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Bäume beschneiden in Perfektion mag eine wahre Kunstform sein - aber für etwas Brauchbares kommt man auch so hin, ohne dass man alle Feinheiten berücksichtigen muss. Ein paar Grundsätze müssen dabei immer beachtet werden:
Tief und breit ist schon mal sehr gut. Eine breit pyramidale Krone ist ein wichtiges Ziel bei der Erziehung.
Wichtig bei dem Eingriff:
Nicht zu viel auf einmal machen, je nach Wüchsigkeit der Unterlage und Neigung der Sorte kann man einen Baum ziemlich verschneiden, wenn lang nichts passiert ist. Daher sollte man die Baumsorte sehr genau kennen.
Also prüfen: Sieht der Baum in seinem gegenwärtigen Zustand eher so aus, als wäre ein Halbstamm gemeint (= mittel-, schwachwüchsige Unterlage), oder ist er eher als Hochstamm gedacht (= vitale Unterlage)? Ist die Krone schon am Vergreisen (= Äste, die zuerst nach oben gehen und dann im Bogen seitlich und nach unten, und die ihrerseits wieder senkrecht nach oben ausgetrieben haben)?
Grundsätzlich kann man die vorhandenen Leitäste nutzen, es werden aber in jedem Fall zu viele sein. Prinzipiell gilt: Von der senkrechten Stammverlängerung auf - je nach Höhe der jetzt vorgefundenen Krone - einer, zwei oder drei Ebenen jeweils drei Leitäste stehen lassen, von Ebene zu Ebene zueinander versetzt. Alles andere weg, direkt am Stamm, keine Haken stehen lassen. Wenn einem die jetzige Krone arg strubbelig vorkommt, mit vielen dünnen Seitenästen, kannst man das auch in zwei Jahren nacheinander erreichen, indem man von dem, was zuviel ist, einen Teil jetzt und einen Teil nächstes Jahr abwirft. Dann wird der Baum nicht zu heftig angeregt.
Wenn man Mühe hat, die künftigen Leitäste zu erkennen, geht man besser vom Feinen ins Grobe und wieder zurück: Zuerst alles weg, was nach innen dem Stamm zu oder senkrecht nach oben wächst. Dann zurücktreten, Pfeifchen anzünden und schauen. Jetzt sieht man besser, was stehen bleiben kann. Bei der Auswahl unter eher zufällig gebildeten Seitenästen wichtig: Nicht nur der Ansatz am Stamm, sondern auch die Enden sollten etwa gleich hoch sein (Saftwaage). Wenn die Krone im jetzigen Alter schon groß genug ist für zwei Ebenen von Leitästen, auf die Pyramide achten: Die obere Ebene viel kürzer lassen als die untere, vielleicht die Hälfte oder max. zwei Drittel.
Im oberen Bereich der Stammverlängerung bei noch nicht so alter Krone über ein Drittel der Länge alles weg, was seitlich rausgeht. Da sind genug schlafende Knospen, um Fruchtholz zu bilden.
Wenn vom Stamm her an den vorhandenen Ästen schon ein ganzes Stück weit keine Ständer (Seitentriebe) für Fruchtholz mehr stehen (Verkahlung), Stammverlängerung und Leitäste um etwa ein Viertel einkürzen, sie treiben dann eher wieder seitlich aus.
Zum Zurechtfinden in der zufällig gewachsenen Krone:
Abstände zwischen den Leitästen lieber zu groß als zu knapp. Ohne Laub täuscht man sich da leicht. Die ganze Krone soll auch im Inneren Licht und Luft haben können.
Wahrscheinlich wird der solchermaßen malträtierte Baum im kommenden Sommer viele mehr oder weniger senkrecht stehende Ruten machen. Die nimmst Du im Juli/August zum großen Teil ganz ab (Reißen geht schnell und funktioniert gut, auch wenn der Patient vierzehn Tage lang recht zerfleddert aussieht), einige lässt man auf zwei Augen stehen: Sie lassen sich teils zu Fruchtholz umbauen, wenn sie genug Licht haben. Das übrige Fruchtholz macht der Baum von sich aus, es ist zu erkennen am zurückhaltenderen Wachstum und dem nicht so radikalen Streben nach oben. Nächstes Jahr um diese Zeit erkennst Du ohne weiteres den Unterschied zwischen Nurblatt- und Auchblütenknospen.
**Dieser Artikel stammt von Martin May 20.2.2004**
Hier noch ein guter Link, passend zum Thema:
http://www.planten.de/2006/08/27/gehoelzschnitt-zeit…