Wie wird jemand pädophil?

Hallo!

Nachdem ich gestern eine Talkrunde im Fernsehen zu diesem Thema
gesehen habe, frage ich mich, wie ein Mensch pädophil wird.
Es wurde von einem anwesenden Professor argumentiert, dass Pädophilie
nicht heilbar sei. Er sprach sich aber dafür aus, dass diese Menschen nicht
mit ihrem Problem gebrandmarkt werden und Hilfe von entsprechenden Therapien bekommen können, um zu verhindern dass die „Neigung“ in Verhalten umschlägt.
Meine Frage ist nach der Sendung aber immer noch unbeantworet: wie entwickelt ein Mensch Pädophilie?
Kennt ihr vielleicht ein Buch oder wissenschaftliche Artikel, in denen die Frage beantwortet wird?
Ich denke, dass es wichtig ist zu wissen, woher diese sexuelle Neigung kommt (falls umweltbedingt), um entsprechende Präventionsmaßnahmen einleiten zu können. Ich weiß, das ist ein heikles Thema.

Grüße, Jenna

Hallo Jenna19,

Auch ohne eine spezielle Erbeigenschaft sind zunächst die normalen menschlichen Erbeigenschaften noch nicht ganz zu vernachlässigen. Denn selbst wenn man von Natur aus auf den nichtkindlichen Körper junger Erwachsener abfährt, haben die Körper von Kindern wenigstens bis zu einem gewissen Grad auch Ähnlichkeit zu denen von jungen Erwachsenen, also gibt es schon einmal die theoretische Möglichkeit einer Pädophilie, bei der das Kind nur Ersatz für jemand anders ist.

Kombiniert man diese noch nicht absolut pädophile Neigung mit der Möglichkeit zum Ausleben (X lebt ohne Frau aber mit 10 Kindern), entsteht bereits eine erste Fallgruppe, die auch in die anderen Fallgruppen hineinspielt.

Bekannt ist ferner eine zweite Fallgruppe, das sind Leute, die einschlägige Erlebnisse hatten, welche aber nicht extrem waren, also z. B. Pädophilie als vergleichsweise unschädlich erachten, weil ihnen die wahre Opfersicht fehlt.
Viele von ihnen haben zusätzlich keine Vorstellung von der Befindlichkeit des Gegenübers, weil sie vielleicht gar nie oder aber auch zu oft mit Rückmeldungen von Mitmenschen konfrontiert waren, denen sie Verletzungen beigebracht hatten, währenddem sie vielleicht selber auch ein wenig verletzt waren. Gerade jemand, der z. B. immer wieder als Rüpel gebrandmarkt wird, ohne einen bösen Willen gehabt zu haben, hält sich geistig die Ohren zu und kann später dazu tendieren, Signale von Opfern zu übersehen. Hat der Betreffende dann noch in der Kindheit vage Vorstellungen von Pädosexualität mitbekommen, die ihn unterschwellig zwar vielleicht belasten aber ihm doch nicht von vornherein untragbar erscheinen, lässt er sich bald in Gedanken gehen und wird bei Gelegenheit zum Täter.

Schwieriger ist eine dritte Fallgruppe, das sind die, die nebst evtl. Erbeigenschaften von anderen sexuellen Möglichkeiten bleibend abgeschreckt wurden. D. h. wenn aus irgendwelchen Ereignissen heraus in einer prägsamen Phase des Täters die Sexualität mit Erwachsenen aller Art verbaut wurde, und zwar wenigstens so weit, dass sie weniger in Betracht kommt als die mit Kindern. Also soweit, dass der Täter in seiner Vorstellung die einzige Möglichkeit zur künftigen sexuellen Entfaltung bei Kindern sieht. Wenn sich das über eine Zeitlang hingezogen hat und der Täter später wieder zu anderweitiger sexueller Betätigung zugelassen bzw. von der Versuchung mit Kindern ferngehalten würde, jedoch eine Prägung abgeschlossen ist, dann ist die Psyche dieses Täters doch auf Kinder fixiert und lässt sich so leicht nicht wieder davon abbringen.

