Hi,
chinesische Nachnamen bestehen meist aus einer Silbe, ganz selten aus zweien, chinesische Vornamen aus einer oder zwei Silben.
Die chinesische Aussprache von Namen variiert von Namen zu Namen, einheitliche Regeln gibt es nicht.
Man kann entweder den kompletten Nanen (Vor- und Nachname) mit phonetisch passenden und von der Bedeutung angemessenen Schriftzeichen (sie sollten nach Möglichkeit positive Bedeutungen haben) übertragen, wodurch leicht sechs- oder mehr silbige Namen entstehen können oder aber man überträgt nur den Vor- oder den Nachnamen und versucht daraus einen aus drei Silben bestehenden Namen zu formen. Im Idealfall passt auf die 1. Silbe ein gängiger chinesischer Nachname (z.B. Li, Lin, Liao, Wang, Fu, Wu, Ma, Liu, Chen, Zhang, Zeng, Kong, Zhou,…), aus dem restlichen Namen wird dann ein passender chinesischer Vorname geformt (z. B. Lisa: Nachname: Li, Vorname: Sa).
Es besteht auch die Möglichkeit für den westlichen Nachnamen einen einigermaßen passenden chinesischen Nachnamen und für den westlichen Vornamen einen entsprechenden ein- oder zweisilbigen chinesischen Vornamen zu suchen.
Für einige Vornamen gibt es auch schon gewissermaßen feste chinesische Pendants: z.B. für David (Da-wei) oder Daniel (Dan-ying).
Bei berühmten Persönlichkeiten und Politikern wird oft der komplette Vor- und Nachname phonetisch übertragen: so heißt z.B. Angela Merkel ‚An-ge-la Ma-ke-le‘ oder Barack Obama ‚Ba-la-ke Ou-ba-ma‘. In Zeitungen und im Fernsehen werden aber meist nur die Nachnamen geschrieben und der westliche Name in latainischen Buchstaben in Klammern dahintergesetzt.
Sind die Namen zu kompliziert oder zu lange, werden einigen Persönlichkeiten auch gerne Spitznamen gegeben: Bastian Schweinsteiger (kompletter phonetischer Name: ‚Ba-si-di-an Shi-wang-si-tai-ge‘) wird in Zeitungen und im Fernseher meist einfach ‚Xiao Zhu‘ - ‚kleines Schwein‘ - genannt. Dieser Name ist keinesfalls böse gemeint, da das Schwein im chinesischen Kulturkreis ein Symbol für Glück und Reichtum ist.
Anzumerken sein noch, dass das Übertragen westlicher Namen ins Chinesische eine schwierige Angelegenheit ist, die selbst gebildete Chinesen vor teils unlösbare Aufgaben stellt (z.B. mein Vorname ‚Manuel‘: zunächst wurde ich ‚Ma Lu-Ye‘ genannt, allerdings hört sich der Name nicht so schön an, später ‚Ma Wei‘, was allerdings nicht so richtig zu meinem eigentlichen Namen passt aber viel stimmiger ist).
Außerdem gilt zu beachten wo man sich befindet: auf Taiwan benutzt man oft andere Zeichen (teils mit anderer Bedeutung und mit anderem Klang) als auf dem Festland um den selben Namen zu übertragen. Der in Hongkong gesprochene Dialekt Kantonesisch (Dialekt der Provinz Guangzhou) uterscheidet sich von der Aussprache her gravierend vom Mandarin/Putonghua/Guoyu (Beijing-Dialekt, Amtssprache in der VR China und der Republik China auf Taiwan), weswegen in Zeitungen aus Hongkong und Macao oftmals andere Schriftzeichen verwendet werden als im übrigen chinesischen Sprachkreis und die Namen auf Kantonesisch auch ganz anders klingen.
Die in China und Taiwan weit verbreiteten Dialekte (z.B. Shanghai-Dialekt oder Taiwanesisch), die meist unter Einheimischen der jeweiligen Provinz gesprochen werden, verwenden wiederum auch andere Aussprachen der gleichen Zeichen, weswegen dort, gewisse Namen auch anders klingen. Auf die Schreibweise haben diese Dialekte, anders als das Kantonesisch, aber keinen Einfluss.
Wenn man ganz genau ist, verleihen die verschiedenen Schriftzeichensätze (in der VR China seit 1949: verkürzte Schriftzeichen; in Hongkong, Macao und auf Taiwan: traditionelle Schriftzeichen) den Zeichen je nach Region ein anderes Aussehen, auf die Bedeutung und Aussprache (bis auf Dialekte) hat dies aber keine Auswirkung.
Ich hoffe ich konnte einen kleinen und auch verständlichen Einblick in dieses sehr komplexe Thema geben. Falls du noch Fragen hast, oder etwas nicht verstehen solltest, kannst du gerne nachfragen