Wie soll ich mit meinem " Freund " umgehen ?

Hallo liebe Community !

seit geraumer Zeit belastet mich ein Problem mit meinem " Freund".
Ich (35, verheiratet, Kinder) habe vor 3 Jahren aus einer dienstlichen Situation heraus einen Mann kennen gelernt. Von Anfang an hatte ich das Gefühl, dass von seiner (er 53,ledig) Seite aus mehr war,wie berufliches Interesse. Zudem haben mir auch andere Menschen gesagt,dass es offensichtlich ist,dass er sich in mich verliebt hat. In dieser Situation habe ich stetig betont,verheiratete Mutter zu sein. Aber innerlich empfand ich schon etwas wie Schmerz. Wir kamen von Anfang an gut miteinander aus und ich kann nicht leugnen, dass es bei mir nicht bei der rein dienstlichen Sicht blieb. Wir haben in den 3 Jahren regelmäßig zusammen gearbeitet und auch viele extrem schwierige Situationen zusammen durchgestanden, so dass sich auch eine private-jedoch nicht sexuelle- Freundschaft ergab.Nun hat sich beruflich einiges verändert und wir arbeiten nicht mehr zusammen, halten jedoch den Kontakt und besuchen uns gelegentlich,was meinem Mann sichtlich missfällt. Mein Freund stammt aus Westeuropa und war zwischenzeitlich für 3 Monate nicht in Deutschland.In dieser Zeit hatten wir nahezu täglich Kontakt. Nun ist er wieder in Deutschland und wohnt ca.200 m von meiner Wohnung entfernt. Seit dem er wieder da ist, ist unser Kontakt nahezu eingebrochen. Als wir uns dass erste mal nach seiner Ankunft sahen, sagte er zu mir,dass er nicht in seiner Heimat zurecht käme und ohne „seine Freunde“ und unseren Ort nicht sein kann. Was hat das zu bedeuten? Ich weis,dass er in unserer Gegend kaum Freunde hat,wo es plausibel wäre,sein Heimatland zu verlassen. Und ich weis auch,dass er sehr einsam ist ( und vermutlich deshalb täglich dem Alkohol zuspricht) und nach Anschluss , Geborgenheit und Führung sucht. Wir haben nie wirklich über unsere Gefühle füreinander gesprochen.Wir haben immer nur sehr vage Andeutungen gemacht, aber wir wissen glaube ich beide ,dass da „mehr wie Freundschaft“ ist. Wir waren nie auch nur ansatzweise intim miteinander .Ich würde es bis jetzt als eine rein „platonische Liebe“ zueinander bezeichnen - andere würden es wohl „Seelenverwandschaft“ nennen. Ich liebe meinen Mann,aber irgendwie ist das eine andere Liebe . Mit meinem Mann kann ich über manche Dinge nicht reden,die mir wichtig erscheinen,weil ich das Gefühl habe,dass er sie einfach nicht versteht und kein Interesse dafür hat. Das kann ich mit meinem Freund aber sehr gut. Ich muss gestehen, dass es Zeiten gab,wo er nur das „ungesagte“ hätte aussprechen müssen und ich hätte über eine Trennung von meinem Mann nachgedacht,obwohl ich weis ,dass ein dauerhaftes Zusammenleben wegen dem täglichen Alkoholkonsum undenkbar wäre.

Nun ist es so, dass er wie gesagt in direkter Nähe zu mir wohnt unser Kontakt allerdings sehr,sehr selten ist. Warum zieht er sich derart zurück ? Warum ist er da , aber auf der anderen Seite auch wieder weit weg ? Warum postet er Dinge auf Fb,die nahezu eindeutig auf mich gemünzt sind , zieht sich aber so stark zurück ? Wie soll ich mit Ihm umgehen? Er ist mir als Mensch und Freund sehr wichtig und es tut mir weh zu sehen,wie er sich zurück zieht und weiterhin dem Alkohol zum Opfer fällt. Irgendwie bin ich innerlich total zerrissen .