Um solche Taten bei diesen drei Fallgruppen zu vermeiden, braucht es insbesondere die Möglichkeit anderweitiger sexueller Betätigung und die Vermeidung von Situationen, in denen die Gelegenheit lauert, also die Vermeidung von Versuchung, ferner gesellschaftliche Ächtung und Strafbarkeit.

Ferner müsste die Möglichkeit sexueller Betätigung unter Erwachsenen für alle möglichen Menschen wenigstens von Zeit zu Zeit immer wieder realistisch erscheinen, und zwar so, dass sie auch das Gefühl haben, auf ihre Kosten kommen zu können und zwar nur so. Dies bedingt eine gewisse Reife, da der Mensch im Leben ohnehin immer wieder den Hang hat, dass er glaubt, zu kurz zu kommen und den Weg des geringsten Widerstandes zu suchen - selbst wenn dieser Widerstand in der Praxis nicht immer der geringste ist. Steht ihm nun die theoretische Möglichkeit offen, Schwache auszunützen, nimmt er sie bald einmal wahr, d. h. er fasst einen Vorsatz; die theoretische Möglichkeit sollte ihm verbaut werden oder aber er braucht eine Einsicht darüber, wie Sexualität-Beziehung zusammenhängen und wenn möglich eine Schulung darüber, wie die diversen Opfer sowas erleben.

Eine vierte Fallgruppe sind die, welche in der Sexualität mit Kindern einen besonderen Kick suchen. Um den zu vermeiden, müsste man wohl wiederum das Bewusstsein der Konsequenzen suchen: Was heisst es, wenn ich jemanden soundso stark mit soundsolchen psychischen und physischen Taten verletze.

Bei einer fünften Fallgruppe fehlt die Selbsteinschätzung „ich bin erwachsen“, da viele dieser Täter geistig im Kindesalter steckenbleiben und immer noch finden „ich bin seelisch bzw. sozial 14 und werde also einmal eine Frau bekommen, die jetzt etwa bis zu zwölf Jahre alt ist“ - und dies wenn die Täter längst über 40 sind. Wenn sie eine Beziehung suchen, dann fangen sie dort an, wo sie früher einmal scheiterten, und das ist dann oft schonmal in der Vorpubertät.

Massnahmen wären, sie psychisch „mitzunehmen“ ins Erwachsenenalter, ihnen die Schwäche ihrer Opfer aufzuzeigen und ihnen in der eigenen Persönlichkeitsentwicklung weiterzuhelfen. Bei dieser Gruppe braucht es auch die Schulung von Selbsteinschätzung.

Schliesslich gibt es noch die, welche ihrerseits krass missbraucht wurden und nun das Verdrängte von sich weg auf andere weiterschieben wollen. Diese sind viel seltener als gewisse Täter behaupten. Sie brauchen intensive Behandlung.

Gruss
Mike

Hallo Dahinden,

danke, dass du auf meine Frage geantwortet hast.
Was du schreibst, ist sehr aufschlussreich für mich.

Ich würde wirklich gerne wissen, aus welchen Elternhäusern solche Menschen, die eine pädophile Neigung entwickelt haben, stammen. Wenn man sich die Vielzahl der aktuellen Fälle in der katholischen Kirche ansieht, mangelt es den Eltern, deren Kinder später Geistliche werden, nicht an Bildung sondern an einem angemessenen Umgang mit ihren Kindern. Die Umwelt spielt die entscheidende Rolle. Wäre eine Studie wert.
Ich glaube, heute wird viel zu viel auf angeblich genetische Ursachen geschaut und das verhindert den Blick auf das Wesentliche. Das war früher mal anders. Wenn man sich mit solchen Fragen des Umwelteinflusses kaum noch auseinandersetzt, geht das Wissen darüber verloren und die Gesellschaft geht den Bach runter. Ich möchte nicht wissen, wohin wir steuern, wenn das so weitergeht. Irgendwie fehlt auch das öffentliche Bewusstsein darüber. Am Ende gibt es dann nur noch eine Handvoll Experten, die sich über den Rest der verblödeten Gesellschaft lustig macht, sich über ihr eigenes Wissen freut (Wissen ist ja bekanntlich Macht) und Anerkennung aus Forschungsergebnissen zieht, die kaum jemand liest (nur die Eingeweihten). Irgendwie verblöden wir alle immer mehr und keiner tut etwas dagegen! :confused:

