Die KVT gilt als sehr effektive Therapiemethode- wenn nicht die Effektivste.
Was mich interessiert ist-- wie wurde das ermittelt?
Wieviele Methoden wurden dazu miteinbezogen?
Wer hat das getestet?
Wie wurde das getestet?
Ich finde dazu im Internet keine Angaben- kann mir jemand weiter helfen?
Eventuell links oder andere Angaben?
für mich - und zwar in jedem Artikel- bisher nicht ersichtlich WIE denn die Effizienz nun ermittelt wurde?
Wurden die Patienten befragt und danach ermittelt?- Der Arzt oder Psychologe hat anhand von Diagnostikverfahren (Antworten zB) den Patient beschrieben?
Wie ist dabei denn berücksichtigt, dass zB eine Angststörung, die zuerst erfolgreich mit KVT behandelt wurde- dann aber unter einer neuen Angststörung auftritt und der Patient dann aufgrund von dem Gefühl- die KVT hat nicht geholfen, „ich mache nun eine andere Therapieform“ gar nicht mehr erneut die KVT macht?
Ist KVT nicht immer auch mit der Möglichkeit von Verschiebung des Problems behaftet und wie sollte sowas erfassbar sein in Bezug auf Effizienz einer Therapiemethode?
Wobei im Fachdiskurs über dieses Thema nicht annähernd ein Konsens besteht oder auch nur in Aussicht steht:
Weder darüber, dass die KVT eine besonders effektive Therapiemethode (1) wäre noch darüber, wie Effektivität unstrittig zu ermitteln wäre (2) , noch darüber, ob Effektivität überhaupt ein sinnvolles Kriterium sein kann und soll (3).
Und ich war schon ein Soziologe, der die theoretische Arbeit und die qualitative Forschung für weit empirischer, weil wirklichkeitsadäquater, gehalten hat als diese nomothetische-hypothesenprüfende-quantitative-RCT-Forschungslogik, bevor ich den Begriff „Tiefenpsychologe“ überhaupt nur buchstabieren konnte.
Ist doch extrem lächerlich, wenn du unterschiedliche wissenschaftstheoretische Grundansätze auf „Interessenspolitik“ zu reduzieren versuchst.
Habe ich das so geschrieben? Lehrtherapie für KIP (ist zwar kein so großer Unterschied, aber ich will mich ja nicht mit falschen Federn schmücken)
Das ist natürlich nicht nur aus persönlichen, sondern auch aus ethischen Gründen höchst problematisch. Deshalb findet der Vergleich bei randomisierten Studien häufig mit Wartelisten-Gruppen, mit Placebo-Gruppen, und / oder mit Gruppen statt, die andere Arten von Psychotherapien erhalten. Die Wartelisten-Kontrollen bekommen die Therapie erst, wenn die Therapiegruppen ihre Therapie beendet haben (bevor einer aufschreit: In der Realität ist die Therapiedauer auch häufig von vornherein begrenzt). Das kann man noch rechtfertigen, weil in der Wirklichkeit Patienten auch manchmal bis häufig Wochen bis Monate auf ihre Therapie warten müssen. Die Placebo-Kontrollen bekommen z.B. unspezifische Psychotherapie, die häufig schon gute Effekte zeigt.
Übrigens: Therapieunwillige in die unbehandelte Gruppe zu stecken und als Vergleich heranzuziehen, entspricht ganz und gar nicht dem Ideal der quantitativen empirischen Forschung, denn diese Kontrollgruppen sind den Therapiegruppen nicht „äquivalent“, wie es im Fachchinesisch heißt, d.h. nicht gleichwertig und daher nicht ohne Weiteres vergleichbar.
Das würde ich auch sagen, wenn ich Tiefenpsychologe wäre. Wenn man an der einen Meßlatte nicht so gut abschneidet und auch keine Chance sieht, dort auf Dauer besser abzuschneiden, verwerfe ich diese Meßlatte und konstruiere mir eine samt Kriterien, die besser zu meinem Verfahren zu passen scheinen.
