Wie träumt ein blinder?

hallo.

hab mir schon lange mal überlegt, wie eigentlich jemand träumt, der von geburt an blind ist. wenn ihr so jemanden kennt, fragt den bitte mal, ja? und schreibt mir, was er gsacht hat.

gruß

michael

Hi!

Da war letzte Woche ein Bericht bei „Gallileo“ auf Pro7 genau zu diesem Thema.

Blinde träumen so, wie sie ihre Welt erleben - in Geräuschen, Gerüchen, etc. aber OHNE optische Bilder!

Gruß
Guido

wenn ein von geburt an blinder tatsächlich ohne jedes bild träumt, heißt das ja, daß das gehirn von sich aus nix in den „bildspeicher“ schreiben kann. dazu braucht es einen visuellen reiz von außen über’s auge. ohne einen solchen reiz bleibt der bildspeicher leer.
und das bedeutet doch auch, daß man das sehen erst lernen muß.

zu träumen heißt für uns, tatsächlich gesehen bilder auch im traum zu sehen, oder aber neue bilder aus zusammengesetzten informationen im „bildspeicher“.
wenn nun ein kind nach der geburt genau ein bild zu sehen kriegt, und man ihn dann sofort blind macht (jaaa, is grausam, aber mal theoretisch durchdenken kann man’s ja), wird dieses kind in seinen träumen dann nur dieses eine bild sehen, oder gar kein bild, oder verschiedenste variationen dieses einen bilds?
oder wenn man diesem kind alle farben zu sehen gibt, und’s dann blind macht, träumt’s dann nur in farbenspielen, oder wär’s auch in der lage, definierte geometrische formen zu basteln?

noch ein gedanke:
ein blinder erfühlt einen gegenstand. er nimmt also die form des gegenstandes auf. kann er sich dann wirklich kein „bild“ von diesem gegenstand machen? wenn er beispielsweise nen würfel fühlt, und jemand sagt ihm, daß es ein würfel ist, und wenn man ihm irgendwann mal sagt, „male einen würfel“, würd er dann hergehen und nen würfel in die luft malen, weil er’s nun mal dreidimensional gefühlt hat? hat er dieses dreidimensionale bild dann auch im kopf?

gruß

michael

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Hallo Michael,

Genau diese Frage brennt schon lange in meinem Gehirn und ich bin froh, dass Du das Problem mal angehst. Möchte aber dazu noch einen Schwierigkeitsgrad dazu geben : Was wenn jemand blind und taub geboren wird ? Natürlich sind alle Antworten nur Spekulationen aber mich interessiert nun mal Euere Meinungen dazu.

Mit Gruss: engelhard

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Hallo Michael,

Genau diese Frage brennt schon lange in meinem Gehirn und ich
bin froh, dass Du das Problem mal angehst. Möchte aber dazu
noch einen Schwierigkeitsgrad dazu geben : Was wenn jemand
blind und taub geboren wird ?

das is aber ziemlich happig. is so jemand überhaupt in der lage, irgendwann mal selbständig zu leben? wo doch jede art der kommunikation fehlt. die sprache geht net, weil er net hört, was er sagt und was andere sagen, und gebärdensprache geht auch net, weil er ja nix sieht. also fällt auch die schrift weg… na, wie auch immer. seine träume stell ich mir ziemlich leer vor. aber wer wei? vielleicht träumt so jemand intensiver als wir. nur halt auf ner anderen ebene.

gruß

michael

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Taubblinde & Kommunikation
Hi Michael,

so selbständig wie Du und ich können Taubblinde gewiß nicht werden. Freilich, sie brauchen ihr Leben lang Hilfe, allerdings kannst Du diese Menschen nicht mit absolut hilflosen Wesen vergleichen. Taubblinde sind durchaus zur Kommunikation fähig, schließlich haben wir noch andere Sinne als das Gehör und das Sehvermögen.

Taubblinde können riechen, schmecken und schließlich tasten. Gut, über schmecken und riechen kann man nicht kommunizieren, aber der Tastsinn läßt sich dafür hervorragend verwenden.

Hast Du vielleicht schon einmal etwas von „Lormen“ gehört? Es ist ein durch Hieronymus Lorm im 19. Jh. speziell für Taubblinde entwickeltes Tast-Alfabet, das offensichtlich auch von Geburt an blinde und taube Kinder erlernen können. Drücke einem taubblinden Kind z. B. einen Ball in die Hand, laß es ihn ertasten und lorme dann immer wieder das Wort „Ball“. Zugegeben, das erfordert Geduld, aber irgendwann klappt es.

Vor einigen Jahren kam übrigens ein tragbarer Computer auf den Markt, der Taubblinden eine weitere Kommunikationsmöglichkeit bietet. Der Rechner ist mit einer Braille-Tastatur ausgestattet und wandelt das gesprochenene Wort des Gesprächspartners in Braille-Buchstaben um. Umkehehrt wird der eingegebene Text per Lautsprecher als gesprochenes Wort ausgegeben. Diese Erfindung geht auf das Konto einer Amerikanerin, die seit frühester Kindheit taub und blind ist (natürlich haben die Informatiker ihren Mitanteil an der Entwicklung). Bewundernswert, oder?

