Wie weit kommt man auf einem Pferd am Tag

Moin,

Ich schreibe gerade an einem Roman, in dem ich an einen Punkt gekommen bin, an dem des öfteren Pferde zum Einsatz kommen. Nun ist meine Frage, wie weit ein Reiter überhaupt auf einem Pferd am Tag kommt wenn:

er in Eile ist, leichtes Gepäck hat, ein ausdauerndes Pferd besitzt und auf ebenen Gelände (Pfade/Straßen) unterwegs ist

bzw.

auch in unwegsamen Gelände (Offroad / Wald)

Interessant wäre vielleicht auch zu erfahren, wie viel man damals auf den schweren Streitrössern am Tag zurück gelegt hat.

Mit was darf ich da jeweils rechnen?

danke schon mal im Vorraus
Andi

Mit was darf ich da jeweils rechnen?

Hi

Pferd ist ja nicht gleich Pferd :wink: Wenn du die heutigen Edelwarmblüter, die 1 mal am Tag zum Springreiten genommen werden, mit z.b. Mittelalterlichen Pferden vergleichst…

Es kommt halt drauf an wie die Leistung erbracht werden soll. Schneller, präziser Krafteinsatz oder Ausdauer?

Ein fittes „Schlachtross“ *g* kannst du sicher einen ganzen Tag mit Gepäck reiten, natürlich nur Schritt. Wilde Galoppszenen wo mal eben in Minuten von Ort zu Ort galoppiert wird, sind wohl eher was für Hollywood. Lange Galoppstrecken schafft auch ein trainiertes Pferd nicht, wenn es 100 Kilo an Mensch und Gepäck herumträgt.

Ich mach jetzt mal ne ganz vage Rechnung: Ein Pferd ist im Schritt etwas schneller als ein Mensch, wenn er wandert, also sagen wir so 6-7 km/h. Wenn du 8 Stunden am Tag im Sattel sitzt 48-56 km.

Grüße

Laralinda

Moin,

wie weit ein Reiter überhaupt auf einem
Pferd am Tag kommt wenn:

er in Eile ist, leichtes Gepäck hat, ein ausdauerndes Pferd
besitzt und auf ebenen Gelände (Pfade/Straßen) unterwegs ist

mag der Reiter das Pferd, oder soll das eine einmalige Aktion sein, oder ist es ein Notfall und das Pferd darf anschließend den Sauerbraten geben?

Ein Extrembeispiel sind sicher die Reiterstaffeln wie z.B. der Ponyexpress http://de.wikipedia.org/wiki/Ponyexpress , aber dort wurde eine Unzahl von Pferden verschlissen.

Auf einfachem Gelände und ohne Rücksicht auf das Tier können schon 200 km pro Tag zusammenkommen, aber gut wird das das Pferd nicht finden :wink:

Gandalf

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Ich mach jetzt mal ne ganz vage Rechnung: Ein Pferd ist im
Schritt etwas schneller als ein Mensch, wenn er wandert, also
sagen wir so 6-7 km/h. Wenn du 8 Stunden am Tag im Sattel
sitzt 48-56 km.

Hallo Laralinda,

das ist deutlich zu wenig: Spitzenleistung für Menschen müssen etwa Fernspähkompanien der Bundeswehr bringen, da wird eine Marschleistung von 120 km am Tag gefordert. Marines, Spezialkräfte, Fremdenlegion werden da auch so hinkommen. 70 km bin ich selbst schon am Tag mit Gepäck marschiert. Für ein Pferd würde ich schon das Doppelte einsetzen, also 200 km pro Tag sollten drin sein.

Für ganz Verrückte gibt es übrigens einen Langstreckenlauf von Paris nach Strassburg.

Für einen militärischen Tross im Mittelalter hat das allerdings wenig zu sagen, da zogen auch die meisten Soldaten zu Fuss und es folgten Angehörige, Marketenderinnen mit einem Wagen wie in Mutter Courage usw., da war nur langsames Fussgängertempo drin.

Bei den Mongolen war das sicher wieder ganz anders.