Was sein Alkoholproblem angeht,ist es allgemein bekannt,dass er übermäßig Alkohol trinkt und er wurde auch schon oft stark dafür angefeindet. Da ich weis,dass es eine Krankheit ist,die Behandlung bedarf und es nichts nützt ihm das Leben zur Hölle zu machen, habe ich ihm immer gesagt,dass ich ihm jederzeit helfen werde,wenn er erkennt dass er ein Problem hat und Hilfe benötigt.

Es wäre toll,zu erfahren,ob Ihr da Erfahrung habt und vieleicht auch von jemanden zu hören,wie er sich verhalten würde. Danke schon mal dafür,dass Ihr Euch den langen Text durchgelesen habt .

Ihr solltet Euch aussprechen und einen klaren Schlussstrich ziehen. Er macht sich da wahrscheinlich auch was vor, was nicht funktionieren kann und schon gar ncht mit einem Alkoholproblem. ich würde auch sagen, dass es besser ist, dich auch auf Facebook von ihm zu trennen und zwar ihn nicht nur zu entfreunden, sondern zu blockieren.
Es sieht nciht so aus, als würdest Du Dich wegen ihm scheiden lassen, also trenn Dich lieber von ihm, bevor Deine Ehe auch noch in die Brüche geht.
entweder er geht wieder zurück in seine Heimat oder er wird Dich weiter stalken, was ich aber nicht hoffe.

Hallo J Black,

vielen Dank für Deine Antwort. Ich habe auch schon in diese Richtung gedacht. Aber wäre das nicht ein wenig zu hart ? Als Mensch und Freund ist er mir sehr wichtig und ich empfinde ihn ja nicht als " Feind " oder Ballast,ich hätte eben nur gern Klarheit um entscheiden zu können ,ob unsere Freundschaft Zukunftsfähigkeit ist.

Ich würde auch sagen, es geht nicht ohne Aussprache. Und du musst dir darüber
klar werden, was du von ihm willst und was nicht, was du für ihn zu tun bereit bist und was nicht. Und er muss sagen, was er noch für dich empfindet. Ob er nicht von dir loskommt, weil er noch verliebt in dich ist, oder weil er sonst keine Freunde hat. Ob eine platonische Freundschaft für ihn okay ist, oder ob er doch immer mehr will. Ob er bereit ist, sein Alkoholproblem einzusehen und anzugehen. Warum er sich so widersprüchlich verhält. Aus all dem wirst du ermessen können, ob eine gute Art von Kontakt möglich ist, oder ob es tatsächlich besser ist, einen Schlussstrich zu ziehen. Man sollte einen guten Freund nicht leichtfertig im Stich lassen, aber wenn’s nicht geht, geht’s nicht. Letztlich bist du nicht für ihn verantwortlich.

Hi MechanicalMike,

Danke für Deine Antwort.
Ich habe es schon geahnt,dass es ohne eine Aussprache nicht gehen wird. Nun bin ich nicht der beste Redner,aber da muss ich wohl durch…

LG awi

Dann schreib ihm das doch am besten in einem persönlichen Brief. Zumindest vorab. Dann trefft ihr euch danach und redet darüber, aber die Sachlage, bzw Deine Ansicht der Dinge ist schon mal vorab geklärt.

Es wird eine unangenehme Angelegenheit,aber da muss ich eben durch.

Hallo awi,

Ich würde es bis jetzt als eine rein „platonische Liebe“ zueinander bezeichnen - andere würden es wohl „Seelenverwandschaft“ nennen.

Also bei diesem Begriff kriege ich immer ein bisserl einen „Hals“, weil er so oft von Leuten benutzt wird, die damit glauben, irgendwelche abstrusen Abhängigkeitsbeziehungen beschreiben zu müssen.
Seelenverwandtschaft –wer sie kennt, weiß das - ist immer eine freie Beziehung zueinander, alles andere ist - ich weiß nicht was -, aber keine Seelenverwandtschaft.