Dabei war die Tiefenpsychologie einmal mit der Behauptung angetreten, sie sei eine Naturwissenschaft.
anhand von Wirksamkeitsstudien von Therapieformen. Die Ergebnisse dieser Wirksamkeitsstudien kann man wiederum in sogenannten Meta-Analysen zusammenfassen. Ich habe dies hier einmal getan:
[Wirksamkeit verschiedener Arten von Psychotherapie bei psychischen Störungen][1]
Der Überblick ist jedoch schon ein paar Jahre alt.
Im Grunde ginge das schon, z.B. indem man diese Menschen mit einem nachgewiesenermaßen unwirksamen Therapieverfahren behandelt und entsprechende allgemeine Effekte berücksichtigt, die z.B. auf der Erwartungshaltung der Personen basieren, auf Aktivierung, auf zwischenmenschliche Kontakte usw.
Das ist ethisch natürlich nicht machbar, aber ich wollte ja nur so knapp wie möglich eine schematische Vorgehensweise skizzieren.
Dass häufig für kurze Zeiträume mit Wartelisten gearbeitet wird, hat Oliver ja schon genannt.
Auch klar, dass nicht Therapieunwillige gemeint sein konnten, denn dann wärs keine Zufallsauswahl, die ja der Kern dieser Vorgehensweise ist.
Von wegen. Ich bin kein verhaltenstherapeutischer Psychotherapeut, habe also gar niemanden zu verteidigen oder zu vertreten, sondern argumentiere auf empirisch-wissenschaftlicher Basis. Ich kenne aber die Argumente der tiefenpsychologischen Seite und anderer Therapierichtungen (der letzte Artikel ist humanistisch orientiert) schon seit Jahren ziemlich gut. Wie Du uns hier einmal geschrieben hast, machst Du dagegen eine Lehrpsychoanalyse. Daher identifiziere ich Dich als denjenigen, der - wie erwartet - mit diesen Immunisierungsargumenten zugunsten anderer Therapierichtungen daher kommt.
Aber trotzdem danke für die Links. Zumindest der erste Artikel könnte interessant sein. Dessen Abstract scheint mir auf den ersten Blick jedoch nur Vergleiche innerhalb der VT zu machen, nicht jedoch zwischen verschiedenen Therapierichtungen. Deshalb geht er an der Frage der UP im Kern vorbei. Die anderen verlinkten Artikel ordne ich erst einmal unter „Interessenpolitik / Lobbyismus“ ein.
Bevor wir uns hier ganz in off-topic-Diskussionen verlaufen, will ich Deine Antwort nicht weiter kommentieren außer mit der Bemerkung, daß Deine Auffassung von quantitativ empirischer Forschung sich offensichtlich auf ein Zerrbild reduziert.
Das ist nun mal eine recht komplexe Sache, die wir nicht in einem Posting darstellen können.
Daher auch die Links, die freilich auch arg kompliziert sind.
Um dich aber nicht ganz im Regen stehen zu lassen, skizziere ich dir mal exemplarisch eine banale Möglichkeit, wie das auf einem sehr primitiven Niveau ablaufen kann:
es beginnt mit einer Forschungshypothese, z.B. „Gestalttherapie ist bei Depressionen wirksamer als Gesprächstherapie“
dann wählt man z.B. 300 Personen mit vorher festgestellter Depressivität aus. Ermittelt z.B. mit anerkannten psychologischen Testverfahren wie dem BDI oder HAMD
diese 300 Personen teilt man zufällig z.B. in drei Gruppen auf: eine Gruppe, die Gesprächstherapie erhält, eine mit Gestalttherapie und eine, die gar nicht behandelt wird
dann misst man z.B. alle sechs Monate 5 Jahre lang immer wieder die Depressivität der 300 Personen mit dem obigen Testverfahren um eine zeitliche Entwicklung zu erfassen
die Daten, die man dadurch erhält werden statistisch aufbereit, so dass man signifikante Änderungen (also quasi „überzufällige“, statistisch bedeutsame) festhalten kann
da findet man dann z.B. raus, dass innerhalb des erstes Jahre die mit Gesprächstherapie Behandelten deutlich mehr Besserung erfahren haben, die mit Gestalttherapie nur leichte Besserung, die Unbehandelten gar keine.
