Wie viel Schmerz muss man als Mitarbeiter akzeptieren?

Hallo liebe WWW-Mitglieder,
ich wende mich an Euch, weil ich kaum Ahnung von Arbeitnehmerrechten habe und gerade an mir selber zweifle. Ich strebe allerdings auch keine rechtlichen Auseinandersetzungen an, sondern frage nur nach Eurer Meinung zu dem Thema.
Das Problem ist folgendes: Offenbar habe ich einen mehrfachen Bandscheibenvorfall (das MRT steht noch aus, aber anhand der Symptome und sogenannter „Dermatome“ hat mein Hausarzt L2/L3, L3/4 und L5/S1 im Verdacht). An sich nicht unbedingt ein Problem, doch ich habe massive Schmerzen, Ausstrahlungen, Sensibilitätsstörungen und auch an einigen Stellen Taubheitsgefühle. 2 Wochen wurde ich krank geschrieben. Diese Woche bin ich arbeiten gegangen, und es war eine Katastrophe. Mir stand mehrmals am Tag das Wasser in den Augen vor Schmerzen. Die Vorstellung, nächste Woche nochmal die Schmerzen aushalten zu müssen, ist schrecklich. Mein Teamleiter hat aber kein Verständnis dafür. Er sagt, es gäbe viele Menschen mit Bandscheibenvorfall, die auch arbeiten ohne sich so anzustellen.
Theoretisch kann ich ja auch arbeiten, denn es ist ja nicht so, dass ich gelähmt bin oder meine Beine in Gips liegen. Aber ich habe eben schlimme Schmerzen, die sich auch mit Ibuprofen und Paracetamol nicht beherrschen lassen. Das Novaminsulfon, das mir mein Hausarzt verschrieben hat, kann ich nicht nehmen wenn ich Dienst habe, weil ich davon kaltschweißig werde und mir schlecht wird – ich will nicht in der Notaufnahme landen wegen einem Schmerzmittel…
Ich habe jetzt 1 Woche unter Tränen meinen Job gemacht und musste teilweise mit dem Taxi heim fahren, weil sogar das Gehen zu schmerzhaft wurde nach dem Dienst. Die Vorstellung, dass es jetzt so weiter geht, macht mir jetzt schon Angst (obwohl ich erst Montag wieder ran muss). Ich möchte keinen Ärger bekommen in der Arbeit, weil ich meinen Job eigentlich gerne mache (nur nicht im Moment mit den Schmerzen). An den Betriebsrat kann ich mich mit meiner Frage blöderweise auch nicht wenden, weil mein Teamleiter selber im Betriebsrat ist. Die stecken ihm das bestimmt, und dann bekomme ich richtig Ärger, nur weil ich angefragt habe.
Daher meine Frage an Euch: Wie viel Schmerz muss ich als Mitarbeiterin pflichtgemäß ertragen? Sind Euch arbeitsrechtlich irgendwelche Urteile/Situationen bekannt, ab wann man sich krankschreiben lassen darf? Ist man als Arbeitnehmer dazu verpflichtet, unter starken Schmerzen zu arbeiten?

Hallo,

mit solchen Schmerzen arbeitet man natürlich nicht sondern lässt sich krankschreiben. Alternativ geht man in die Notaufnahme, wenn gar nichts mehr geht.

Auf das Geschwätz eines solchen „Teamleiters“ sollte man nicht all zu viel geben. Einem echten Teamleiter wäre nämlich an der Gesundheit und damit Leistungsfähigkeit seiner Team-Mietglieder gelegen.

Gruß,
Steve

Hi, wie kann man sich nur so knechten lassen!
Kein AG kann verlangen, dass man unter solchen gesundheitlichen Bedingungen arbeitet.
Entweder am Montag erneute Krankschreibung oder heute oder morgen noch in die Notaufnahme einer Klinik und sich stationär aufnehmen lassen.
In dem Fall ging´s dann auch sehr viel schneller mit dem MRT.
MfG ramses90

Zweischneidig:
Der Teamleiter liegt richtig mit der Annahme, dass es viele Bandscheibengeschädigte gibt, die ganz normal arbeiten (Bandscheibenvorfälle können - wenn nicht sehr oder kaum schmerzhalft, was auch vorkommt, durchaus unbemerkt bleiben, speziell, wenn nicht entsprechende Untersuchungen durchgeführt werden. Laut eines Berichts von Ärzten bleiben wirklich viele Bandscheibenvorfälle unerkannt.

Womit er nicht mehr - ganz so - richtig liegt: Schmerzen sind nicht objektiv zu beurteilen, sondern subjektiv, also personenabhängig.

Fazit: Krankmeldung durch den Arzt - mit dem Vermerk, Genaueres würde nach dem Ergebnis entsprechender Untersuchungen (ev. Datum) vorliegen.