Nun ist er wieder in Deutschland und wohnt ca.200 m von meiner Wohnung entfernt. Seit dem er wieder da ist, ist unser Kontakt nahezu eingebrochen

Deine Schilderung klingt fast so, als ob er mit seiner Rückkehr einen großen Schritt in deine Richtung getan zu haben scheint, was vermutlich so ist, denn sonst würde er den offenen Kontakt nicht abbrechen und dich durch indirekte Andeutungen bewegen wollen, auf ihn zuzugehen.
Damit überschreitet er aber nicht nur die Landesgrenzen sondern marschiert schnurstracks in dein Leben hinein, was er nicht tun darf, ohne eine beidseitige Absprache.

Warum postet er Dinge auf Fb,die nahezu eindeutig auf mich gemünzt sind , zieht sich aber so stark zurück ?

Das ließe sich wohlwollend als Verzweiflung deuten, ist aber emotional unreif, grenzverletzend und manipulativ.Ich würde das leider auch als Stalking bezeichnen.

Wie soll ich mit Ihm umgehen? Er ist mir als Mensch und Freund sehr wichtig und es tut mir weh zu sehen,wie er sich zurück zieht und weiterhin dem Alkohol zum Opfer fällt.

Sicher. Bliebe er in seinem Heimatland, könnte er sich genauso zurückziehen und dem Alkohol zum Opfer fallen.
Er knüpft aber diffuse Hoffnungen an dich.
Aber sehr wahrscheinlich nicht die Hoffnung, dass du ihm freundschaftlich bei seinem Alkoholproblem hilfst.

Tut mir leid, awi, aber ich muß das alles so unverblümt sagen, weil du gut überlegen solltest, bevor du dich auf eine Paradoxe Verbindung einlässt.

Da ich weis,dass es eine Krankheit ist,die Behandlung bedarf und es nichts nützt ihm das Leben zur Hölle zu machen, habe ich ihm immer gesagt,dass ich ihm jederzeit helfen werde,wenn er erkennt dass er ein Problem hat und Hilfe benötigt.

Du bietest Hilfe – Entschuldigung – leichtfertig Hilfe an und weißt überhaupt nicht wie.
Wie willst du einem Alkoholiker helfen?
Viele haben kein Einsehen in das Ausmaß ihrer Sucht und wie sehr diese die Persönlichkeit beeinflusst.
Du kannst ihn nicht auf diesem Weg begleiten, wenn sein Entschluss oder seine Hoffnungen etwas mit dir zu tun haben.
Wie soll er dir denn in seiner Einsamkeit abkaufen, dass du ihm nur freundschftlich helfen willst, wenn deine eigenen Gefühle zu ihm nicht klar definiert sind?
Mit dir als „Strohhalm“, die du für eine Beziehung nicht zur Verfügung stehst, wird das nicht funktionieren.

Alkoholkrankheit ist kein Spaziergang, deshalb kann ich dir keine Verhaltenstipps geben.
Das dumme ist, dass er durch sein Verhalten subtil Verantwortung auf dich überträgt, wenn der Verdacht nahe liegt, dass er sich in seinen Handlungen auf dich bezieht.
Falls dir der Kontaktabbruch schlecht gelingt oder dich ein erneutes Treffen bald überfordert, kannst du dich auch alleine an eine Angehörigen-und Freundegruppe einer entsprechenden Organisation (AA o.ä.) wenden, die sind da erfahren und können dir besser sagen, wie du dich verhalten kannst.

Viele Grüße
Heidi

Hallo lieber User,

vielen Dank für Deine Antwort und auch dafür,dass Du so direkt bist. Meine Vorstellung von Hilfe bei einem Alkoholproblem beläuft sich auf Dinge wie z.B. :Suche und eventuelle Begleitung zu einem Arzt, Hilfe bei formellen Dingen,die notwendig sind um eine Alkoholentzugstherapie in Angriff zu nehmen ,etc. Ich weiss,dass ich nicht für ihn verantwortlich bin und ihm seine Sucht nicht abnehmen kann-das muss er selbst tun.
Eine andere Form von Hilfe käme für mich nicht in Betracht,da ich nichts weiss,was sonst effektiv dieses Problem angehen würde.
Weist Du , ich helfe und kämpfe für jeden der es selbst nicht kann und es tut mir umso mehr weh,zu sehen,wie ein Freund und wertvoller Mensch einsam und allein zu Grunde geht.

