Wie sagt man Uhrzeiten richtig in der heutigen Zeit ? dreiviertel 12 oder viertel vor 12?

Aber Martin… Lass uns doch nicht streiten. Ich kann dich eh nicht überzeugen. Du siehst weiterhin die dir gewohnte Variante als top an und ich meine. „Gewinnen“ wird eh keiner von uns beiden.

Es ging mir nur darum, dem Fragesteller eine Erklärung an die Hand zu geben. Ich hoffe, dass er versteht, warum es einfach logischer ist, „viertel vor“ zu sagen. Die Gründe, warum ich es für logischer halte, habe ich dargelegt.

Du indes hast deine Sichtweise erklärt. Wobei ich hier lediglich eine Erklärung im engeren Sinne sehe. Es gibt deine Variante und deine Erläuterungen erklären, welche Überlegungen dahinter stehen. Das ist - provokant gesagt - etwa so wie beim Schwerverbrecher, bei dem man später eine Erklärung für seine Taten sucht. Vielleicht schafft man es, den Punkt herauszufinden, der dafür gesorgt hat, dass er zum Massenmörder wird. Dadurch wird es aber noch lange nicht logisch, denn es wird unzählige andere Menschen geben, die ähnliches erlebt haben werden wie er, ohne verrückt zu werden. Eine Erklärung ersetzt also noch lange nicht die Bewertung.

Es bleibt dabei, dass die Uhrzeit logischerweise einen Zeitpunkt darstellt. Theoretisch müsste man sogar sagen, wenn man präzise sein möchte, es sei 19.57 Uhr am 18.11.2017 nach Christus im Holozän. Hier die Punktbetrachtung aufzuweichen, in dem die x-te Stunde des Tages als Bezugspunkt nimmt, ist umständlich und stellt - wie gesagt nach meiner Meinung - einen Logikbruch dar. Ich will indes keinem sein Dreiviertel nehmen, solange er sich bewusst ist, dass das Gegenüber dies nicht unbedingt versteht.

Servus,

na siehste - und mir geht es um die Gleichwertigkeit der Nennung der Uhrzeit mit kontinuierlichem Bezug auf die sich füllende Stunde und auf die mit Bezug auf teils die zuletzt und teils die zunächst volle Stunde. „Einfach logischer“ ist keine von beiden, sie sind beide im Rahmen ihres Bezugssystems gerechtfertigt und es gibt je nach Herkunft eben eine, die jemand eher gewohnt ist als eine andere - ein Problem gibt es nur zur halben Stunde, wo der Bezug auf die zunächst liegende volle Stunde versagt, weil man nicht weiß, in welche Richtung man gehen soll: „Halb nach Drei“ oder „Halb Vier“? Da hilft dann bloß die Konvention.

Wie in so vielen Dingen, in denen sich deutsche Sprachgewohnheit im niederdeutschen und im oberdeutschen Sprachraum unterscheidet, habe ich allerdings auch in diesem Zusammenhang beobachten können, dass diejenigen, die nur eine von zwei oder mehreren gleichwertigen Alternativen als alleine „richtig“, „logisch“, „Hochdeutsch“ usw. usw. akzeptieren, ziemlich regelmäßig aus dem niederdeutschen Sprachraum stammen. Das geht bis hin zu dem absonderlichen Phänomen, dass ich öfter einmal von Leuten aus diesem Sprachraum über die „richtige“ Betonung von per se keinerlei Regel unterliegenden Eigennamen von Orten wie Karlsruhe, Schussenried, Meckenbeuren usw. „aufgeklärt“ wurde.

Schöne Grüße

MM

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Nein, auch da gibt es kein Problem. Jedenfalls nicht, wenn man begriffen hat, daß die (von mir so bezeichnete) Tradition 1 eben nicht Zeitpunke benennt, sondern Zeitspannen. Wogegen Tradition 2 die Zeitdistanz von Zeitpunkte benennt. Was eben auch heißt, daß „zwölf“ in beiden Traditionen nicht synonym ist, sondern nur äquivok. Dann erkennt man auch, daß beide Sprechweisen intrinsisch konsequent sind.

„Dreiviertel Zwölf“ heißt eben, daß von der gesamten 12. Stunde die Zeitspanne einer „Dreiviertel Stunde“ vergangen ist. Wogegen „Viertel vor Zwölf“ heißt, daß dieser Zeitpunkt um die Distanz einer „Viertel Stunde“ vom Zeitpunkt 12 entfernt ist.

