Wie wird jemand Paartherapeut?

Hallo,

Freunde von mir haben Eheprobleme und wollen sich nun professionelle Hilfe nehmen.
Im Gespräch darüber kam dann die Frage auf, wie man denn Paartherapeut wird und da es mich selbst interessiert, frage ich jetzt hier einmal nach.

Ausbildungen - konkrete- scheint es ja nicht zu geben- also kann dann sozusagen jeder Therapeut oder Psychologe auch Paar-Behandler sein?

Die Dynamik bei Paaren ist doch speziell - also bräuchte man dann doch mehr Wissen als nur das, was man für Einzelgespräche hat, oder?

danke
kitty

Hallo kitty40,

eine spannende Frage, die du stellst!

Und hier gibt es eine gute Antwort aus Deutschland:

  • Die Berufsbegriffe rund um Paartherapie und Familientherapie, beispielsweise "Paartherapeut“, „Paarberatung“, "Familientherapeut“ oder „Familienberatung“ sind gesetzlich nicht geschützt.
  • Es gibt keine Vorschriften, welche Art von Ausbildung ein Paar- oder Familientherapeut durchlaufen haben muss. Verschiedene Ausbildungsstätten bieten Aus- oder Weiterbildungen zum Paar- oder Familientherapeuten an, die zum Teil mit einem Zertifikat abschließen.
  • Dabei können neben den Inhalten auch die Voraussetzungen zur Teilnahme an der Ausbildung unterschiedlich sein (z. B. Psychologiestudium, andere Studienabschlüsse, kein Studium notwendig).

nachzulesen hier: https://www.therapie.de/psyche/info/fragen/wichtigste-fragen/paartherapie-familientherapie/

Gruß

dafy

Hi,

nun, der Therapeut gibt ja bei einer Einzeltherapie nicht nur Informationen zum Verhalten desjenigen, den er grad behandelt, sondern auch dazu, warum derjenige mit irgendeinem Dritten Schwierigkeiten hat (oder nicht) und wie er das abstellen kann (oder nicht). Paartherapie ist dann ichts anderes, als dass dieser Dritte dabei ist.

die Franzi

Hallo miezekatze,

es kann allerdings auch sein, dass ein Paartherpeut (zunächs) eine Fähigkeit als Mediator zwischen den beiden Personen einbringen muss.

Gruß

dafy

Hello kitty,

die wichtigsten Informationen zu deiner Frage hat dir Dafy ja schon zitiert.

In den meisten Psychotherapie-Schulrichtungen liegt Paartherapie nicht direkt im Fokus der Ausbildung. Denn Beziehunsgkonflikte haben nur bedingt etwas mit Psychotherapie zu tun. Es sei denn, es liegt bei mindestens einem der Beziehungspartner eine psychotherapierelevante Disposition vor. Wenn das nicht der Fall ist, liegen die notwendingen Kompetenzen des Paartherapeuten in den Gebieten (die nicht direkt zum Kontext von Psychotherapieausbildungen gehören):

  • Konfliktmanagement bzw, Konfliktberatung
  • Kommunikationstraining
  • Dialogtechnik
  • bzw. in dem sehr schwammigen Kontext, der üblicherweise „Mediation“ genannt wird.

Mit welcher Art von Problemen die Paartherapie befaßt ist, hatte ich einst in einem FAQ mal zusammengefaßt (zu finden unter „tipps“ zum Brett „Beziehung“):

[Top 10 der besten Beziehungskiller]

und zugehörige Literaturen finden sich ebenda unter:
[Literatur zu Erotik, Liebe, Partnerschaft]

Gruß
Metapher

A] Zweistufige Antwort (Hintergrund ist meine Kenntnis der Situation in Österreich, in Deutschlands wirds ähnlich sein, auch wenn das „Heilpraktikergesetz“ die Sache noch komplizierter macht):

  1. Um mich "… Therapeut (ohne „HPG“ oder ähnliche Zusätze) nennen zu dürfen ohne damit streng genommen mit dem Psychotherapiegesetz (in D: Psychotherapeutengesetz) in Konflikt zu kommen, muss ich staatlich anerkannter Psychotherapeut sein.
  2. Wenn ich das bin, umfasst meine Therapieberechtigung auch die Behandlung von Paaren, ohne dafür zwingend eine entsprechende formale Weiterbildung zu benötigen. Entsprechend ist es Teil meiner Schwerpunktsetzung, mich „Paartherapeut“ zu nennen. In der Regel werden die meisten Therapeuten, die sich auf Paare spezialisieren aber durchaus entsprechende Weiterbildungsmodule besucht haben, weil die Arbeit mit Paaren keine ganz leichte ist.

B]
a) wenn auch gesetzlich untersagt, wird der, der sich „Paartherapeut“ nennt, ohne eine therapeutische Ausbildung, kaum mit Strafverfolgung rechnen müssen.
b) „Paarberater“ oder dergleichen kann sich natürlich sowieso jeder nennen.

Ja, definitiv.
Das Grundwissen darüber wurde mir aber in der ganz normale Psychotherapeuten-Ausbildung vermittelt.
Allerdings nur Grundwissen. Ich hatte zweimal Paare zum Erstgespräch in der Praxis, obwohl ich keine Paartherapie durchführe.
Da merkt man schnell den Unterschied.
Wie schwierig und wie unterschiedlich zur Einzeltherapie mag aber auch ein bißchen methodenabhängig sein. „Tiefenpsychologisch“ ist der Unterschied jedenfalls immens, allein schon deshalb, weil ganz andere Bereiche der Gegenübertragung bei mir ins Spiel kommen.

Gruß
F.

Es gibt durchaus konkrete Ausbildungen. Ich würde dir raten, jemanden mit einer Ausbildung als „Systemische/r (Familien-)Therapeut“ zu suchen (mind. 3 Jahre Ausbildung), oder jemanden, der eine spezielle Ausbildung als Paartherapeut (mind. 2 Jahre) hat.
Leider gibt es zu viele auf dem Gebiet, die meinen, sie könnten mal eben Paare beraten. Weil tatsächlich viele glauben,

was natürlich Unsinn ist. Paartherapie ist eigentlich die schwierigste Therapie, schwieriger als Einzel- und schwieriger als Familientherapie. Darum sollte jemand aufgesucht werden, der wirklich Ahnung davon hat.