Wie sieht die Grenze des Raumes aus und was ist da

Höhlengleichnis des 20. Jh.
You wrote „Was meinst du damit?“
Tschulljung, ich bin ein Kürzefanatiker.
Die Unschärferelation zwischen Erkennendem und Erkanntem besteht in der klassischen Formulierung darin, dass jeder Messvorgang das zu Messende beeinflusst, also unerkennbar im Messergebnis enthalten ist. Der Begriff „Unschärferelation“ (Unmöglichkeit gleichzeitiger Orts- und Geschwindigkeitsbestimmung) bezieht sich auf die Partikelebene und erhebt somit den Anspruch, für alle anderen Ebenen mitzugelten.
Diese anderen Ebenen sind der Anschauung näher und lassen sich natürlich unabhängig von quantenphysikalischen Spekulationen betrachten. Das schönste Beispiel ist natürlich unser Gehirn, das unsere Wahrnehmungen bearbeitet und damit auch limitiert. Es ist das Raster, durch das wir die Welt sehen. Ältere Teile unseres Hirns benutzen das Großhirn, wie es ihnen passt.

Gödel untersuchte als Mathematiker die Struturen unseres Denkens und fand, ein Aussagesystem sei entweder widerspruchsfrei oder vollständig. Das ist vielleicht die geisteswissenschaftliche Entdeckung des Jahrhunderts.

Wer also über Grenzen philosophiert, muss für möglich halten, dass es prinzipiell unmöglich ist, zwischen den Grenzen des Denkens und den Grenzen des Raumes zu unterscheiden.

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Versuch einer theologischen ‚Quellenangabe‘
Hallo bumi,

Dein Gedanke findet sich ähnlich bei Anselm von Canterbury in dessen ontologischem Gottesbeweis.

Gott ist ihm gemäss zunächst das, „worüber hinaus nichts Grösseres gedacht werden kann“, und wird zu dem, „das noch grösser ist, als was gedacht werden kann“. Für Anselm ist dabei „Existenz grösser“ als „Nichtexistenz“, was natürlich Glauben voraussetzt, insofern ist der Gottesbeweis nicht naturwissenschaftlich, sondern „demonstratio“ (schlüssiges Vorzeigen) eines vorausgesetzten Gottes.

Gruss,
Mike

Gute Quelle.
Ich beurteile Anselm ganz wie du, Gödel oder Heisenberg nicht so ganz wie Anselm, denn die beiden haben die Eier, die sie fanden, nicht vorher versteckt. Und sie helfen uns, weitere Wegstecken zurückzulegen. Ich sagte „nicht so ganz“, denn ich denke, dass bei Anselm und Heisenberg tatsächlich zum großen Teil die selben Neuronen geflackert haben.

Hallo bumi,

die Eier, die sie fanden, nicht vorher versteckt

Historisch war es nicht ganz so; der Gedanke, dass Gott Voraussetzung ist, wurde Anselm erst im Nachhinein vorgerechnet. Natürlich geht der ganze Glaube von dieser Voraussetzung aus; es war allerdings zunächst durchaus die Absicht Anselms, von rein philosophischen (nicht theologischen) Argumenten her zu denken.

Gruss,
Mike