegangen.

Gruß
C.

Hallo:)

die Frage die sich mir daran anschließt, ist folgende: (Ich lerne gerade für meine Uniprüfungen)

Annahme:

Den Geschäftsbanken wird Liquidität zugeführt. Diese bekommen sie bei der Zentralbank in Form von Zentralbankgeld und hinterlegen dafür Sicherheiten (wie oben beschrieben) [Wertpapierpensionsgeschäft, Pfandkreditgeschäft oder Fazilitäten usw., je nach rechtlichem Instrument]. Im Gegenzug verpflichten sich die Geschäftsbanken zur Zahlung von Zinsen.

Zusammenfassend fließt, wie @Hahu sagt, regelmäßig Geld von der ZB zur GB, die GBen bauen Zinsverpflichtungen auf, die sie zurück zahlen müssen. Es sollte letzten Endes also mehr Geld zurück zur ZB fließen als von ihr kam. @C_Punkt antwortet dazu, das das geliehene Geld der GBen der Investition dient und dementsprechend nur durch Renten (Erträgen) aus entsprechenden Anlagen finanziert werden kann.

Meine Frage hierzu: Woher kommen diese Erträge? Beziehungsweise woher kommt das Geld dahinter?

Wäre es Zentralbankgeld, welches bei einer anderen GB2 ausgegeben worden ist (bzw. Giralgeld einer GB2 mit einem Anteil Zentralbankgeld im Hintergrund als Mindestreserve), so wäre das Geld für die Aufwendung der Zinsenverpflichtungen von GB1 der Verlust der GB2.

Dementsprechend müssen ständig neue Kredite aufgenommen werden bzw. Unternehmen Insolvenz anmelden und Forderungen der ZB mit Verlust verloren gehen, um offene Kredite anderer GBen bei der ZB zu tilgen und Zinsen zu begleichen.

Gleichbedeutend die Frage: mit welchem Geld kann ich die Zinsen für einen Kredit bei einer GB begleichen. Nehme ich Geld durch Investitionen ein, ist dies der Verlust der anderen. Das Geld muss letzten Endes von anderen GBen kommen, die dann ihre Kredite bei der ZB nicht begleichen können.

  1. Die Rückzahlung der Verpflichtungen aus Kredit und Zinsen soll ein Schuldner durch ertragreiches Wirtschaften decken.

Ich könnte mir vorstellen, dass durch meine erfolgreiche Wirtschaftshandlung mein Unternehmen höher bewertet wird. Dementsprechend kriege ich mit diesem Unternehmen als Sicherheit einen höheren Kredit, bzw. einen hohen Kaufpreis einer Bank. Diese GB bekommt mit diesem teuren Wertpapier als Sicherheit einen höheren Kredit bei der ZB, mehr Geld fließt demnach in die Wirtschaft (wurde doch auch in der Wirtschaft durch mein Unternehmen ein Mehrwert geschaffen). Doch auch dieser höhere Kredit (mit dem der vorherige beglichen werden kann - Stichwort Refinanzierung, oder?) muss irgendwann mit noch mehr Geld zurückbezahlt werden. Woher könnte das kommen ohne sich ständig neuzuverschulden?

Das Geld kommt demnach nicht aus einer Steigerung in der Datierung von Wertpapieren und auch nicht aus einer Erhöhung der Erträge.

In meinen Gedanken kommt es entweder aus höheren Krediten oder aus Insolvenzen, bzw. aus Krediten, die letzten Endes nicht bedient werden.

Anders ZUSAMMENGEFASST:

Die Geldmenge entspricht einer Gütermenge. Steigt die Gütermenge sollte bei gleichem Preisniveau auch die Geldmenge steigen. Weiteres Geld wird von der ZB gegen Zinsen ausgegeben. Banken schaffen Giralgeld, auch gegen Zinsen. Sofern ich mit meinem Kredit, (einer daraus finanzierten Investition gut wirtschafte), schaffe ich mehr Güter, doch das Geld zur Zinsschuldbegleichung stammt entweder von Menschen, die wieder ihren Kredit nicht bedienen können, aus einem neuen Kapitalkredit oder ich bezahle meine Bank teilweise mit Gütern (für die Zinsen) und tilge meine Schuld (ohne Zinsen), mit dem Geld welches ich durch sie in Umlauf gebracht habe.

Mit WELCHEM GELD zahle ich oder jede Geschäftsbank die Zinsen eines Kredites, wenn es bei der (Zentral)Bank das Geld zur Schuldbegleichung nur gegen noch höhere Zinsverpflichtungen gibt.
Entweder ich zahle mit Geld, welches andere verloren haben und dadurch ihren Kredit nicht mehr bedienen können oder ich zahle mit Gütern, (Bar-/Giral-)Geld für die mehr erwirtschafteten Güter gibt es ja nur gegen noch hörere Zinsen.

Das beschäftigt mich gerade sehr. Gibt es eine andere Lösung für das Problem?

Danke für alle Antworten. Gerne empfange ich auch Tipps und Links zur anderen Quellen.

Ich hoffe auf eine sachliche Diskussion zu diesem Thema.

LG

Mkalte