Gruss Reinhard

Also würde ein auf Ausdauer gut trainiertes (gezüchtetes?) Pferd durchaus auch einmal 20-25 Tage 150 km pro Tag zurücklegen können, ohne für immer zu Schanden geritten worden sein? Ich mein damit eine einmalige Sache und nicht jeden Monat die Gleiche Strecke.

Es geht nämlich darum, daß es der Reiter extrem eilig hat und eine Strecke von etwa 3.500 km zurücklegen muß. Das es dem Tier nicht wirklich förderlich ist, ist mir übrigens auch klar :wink:. Ich möchte nur nichts schreiben, was sich so unsinnig anhört, daß man in die Tischkante beißt, wenn man es liest. :smile: Wenn es also doch zu viel erscheint, dann geh ich (zähneknirschend ^^) auch mit den Tagen nach oben.

Andi

Also würde ein auf Ausdauer gut trainiertes (gezüchtetes?)
Pferd durchaus auch einmal 20-25 Tage 150 km pro Tag
zurücklegen können

Ich halte das für zuviel schau mal hier http://www.distanzreiten-online.de/index.htm
da gibt es auch ein Forum, die sollten es genauer wissen.

Ein einzelner Tag wurde schon mit fast 250km geschaft. 1946 bei einem
Konditionstest hat der Hengst Ali-Kadym in 25 Stunden 250km
zurückgelegt. Die Tagesleistung bei solch langen Strecken wie du
meinst liegen immer deutlich unter 100km.

Gruß
Stefan

Hallo,

Ich möchte nur nichts schreiben, was sich so unsinnig
anhört, daß man in die Tischkante beißt, wenn man es liest. :smile:
Wenn es also doch zu viel erscheint, dann geh ich
(zähneknirschend ^^) auch mit den Tagen nach oben.

Wie wäre es weiter oben bei „Militärgeschichte“ mit der Frage, welche Entfernung die unterschiedlichen Kavallerieeinheiten täglich - normalerweise und auch im Extremfall - zurückgelegt haben?

Gruß
Jörg Zabel

Also würde ein auf Ausdauer gut trainiertes (gezüchtetes?)
Pferd durchaus auch einmal 20-25 Tage 150 km pro Tag
zurücklegen können, ohne für immer zu Schanden geritten worden
sein?

Hallo Andi,

Karah ben Nemsis Rih konnte das ganz bestimmt. Und In der Realität:

„Reiterboten der Mongolen gelang es innerhalb eines knappen Monats von den Ostgrenzen Chinas die westlichsten Heere des Kublai Khans von den fernen Eroberungen seiner Heerführer zu unterrichten.“

(Quelle: http://steppenreiter.de/Schrade.htm)

Das waren allerdings nicht derselbe Reiter und dasselbe Pferd für die ganze Strecke. Grenzwertig ist deine Angabe schon, aber ein bisschen dichterische Freiheit darf ja auch sein, unmöglich ist es meiner Meinung nach nicht. Schliesslich heiratet auch nicht jede Oberschwester den Chefarzt und der Mörder ist nicht immer der Gärtner.

Gruss Reinhard

[MOD]: Quelle ergänzt, BITTE achtet auf korrektes Zitieren. Kann ich die Quelle nicht auf Anhieb finden, muss ich solche Artikel löschen, wäre doch ärgerlich. Gruß, Cess

Also würde ein auf Ausdauer gut trainiertes (gezüchtetes?)
Pferd durchaus auch einmal 20-25 Tage 150 km pro Tag
zurücklegen können

Hallo!
Dazu gibt es tatsächlich eine Tabelle, die ich mal aus dem Netz gefischt habe, als ich bei einer Übersetzung vor dem Problem der Glaubwürdigkeit stand. Leider ist das schon länger her und die Tabelle ruht in einem PC, der unter Plastikplanen in meinem zu renovierenden Arbbeitszimmer steht und wahrscheinlich an Strommangel zugrunde gegangen ist.

Hier ein Link:
http://de.wikipedia.org/wiki/Distanzreiten#Distanzen

Das Problem ist imho, dass die Leistung an 20 bis 25 Tagen hintereinander erbracht werden soll. Da kommt das Pferd wahrscheinlich einfach mit Grasfutter nicht aus, da müsste zugefüttert werden. Steht immer genug Wasser zur Verfügung? Zu bedenken sind Huf(eisen)probleme, Wundreiten und was nicht alles. Wie sind die genauen Umstände für diesen Gewaltritt?