Grüße, Jenna

Hallo Jenna19,

mangelt es den Eltern, deren Kinder später Geistliche werden, nicht an Bildung
sondern an einem angemessenen Umgang mit ihren Kindern

Nun, das mag eine Untersuchung wert sein, ich kenne mich nicht recht aus;

vorher aber hast Du gefragt

aus welchen Elternhäusern solche Menschen, die eine pädophile Neigung
entwickelt haben, stammen

und ich bin der Meinung, diese beiden Fragen seien nicht dieselbe, wenngleich ich nichts dagegen habe, wenn man sie in Beziehung zu bringen versucht. Ich zweifle allerdings an der sachlichen Untermauerung der gegenwärtigen Medienkampagne! (Du weisst wohl, ich bin katholischer Theologe.)

Wenn man sich mit solchen Fragen des Umwelteinflusses kaum noch
auseinandersetzt, geht das Wissen darüber verloren und die Gesellschaft geht
den Bach runter

Das wäre in der Tat zu befürchten, und es ist richtig, sich damit auseinanderzusetzen.

Es gibt eine Eigenverantwortung, auch und gerade in gebildeten Kreisen.

Das Problem „Pädophilie-Katholische Kleriker“ ist nicht einfach das Problem der Pädophilie schlechthin. Es sticht zwar deswegen so ins Auge, weil der moralische Anspruch der Kirche ja immer hochgehalten wird und dies besonders von Klerikern, jedoch dürfte es mit dem katholischen Milieu kaum erstrangig zu tun haben, wenn wir die Gesamtgesellschaft im Hinblick auf ihre Geschichte und Gegenwart betrachten; ich will damit nicht sagen „ich nicht, der andere auch“, sondern „der Täter ist auch durch strenge Erziehung, allzu hochgesteckte moralische Ziele oder Druck zum Verzicht (selbst wenn dieser mitspielen mochte) nicht entschuldigt“.

Gruss
Mike

Ich wollte nur damit sagen, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Erziehungsstil der Eltern und der späteren Entwicklung der Kinder bezüglich diesr Neigung geben muss.

Die heutige Öffentlichkeit ist wahrscheindlich wirklich nicht mehr reif genug für so eine Diskussion. Was kann man auch von der Bohlen-Generation noch erwarten? Der kritische Geist ist flöten gegangen.

Hier noch einen Link, auf den ich eben gestoßen bin:

http://www.geschichteinchronologie.ch/ps/Palomino_pa…

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guter Link, Stern (o. w. T.)
.

Na ja…

http://www.geschichteinchronologie.ch

http://www.geschichteinchronologie.ch/biographie.htm

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Hallo sin*,

der Link ist zwar nicht äusserst wissenschaftlich.
Es ist dennoch gut, dass er gepostet wurde, weil

  1. Jenna19 damit einen grösseren Zusammenhang herstellt
  2. er die Sache kurz, flüssig und mit Optimismus behandelt
  3. er der Sache auch eine Portion eigene Meinung beifügt. Nützlich wäre es, diese noch nach Möglichkeit zu kennzeichnen, das tut aber nicht mal hier jeder immer (der Schreibende mit eingeschlossen).

Zum Lebenslauf und der Homepage der Person meine ich auch „na ja“.

Gruss
Mike

Erziehungsstil??
Hallo!

Also…ich bin nun wirklich kein Experte, aber ich denke man kann kaum von einem „Erziehungsstil“ reden, bei dem man pädophil wird!

