Hi
Da ist der Zug schon abgefahren, würde ich sagen.
Um zu einem Kanon (wie der Bibel) gezählt zu werden brauchst du Authentizität und/oder Legitimität.
Umso näher eine Geschichte zeitlich und personell am Ursprungsgeschehen dran ist, desto authentischer ist sie.
Im Islam z.B. gibt es die mündliche Überlieferung der Hadithe, ein Hadith der eine 490er Kette hat ist aber weniger wert als einer, der jetzt erst 100 Personen lang ist.
Dementsprechend ist ein Text, der von einem Beteiligten/Verwandten direkt überliefert ist (Maria, Judas, etc.) mehr wert als von einem Unbeteiligten, allerdings stehen diese eher im Verdacht Fälschungen zu sein, abhängig von den Umständen (Judas z.B. soll sich ja eher flott erhängt haben und wahr eher nicht des Schreibens fähig).
Dann gibt es noch die Geschichtsschreiber die aufgrund ihrer Professionalität eher glaubhaft sind als Liesschen Müller und Rezipienten diesen daher eher Glauben schenken.
Aber auch Liesschen Müller kann verbreitet werden, wenn der Onkel von Jesus oder einer seiner Apostel oder ein Schüler eines Apostels etc. sagt, dass sie Recht hat.
Dann kommt die Zeit hinzu: Wer näher dran ist, hat eher Recht. Die vier Evangelien die vorhanden sind entstanden wahrscheinlich in einem Zeitrahmen von 60-120 Jahren nach dem Tode Jesu. Und beim Johannesevangelium wird ja schon sehr skeptisch draufgeschaut.
Alles was jünger ist, gehört nicht mehr zum eigentlichen Offenbarungstext sondern bereits zur Interpretation.
Diese wird durch den Verdienst legitimiert, die Texte stammen von jenen die den Glauben und später die Kirche formten (z.B. auch Paulus mit seinen Briefen).
Was noch jünger ist, gehört nicht mehr zur Bibel, sondern zur Theologie zur Bibel (Origines z.B.)
Die bekannten Apokryphen stammen meist aus dem 2. bis 5. Jahrhundert NACH Christus, sie waren einfach nicht mehr genug am Geschehen beteiligt um glaubhaft zu sein, daher kamen sie nicht in den Kanon.
Damals glaubte man jedoch oft, sie seien authentisch, weil gesagt wurde sie kämen aus der Zeit Jesu. Das konnten normale Menschen nicht beurteilen, nur Experten.
An irgendeinem Punkt wird ein Kanon zumeist geschlossen. Dann kommt einfach nichts mehr rein. Was immer offen bleibt (z.B. die Sammlung Buddhistischer Schriften) wird oft nur volksmündlich als Kanon bezeichnet.
Du kannst also keine Apokryphe mehr schreiben, weil du 2000 Jahre später geboren bist.
Du kannst aber behaupten eine Vision von Jesus bekommen zu haben und ein entsprechendes Buch schreiben. Mit Glück bekommst du einen Kult und wenn du auch sonst ein toller Mensch bist und das ein oder andere Wunder wirkst, könntest du Heilig werden.
Es sei denn du schreibst, was den Kirchen nicht gefällt. Dann wirst du wenn du Anhänger findest höchstens Anleiter einer „Sekte“.
lg
Kate