Lieber Sinail,
die Begleitung ist in den Takten 1-5 homophon und choralartig gesetzt (homophon meint Parallelführung der Stimmen im Gegensatz zur Polyphonie, bei der die Stimmen selbstständig sind, letzteres wäre z.B. bei einer Fuge der Fall), das trägt zu einer ruhigen Stimmung bei.
In den Takten 3-4 kommt noch ein Orgelpunkt hinzu. Orgelpunkt meint, dass der Fundamentton (in diesem Fall B) beibehalten wird auch wenn sich darüber die Harmonien ändern. Ein Orgelpunkt hat die Wirkung eines Ruhepunkts.
Interessant ist auch, dass die Oberstimme der Begleitung eine Terz über der Singstimme liegt, was gut zum Text „über allen Gipfeln“ passt.
Die Synkopenbewegung ab Takt 5 wird genau beim Text „Warte nur“ gestoppt (und die Begleitung kehrt wieder zum homophonen Satz zurück), wodurch diese entscheidende Textstelle eine besondere Betonung bekommt.
Es gibt mehrere Stimmkreuzungen zwischen Begleitung und Singstimme, die vermutlich das Kreuz symbolisieren sollen (beim jeweils ersten „Warte nur“ und beim „ruhest du auch“).
Ein musikalischer Hinweis auf die Natur sind die Hornquinten in Takt 9-12. Hornquinten sind eine spezielle zweistimmige Stimmführung, dazu gibt es einen Wikipedia-Artikel (http://de.wikipedia.org/wiki/Hornquinten).
Das heißt also, dass die Klavierbegleitung zunächst eine ruhige Stimmung erzeugt, das „Warte nur“ zusätzlich hervorhebt, weil hier die entscheidende Übertragung der Natur auf den Menschen stattfindet und zum Schluss mit Hornquinten auf die Natur und mit der Kreuzsymbolik auf das im Text gemeinte Thema Tod hinweist.
Ich hoffe, ich konnte weiterhelfen,
liebe Grüße,
Alex