Sind es nicht aussergewöhnliche GEschehnisse, die dazu führen, daß solche Prägungen stattfinden??
Selber missbraucht worden- von so etwas rede ich nun.

Ist für mich nun einfach eine Definitionssache-- unter Erziehungsstil verstehe ich ein dauerhaftes Verhalten, welches das Kind erziehen soll und da wird es natürlich auch bei manchen Menschen immerwiederkehrenden Missbrauch geben-- aber vermutlich doch nciht bei allen!??

Keine Ahnung ob es Veröffentlichungen gibt in denen klar wird, was diesen Trieb „auf den Weg brachte“…aber daß sehr sehr viele Menschen in jungen Jahren sexuelle Übergriffe erleben ist ja bekannt.

kitty

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Hallo kitty40,

was wir hier anstellen, sind generell nur Mutmassungen - jedenfalls was mich betrifft. Immerhin gibt es aber einzelne Anzeichen.

Das prägnanteste ist für mich dies: Einer, der den andern verletzt, denkt in eine andere Richtung und hält die Sache für vollkommen unschädlich, während sie für den anderen existenzvernichtend wirkt.

Dies ist für mich die Grundannahme, die dann auch allerlei scheinbar nebensächliche Fragen nach sich zieht.

Gruss
Mike

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Hallo Kitty,

es ist nicht so, dass die Neigung nur dann ensteht, wenn jemand „missbraucht“ wurde. Erziehung wird heutzutage als jedes Verhalten von Seiten der Eltern definiert. Die Kommunikation, Interaktion, das Emotionale… Es hat ja einen Grund, wenn Kinder in der Kindheit stecken bleiben. Gerade die subtilen Sachen sind nicht einfach wahrnehmbar von außen.
Und auch was den Begriff „Missbrauch“ angeht, es gibt auch emotionalen Missbrauch. Die Eltern sind sich wahrscheinlich nicht mal der Sache bewusst.

Grüße, Jenna

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Einspruch.
Ich bezweifle, dass es in der Kirche mehr Pädophile gibt
als wie unter Möbelverkäufern.
Lies mal was bei Wiki unter sexuellem Missbrauch von Kindern
steht.
Die meisten Täter sind garnicht pädophil. Salopp und geschmacklos ausgedrückt: Die nehmen was kommt.
Siehe auch z.b. Knastvergewaltigungen.

Genauso könntest du die Frage bei jeder psychischen „Störung“
anstellen.

Hallo Diggi,

gerade was psychologische Artikel bei Wiki angeht, halte ich die sehr oft für wenig überzeugend.
Ich denke nicht, es ist der Glaube. Ich glaube selbst auch und bete regelmäßig. Vielmehr ist es die Erziehung, die bei einigen Angehörigen der Kirche (durch bestimmte verzerrte, individuelle Überzeugungen, falsche Dogmatik) dazu führt. Es verquicken sich schnell verschiedene Dinge in Lebensläufen, eben auch bei katholischen Eltern.

Grüße, Jenna

Hallo Jenna19,

dass sie

dazu führt

scheint mir spitz formuliert; allerdings kann und soll man nachfragen, inwiefern sie unter Umständen begünstigt oder zuwenig verhindert.

Angenommen, dem Täter wird gesagt, er sündigt schon, wenn er überhaupt einmal im Leben daran denkt, dass unterhalb der Gürtellinie etwas ist, dann kann das z. B. ein indirekter Freipass sein: Wenn ich ohnehin nicht perfekt bin, dann grad mal überall loslegen. Dass auch die Kirche zwischen leichteren und schwereren Vergehen unterscheidet, verschwindet dann unter dem Teppich. Der Täter sieht ein, dass er sich gegenüber der Kirche schuldig gemacht hat, nimmt es aber auf die leichte Schulter, weil ja andere Leute auch sündigen.

