Hallo!
An solche Einwürfe bin ich zeitlebens gewöhnt. „Von drüben“ bzw. von Moskau gesteuert zu sein, gehörte schon immer zu den gängigen Versuchen, Menschen mundtot zu machen, die so unbequeme wie offenkundige Feststellungen trafen.
In den ersten Nachkriegsjahrzehnten galt die unausgesprochene Übereinstimmung, dass eine kleine Nazi-Clique für den Krieg verantwortlich war und alle anderen von gar nichts wussten, nur ihre Pflicht taten. Schließlich war man ja entnazifiziert…
Tatsächlich wurde das Regime von der Bevölkerung mehrheitlich getragen und gegen Überfälle auf Nachbarländer hatte kaum jemand Einwände, jedenfalls so lange der Krieg nicht auf deutschem Boden stattfand. Man war in mittelalterlichem Denken verhaftet und niemand hinterfragte, welchen Nutzen unterworfene Völker in der schon damals industrialisierten Welt bringen sollen. Von Ethik ganz zu schweigen, war das Vormachtbestreben schon aus wirtschaftlicher Sicht selbstmörderisch. Ähnlich überkommenes Denken herrschte auch in den Kolonialmächten, zu denen D nach dem 1. Weltkrieg nicht mehr gehörte. Von einer Minderheit abgesehen hatten die meisten Menschen in D gegen die Diktatur nichts einzuwenden und machten überzeugt, viele sogar begeistert mit. Jeder an seinem Platz und in seiner Funktion. Auch die von mir genannten Personen, die ich nur stellvertretend für ein ganzes Volk nannte, ein Volk, das in den ersten Jahrzehnten der Bundesrepublik das gleiche wie zu Zeiten des Dritten Reichs war. Ich erinnere: Es ging um die heute manche Leute überraschende Erkenntnis, dass das Bonner Justizministerium von ehemaligen Nazis dominiert war. Von wem denn wohl sonst? Man kann sich neues Personal nicht mal eben schnitzen, also herrschte personelle Kontinuität. Und zwar überall.
Doch! Natürlich nicht in den Details, aber bei der Abschaffung einer wenn auch arg durchgeschüttelten Demokratie, der Abschaffung von Gewaltenteilung und Grundrechten mit der Ermächtigung, sich bei Gesetzen nicht einmal an die Verfassung halten zu müssen, kann sich kein Beteiligter auf Unwissen berufen. Die Reichstagsabgeordneten stimmten zu, wobei die Abgeordneten der KPD-Fraktion vorher verhaftet wurden (als das Ermächtigungsgesetz also noch gar nicht galt), nur die Abgeordneten der SPD stimmten dagegen. Das kam sie in der Folgezeit und auch noch in der jungen Bundesrepublik teuer zu stehen, weil sie gerne mal als Vaterlandsverräter tituliert wurden. Die Nachwirkungen ebbten erst ab, als es Kommissköppen wie Helmut Schmidt gelang, den Verdacht auszuräumen (dabei allerdings den Grundstein für erste Bedenken in der Stammwählerschaft und den Niedergang der Sozialdemokratie legte).
Auch unter Berücksichtigung der innenpolitisch und wirtschaftlich schwierigen Situation Deutschlands 1933 kann man keinem Abgeordneten des Reichstags zugute halten, nichts hätte wissen zu können. Es war eben die dumme Situation, dass Deutschland von der Monarchie eher notgedrungen und nur formal zur Demokratie geworden war, aber Zeit, zur gefestigten Demokratie mit überzeugten Demokraten zu werden, gab es nicht. Wahlen pflegten mit Straßenschlachten einher zu gehen. Hinterher wurden die Toten gezählt.
Ja, so war es. D und seine Bevölkerung waren eine schmutzige Brühe. Überall und in fast allen Funktionen waren es die gleichen Leute, die auch zuvor „nur ihre Pflicht getan“ hatten. Andere Leute gab es nicht. Schließlich gab es kein Reservevolk, so dass das alte Volk hätte ausgemustert werden können. Die Leute, die noch wenige Jahre zuvor in Russland als „ehrlich kämpfende Landser“ verbrannte Erde hinterließen, saßen in Gemeinderäten und noch in der Kaiserzeit geprägte Lehrer unterrichteten mit dem Rohrstock. Ein späterer Kanzler, von Vorgesetzten als regimetreu eingestuft, saß bei Roland Freisler im Zuschauerraum und war schlau genug, sich rechtzeitig von einer Freundin zu trennen, die per Guillotine geköpft wurde. Ja klar, lauter Regimegegner, wenn nicht sogar Widerstandskämpfer. Davon wimmelte es nur so im Nachkriegsdeutschland.
Heute ist ein vollständiges Bild als je zuvor möglich. Mit politischem Bewusstsein erlebt habe ich die Zeit seit Mitte, spätestens Ende der 60er. Der Krieg in Vietnam gehörte zu den Weckrufen, außerdem die landesweiten Bunkerbauten seit Mitte der 60er. Es war unübersehbar, dass die Großmächte Deutschland zum Ort ihres Schlagabtauschs vorgesehen hatten. Aus solchem Blickwinkel war/bin ich unempfänglich für Propaganda gleich welcher Art. Wenn es um Machtinteressen geht, liegt man regelmäßig falsch, auf egal welcher Seite das Gute oder das Böse verorten zu wollen. In jedem Fall wird man zum nützlichen Idioten, sobald man für eine der Seiten Partei ergreift. So wurden die Deutschen Ostdeutschlands zu nützlichen Idioten für sowjetische Machtinteressen und die Westdeutschen für US-Machtinteressen. Das Spiel geht weiter, der Kalte Krieg ist nicht vorbei, findet seinen heißen Ausdruck u. a. in Syrien. Schon klar … die Fassbomben … und Putin … und die Menschenrechte … hat mit Stellvertreterkrieg natürlich gaaaar nichts zu tun.
Gruß
Wolfgang