Hallo Sama,
danke Dir für die Erinnerung daran, dass sich der Ansatz „Bio“ ursprünglich keineswegs (oder zumindest nur ganz am Rande) auf die Qualität der Produkte bezogen hat, sondern auf das Konzept, Land nicht gegen, sondern mit den gegebenen natürlichen Ressourcen zu bewirtschaften - und dies seriös auch heute noch tut: Wenn man heute die Bedeutung der Produktionsweise für die Produkte in den Mittelpunkt stellt, dann geschieht das nur im Zusammenhang mit Marketingkonzepten, die auf die geisteskranke permanente Nabelschau eingehen, die in diesem Jahrtausend an die Stelle aller irgendwie reflektierten Weltanschauungen getreten ist, und in der kein Satz überhaupt nur wahrgenommen wird, der nicht mit „ich“, „für mich“, „mir“ usw. anfängt.
Dass solche glorreichen Produkte der „Grünen Revolution“ wie Lindan bis heute noch überall herumgeistern und dabei natürlich keine Bio-Flächen aussparen, wirkt sich nicht so sehr auf die Qualität der Produkte aus, sondern belegt nur, dass endlich damit aufgehört werden muss, ständig neuen Unsinn zu entwickeln, ohne dass jemand das „Besen, Besen, sei’s gewesen!“ kennt oder sich auch nur Gedanken drüber macht, dass das mal wichtig sein könnte.
Insofern macht dieses oder jenes Gütesiegel da auch nicht so einen riesigen Unterschied - der Unterschied liegt im Großhirn - vielleicht stellt sich auch bei C.'s Eltern einmal die Erkenntnis ein, dass etwas falsch läuft, wenn man im Juni nur noch im Taucheranzug in den Stall kann, weil auf den Wiesen mehr Ampfer als Gras wächst und die Kühe davon eher Gülle als Mist ausscheiden, und vielleicht merken es auch mal unsere vorderpfälzer Gemüsebauern, dass sie den Boden, der ihnen als Quittung für mindestens vierzig Jahre Misswirtschaft bei so einer Dürre wie jetzt grade schlicht davonfliegt (wie seinerzeit den Okies, aber das will ja keiner mehr wissen, ist ja hundert Jahre her), nicht mal eben von Raiffeisen neu anliefern lassen können.
Grade in der Haardt ist es übrigens sehr ruhig geworden mit dem vollmundigen Blöken wider den Bio-Anbau, man sieht auch bei den konventionell wirtschaftenden Betrieben kaum mehr „freigespritzte“ Wingerte und die „gestreiften“ Kulturen, bei denen jeder zweite Reihenabstand grün eingesät und stehen gelassen wird, sind heute, nur dreißig Jahre, nachdem sie als „Spinnerei, das geht doch niemals!“ abgetan worden sind, ganz schlicht Stand der Technik. Da gilt dann einmal wieder das „Lacht Ihr ruhig jetzt, ich lache dann später!“
Schöne Grüße
MM