Wie sagt man zu einer männlichen Gouvernante?

Hallo Leute,

eigentlich als Kompliment gemeint und auch so verstanden, hat mich der Ausspruch eines Bekannten zum Nachdenken gebracht:

Ich verlasse eine Gruppe, die ich selbst gegründet habe, weil ich in eine andere Stadt ziehen muss. Wir haben uns darüber unterhalten, welche Kompetenzen mit mir wegfallen und einer der Männer meinte: „Du hast ja immer die Gruppe so wie eine Gouvernante oder Oberlehrerin zusammengehalten und Dich nicht gescheut, streng zu sein und unangenehme Dinge anzusprechen.“

Jetzt im Nachhinein frage ich mich, welche Ausdrücke er wohl verwendet hätte, wenn ich ein Mann gewesen wäre? Ich glaube, es fehlt in unserer allgemeinen gesellschaftlichen Sichtweise ein positiv besetztes Bild für eine durchsetzungsfähige Frau - die nicht unbedingt immer erst das charmante Lächeln auspackt, wenn sie etwas erreichen will.

Was fallen euch für Ausdrücke dazu ein?

Grüße
Christine

öh
Mir fiele da spontan nur Gouverneur ein, aber das kann es ja wohl nicht sein.

Fröhliche Grüße
Salat

Guten Abend Christine,

in früheren Zeiten gab es den Prinzenerzieher oder, wenn der Hof nich gar so vornehm war, einfach den Erzieher. Vom 17. bis ins 19. Jahrhundert haben oft junge Theologen nach ihrem Examen, wenn sie kein Pfarramt fanden, als Hauslehrer und Erzieher in Patrizier- oder adligen Häusern gearbeitet. Ich meine, mich zu erinnern, daß auch Hölderlin einer war, aber da müßte ich jetzt nachforschen. Ach, weißt Du was? Frag Fritz!

Gruß - Rolf

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Hallo, Christine,

  • wenn man den Esel nennt, schon kommt er g’rennt! :wink: -

die von Rolf angesprochenen,

oft im Hause der Eltern wohnenden und ganztägig, oft auch ganznächtig - Hölderlin hatte unter anderem die Pflicht, den Sohn der Charlotte von Kalb, der Schillerfreundin, vom Masturbieren abzuhalten - mit dem „Zögling“ zusammenlebenden, aber wie Dienstboten behandelten, besser gesagt, schikanierten - Hölderlin hatte z. B. im Haus Gontard bei Festen den Wein aus dem Keller zu holen -

Hauslehrer wurden „Hofmeister“ genannt.

Und nicht nür Hölderlin hat dieses Dasein - eher nicht - genossen, auch Kant, Lessing, Wieland, Herder und Hegel, ach, die ganze Garde der Geistesgrößen dieser Zeit haben eine solche „Hofmeisterzeit“ mitgemacht.
Lenz, der Freund Goethes, der als mit einem silbernen Löffel im Mund geborener Patriziersohn dieses Elend nicht mitmachen musste, er hatte vielmehr Hofmeister, der Straßburger Zeit hat ein Drama zu diesem Thema geschrieben. Lesenswert! Auch in der Brechtschen Bearbeitung.

Hier ist einiges dazu zu lesen:
http://www.nthuleen.com/papers/940final.html

Gruß Fritz

Kompaniefeldwebel
Hallo,

der Männer meinte: „Du hast ja immer die Gruppe so wie eine
Gouvernante oder Oberlehrerin zusammengehalten und Dich nicht
gescheut, streng zu sein und unangenehme Dinge anzusprechen.“

Jetzt im Nachhinein frage ich mich, welche Ausdrücke er wohl
verwendet hätte, wenn ich ein Mann gewesen wäre?

Aus einem männlichen Lebenskontext würde ich sagen: Das ist unter Männern die Aufgabe der „Mutter der Kompanie“. Der gesuchte Begriff ist daher „Spieß“ (Kompaniefeldwebel) :wink:

Ciao
R.

Hi,

kommt darauf an, um was für eine Gruppe (Rahmen und Ziele) es sich handelte - und ob die Bezeichnung Gouvernante überhaupt passend ist, zumal man damit Erziehung und Beaufsichtigung (i. d. R. von Kindern)in Verbindung bringt. Das männliche Pendant zur Gouvernante ist zweifellos der Hauslehrer.

Gruß Tom