Gruss
Mike

Hallo Dahinden,

ist es nicht auch möglich, dass in der katholischen Kirche zu wenig aufgearbeitet wurde? Jemand, der dort als Kind geschlagen/missbraucht wurde und selbst später ein geistliches Amt bekleidet, wurde von dieser „Erziehung“ geprägt und gibt sie weiter. Es gibt keinen Durchbruch dieses Kreislaufs weil nicht darüber gesprochen wird. Irgendwie scheint es dort ein unausgesprochenes Schweigegesetz zu geben oder ich weiß nicht wie ich das nennen soll.
Überhaupt glaube ich, wächst in einem Menschen viel Druck, wenn über bestimmte (Entwicklungs)Themen Zu Haus geschwiegen wird und diese Themen vielleicht auch noch als Sünde gesehen werden. Kinder werden dadurch schon früh verunsichert würde ich sagen. Wenn die Kinder dann nicht mal mit ihren eigenen Eltern darüber normal sprechen können wie andere und auch sonst niemandem haben, dem sie sich anvertrauen könnten, wird sich das entsprechend folgenreich auf die sexuelle Entwicklung auswirken.
Weil solche Menschen nie etwas anderes kennengelernt haben, leben sie in diesem Milieu weiter und geben ihre Prägung an die nächste Generation weiter…
Mit Gottesgläubigkeit hat das alles überhaupt nichts zu tun. Der Mensch ist da ziemlich in die Irre gelaufen und hat sich verheddert. Die katholische Kirche sollte sich gründlich reformieren. Die geistlichen Angehörigen sind sich wahrscheinlich nicht mal selbst richtig der Sache bewusst (psychische Unreife wird zum festen Persönlichkeitsmerkmal). Nicht alle, aber einige bestimmt.

Grüße, Jenna

Hallo Jenna19,

hier sind mir Deine Gedankensprünge nun zu gross.
Wenn

Themen vielleicht auch
noch als Sünde gesehen werden.

Dann ist das schon mal nicht katholisch. Was dort als Sünde gesehen wird, sind nicht Themen. Es sind Dinge, die dazu führen, dass man Themen in einigen Kreisen bisweilen kaum anspricht. Das ist nicht gleich.

Wer diesen Zusammenhang zur kirchlichen Morallehre jetzt so unmittelbar herstellt, übersieht auch vieles, was nichtkirchlich ist!

Wenn die Kinder dann nicht mal mit ihren eigenen Eltern darüber normal sprechen
können wie andere und auch sonst niemandem haben, dem sie sich anvertrauen
könnten, wird sich das entsprechend folgenreich auf die sexuelle Entwicklung
auswirken.

Dann wären gewisse andere Gesellschaften deutlich mehr, gewisse andere deutlich weniger vom Kindsmissbrauch geprägt. Weder bezüglich der einen noch der anderen weiss ich etwas davon. „Sexuelle Aufklärung“ ist ein Gummibegriff und
ob oder inwiefern sie wirklich nützlich wäre, ist keineswegs nachgewiesen.

Weil solche Menschen nie etwas anderes kennengelernt haben, leben sie in diesem
Milieu weiter und geben ihre Prägung an die nächste Generation weiter…

Ich möchte wirklich nicht ständig schreien „die andern auch“, aber es bleibt mir nichts anderes übrig. In andern Milieus war das doch so weit gravierender. In wieder anderen müsste es markant besser stehen.

Mit Gottesgläubigkeit hat das alles überhaupt nichts zu tun.

Es gibt gottgläubige Lebensweise, und dazu gehört manchmal eine religiös fundierte Ethik. Dazu kann dann eben logischerweise auch eine Sexualmoral gehören. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die reine Existenz einer solchen schädlich ist. Über die Ausgestaltung mögen wir sprechen.

Der Mensch ist da ziemlich in die Irre gelaufen und hat sich verheddert.

Ist es richtig, dass es überhaupt Vorschriften bezüglich Sexualverhalten gibt (und wer nein sagt, begünstigt sogar die Sexualverbrechen) oder ist es richtig, dass die kirchliche Interpretation diesbezüglich vieles offenlässt (und wer ja sagt, entlastet sie als solche schon mal in diesem Punkt)?

