Lebenslanges Lernen ohne Abschluss
Hi Metapher,
hi Jeanne,
bezüglich eurer differenzierten Beiträge kann ich nur bestätigen, dass die Selbsterkenntnis ein lebenslanges Lernen ist. Ich fing an, mich mit dieser Frage zu beschäftigen, als ich sechs Jahre alt war und in ein Kinderheim musste. Ich fragte mich ständig, warum gerade ich in dieser religiösen Zuchtanstalt sein musste, und andere Kinder, die ich von früher her kannte, nicht. Deshalb bildete ich mir ein, ich hätte ganz andere Eltern und ich sei nicht ich. Ich dachte mir in meiner Fantasie, dass es ja höchst relativ war, gerade ich und kein anderes Kind zu sein.
Diese Relativität ist mir bis heute geblieben. Wenn ich meine Selbstentwicklung zusammenfasse, kann ich (vorerst) zwei grundsätzliche Dimensionen erkennen: Ein lebenslanges Lernen in der so genannten Außenwelt und ein lebenslanges Lernen in der so genannten Innenwelt.
In der Außenwelt geht es um die Interaktion mit anderen Menschen. In der Innenwelt dagegen geht es um einen ganz alleine, denn man hat andere nur in der Erinnerung seines Gedächtnisses zur Verfügung. Aber man kann alle Ereignisse mit anderen Menschen rekapitulieren, und, wenn ich will, daraus lernen. Ja man kann sogar alle Ereignisse in seiner Fantasie korrigieren, im Sinne eines „Als Ob“, wie es besser hätte sein können…
Die Erfahrungen der so genannten Innenwelt kann man in drei Dimensionen unterteilen. An erster Stelle das Selbstbewusstsein, weil davon alles abhängt. Ich steure bewusst mein Selbstbewusstsein auf Ziele. Das gilt nicht nur in der Außenwelt, sondern auch in der Innenwelt. So kann ich Selbstbewusstsein, Unterbewusstsein und Überbewusstsein grundsätzlich unterscheiden.
Das Selbstbewusstsein ist mein Ich, das heißt „ich“ will etwas. Das kann ich aber nicht ohne mein Selbstbewusstsein erreichen. Mit meinem Selbstbewusstsein kann ich mir über mein Unterbewusstsein klar werden. Aber auch klar werden über mein eigenes Selbstbewusstsein von einer höheren Meta-Ebene aus. Man beginnt mit dem Unbewussten zu arbeiten, indem man seine Körpergefühle bewusst wahrnimmt, durch verschiedene Methoden, zum Beispiel: Muskelentspannung, Autogenes Training, Meditation.
Und immer wieder rekapitulieren! Nicht nur die individuelle Vergangenheit, sondern auch die Vergangenheit der Eltern, der ganzen Menschheit, der Tiere, Pflanzen und Planeten. Das alles gehört zu unserem (unbewussten) Selbst und ist im individuellen und kollektiven Unterbewusstsein präsent, während man es bewusst integrieren und gleichzeitig auch wieder relativieren kann, bis zuletzt ein reines Selbstgefühl übrig bleibt als „wahres Selbst“, verbunden mit dem Selbstbewusstsein als „absolute Identität“ (vergleiche die Lehren von Sokrates, Hegel, Schelling, Fichte, Wilber, Ernst Tugendhat, Manfred Frank, Abraham Maslow, Carl Rogers, Fredric Perls, Freud, Adler, Jung, Frankl, Fromm, Lacan, Arno Gruen, Schopenhauer, Nietzsche, Kierkegaard, Dilthey, Heidegger, Jaspers, Sartre und unzähligen anderen).
Mit seinem inneren Selbstbewusstsein tritt man immer wieder der Außenwelt gegenüber, in der man unter anderem über die Medien alle Informationen sammeln kann, die einen persönlich interessieren und weiter bringen. So sehe ich die eigene Selbsterkenntnis als ein lebenslanges Lernen in der Innen- und Außenwelt, das ohne Abschluss bleibt…
Gruß
C.