Absurde Unterstellungen
Hi.
Alsjemand, der Wittgenstein ungemein schätzt, kann ich deine Argumentation so zusammenfassen:
- Wittgenstein zieht eine Grenze zwischen Sagbaren und Unsagbaren
Dein Gegenargument: Das ist falsch.
Es ist, nimmt man es genau, sogar absolut falsch. Das beweisen die zahlreichen Texte über das Mystische, vor allem jene, die eigene Erfahrungen mit dem Mystischen wiedergeben. Ich habe dieses Argument schon bei humancrossing vorgebracht, dessen Replik vermutlich wegen Netiquette-Verstoß gelöscht wurde.
Hier ist ein Ausschnit aus dem Erlebnisbericht von Jakob Böhme, der mit 25 Jahren für eine Viertelstunde mystisch erleuchtet war. Böhmes Einfluss auf den Dt. Idealismus ist übrigens ganz erheblich:
… ich drang bis ins innerste Wesen durch, und ein wunderbares Licht erstrahlte in meiner Seele. Es war ein Licht, das garnicht zu dem Menschen, der ich gewesen war, paßte. Da erkannte ich zum ersten Mal die wahre Natur Gottes und des Menschen und die Beziehung zwischen ihnen, die ich vorher nicht verstanden hatte.
Hier ist eine Passage aus dem Wiki-Artikel über R. Bucke, einen Mystiker des 19. Jh. (Hervorhebung von mir):
Während seines Aufenthaltes 1872 in London hatte Bucke das Gipfelerlebnis seines Lebens, eine flüchtige mystische Erfahrung, die er als ein paar Momente des „kosmischen Bewusstseins“ ansah. Er beschrieb die Besonderheiten und Auswirkungen dieses „Vermögens“ wie folgt : plötzliche Erscheinung; subjektives empfinden von Licht (inneres Licht); moralische Erhebung; intellektuelle Erleuchtung; Gefühl der Unsterblichkeit; Verlust der Todesangst; Verlust des Gefühls der Sünde. Der Begriff „kosmisches Bewusstsein“ leitet sich jedoch von einer anderen Besonderheit her: Dem lebhaften Gefühl des gesamten Universums als Leben der Gegenwart statt einer leblosen, reglosen Materie.
Ich denke, diese Beispiele, die alles andere als einzigartig sind, zeigen, dass man verdammt viel über das Mystische sagen kann.
Ich verstehe also die ganze Aufregung über meine Ablehnung von Wittgensteins Hohlphrasen nicht. Die Fakten gehen in eine ganze andere Richtung: Mystisches ist mitteilbar. Voraussetzung dafür ist aber: 1) authentische Erfahrung des Mystischen und 2) eine sprachliche Fertigkeit, um die richtigen Worte zu finden.
Dein Gegenargument: Das ist falsch und Wittgensteins Mystik Kinderkram.
Nein. Es gibt gar nicht so etwas wie „Wittgensteins Mystik“. Ganz einfach. Bloß weil er das Wort benutzte, war er noch lange kein Mystiker.
ps: An deiner Stelle würde ich die Finger von Wittgenstein
lassen, offenbar schmerzt dich schon der Gedanke
„Wittgenstein“.
So ein - mit Verlaub - Unsinn! Wittgenstein hat für die Philosophie Großartiges geleistet, sein Konzept der „Sprachspiele“ hat zahlreiche Philosophen inspiriert. Nur was das mystische Thema angeht, sehe ich bei ihm ein Defizit, und das bringe ich in diesem Thread zur Sprache.
Deine obige Unterstellung ist also komplett daneben. Aber du scheinst noch relativ jung zu sein, vielleicht lernst du irgendwann, dass man nicht die erstbeste Unterstellung, der einem in den Sinn kommt, gleich niederschreibt und dann auch noch postet.
Reactio simplex: „Wittgenstein war halt doof.“
Wirklich witzig, was du mir auch hier unterstellst. Aber du bist noch jung, wie gesagt. Ich drück mal ein Auge zu 
Chan