Auf jeden Fall:

Möglichst schmerzarme oder schmerzfreie Zeit!

dafy

Vielen lieben Dank für Eure Antworten!
Gestärkt von Eurem Zuspruch bin ich am Sonntag in eine Notaufnahme gefahren. Nach 6 Stunden Wartezeit (4 Stunden im Sitzen im Wartebereich und 2 Stunden im Liegen) und 1 Infusion mit Schmerzmitteln wurde ich wieder nach Hause geschickt, weil die keine Betten frei hatten. Das habe ich denen auch geglaubt, denn es wurden Patienten mit Sanitätern gebracht, die dann auf ihrer Liege auf dem Gang warten mussten, und es wurden immer mehr. Und die Leute wirkten teilweise kränker als ich… Die Ärztin, die mich übrigens gar nicht untersuchte sondern nur befragte (Nein, Unsinn, sie hat mein gestrecktes Bein angehoben, mein Gequietsche registriert und dann nur noch „was gegen die Schmerzen“ angekündigt), gab mir noch den Hinweis, dass ich sofort wiederzukommen habe, sobald Lähmungen auftreten, oder dass ich es in einer anderen Notaufnahme versuchen soll, falls ich es von den Schmerzen her bis Montag nicht aushalte und dringend stationär gehen möchte, grundsätzlich sei aber ohne Lähmungen ein stationärer Aufenthalt nicht gerechtfertigt. Die Schmerzen waren durch die Infusion aber zum Glück erträglich und ich war so fertig, dass ich nur noch in mein Bett wollte.
Mein Hausharzt, bei dem ich heute war, war fassungslos, weil ich letzte Woche arbeiten gegangen bin. Jetzt bin ich natürlich krankgeschrieben – für 2 Wochen vorerst, ich müsse aber mit Länger rechnen, sagte er mir. Da habe ich schon geschluckt.
Dann bin ich trotz Aua noch in die Arbeit zum Teamleiter gefahren, innerlich auf Konfrontationskurs gefasst und auf allerlei Vorwürfe. Doch da hatte ich mich geirrt. Das Gespräch war nicht so schlimm wie ich dachte. Er ist natürlich nicht begeistert (wäre schlimm, wenn er es wäre) und war eher besorgt darum, wie sich mein Ausfall jetzt ausgleichen lassen könnte. Irgendwelche lapidaren Bemerkungen oder Vorwürfe hat er mir erspart – er hat nur angemerkt, dass ihm nicht bewusst war, dass es mir so schlecht geht, weil ich ja nur zweimal was gesagt hatte. Naja, ich jammere nicht gerne. Ich wurde so erzogen, dass ich immer stark zu sein habe und meine Bedürfnisse hinten anzustellen habe – sowas holt einen schon mal ein. Trotzdem finde ich, dass man auch jemanden, der nicht ununterbrochen jammert, ernst nehmen sollte… Aber egal.
Vielen Dank nochmal für Euren Zuspruch! Ihr habt mir sehr geholfen!

Moin!

Ich finde, das hast du gut gemacht!

Alles Gute dir!

Fo

Schmerzmittel helfen nicht. Die verschleiern nur.
Falls du, was ich aus Erfahrung annehme, schon nen Sequester hast der entfernt werden muss, gibt das eine Woche Krankenhaus und mindestens drei Wochen stationäre Reha und danach noch ambulante.
Den Teamleiter kannst du dann gratulieren, und dem übergeordneten Chef beglückwünschen wegen der unkompetenten T-leiterfunktion, die den Verdienstausfall (für die Firma) sicher nicht verringert hat. Was mit Vor und Nachsicht noch möglich gewesen wäre.

Als Arbeitnehmer muss man selbst einschätzen, wieviel Schmerzen man vertragen kann…
Wenn es nicht geht, geht es nicht, dann gehe bitte zum Arzt und lasse Dich weiter krankschreiben. Und habe bitte kein schlechtes Gewissen!

Beatrix

Einfach gute Erholung, soweit man sich von einem Bandscheibenvorfall in 14 Tagen erholen kann.
Der Hausarzt wird sicher entsprechende Therapien nach der Akutphase veranlassen und so ein Stückchen zur Besserung beitragen können.

Alles Gute!

dafy

Aber eigentlich ist das ein klassischer Fall für den Betriebsrat und nicht umsonst werden teure Seminare hier unter https://www.ifb.de/betriebsrat/ angeboten, wo zu verschiedenen Themen des Arbeitsrechts die Herausforderungen besonders stark hervorgehoben werden. Ich denke, dass der Teamleiter informiert werden sollte und eine Krankschreibung ausspricht. Unter Schmerzen zu arbeiten bringt wenig.