Das klingt hoffnungsvoll und ich hoffe auch wirklich sehr, dass Ungarn nicht ganz ‚entgleitet‘.
Ich hatte das Glück einen Politikprofessor kennegelern zu haben, der in Budapest lehrt und sich bestens in der ungarischen Politik auskennt.
Neben ganz vielen Einzelinformationen, zu denen man als Normal(un)interessierter keinen Zugang hat, ist die eindeutige Gesamtaussage, dass die Fides-Partei an ganz vielen Stellschrauben schon soweit gedreht hat, dass keine Partei ihr mehr wirklich gefährlich werden kann, zumal sie jederzeit verboten werden kann und Parteien generell auch keine Werbung mehr für sich selbst machen dürfen. Das gilt natürlich auch für die Fides-Partei - nur dass es zum Glück eine freie, gemeinnützigen Stiftung gibt, die außerhalb des Parteirahmens für Fides wirbt.
Selbst wenn eine andere Partei dann eine Mehrheit im Parlament bekäme, kann Orban persönlich jedes Gesetz blockieren.
Die Medien stehen unter staatlicher Kontrolle und an den Unis werden Politikwissenschaften überwiegend abgeschafft.
Opposition und freie Presse wird es zwar immer geben, aber dies ist nur ein Alibi. Im Endeffekt werden sie an jeder Ecke klein gehalten. Eine Totalkontrolle wird aber auch gar nicht angestrebt, weil es zu unverhältnissmäßig Energie kosten würde.
Ein Maß für Demokratie sind nicht allein „freie“ Wahlen, sonder z.B. auch, ob ein fairer und freier Wettbewerb von Parteien, die zur Wahl stehen ermöglicht wird - dies ist hier definitiv nicht der Fall.
Jedenfalls herrscht in informierten Kreisen Einigkeit darüber, dass Ungarn nicht mehr als Demokratie anzusehen ist, aber auch (noch) nicht als Diktatur.
Aber gut, warten wir ab, was passiert - man soll nicht alles nur pessimistisch sehen (kritisch aber schon).
Viele Grüße
majustin