Entsprechend heißt
„Halb Zwölf“ in T1: Eine Halbe Stunde der 12. Stunde ist vergangen. Hier ist mit „Zwölf“ die ganze Stunde bezeichnet.
„Halb Zwölf“ in T2: Der Zweitpunkt ist eine halbe Stunde vom Zeitpunkt 12 entfernt. Hier ist mit „Zwölf“ der Zeitpunkt der vollendeten 12. Stunde gemeint.

Wenn du vom Kuchen Dreiviertel oder ein Halb oder ein Viertel gegessen hast, hast du ja auch nicht bloß die Schnittstelle gegessen, sondern die Größe der bezeichneten Stücke. Deshalb benennt analog die Tradition 1 nicht Zeitpunkte sondern Stücke der ganzen Stunde.

Tradition 2 dagegen benennt die Distanz zum zukünftigen Endpunkt (viertel vor, halb vor) bzw, zum vergangenen Endpunkt (viertel nach).

Aber das hab ich ja alles oben bereits gesagt, „nur mit ein bißchen andern Worten“.

Gruß
Metapher

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Ja, jetzt hab ich’s auch.

Halt nicht so schnell, dafür (angeblich!) gründlich :wink: .

Schöne Grüße

MM

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Die richtige Uhrzeit, die Jeder verstehen kann wäre 12 Uhr 45 … das sollte jeder in der Lage sein zu verstehen, egal aus welchem Bundesland er/sie stammt.

Kam selber schon in arge Probleme mit meinem Onkel als Kind, da er mir auch so eine Komische Zahl an den Kopf geworfen hat die ICH dann erstmal schön Falsch deutete und viel zu spät kam :smile:

Selber bei Köln aufgewachsen und er lebte in (ich glaube es nannte sich) Hasenbüttel, irgendwo im Osten… zu lange ist es her.

Servus,

dass sich regionale Ausprägungen der deutschen Sprache nicht um Verwaltungsgrenzen scheren, ist sehr leicht am Verlauf der Benrather Linie in Nordrhein-Westfalen und Brandenburg zu erkennen; außerdem an der Grenze zwischen fränkischen und bairischen Dialekten in Bayern und an denen zwischen fränkischen, schwäbischen und alemannischen Dialekten in Baden-Württemberg. In dem sprachlichen Gemischtwarenladen Rheinland-Pfalz sowieso, und wenn man ein wenig genauer schaut, auch in Thüringen und Sachsen.

Und die bereits genannten Möglichkeiten, Uhrzeiten im Deutschen auch ohne digital klapperndes Verbiegen der Sprache auszudrücken, versteht beide jeder, der einigermaßen Deutsch kann. Selbst wenn man aus dem niederdeutschen Sprachraum kommt und die Ausdrucksweise aus der römischen Besatzungszone nie vorher gehört hat, oder wenn man aus dem Süden kommt und erstmals in seinem Leben den 50. Breitengrad überschreitet, genügt es völlig, Wort für Wort zu hören und aufzufassen, was der andere sagt.

Das geht natürlich nicht, wenn man ihm nicht zuhört, weil man ganz dringend mit seinem Händie spielen muss.

Schöne Grüße

MM

Ich glaube, dass dein subjektiver Eindruck täuscht. Selbst ganze Bundesländer werden bis in hochoffizielle Kreise falsch ausgesprochen, siehe etwa Mecklenburg, oder bedeutsame Städte wie Lübeck. Da müsste es eigentlich jedes Mal eine Protestwelle geben, wenn diese mal wieder falsch ausgesprochen werden.

Servus,

Protestwellen und sowas meine ich da nicht so sehr.

Sondern das Phänomen, dass jemand nicht bloß selber „Wäschderschtede“ sagt, sondern darüber hinaus noch einem Einwohner von Westerstede erklärt, dass das die „bessere“ oder „richtige“ Aussprache sei.

Schöne Grüße

MM

Dann hast du dich oben wohl nicht klar ausgedrückt, denn kein Mensch aus dem Nordwesten Deutschlands spräche den Ort Westerstede wie „Wäschderschtede“ aus. Das jemand zum Beispiel „Westen“ wie „Weschden“ ausspricht, ist ja ein süddeutsches Phänomen. Da hast du in der Situation offenbar nicht gemerkt, dass dir ein waschechter Schwabe („isch iover“) erklären will, wie man zu sprechen habe.