Ich glaube auch nicht, daß von Geburt an blinde bzw. taubblinde Menschen ohne jegliche „Bilder“ träumen. Anders als wir? Ganz bestimmt!

Das menschliche Gehirn verfügt ohnehin über erstaunliche Fähigkeiten, das Gehirn Blinder/Taubblinder allerdings wahrscheinlich über noch erstaunlichere. Vor ewigen Zeiten habe ich ein Interview mit einem von Geburt an blinden Maler (!!!) gelesen. Auf die Frage, wie seine Träume aussehen, antwortete er: BLAU!!!

Ich habe mir wochen- und monatelang den Kopf darüber zerbrochen, wie ein Mensch, der noch nie etwas blaues gesehen hat, „blau“ definieren will. Ich weiß es heute noch nicht.

Was mir gerade noch einfällt: es gibt einen uralten aber hervorragend gemachten S/W-Film zu dem Thema. An den Titel kann ich mich allerdings beim besten Willen nicht erinnern. Darin geht es um eine Lehrerin, die sich eines taubblinden Mädchens annimmt. Die Kleine wurde die ganze Zeit versteckt und für eine Verrückte gehalten, weil sie - durch die Ignoranz ihrer Eltern - keine Förderung bekam („was wollen wir mit so einem Kind?“) und wegen der Schande in ein Heim gesteckt werden sollte. Die Lehrerin zeigt dem Mädchen erst, daß sie nicht unbedingt Augen und Ohren braucht, um sich mitzuteilen und bringt ihr - trotz heftiger Wutausbrüche - das Lormen bei. Ich glaube, daß war einer der rührendsten (mit rührend meine ich NICHT kitschig!!!) Filme, die ich je gesehen habe.

So long

Tessa

PS. Habe den Filmtitel gefunden!
Hi Michael,

der Film heißt „Licht im Dunkel“ (O: „Miracle Worker“).

Übrigens: Anne Bancroft (=Annie Sullivan, die Lehrerin, die selbst blind geboren wurde) und Patty Duke (=Helen Keller) gewannen je einen Oscar als beste Darstellerin und beste Nebendarstellerin. Nominiert waren auch bester Script, beste Regie und beste Kostüme.

Ciao

Tessa

Und hier noch eine wunderschöne und informative Seite über das Leben der Helen Keller und ihrer Lehrerin Anne Sullivan Macy:

http://lmb.ch/corina/vortraege/keller.htm

Gruß
Chris

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Hallo Leute!

Ich glaube es kommt darauf an, warum jemand blind ist! Wenn zB das Areal in seinem Gehirn defekt ist, seine Augen aber biologisch korrekt funktionieren, dann kann er auch keine Bilder träumen. Wenn dem nicht so ist vermutlich aber schon. Wenn jemand aber noch nie etwas gesehen hat, woher will er dann wissen was für uns blau ist? Blau ist die Interpretation unseres Gehirns für das Licht einer bestimmten Wellenlänge. Man weiß nicht einmal ob das alle Menschen gleich empfinden? Vielleicht sehe ich das was du als blau siehst mehr als rot! Nur wir nennen es eben beide blau. Da diesem Blinden noch nie jemand gesagt hat was blau ist träumt er wahrscheinlich irgendwas. Vermutlich sind seine Augen defekt, sein Hirn funktioniert aber. D.h. beim Träumen ist die Großhirnrinde aktiv, die elektrische Signale
aussendet. Jede Wahrnemung der Sinne im Gehirn ist nichts anderes als elektrische Signale an das zuständige Gehirnareal (Im Falle der Augen bereits vorverarbeitet, zB gewisse Formen und Ränder) Beim Traum werden diese Signale einfach irgendwie interpretiert. Jemand dessen Augen eben nur nicht funktionieren, der träumt einfach irgendwas!

Herbert

Ich habe schon öfter erlebt, dass in einem Traum Worte vorkommen, die Erinnerung aber davon abhängt in welcher Sprache ich denke, während ich mich erinnere (da gibt es bei mir 3 Möglichkeiten). Nun konnte ich daraus folgern, dass ich den Inhalt der Worte träume, bzw. sie Aussage, und sie in Form einer Abstrakten Vorstellung vom Wort vorkommen, aber ohne eben wirkliche Worte. Sozusagen eine abstraktere gedankliche Vorstufe zum Wort.
Warum sollte das dann nicht auch in Bezug auf Bilder passieren?
Ein Blinder kann Bilder vom hörensagen her kennen, und sich eine wenn auch abstrakte Vorstellung machen, indem er Beispielsweise Gesetze der Bilderwelt gelernt hat (Beispielsweise Licht und Schatten). Er kann dann irgendwie Bilder träumen, aber ohne eine wirklich konkrete Form (was bestimmt jedem von uns in besonders abstrakten Traumszenen passiert, also nicht nur blinden).

So 'ne Theorie. Würde mich interessieren, ob die experten sagen das sei abwegig.

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