Die katholische Kirche sollte sich gründlich reformieren.

Selbst wenn es um eine Revision gewisser Lebensweisen in katholischen Milieus, Kreisen oder vor allem Phantasiegebilden (etwa in den Köpfen der Täter) ginge, wäre das mit einer Reformation der katholischen Kirche im gewöhnlichen theologischen Sinn so eng verwandt wie ich mit einem Elephanten.

Die geistlichen Angehörigen sind sich wahrscheinlich nicht mal selbst richtig
der Sache bewusst (psychische Unreife wird zum festen Persönlichkeitsmerkmal).

Dann liefere ich Dir hiermit das Problem: Ich bin katholischer Theologe. Weise mir mal meine psychische Unreife oder mangelnde Kompetenz nach, die ich rein deswegen habe, weil ich das bin.

Nicht alle, aber einige bestimmt

und schon darum eben gerade nicht „die Kirche“ und nicht „reformieren“.

Gruss
Mike

Hallo Jenna19,

hier sind mir Deine Gedankensprünge nun zu gross.
Wenn Themen vielleicht auch ::noch als Sünde gesehen werden.
Dann ist das schon mal nicht katholisch. Was dort als Sünde
gesehen wird, sind nicht Themen. Es sind Dinge, die dazu
führen, dass man Themen in einigen Kreisen bisweilen kaum
anspricht. Das ist nicht gleich.

Ich glaube wir haben an einander vorbeigeredet. Wahrscheinlich meinen wir dasselbe.

Jemand der spürt, dass über etwas nicht gesprochen werden darf, wird auch spüren, dass etwas Verbotenes, Unerlaubtes daran haften muss. Er spürt dann, dass in seinem Umfeld etwas anders ist, als bei anderen Menschen, die offener über sexuelle Themen sprechen können. Er würde gerne darüber sprechen, aber kann es nicht. Oder er hat es inzwischen schon lange verdrängt und lebt damit. Er hat sich also geistig nie damit auseinandergesetzt. Vielleicht hat er als Teenager dann auch noch die Erfahrung machen müssen, dass seine Eltern entsprechend negativ reagiert haben. Seine Eltern müssen ihm dies gegenüber nicht einmal direkt ausgesprochen haben. Er wird auch so ihre Abwehrhaltung spüren und merkt, ganz deutlich, dass er nicht darüber sprechen darf. Aber auch nicht so handeln darf, oder aber müsste alles verbergen. Vielleicht wird er aus Angst etwas falsch zu machen niemals handeln. Er fängt dann mit der Zeit auch an zu glauben, dass er einzig auf diese Weise ein gottgeweihtes Leben führen kann. Er redet es sich selbst ein, um damit klarzukommen.
Vielleicht wird so ein Mensch dann irgendwann sogar behaupten, dass Sexualität eine Sünde sei. Er wird dann zum Fanatiker, als Folge einer fehlenden geistigen Verarbeitung von bestimmten Dingen.
Zwänge,Verbote und Predigten helfen Kindern und jungen Menschen nicht. Dadurch wird ihr Leben unterdrückt. Das Kind braucht gute Vorbilder aber auch klar die Freiheit selbst entscheiden zu können, um zu einem psychisch gereiften Erwachsenen werden zu können, der selbst entscheiden kann, ob nun nach anderen Richtlinien sein Leben führen möchte. Es braucht Entwicklung, um dort hinzugelangen. Diesen Schritt kann man nicht überspringen.
Der junge Mensch sollte nicht in Angst leben, er sollte selbst entscheiden. Papa und Mama könnten sagen: „Wir haben uns so entschieden, du darfst anders entscheiden“.

„Sexuelle Aufklärung“ ist ein Gummibegriff und

ob oder inwiefern sie wirklich nützlich wäre, ist keineswegs
nachgewiesen.