Gruß,
Eva

Hi Eva,

Nachdem ich deinen und die anderen Artikel darüber gelesen habe, denke ich, werde ich auf die zweieinhalbfache Zeitspanne gehen (ca. 60-65 Tage). Harter Ritt, aber kein Grenzwert.
Was deine Frage zu der Versorgung betrifft, es existieren kleinere Dörfer auf dem Weg. Mildes Klima und entsprechende Landschaft.

Wahrscheinlich würde es wohl auch in der beabsichtigten Zeitspanne funktionieren, aber wie ihr sagt, würde vermutlich das Tier halb oder ganz dabei drauf gehen. Auch wenn hier kein Naturschutz dahinter steht ^^ , ist das nicht die Art des Protagonisten bzw. trotz der Eile besteht keine Lebensgefahr, wo man sagen würde, er opfert das Tier.

Auf jeden Fall danke ich Euch allen für den Einblick und Eure Hilfe zu dem Thema :wink:

Andi

hi

Alarich hat in 50 Tagen 1.200 km zurückgelegt, bei minus 10 Grad und Schnee, das sind gerade mal 25km pro Tag. Auf ihm sass Marion Gräfin Dönhoff und es war ihre Flucht aus Ostpreussen im Januar 1945. So ziemlich die schlechtesten Bedingungen für ein Reitpferd (und dessen Reiterin)

Auf einem normalen Pferd bei ordentlichem Wetter und genügen Grünzeug am Wegesrand ist sicherlich mehr das Doppelte drin, ohne das das Pferd nachher notgeschlachtet werden muss - aber dauernder Galopp geht natürlich nicht.

Gruss, Sama

Anschauungsmaterial -

  • unterhaltzsam und liefert vielleicht einige Inspirationen :smile:
  1. „Bite the Bullet“ aka „700 Meilen westwärts“ (Gene Hackman, James Coburn) http://www.imdb.com/title/tt0072705/
    http://www.amazon.de/700-Meilen-westw%C3%A4rts-Gene-…

  2. „Hidalgo - Wege zum Ruhm“ mit Viggo Mortensen
    http://www.amazon.de/Hidalgo-3000-Meilen-zum-Ruhm/dp…
    Da Mortensen sehr gut reitet, das Pferd aus dem Film - soweit ich weiß - nach Abschluss der Dreharbeiten sogar gekauft hat, dürften die Reitszenen einigermaßen realitätsnah sein.

Viel Spaß!
Gruß,
Eva

Ich weiß, das Thema hier ist uralt, aber ich habe dafür erst vor ein paar Tagen „Beliebter Link“ verliehen bekommen, weil noch jemand drauf reagiert hat und aus aktuellem Anlass:
Gestern ZDF, Terra X „Unsere Kontinente - Asien“: Mongolische (Wild)pferde können 35 Kilometer am Stück in gestrecktem Galopp zurücklegen.
Möglicherweise ist die Info einem künftigen Suchenden (und natürlich einer künftigen Suchenden) nützlich.
Gruß,
Eva

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Hi Eva

Wildpferde laufen auch sonst (ohne Reiter) 30 - 40 km/Tag in gemütlichem Tempo - da mal kurzfristig drüber raus zugehen halten sie locker aus (sonst wären sie schon ausgestorben)

Kurzfristig (mit Reiter) gehen auch mal 150 km/Tag - Stichwort 100 Meiler aber m.E. max. 2 Tage direkt hintereinander weg in leichtem Gelände (ebenerdig, guter Boden etc.)

Das Gelände macht dabei sehr viel aus - Stichwort Tevis-Cup - das ist der härteste Distanzritt und 100-Meiler ever - der geht definitiv nicht 2 Tage hintereinander (!) Bilder davon um es zu verdeutlichen: Bilder vom Tevis Cup

Realistisch betrachtet sind dauerhaft und täglich 40 km incl. Reiter und Gepäck mit ein und demselben Pferd möglich

Gruß h

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Ah, wenn ich nochmal auf die Welt komme (nicht als , bitte :wink: ), will ich da auch mitmachen!