Tach!

Sorry, aber ich möchte eine ganz deutliche Aussage beisteuern:
Du bist verheiratet, hast 3 offenbar kleinere Kinder und damit ist die Sache eigentlich durch.

Natürlich ist es denkbar, dass man sich manchmal für einen Arbeitskollegen mehr als angemessen interessiert.
Das behält man dann aber für sich und kümmert sich um seine Familie, anstatt den Ehepartner zu betrügen.
Was glaubst Du, wieviele junge hübsche Kolleginnen ich in den letzten Jahren hatte, die gar nicht abgeneigt gewesen wären? Das nehme ich als Kompliment und behalte meine Finger bei mir. Fertig.

Was das Thema „nicht sexuelle Freundschaft“ betrifft, bin ich der klaren Ansicht, dass es so etwas zwischen heterosexuellen Männern und Frauen nicht gibt. Irgendwann wollte oder will immer einer mehr.

Dass Deinem Mann diese Freundschaft mißfällt, ist völlig klar. Ich würde es nicht im Ansatz akzeptieren, wenn meine Frau sich dauernd mit einem Typen träfe, der hinter ihr her /single ist.
Ebensowenig treffe ich mich alleine mit irgendwelchen „guten Freundinnen“. Die habe ich zwar, aber mit allen habe ich in der Vergangenheit auch mal „etwas gehabt“. Heute sind sie alle liiert, wie auch ich. Man trifft sich als Paare und alles ist gut. Ratschen und trinken kann ich mit meinen männlichen Freunden.

Dieses ganze Getue um den „besten Freund“ bei Frauen fand ich mit 18 affig (sie vögelten alle ausser ihn, obwohl er es doch am meisten wollte) und finde es mit mitte 40 immer noch komisch. Mag spiessig sein, funktioniert aber bestens.

Also: sage dem „Freund“ klar, dass Du verheiratet bist und nichts geht. Er möge sich eine andere suchen und aufhören zu trinken. Höre auf, ihn alleine zu treffen. Punkt.

Gruß,
M.

Lieber M.,

Danke für Deine Antwort. Mir liegt noch am Herzen zu sagen,dass ich meinen Mann nie betrogen habe.
Auch haben wir uns auch nie im geheimen getroffen und er kennt auch meinen Mann ,sowie unsere Kinder. Er war z.B. an Weihnachten unser Gast,da Weihnachten für ihn eine schwere Zeit ist. Es ist ganz klar KEINE Geheinmisskrämerei über unseren Kontakt dabei. Im Augenblick haben wir überhaupt keinen Kontakt-warum ,darüber kann ich nur spekulieren. Ehrlich gesagt,glaube ich mit der Zeit ,dass unsere Freundschaft im Sande verlaufen wird.

LG

awi

Liebe Awi, du hast ja schon viele gute Antworten bekommen. Ich denke auch, du solltest dir klar darüber werden, was du wirklich willst und dich dann gegebenenfalls konsequent zurückziehen von dem Mann. Was dich hinzieht zu ihm, können alte Themen sein. Z. B. dass du immer deinen Vater retten wolltest o. ä. Gab es in deiner Familie einen Alkoholiker? Oder einen anderen Süchtigen? Falls du es nicht schaffst, dieses Problem mit den hier genannten Ratschlägen zu lösen, würde ich dir zu einer Familienaufstellung raten. Da kannst du sehen, woher das Thema kommt und wie Lösungsschritte aussehen könnten. Schon mal von der Methode gehört? Falls nein, googel das mal, z. B. sorge-dich-nicht-liebe.de/familienaufstellung [Beitrag editiert - www Team] oder https://de.wikipedia.org/wiki/Familienaufstellung. Dir alles Gute wünscht Toewanda