Tja, jetzt hab ich die Situation extra von Nord-Süd auf Süd-Nord gedreht, um ein wenig deutlicher zu machen, wie absurd es ist, wenn jemand einem dort Einheimischen die „richtige“ Betonung von Karlsruhe, Meckenbeuren oder Schussenried beibiegen möchte.

bin ich, im Garn gefärbt sozusagen. Und ja, ich weiß, wie brutal Schwaben fremde Ortsnamen verbiegen können. Und nein, ich glaube nicht, dass es auch nur einen gibt, der den Eingeborenen anderer Gegenden erklären möchte, dass sie die bei ihnen beheimateten Ortsnamen „richtig“ schwäbisch aussprechen sollten.

Umgekehrt habe ich die genannten Beispiele der angeblich „richtigen“, mit missionarischem Eifer verfochtenen Betonung Kárlsruhe, Schússenried, Méckenbeuren sämtlich bereits am eigenen Leib erfahren und fand es dann doch ein wenig eigentümlich, dass Leute, die sich schlicht nicht auskannten, darüber entscheiden wollten, wie diese Namen „richtig“ klingen müssen.

Schöne Grüße

MM

Erratum

Kárlsruhe Karlsrúhe

Dann verstehe ich nicht, warum du das mit Westerstede erwähnst. Sollte das jetzt heißen, als Schwabe dürfe man uns Norddeutschen erzählen, wie man Sachen (falsch) auszusprechen habe, weil dir mal irgendjemand begegnet sei, der dir gesagt habe, wie dein Orte auszusprechen seien?

Hier ging es um die Uhrzeit, und jemand fragte, welche Bezeichnung richtig sei. Um dein Beispiel mit den Ortsbezeichnungen aufzugreifen, es gibt auch viele (selbst Einheimische), die sich fragen, was denn nun für „Mecklenburg“ richtig oder falsch sei, denn man begegne mindestens zwei Aussprachevarianten. Und denen kann man klar sagen, dass aufgrund der Wortentstehung natürlich das lange „e“ richtig ist. Das heißt noch lange nicht, dass man jeden korrigieren müsse, der es anders macht.

Bei der Uhrzeit kannst du nun lange darauf beharren, dass es kein richtig oder falsch gebe. So weit waren wir schon. Es gibt eben auch die Variante mit „Dreiviertel“. Da man in dieser Variante aber unzweifelhaft auf eine Zeitspanne zurückgreift, obwohl die Uhrzeit unzweifelhaft einen Zeitpunkt darstellt, kann man Aussagen darüber treffen, wie die beiden Varianten zu bewerten sind. Das heißt noch lange nicht, dass die Variante, die auf eine Zeitspanne zurückgreift, falsch ist und nicht benutzt werden könne. Keinem, der das gewohnt ist, soll etwas weggenommen werden. Andererseits wäre es doch wohl überzogen, die unangetastete Freiheit so weit zu treiben, dass man das der Logik widersprechende Element nicht erwähnen und zwangsläufig beide Varianten auf die gleiche Ebene erheben muss, wenn einer, der es nicht weiß, unsicher ist und speziell nachfragt. Dann kann man ihm schon die Sache erklären und ihm - genau so, wie es auch für das lange „e“ in Mecklenburg eine Erklärung gibt - eine der beiden Varianten an die Hand geben.

Es heißt schlicht, dass die Einmischung in innere Angelegenheiten fremder Gaue unzulässig ist.

Schöne Grüße

MM

Interessant, so hab ich das noch nicht gesehen.
Aber ich Sachse bleibe bei dreiviertel :grinning:

Als Kind hatte ich dann immer solch Sprüche von meiner Mutter: wenn du nicht folgst, knallts… Ich zähle bis 3… Eins, zwei, zwei einviertel…
Nur mal so nebenbei, Weile hier passt.:joy:

Das ist natürlich etwas ganz anderes, auch mathematisch gesehen :sunglasses:

So könnte man z.B. die hier angeführten Zeitabschnitte „Um“, Viertel", „halb“ und „dreiviertel“ (oder auch „viertel vor“) als 4 Elemente einer Gruppe definieren (0,1,2,3), mit denen sich die Stellung des großen Zeigers auf der Uhr abstrahieren lässt. Die Addition der vorhandenen Elemente ergibt dann z.B.
0+0 = 0
1+3 = 0
2+3 = 1
3+3 = 2

Solche Betrachtungen kann man bei Angaben zu Größen und Gewicht nicht anstellen, da diese bei der Addition stetig ansteigen :wink:

Beatrix