Ich gebe dir recht. Jeder versteht etwas anderes darunter, was „sexuelle Aufklärung“ ist. Da würde ich auch nicht widersprechen. Es muss aus meiner Sicht nicht direkt darüber gesprochen werden, es sei denn das Kind kommt von selbst darauf. Trotzdem wird es Orientierung suchen und die vielleicht nicht finden, in Milieus, in denen viel verdeckt vor sich geht.

Es gibt gottgläubige Lebensweise, und dazu gehört manchmal
eine religiös fundierte Ethik. Dazu kann dann eben
logischerweise auch eine Sexualmoral gehören. Ich kann mir
nicht vorstellen, dass die reine Existenz einer solchen
schädlich ist.

Wie sich das auswirkt, können entsprechende psychologische Untersuchungen an individuellen Biographien sicherlich nachweisen.
Es kommt vermutlich darauf an, wie die sexuelle Moral im konkreten gelebt wird. Wie sich das auf das Verhalten der Eltern und des Umfeldes auswirkt und die Kinder entsprechend beeinflusst.

Selbst wenn es um eine Revision gewisser Lebensweisen in
katholischen Milieus, Kreisen oder vor allem Phantasiegebilden
(etwa in den Köpfen der Täter) ginge, wäre das mit einer
Reformation der katholischen Kirche im gewöhnlichen
theologischen Sinn so eng verwandt wie ich mit einem
Elephanten.

Der Zölibat wäre ein Anfang. Es gibt nicht ohne Grund tausende katholische Geistliche, die Kinder haben, obwohl sie es nicht dürften. Was das für die Kinder bedeutet, die ihren Vater verleugnen müssen, möchte ich mir nicht ausmalen. Die Kirche muss sich verstärkt und offen mit sexuellem Missbrauch in ihren eigenen Reihen (Geistliche Amtsträger…) auseinandersetzen, in aller Öffentlichkeit. Alles dafür tun, dass dieses Problem eingedämmt wird. Weniger schweigen, mehr reden.
Wenn die katholischen Geistlichen nicht in der Lage sind dazu, muss es jemand anders machen.

Dann liefere ich Dir hiermit das Problem: Ich bin katholischer
Theologe. Weise mir mal meine psychische Unreife oder
mangelnde Kompetenz nach, die ich rein deswegen habe, weil ich
das bin.::Nicht alle, aber einige bestimmt
und schon darum eben gerade nicht „die Kirche“ und nicht
„reformieren“.

Du hast mich missverstanden. Ich weiß, dass du katholischer Theologe bist. Wie ich schon sagte, mit der Religion selbst hat das nichts zu tun. Ich hatte ja schon gesagt, ich glaube auch an Gott. Ich bin sehr gottesgläubig, aber meine Sexualität hat mit Gott nichts zu tun. Und mein Glaube hat keinen Einfluss darauf.

Grüße, Jenna

danke, im Ganzen gesehen ist das wirklich so
Hallo Jenna19,

wenn die katholischen Geistlichen nicht in der Lage sind dazu, muss es
jemand anders machen

Ja, das kann man sagen: Allerdings ist Justitia (und das wäre doch die Alternative?) blind, der Staat (oder hast Du den gemeint) zu weit weg, die Eigenverantwortung (oder hast Du an eine Moral gedacht) von Anfang an nicht hier, weil das Problem ja dann gar nicht entstünde, und der Überblick bei niemand anders, auch wenn jemand anders hülfe.

Indes, es ist nicht von selber schlecht, dass von der Kirche aus immer wieder aufgeräumt wird (und, ja, es ist immer wieder gemacht worden, seit den 80er Jahren gibt es schon grosse kirchliche Untersuchungen zum Problem und viele juristische Aktionen). Das ist ja wohl die Hauptsache.

Nur die gegenwärtige Medienkampagne, die hat mit dem Problem wenig zu tun.

Gruss
Mike

Tipp zum Weiterlesen
http://de.wikipedia.org/wiki/Sexueller_Missbrauch_in…

Gruss
Mike