Zum Messzeitpunkt nach zwei Jahren ist dann die leichte Besserung der mit Gestalttherapie Behandelten noch immer da, während sich die mit Gesprächstherapie Behandelten nicht mehr von den gar nicht Behandelten unterscheiden.
Zum Messzeitpunkt nach 5 Jahren sind alle wieder gleich depressiv wie vorher
nun kann man noch einbeziehen, dass die Gesprächstherapie 50 Sitzungen hatte und die Gestalttherapie nur 10 Sitzungen, so dass die leichte Besserung in Bezug auf 10 Stunden viel effizienter (Aufwand-Nutzen-Verhältnis) war als die deutliche Besserung in Bezug auf 50 Stunden
usw.
Hier, im „usw.“ kann man natürlich auch so etwas wie die von dir angesprochene Symptomverschiebung" erfassen, z.B. imdem man auch eine Angstskala verwendet und so kontrolliert, ob z.B. die Besserung der Depression bei der Gestalttherapie zu vermehrter Ängstlichkeit geführt hat
Das war jetzt arg schematisch, aber dafür wohl einigermaßen nachvollziehbar.
Wenn ein total grober Schnitzer drin war, dann wird Oliver das dankenswerterweise korrigieren
Das hängt von der Wirksamkeitsstudie ab. Für verschiedene Störungen gibt es unterschiedliche diagnostische Verfahren, z.B. Selbstberichtsmethoden wie das Beck-Depressions-Inventar, oder Interviewleitfäden zur Erfassung von Symptomen psychischer Störungen durch Fremdbeurteiler.
Die Ergebnisse wurden anhand von Wirksamkeitsstudien durchgeführt. Gute Wirksamkeitsstudien haben eine Vorher-Messung (direkt vor der Therapie), eine Nachher-Messung (direkt nach der Therapie) und eine Katamnese-Erhebung (ein paar Wochen bis Monate bis Jahre nach der Therapie). Man würde also sehen, wie der Symptomverlauf bei den untersuchten Patientinnen und Patienten nach der Therapie ist, ob es zu Rezidiven (Rückfällen) oder anderen Störungen gekommen ist.
Du hast die falsche Vorstellung, daß es zu „neuen Angststörungen“ nach einer KVT-Behandlung kommt oder kommen muß („Symptomverschiebung“). Daher Deine Frage
Die Antwort lautet jedoch entgegen der tiefenpsychologischen Theorie: Nein, gibt’s nicht.
Es gibt nicht nur keine erhöhte Rezidiv-Rate früherer Symptome, sondern auch keine Zunahmen von Symptomen anderer Störungen (siehe z.B. Margraf & Schneider (Hrsg., 2009), Lehrbuch der Verhaltenstherapie. Band 1, S. 35, darin die beiden Studien 1 und 2 mit Katamnesen bis zu 5 Jahren nach der Therapie im Exkurs zur Symptomverschiebung).
was ich nicht verstehe: Wer lässt sich denn mit Depression zufällig in eine Nichtbehandlungsgruppe einteilen, und das auf 5 Jahre? Dass es Leute gibt, die ihre Depression nicht behandeln lassen wollen, ist klar. Dann nimmt man doch aber nicht an so einer Studie teil?
Never ever würde ich 5 Jahre lang auf die Behandlung einer Depression verzichten, nur weil das der Wissenschaft dient. So interessant ich die Ergebnisse finde.